Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

Provinz Jtalien von den Lasten befreit, doch die andern Pro-
vinzen, wo der cursus bereits errichtet war, sich zu den schwe-
ren Leistungen nur mit Widerstreben herbeiließen. --

Was in Jtalien selbst an die Stelle der erlassenen Ver-
pflichtungen getreten, läßt sich nur vermuthen1).

Entweder mußten wie in älterer Zeit die Beamten wieder
auf eigene Kosten reisen, und Zelte, Sclaven und Zugthiere
und alles sonst Nothwendige mit sich führen, oder was zu den
Verfügungen der folgenden Kaiser stimmt, Nerva übernahm
die Kosten auf den kaiserlichen Fiskus.

Trajan (98-117), der nächste Nachfolger N[@]rvas, mag
wohl diese Vergünstigung Jtaliens weniger beachtet, als sich
vielmehr an das Princip des Augustus gehalten haben, man
kann dies wenigstens aus einer Stelle des Sextus Aurelius
Victor de Trajano cap. 13. 4.
entnehmen, welche lautet:
"noscendi ocyus, quae ubique e Republica gerebantur,
admota media publici cursus; quod equidem munus satis
utile in pestem orbis Romani vertit posteriorum avaritia,
insolentiaque, nisi quod his annis suf[fe]ctae vires Illyrico
sint, Praefecto medente Anatolio. Boni malique in Repu-
blica nihil est, quod in diversum traduci nequeat moribus
praesidentium".

Viele Schriftsteller wollen aus dieser Stelle sogar entneh-
der cursus publicus sei erst unter Trajan entstanden, --
allein dem entgegen steht wohl der Beweis, den die unter Nerva
geprägten Münzen liefern.

Jedenfalls, wie erwähnt, ist es sehr wahrscheinlich, daß der von

1) Hudemann, Postwesen der römischen Kaiserzeit 1866, pag. 10.

Provinz Jtalien von den Laſten befreit, doch die andern Pro-
vinzen, wo der cursus bereits errichtet war, ſich zu den ſchwe-
ren Leiſtungen nur mit Widerſtreben herbeiließen. —

Was in Jtalien ſelbſt an die Stelle der erlaſſenen Ver-
pflichtungen getreten, läßt ſich nur vermuthen1).

Entweder mußten wie in älterer Zeit die Beamten wieder
auf eigene Koſten reiſen, und Zelte, Sclaven und Zugthiere
und alles ſonſt Nothwendige mit ſich führen, oder was zu den
Verfügungen der folgenden Kaiſer ſtimmt, Nerva übernahm
die Koſten auf den kaiſerlichen Fiskus.

Trajan (98‒117), der nächſte Nachfolger N[ǝ]rvas, mag
wohl dieſe Vergünſtigung Jtaliens weniger beachtet, als ſich
vielmehr an das Princip des Augustus gehalten haben, man
kann dies wenigſtens aus einer Stelle des Sextus Aurelius
Victor de Trajano cap. 13. 4.
entnehmen, welche lautet:
„noscendi ocyus, quae ubique e Republica gerebantur,
admota media publici cursus; quod equidem munus satis
utile in pestem orbis Romani vertit posteriorum avaritia,
insolentiaque, nisi quod his annis suf[fe]ctae vires Illyrico
sint, Praefecto medente Anatolio. Boni malique in Repu-
blica nihil est, quod in diversum traduci nequeat moribus
praesidentium“.

Viele Schriftſteller wollen aus dieſer Stelle ſogar entneh-
der cursus publicus ſei erſt unter Trajan entſtanden, —
allein dem entgegen ſteht wohl der Beweis, den die unter Nerva
geprägten Münzen liefern.

Jedenfalls, wie erwähnt, iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß der von

