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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Die großmütige Judith.
Der dürstet unser Blut/ ist nun mit Blut erfüllet;
die Locken sind erstarrt/ mit roten Schweiß verhüllet
der mich zuschänden hofft/ fällt nun in seine Schand
den Risenstarken Mann zerstuckt die Weiberhand.
Die er beflecken wolt mit trunken-dollen Küssen/
macht ihn den Frevel-lust mit seinem Tode büssen.
Den vor der Wein erhitzt/ wird leichtlich kühlen ab
und seiner Liebe Brunst erläscht das Todengrab.
Der spate Liebs Gedrank befördert seine Leiche/
er schluff den Todenschlaf/ in dem ich früh' entweiche
und zahlte solchesmahl mit dieser Siegesbeut'
ich kam auch unverwährt durch seine Krieges-
Leut'.
Das Haubt/ das wir gefürcht/ ist nun in unsrer Han-
de/
die Furcht wird unsren Feind verjagen aus dem
Lande/
wann ihr folgt meinem Raht. Eilt/ zieht die Waf-
fen an/
sich rüste jung und alt/ und wer nur fechten kan/
verfolgt der Syrer Heer: Sie fliehen schon von dan-
nen;
Weil sie das Angesicht deß rasenden Tyrannen
ersehen ausgehenkt! Jch habe nun das Haubt/
und dardurch auch den Leib der Macht und Stärk be-
raubt.
Dort liget er besiegt/ der wieder uns gewütet/
deß Höchsten Engelsschutz/ hat gnädig mich behütet/
daß ich die gantze Zeit verblieben keusch und rein/
(wiewol mein frommes Hertz verborgen musste seyn)
Er ließ mich unbefleckt/ den ich mit Blut beflecket:
Schaut hier von seinem Bett/ die Decke die ihn decket.
"Ach/ sonder keusche Zucht hätt ich die Heldenthat
"mit nichten ausgericht. GOTT gabe Sieg und
Gnad.
Wie
Die großmuͤtige Judith.
Der duͤrſtet unſer Blut/ iſt nun mit Blut erfuͤllet;
die Locken ſind erſtarrt/ mit roten Schweiß verhuͤllet
der mich zuſchaͤnden hofft/ faͤllt nun in ſeine Schand
den Riſenſtarken Mann zerſtuckt die Weiberhand.
Die er beflecken wolt mit trunken-dollen Kuͤſſen/
macht ihn den Frevel-luſt mit ſeinem Tode buͤſſen.
Den vor der Wein erhitzt/ wird leichtlich kuͤhlen ab
und ſeiner Liebe Brunſt erlaͤſcht das Todengrab.
Der ſpate Liebs Gedrank befoͤrdert ſeine Leiche/
er ſchluff den Todenſchlaf/ in dem ich fruͤh’ entweiche
und zahlte ſolchesmahl mit dieſer Siegesbeut’
ich kam auch unverwaͤhrt durch ſeine Krieges-
Leut’.
Das Haubt/ das wir gefuͤrcht/ iſt nun in unſrer Han-
de/
die Furcht wird unſren Feind verjagen aus dem
Lande/
wann ihr folgt meinem Raht. Eilt/ zieht die Waf-
fen an/
ſich ruͤſte jung und alt/ und wer nur fechten kan/
verfolgt der Syrer Heer: Sie fliehen ſchon von dan-
nen;
Weil ſie das Angeſicht deß raſenden Tyrannen
erſehen ausgehenkt! Jch habe nun das Haubt/
und dardurch auch den Leib der Macht und Staͤrk be-
raubt.
Dort liget er beſiegt/ der wieder uns gewuͤtet/
deß Hoͤchſten Engelsſchutz/ hat gnaͤdig mich behuͤtet/
daß ich die gantze Zeit verblieben keuſch und rein/
(wiewol mein frommes Hertz verborgẽ muſſte ſeyn)
Er ließ mich unbefleckt/ den ich mit Blut beflecket:
Schaut hier von ſeinem Bett/ die Decke die ihn decket.
„Ach/ ſonder keuſche Zucht haͤtt ich die Heldenthat
„mit nichten ausgericht. GOTT gabe Sieg und
Gnad.
Wie
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[532[530]/0562] Die großmuͤtige Judith. Der duͤrſtet unſer Blut/ iſt nun mit Blut erfuͤllet; die Locken ſind erſtarrt/ mit roten Schweiß verhuͤllet der mich zuſchaͤnden hofft/ faͤllt nun in ſeine Schand den Riſenſtarken Mann zerſtuckt die Weiberhand. Die er beflecken wolt mit trunken-dollen Kuͤſſen/ macht ihn den Frevel-luſt mit ſeinem Tode buͤſſen. Den vor der Wein erhitzt/ wird leichtlich kuͤhlen ab und ſeiner Liebe Brunſt erlaͤſcht das Todengrab. Der ſpate Liebs Gedrank befoͤrdert ſeine Leiche/ er ſchluff den Todenſchlaf/ in dem ich fruͤh’ entweiche und zahlte ſolchesmahl mit dieſer Siegesbeut’ ich kam auch unverwaͤhrt durch ſeine Krieges- Leut’. Das Haubt/ das wir gefuͤrcht/ iſt nun in unſrer Han- de/ die Furcht wird unſren Feind verjagen aus dem Lande/ wann ihr folgt meinem Raht. Eilt/ zieht die Waf- fen an/ ſich ruͤſte jung und alt/ und wer nur fechten kan/ verfolgt der Syrer Heer: Sie fliehen ſchon von dan- nen; Weil ſie das Angeſicht deß raſenden Tyrannen erſehen ausgehenkt! Jch habe nun das Haubt/ und dardurch auch den Leib der Macht und Staͤrk be- raubt. Dort liget er beſiegt/ der wieder uns gewuͤtet/ deß Hoͤchſten Engelsſchutz/ hat gnaͤdig mich behuͤtet/ daß ich die gantze Zeit verblieben keuſch und rein/ (wiewol mein frommes Hertz verborgẽ muſſte ſeyn) Er ließ mich unbefleckt/ den ich mit Blut beflecket: Schaut hier von ſeinem Bett/ die Decke die ihn decket. „Ach/ ſonder keuſche Zucht haͤtt ich die Heldenthat „mit nichten ausgericht. GOTT gabe Sieg und Gnad. Wie

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 532[530]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/562>, abgerufen am 22.11.2024.