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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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gen und ebenso von den Bewegungen und feindseligen Plänen
der erst unterjochten Völker rechtzeitig Kunde erhalten zu können,
so liegt der Gedanke mehr als nahe, daß Kaiser Karl aus den
bisher noch ungefügigen und zerrissenen Verkehrsmitteln eine
regelmäßige, seinen Herrscherplänen entsprechende Anstalt zur
Beförderung seiner Gesandten, Beamten und Correspondenzen
errichten wollte oder errichtet hat.

Daß eine solche Anstalt in den ersten Jahren seiner Re-
gierung nicht bestand, beweist das Capitulare vom Jahre 802,
zu welcher Zeit sich der Kaiser gelegentlich einer großen Ver-
sammlung zu Aachen befand, von wo aus die Beschlüsse, die
in dieser Versammlung gefaßt worden waren, durch die Grafen
und Centenarien zur unverzüglichen Weiterbeförderung und
Verbreitung im Reiche zu gelangen hatten1).

Es ist also hier nichts von einer schon bestehenden Be-
förderungsanstalt erwähnt und schreibt auch Daniel2) von eben
dieser Reichsversammlung, daß die Verbreitung seiner Erlasse,
Befehle etc. etc. nur durch die eigens hiezu abgesendeten Com-
missäre vermittelt wurden: Charlemagne -- fit faire des co-
pies des decrets qui avaient ete faits dans cette assemblee
d'Aix-la-chapelle, aux quels il donne en latin le nom d'E-

1) Pertz, Monum. Germ. histor. Leges tom. I. Caroli M. ca-
pit. pag. 94. "de legationibus a domino imperatore venientibus
missis directis, ut comites et centenarii praevideant omni solicitu-
dine, sicut gratiam domini imperatoris cupiunt, ut absque ulla mora
eant per ministeria eorum omnibusque omnino praecepit, quia hoc
debiti sunt praevidere ut nullam moram nusquam patiatur, sed cum
omni festinatione eos faciant ire viam suam etc.
2) Le pere Gabriel Daniel, histoire de France, tom. II. p. 67.

gen und ebenſo von den Bewegungen und feindſeligen Plänen
der erſt unterjochten Völker rechtzeitig Kunde erhalten zu können,
ſo liegt der Gedanke mehr als nahe, daß Kaiſer Karl aus den
bisher noch ungefügigen und zerriſſenen Verkehrsmitteln eine
regelmäßige, ſeinen Herrſcherplänen entſprechende Anſtalt zur
Beförderung ſeiner Geſandten, Beamten und Correſpondenzen
errichten wollte oder errichtet hat.

Daß eine ſolche Anſtalt in den erſten Jahren ſeiner Re-
gierung nicht beſtand, beweiſt das Capitulare vom Jahre 802,
zu welcher Zeit ſich der Kaiſer gelegentlich einer großen Ver-
ſammlung zu Aachen befand, von wo aus die Beſchlüſſe, die
in dieſer Verſammlung gefaßt worden waren, durch die Grafen
und Centenarien zur unverzüglichen Weiterbeförderung und
Verbreitung im Reiche zu gelangen hatten1).

Es iſt alſo hier nichts von einer ſchon beſtehenden Be-
förderungsanſtalt erwähnt und ſchreibt auch Daniel2) von eben
dieſer Reichsverſammlung, daß die Verbreitung ſeiner Erlaſſe,
Befehle ꝛc. ꝛc. nur durch die eigens hiezu abgeſendeten Com-
miſſäre vermittelt wurden: Charlemagne — fit faire des co-
pies des decrets qui avaient été faits dans cette assemblée
d'Aix-la-chapelle, aux quels il donne en latin le nom d'E-

1) Pertz, Monum. Germ. histor. Leges tom. I. Caroli M. ca-
pit. pag. 94. „de legationibus a domino imperatore venientibus
missis directis, ut comites et centenarii praevideant omni solicitu-
dine, sicut gratiam domini imperatoris cupiunt, ut absque ulla mora
eant per ministeria eorum omnibusque omnino praecepit, quia hoc
debiti sunt praevidere ut nullam moram nusquam patiatur, sed cum
omni festinatione eos faciant ire viam suam etc.
2) Le père Gabriel Daniel, histoire de France, tom. II. p. 67.
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[137/0150] gen und ebenſo von den Bewegungen und feindſeligen Plänen der erſt unterjochten Völker rechtzeitig Kunde erhalten zu können, ſo liegt der Gedanke mehr als nahe, daß Kaiſer Karl aus den bisher noch ungefügigen und zerriſſenen Verkehrsmitteln eine regelmäßige, ſeinen Herrſcherplänen entſprechende Anſtalt zur Beförderung ſeiner Geſandten, Beamten und Correſpondenzen errichten wollte oder errichtet hat. Daß eine ſolche Anſtalt in den erſten Jahren ſeiner Re- gierung nicht beſtand, beweiſt das Capitulare vom Jahre 802, zu welcher Zeit ſich der Kaiſer gelegentlich einer großen Ver- ſammlung zu Aachen befand, von wo aus die Beſchlüſſe, die in dieſer Verſammlung gefaßt worden waren, durch die Grafen und Centenarien zur unverzüglichen Weiterbeförderung und Verbreitung im Reiche zu gelangen hatten 1). Es iſt alſo hier nichts von einer ſchon beſtehenden Be- förderungsanſtalt erwähnt und ſchreibt auch Daniel 2) von eben dieſer Reichsverſammlung, daß die Verbreitung ſeiner Erlaſſe, Befehle ꝛc. ꝛc. nur durch die eigens hiezu abgeſendeten Com- miſſäre vermittelt wurden: Charlemagne — fit faire des co- pies des decrets qui avaient été faits dans cette assemblée d'Aix-la-chapelle, aux quels il donne en latin le nom d'E- 1) Pertz, Monum. Germ. histor. Leges tom. I. Caroli M. ca- pit. pag. 94. „de legationibus a domino imperatore venientibus missis directis, ut comites et centenarii praevideant omni solicitu- dine, sicut gratiam domini imperatoris cupiunt, ut absque ulla mora eant per ministeria eorum omnibusque omnino praecepit, quia hoc debiti sunt praevidere ut nullam moram nusquam patiatur, sed cum omni festinatione eos faciant ire viam suam etc. 2) Le père Gabriel Daniel, histoire de France, tom. II. p. 67.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/150>, abgerufen am 24.11.2024.