1) Hudemann, Poſtweſen der römiſchen Kaiſerzeit 1866, pag. 10.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0101" n="88"/>
Provinz Jtalien von den La&#x017F;ten befreit, doch die andern Pro-<lb/>
vinzen, wo der <hi rendition="#aq">cursus</hi> bereits errichtet war, &#x017F;ich zu den &#x017F;chwe-<lb/>
ren Lei&#x017F;tungen nur mit Wider&#x017F;treben herbeiließen. &#x2014;</p><lb/>
                <p>Was in Jtalien &#x017F;elb&#x017F;t an die Stelle der erla&#x017F;&#x017F;enen Ver-<lb/>
pflichtungen getreten, läßt &#x017F;ich nur vermuthen<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Hudemann</hi>, Po&#x017F;twe&#x017F;en der römi&#x017F;chen Kai&#x017F;erzeit 1866, <hi rendition="#aq">pag</hi>. 10.</note>.</p><lb/>
                <p>Entweder mußten wie in älterer Zeit die Beamten wieder<lb/>
auf eigene Ko&#x017F;ten rei&#x017F;en, und Zelte, Sclaven und Zugthiere<lb/>
und alles &#x017F;on&#x017F;t Nothwendige mit &#x017F;ich führen, oder was zu den<lb/>
Verfügungen der folgenden Kai&#x017F;er &#x017F;timmt, <hi rendition="#aq">Nerva</hi> übernahm<lb/>
die Ko&#x017F;ten auf den kai&#x017F;erlichen Fiskus.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#aq">Trajan</hi> (98&#x2012;117), der näch&#x017F;te Nachfolger <hi rendition="#aq">N<supplied>&#x01DD;</supplied>rvas</hi>, mag<lb/>
wohl die&#x017F;e Vergün&#x017F;tigung Jtaliens weniger beachtet, als &#x017F;ich<lb/>
vielmehr an das Princip des <hi rendition="#aq">Augustus</hi> gehalten haben, man<lb/>
kann dies wenig&#x017F;tens aus einer Stelle des <hi rendition="#aq">Sextus Aurelius<lb/>
Victor de Trajano cap. 13. 4.</hi> entnehmen, welche lautet:<lb/><hi rendition="#aq">&#x201E;noscendi ocyus, quae ubique e Republica gerebantur,<lb/><hi rendition="#g">admota</hi> media publici cursus; quod equidem munus satis<lb/>
utile in pestem orbis Romani vertit posteriorum avaritia,<lb/>
insolentiaque, nisi quod his annis suf<supplied>fe</supplied>ctae vires Illyrico<lb/>
sint, Praefecto medente Anatolio. Boni malique in Repu-<lb/>
blica nihil est, quod in diversum traduci nequeat moribus<lb/>
praesidentium&#x201C;.</hi></p><lb/>
                <p>Viele Schrift&#x017F;teller wollen aus die&#x017F;er Stelle &#x017F;ogar entneh-<lb/>
der <hi rendition="#aq">cursus publicus</hi> &#x017F;ei er&#x017F;t unter <hi rendition="#aq">Trajan</hi> ent&#x017F;tanden, &#x2014;<lb/>
allein dem entgegen &#x017F;teht wohl der Beweis, den die unter <hi rendition="#aq">Nerva</hi><lb/>
geprägten Münzen liefern.</p><lb/>
                <p>Jedenfalls, wie erwähnt, i&#x017F;t es &#x017F;ehr wahr&#x017F;cheinlich, daß der von<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0101] Provinz Jtalien von den Laſten befreit, doch die andern Pro- vinzen, wo der cursus bereits errichtet war, ſich zu den ſchwe- ren Leiſtungen nur mit Widerſtreben herbeiließen. — Was in Jtalien ſelbſt an die Stelle der erlaſſenen Ver- pflichtungen getreten, läßt ſich nur vermuthen 1). Entweder mußten wie in älterer Zeit die Beamten wieder auf eigene Koſten reiſen, und Zelte, Sclaven und Zugthiere und alles ſonſt Nothwendige mit ſich führen, oder was zu den Verfügungen der folgenden Kaiſer ſtimmt, Nerva übernahm die Koſten auf den kaiſerlichen Fiskus. Trajan (98‒117), der nächſte Nachfolger Nǝrvas, mag wohl dieſe Vergünſtigung Jtaliens weniger beachtet, als ſich vielmehr an das Princip des Augustus gehalten haben, man kann dies wenigſtens aus einer Stelle des Sextus Aurelius Victor de Trajano cap. 13. 4. entnehmen, welche lautet: „noscendi ocyus, quae ubique e Republica gerebantur, admota media publici cursus; quod equidem munus satis utile in pestem orbis Romani vertit posteriorum avaritia, insolentiaque, nisi quod his annis suffectae vires Illyrico sint, Praefecto medente Anatolio. Boni malique in Repu- blica nihil est, quod in diversum traduci nequeat moribus praesidentium“. Viele Schriftſteller wollen aus dieſer Stelle ſogar entneh- der cursus publicus ſei erſt unter Trajan entſtanden, — allein dem entgegen ſteht wohl der Beweis, den die unter Nerva geprägten Münzen liefern. Jedenfalls, wie erwähnt, iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß der von 1) Hudemann, Poſtweſen der römiſchen Kaiſerzeit 1866, pag. 10.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/101
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/101>, abgerufen am 19.05.2024.