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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Diese Botenzüge der Hansa, und ihre weitverzweigten Ver-
bindungen waren demnach in diesen Zeiten die Vertreter der
Postanstalten; die einzelnen Routen wurden so regelmäßig befahren,
daß man allenthalben Tag und Stunde der Ankunft derselben
kannte, wornach sich die Verbindungen nach den Seitenrouten
zu richten hatten.



Cap. IV.
Das Geleitswesen.

Trotz aller dieser kräftigen Vereinigungen der einzelnen Cor-
porationen gewahrt man nichts von lebhafter Theilnahme der
Fürsten und Landesherren; die Fürsten des XIII. Jahrhunderts
hatten keine Jdee von Handelspolitik. So viel wußten sie nur,
daß der Handel reiche Leute mache, und daß die angenehmsten
Bedürfnisse des Wohllebens durch ihn zu ihnen käme. Ob
und wie er entstünde, und ob er durch fremde oder ihre eigenen
Unterthanen betrieben würde, war ihnen einerlei. -- Die Kauf-
leute mochten bitten, was sie wollten, es war ihnen zugestanden1).

Uebrigens nahmen sie sich vielfach doch eifrig der Handels-
leute an, wenn es galt, ihre Waarenzüge auf den theilweise
sehr unsichern Landstraßen von einer Stadt zur andern oder
von Gebiet zu Gebiet durch ihre bewaffneten Leute begleiten zu
lassen. Diese Uebung ist unter der Bezeichnung des "Ge-
leites" zu einer großen Ausbildung gelangt, in den einen Ge-
genden mehr in den andern minder. So hat zum Beispiel
seit dem Jahre 1313 Kaiser Heinrich VII. der Stadt Nürn-

1) Büsch, Geschichte der Hansa in Schmidt's Hanseatisches Maga-
zin. Bremen 1799. Bd. I. Heft 1. p. 30, 31.

Dieſe Botenzüge der Hanſa, und ihre weitverzweigten Ver-
bindungen waren demnach in dieſen Zeiten die Vertreter der
Poſtanſtalten; die einzelnen Routen wurden ſo regelmäßig befahren,
daß man allenthalben Tag und Stunde der Ankunft derſelben
kannte, wornach ſich die Verbindungen nach den Seitenrouten
zu richten hatten.



Cap. IV.
Das Geleitsweſen.

Trotz aller dieſer kräftigen Vereinigungen der einzelnen Cor-
porationen gewahrt man nichts von lebhafter Theilnahme der
Fürſten und Landesherren; die Fürſten des XIII. Jahrhunderts
hatten keine Jdee von Handelspolitik. So viel wußten ſie nur,
daß der Handel reiche Leute mache, und daß die angenehmſten
Bedürfniſſe des Wohllebens durch ihn zu ihnen käme. Ob
und wie er entſtünde, und ob er durch fremde oder ihre eigenen
Unterthanen betrieben würde, war ihnen einerlei. — Die Kauf-
leute mochten bitten, was ſie wollten, es war ihnen zugeſtanden1).

Uebrigens nahmen ſie ſich vielfach doch eifrig der Handels-
leute an, wenn es galt, ihre Waarenzüge auf den theilweiſe
ſehr unſichern Landſtraßen von einer Stadt zur andern oder
von Gebiet zu Gebiet durch ihre bewaffneten Leute begleiten zu
laſſen. Dieſe Uebung iſt unter der Bezeichnung des „Ge-
leites“ zu einer großen Ausbildung gelangt, in den einen Ge-
genden mehr in den andern minder. So hat zum Beiſpiel
ſeit dem Jahre 1313 Kaiſer Heinrich VII. der Stadt Nürn-

1) Büsch, Geſchichte der Hanſa in Schmidt's Hanſeatiſches Maga-
zin. Bremen 1799. Bd. I. Heft 1. p. 30, 31.
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[183/0196] Dieſe Botenzüge der Hanſa, und ihre weitverzweigten Ver- bindungen waren demnach in dieſen Zeiten die Vertreter der Poſtanſtalten; die einzelnen Routen wurden ſo regelmäßig befahren, daß man allenthalben Tag und Stunde der Ankunft derſelben kannte, wornach ſich die Verbindungen nach den Seitenrouten zu richten hatten. Cap. IV. Das Geleitsweſen. Trotz aller dieſer kräftigen Vereinigungen der einzelnen Cor- porationen gewahrt man nichts von lebhafter Theilnahme der Fürſten und Landesherren; die Fürſten des XIII. Jahrhunderts hatten keine Jdee von Handelspolitik. So viel wußten ſie nur, daß der Handel reiche Leute mache, und daß die angenehmſten Bedürfniſſe des Wohllebens durch ihn zu ihnen käme. Ob und wie er entſtünde, und ob er durch fremde oder ihre eigenen Unterthanen betrieben würde, war ihnen einerlei. — Die Kauf- leute mochten bitten, was ſie wollten, es war ihnen zugeſtanden 1). Uebrigens nahmen ſie ſich vielfach doch eifrig der Handels- leute an, wenn es galt, ihre Waarenzüge auf den theilweiſe ſehr unſichern Landſtraßen von einer Stadt zur andern oder von Gebiet zu Gebiet durch ihre bewaffneten Leute begleiten zu laſſen. Dieſe Uebung iſt unter der Bezeichnung des „Ge- leites“ zu einer großen Ausbildung gelangt, in den einen Ge- genden mehr in den andern minder. So hat zum Beiſpiel ſeit dem Jahre 1313 Kaiſer Heinrich VII. der Stadt Nürn- 1) Büsch, Geſchichte der Hanſa in Schmidt's Hanſeatiſches Maga- zin. Bremen 1799. Bd. I. Heft 1. p. 30, 31.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/196>, abgerufen am 21.11.2024.