Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

gebildet wurde, da trat auch die Nothwendigkeit heran, ver-
schiedene
Versendungsgelegenheiten zu schaffen, aus deren
Verzweigung und Jneinandergreifen allmählig wieder förmliche
Anstalten erstehen mußten! So sehen wir also in der Schrift-
sprache gewissermaßen die zweite Wurzel schlagen, an der sich
die Lebensthätigkeit des Postinstituts bis zur heutigen Stunde
in immer wachsenden Progressionen fortentwickelt hat. --

Es ist hier nicht der Ort, zu untersuchen, seit wann die
Schriftsprache bekannt ist und welches Volk sich derselben zuerst
bedient hat, wenn überhaupt die Erfindung der Schrift- oder
Bilderzeichen nicht eben so gut gleichzeitige und von einander
unabhängige Erfindungen verschiedener Völker sind -- aber
weit über 2000 Jahre v. Chr. soll Semiramis schon einen
Brief vom Jndierkönig Strabrobates empfangen haben.1)

Lange Zeit vor Moses (1800 v. Chr.) soll schon das
Bast- oder Rindenpapier in Gebrauch gewesen sein; Diodorus
spricht (lib. I. Cap. 48) von einer Menge Bücher, welche
am Fuß einer Bildsäule des Oberrichters im Grabmal des
ägyptischen Königs Osymandyas in Theben (2300 v. Chr.)
liegen. Zu den Regierungszeiten des Cyrus (560 v. Chr.)
war das Siegeln amtlicher Erlasse und Decrete an die Be-
hörden etc. schon eine ganz gebräuchliche Sache.2)



1) Diodorus, lib. II. Cap. 18.
2) Buch Esther, Cap. 1, Vers 19, 20, 22 etc. etc., Cap. 3, Vers 12
und 13, Cap. 8. Vers 8, 9 und 10.

gebildet wurde, da trat auch die Nothwendigkeit heran, ver-
ſchiedene
Verſendungsgelegenheiten zu ſchaffen, aus deren
Verzweigung und Jneinandergreifen allmählig wieder förmliche
Anſtalten erſtehen mußten! So ſehen wir alſo in der Schrift-
ſprache gewiſſermaßen die zweite Wurzel ſchlagen, an der ſich
die Lebensthätigkeit des Poſtinſtituts bis zur heutigen Stunde
in immer wachſenden Progreſſionen fortentwickelt hat. —

Es iſt hier nicht der Ort, zu unterſuchen, ſeit wann die
Schriftſprache bekannt iſt und welches Volk ſich derſelben zuerſt
bedient hat, wenn überhaupt die Erfindung der Schrift- oder
Bilderzeichen nicht eben ſo gut gleichzeitige und von einander
unabhängige Erfindungen verſchiedener Völker ſind — aber
weit über 2000 Jahre v. Chr. ſoll Semiramis ſchon einen
Brief vom Jndierkönig Strabrobates empfangen haben.1)

Lange Zeit vor Moſes (1800 v. Chr.) ſoll ſchon das
Baſt- oder Rindenpapier in Gebrauch geweſen ſein; Diodorus
ſpricht (lib. I. Cap. 48) von einer Menge Bücher, welche
am Fuß einer Bildſäule des Oberrichters im Grabmal des
ägyptiſchen Königs Oſymandyas in Theben (2300 v. Chr.)
liegen. Zu den Regierungszeiten des Cyrus (560 v. Chr.)
war das Siegeln amtlicher Erlaſſe und Decrete an die Be-
hörden ꝛc. ſchon eine ganz gebräuchliche Sache.2)



