Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Die betrübte Mara. 2. Diese hohe Cedern alten/frisch begrünet für und für/ die kein Axt hat nie gespalten/ und Jungfrauen sind/ gleich mir. Wie euch schnell und pfeilgeschwind fält der Nordenstürmer Wind; so bringt auch mich umb das Leben/ der es erstlich mir gegeben. 3. Euch ihr grünbekleeten Felder/und dich schlank umschweiffter Thal/ Euch ihr dick bebaumten Wälder schau ich nun zum letzten mal. Jhr bebt und lebt doch im Fried: höret an mein trauerlied! Eure Blätlein werden Zungen/ wann ich meinen Tod besungen. 4. Helles Bächlein/ du durchnetzest/mit der reinen Wasserflut/ diese Rangen/ und ergötzest/ in der warmen Sonnenglut. Nim hin meiner Threnen Bach/ die dich mehren nach und nach/ mach sie in das Meere flüssen seine Bitterkeit zu süssen. 5. Un-
Die betruͤbte Mara. 2. Dieſe hohe Cedern alten/friſch begruͤnet fuͤꝛ und fuͤr/ die kein Axt hat nie geſpalten/ und Jungfrauen ſind/ gleich mir. Wie euch ſchnell und pfeilgeſchwind faͤlt der Nordenſtuͤrmer Wind; ſo bringt auch mich umb das Leben/ der es erſtlich mir gegeben. 3. Euch ihr gruͤnbekleeten Felder/und dich ſchlank umſchweiffter Thal/ Euch ihr dick bebaumten Waͤlder ſchau ich nun zum letzten mal. Jhr bebt und lebt doch im Fried: hoͤret an mein trauerlied! Eure Blaͤtlein werden Zungen/ wann ich meinen Tod beſungen. 4. Helles Baͤchlein/ du durchnetzeſt/mit der reinen Waſſerflut/ dieſe Rangen/ und ergoͤtzeſt/ in der warmen Sonnenglut. Nim hin meiner Threnen Bach/ die dich mehren nach und nach/ mach ſie in das Meere fluͤſſen ſeine Bitterkeit zu ſuͤſſen. 5. Un-
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Die betruͤbte Mara.
2.
Dieſe hohe Cedern alten/
friſch begruͤnet fuͤꝛ und fuͤr/
die kein Axt hat nie geſpalten/
und Jungfrauen ſind/ gleich mir.
Wie euch ſchnell und pfeilgeſchwind
faͤlt der Nordenſtuͤrmer Wind;
ſo bringt auch mich umb das Leben/
der es erſtlich mir gegeben.
3.
Euch ihr gruͤnbekleeten Felder/
und dich ſchlank umſchweiffter Thal/
Euch ihr dick bebaumten Waͤlder
ſchau ich nun zum letzten mal.
Jhr bebt und lebt doch im Fried:
hoͤret an mein trauerlied!
Eure Blaͤtlein werden Zungen/
wann ich meinen Tod beſungen.
4.
Helles Baͤchlein/ du durchnetzeſt/
mit der reinen Waſſerflut/
dieſe Rangen/ und ergoͤtzeſt/
in der warmen Sonnenglut.
Nim hin meiner Threnen Bach/
die dich mehren nach und nach/
mach ſie in das Meere fluͤſſen
ſeine Bitterkeit zu ſuͤſſen.
5. Un-
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