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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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auf die heutigen Tage zu betrachten sind1), soll hier diese
Verordnung in ihren Hauptzügen wieder gegeben werden.

1. Der König hat mit seinem Staatsrath erwogen, wie
es für seine und des Staates Angelegenheiten von höchster
Wichtigkeit sei, von allen Richtungen seines Landes her Nach-
richten empfangen und solche in gleicher Weise nach überall
hin zu jeder Zeit gelangen lassen zu können und deßhalb an allen
hiezu geeigneten Orten eine Anzahl Pferde (un nombre de
chevaux courants de traite en traite
) zu bestellen.

Es sollen sofort namentlich auf den Hauptrouten des Kö-
nigreichs von je 4 zu 4 Stunden taugliche, verläßige, erprobte
Leute behufs Haltung und Pflege von je 4 oder 5 Pferden
aufgestellt werden, die Pferde sollen gut zum Laufen geeignet
sein; (chevaux de legere taille; bien enharnaches et pro-
pres a courir le gallop durant le chemin de leur traite.
)

Die Erhöhung der Zahl der zu haltenden Pferde soll sich
je nach dem Bedürfniß ergeben.

3. Zur Leitung und Ueberwachung dieser Anstalt soll eine
eigene Charge unter dem Titel eines Groß-Kuriers-Meisters

1) Matthias, Geschichte der Posten. Band I. pag. 73 will dies zwar
durchaus nicht zugeben, nnd glaubt bewiesen zu haben, daß die "Er-
findung" und Stiftung des Postwesens von Deutschen, den Marianer-
oder deutschen Ordensrittern im Jahre 1276 zu Marienburg in West-
preußen (Band II. cap. 3. pag. 158 und Band I. pag. 78) ausge-
gangen sei. Wenn dies angenommen werden will, dann darf man
auch dem Könige Ludwig XI. die zweitmalige Erfindung der Posten
zuschreiben, denn daß man in Frankreich sich die längst entschwundenen
Einrichtungen der Ordensritter zum Muster genommen hätte, ist doch
kaum wahrscheinlich, wahrscheinlicher ist vielmehr, daß Beiden die rö-
mischen Einrichtungen vorschwebten und gewiß ist es, wie wir sehen
werden, daß von den französischen Posten ab gar bald sich die
Nachbildung in Deutschland beweisen läßt.

auf die heutigen Tage zu betrachten ſind1), ſoll hier dieſe
Verordnung in ihren Hauptzügen wieder gegeben werden.

1. Der König hat mit ſeinem Staatsrath erwogen, wie
es für ſeine und des Staates Angelegenheiten von höchſter
Wichtigkeit ſei, von allen Richtungen ſeines Landes her Nach-
richten empfangen und ſolche in gleicher Weiſe nach überall
hin zu jeder Zeit gelangen laſſen zu können und deßhalb an allen
hiezu geeigneten Orten eine Anzahl Pferde (un nombre de
chevaux courants de traite en traite
) zu beſtellen.

Es ſollen ſofort namentlich auf den Hauptrouten des Kö-
nigreichs von je 4 zu 4 Stunden taugliche, verläßige, erprobte
Leute behufs Haltung und Pflege von je 4 oder 5 Pferden
aufgeſtellt werden, die Pferde ſollen gut zum Laufen geeignet
ſein; (chevaux de légère taille; bien enharnachés et pro-
pres à courir le gallop durant le chemin de leur traite.
)

Die Erhöhung der Zahl der zu haltenden Pferde ſoll ſich
je nach dem Bedürfniß ergeben.

3. Zur Leitung und Ueberwachung dieſer Anſtalt ſoll eine
eigene Charge unter dem Titel eines Groß-Kuriers-Meiſters

1) Matthias, Geſchichte der Poſten. Band I. pag. 73 will dies zwar
durchaus nicht zugeben, nnd glaubt bewieſen zu haben, daß die „Er-
findung“ und Stiftung des Poſtweſens von Deutſchen, den Marianer-
oder deutſchen Ordensrittern im Jahre 1276 zu Marienburg in Weſt-
preußen (Band II. cap. 3. pag. 158 und Band I. pag. 78) ausge-
gangen ſei. Wenn dies angenommen werden will, dann darf man
auch dem Könige Ludwig XI. die zweitmalige Erfindung der Poſten
zuſchreiben, denn daß man in Frankreich ſich die längſt entſchwundenen
Einrichtungen der Ordensritter zum Muſter genommen hätte, iſt doch
kaum wahrſcheinlich, wahrſcheinlicher iſt vielmehr, daß Beiden die rö-
miſchen Einrichtungen vorſchwebten und gewiß iſt es, wie wir ſehen
werden, daß von den franzöſiſchen Poſten ab gar bald ſich die
Nachbildung in Deutſchland beweiſen läßt.
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[228/0241] auf die heutigen Tage zu betrachten ſind 1), ſoll hier dieſe Verordnung in ihren Hauptzügen wieder gegeben werden. 1. Der König hat mit ſeinem Staatsrath erwogen, wie es für ſeine und des Staates Angelegenheiten von höchſter Wichtigkeit ſei, von allen Richtungen ſeines Landes her Nach- richten empfangen und ſolche in gleicher Weiſe nach überall hin zu jeder Zeit gelangen laſſen zu können und deßhalb an allen hiezu geeigneten Orten eine Anzahl Pferde (un nombre de chevaux courants de traite en traite) zu beſtellen. Es ſollen ſofort namentlich auf den Hauptrouten des Kö- nigreichs von je 4 zu 4 Stunden taugliche, verläßige, erprobte Leute behufs Haltung und Pflege von je 4 oder 5 Pferden aufgeſtellt werden, die Pferde ſollen gut zum Laufen geeignet ſein; (chevaux de légère taille; bien enharnachés et pro- pres à courir le gallop durant le chemin de leur traite.) Die Erhöhung der Zahl der zu haltenden Pferde ſoll ſich je nach dem Bedürfniß ergeben. 3. Zur Leitung und Ueberwachung dieſer Anſtalt ſoll eine eigene Charge unter dem Titel eines Groß-Kuriers-Meiſters 1) Matthias, Geſchichte der Poſten. Band I. pag. 73 will dies zwar durchaus nicht zugeben, nnd glaubt bewieſen zu haben, daß die „Er- findung“ und Stiftung des Poſtweſens von Deutſchen, den Marianer- oder deutſchen Ordensrittern im Jahre 1276 zu Marienburg in Weſt- preußen (Band II. cap. 3. pag. 158 und Band I. pag. 78) ausge- gangen ſei. Wenn dies angenommen werden will, dann darf man auch dem Könige Ludwig XI. die zweitmalige Erfindung der Poſten zuſchreiben, denn daß man in Frankreich ſich die längſt entſchwundenen Einrichtungen der Ordensritter zum Muſter genommen hätte, iſt doch kaum wahrſcheinlich, wahrſcheinlicher iſt vielmehr, daß Beiden die rö- miſchen Einrichtungen vorſchwebten und gewiß iſt es, wie wir ſehen werden, daß von den franzöſiſchen Poſten ab gar bald ſich die Nachbildung in Deutſchland beweiſen läßt.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/241>, abgerufen am 23.11.2024.