1) Diodorus, lib. II. Cap. 18.
2) Buch Eſther, Cap. 1, Vers 19, 20, 22 ꝛc. ꝛc., Cap. 3, Vers 12
und 13, Cap. 8. Vers 8, 9 und 10.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0023" n="10"/>
gebildet wurde, da trat auch die Nothwendigkeit heran, <hi rendition="#g">ver-<lb/>
&#x017F;chiedene</hi> Ver&#x017F;endungsgelegenheiten zu &#x017F;chaffen, aus deren<lb/>
Verzweigung und Jneinandergreifen allmählig wieder förmliche<lb/>
An&#x017F;talten er&#x017F;tehen mußten! So &#x017F;ehen wir al&#x017F;o in der Schrift-<lb/>
&#x017F;prache gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen die zweite Wurzel &#x017F;chlagen, an der &#x017F;ich<lb/>
die Lebensthätigkeit des Po&#x017F;tin&#x017F;tituts bis zur heutigen Stunde<lb/>
in immer wach&#x017F;enden Progre&#x017F;&#x017F;ionen fortentwickelt hat. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t hier nicht der Ort, zu unter&#x017F;uchen, &#x017F;eit wann die<lb/>
Schrift&#x017F;prache bekannt i&#x017F;t und welches Volk &#x017F;ich der&#x017F;elben zuer&#x017F;t<lb/>
bedient hat, wenn überhaupt die Erfindung der Schrift- oder<lb/>
Bilderzeichen nicht eben &#x017F;o gut gleichzeitige und von einander<lb/>
unabhängige Erfindungen ver&#x017F;chiedener Völker &#x017F;ind &#x2014; aber<lb/>
weit über 2000 Jahre v. Chr. &#x017F;oll Semiramis &#x017F;chon einen<lb/>
Brief vom Jndierkönig Strabrobates empfangen haben.<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Diodorus, lib. II.</hi> Cap. 18.</note></p><lb/>
            <p>Lange Zeit vor Mo&#x017F;es (1800 v. Chr.) &#x017F;oll &#x017F;chon das<lb/>
Ba&#x017F;t- oder Rindenpapier in Gebrauch gewe&#x017F;en &#x017F;ein; Diodorus<lb/>
&#x017F;pricht (<hi rendition="#aq">lib. I.</hi> Cap. 48) von einer <hi rendition="#g">Menge</hi> Bücher, welche<lb/>
am Fuß einer Bild&#x017F;äule des Oberrichters im Grabmal des<lb/>
ägypti&#x017F;chen Königs O&#x017F;ymandyas in Theben (2300 v. Chr.)<lb/>
liegen. Zu den Regierungszeiten des Cyrus (560 v. Chr.)<lb/>
war das Siegeln amtlicher Erla&#x017F;&#x017F;e und Decrete an die Be-<lb/>
hörden &#xA75B;c. &#x017F;chon eine ganz gebräuchliche Sache.<note place="foot" n="2)">Buch E&#x017F;ther, Cap. 1, Vers 19, 20, 22 &#xA75B;c. &#xA75B;c., Cap. 3, Vers 12<lb/>
und 13, Cap. 8. Vers 8, 9 und 10.</note></p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0023] gebildet wurde, da trat auch die Nothwendigkeit heran, ver- ſchiedene Verſendungsgelegenheiten zu ſchaffen, aus deren Verzweigung und Jneinandergreifen allmählig wieder förmliche Anſtalten erſtehen mußten! So ſehen wir alſo in der Schrift- ſprache gewiſſermaßen die zweite Wurzel ſchlagen, an der ſich die Lebensthätigkeit des Poſtinſtituts bis zur heutigen Stunde in immer wachſenden Progreſſionen fortentwickelt hat. — Es iſt hier nicht der Ort, zu unterſuchen, ſeit wann die Schriftſprache bekannt iſt und welches Volk ſich derſelben zuerſt bedient hat, wenn überhaupt die Erfindung der Schrift- oder Bilderzeichen nicht eben ſo gut gleichzeitige und von einander unabhängige Erfindungen verſchiedener Völker ſind — aber weit über 2000 Jahre v. Chr. ſoll Semiramis ſchon einen Brief vom Jndierkönig Strabrobates empfangen haben. 1) Lange Zeit vor Moſes (1800 v. Chr.) ſoll ſchon das Baſt- oder Rindenpapier in Gebrauch geweſen ſein; Diodorus ſpricht (lib. I. Cap. 48) von einer Menge Bücher, welche am Fuß einer Bildſäule des Oberrichters im Grabmal des ägyptiſchen Königs Oſymandyas in Theben (2300 v. Chr.) liegen. Zu den Regierungszeiten des Cyrus (560 v. Chr.) war das Siegeln amtlicher Erlaſſe und Decrete an die Be- hörden ꝛc. ſchon eine ganz gebräuchliche Sache. 2) 1) Diodorus, lib. II. Cap. 18. 2) Buch Eſther, Cap. 1, Vers 19, 20, 22 ꝛc. ꝛc., Cap. 3, Vers 12 und 13, Cap. 8. Vers 8, 9 und 10.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/23
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/23>, abgerufen am 06.05.2024.