Cap. VI. Beschränkung der Taxis'schen Posten durch die Landeshoheiten.
§. 1. Der Streit mit Churbrandenburg.
Der westphälische Friede (1648) endete den schrecklichen, ein volles Menschenalter hindurch über Deutschland gelegenen Krieg. Schon in den ersten Jahren hatte er weitaus den größten Theil des Reiches dergestalt verwüstet, daß das allgemeine Elend unerträglich schien.
Kein Wunder, wenn im Gefolge solcher Zeitverhältnisse das deutsche Postwesen in unheilvoller Verwirrung gelegen war, obgleich gerade die Reichsposten während des Krieges sich des besondern Schutzes des kaiserlichen Regiments zu erfreuen hatten. Die Macht des Hauses Taxis war zweifellos zu keiner Zeit größer, sein Einfluß auf die Reichsstände, namentlich die kleineren, nie mächtiger als gerade jetzt, da es stets den kaiser- lichen Schutz und kaiserliche Waffen hinter sich hatte.
Mit freudiger Zuversicht mochte wohl Lamoral von Taxis dem wiederkehrenden Frieden entgegensehen und mit stolzer Hoffnung konnte er sich der nun raschen Ausdehnung der Posten auch in jenen Gebieten schmeicheln, wo sie durch die Ungunst der Verhältnisse, Mangel an Zeit, Gelegenheit und Mittel sich noch keinen Eingang verschafft hatten, -- aber es sollte anders kommen!
Cap. VI. Beſchränkung der Taxis'ſchen Poſten durch die Landeshoheiten.
§. 1. Der Streit mit Churbrandenburg.
Der weſtphäliſche Friede (1648) endete den ſchrecklichen, ein volles Menſchenalter hindurch über Deutſchland gelegenen Krieg. Schon in den erſten Jahren hatte er weitaus den größten Theil des Reiches dergeſtalt verwüſtet, daß das allgemeine Elend unerträglich ſchien.
Kein Wunder, wenn im Gefolge ſolcher Zeitverhältniſſe das deutſche Poſtweſen in unheilvoller Verwirrung gelegen war, obgleich gerade die Reichspoſten während des Krieges ſich des beſondern Schutzes des kaiſerlichen Regiments zu erfreuen hatten. Die Macht des Hauſes Taxis war zweifellos zu keiner Zeit größer, ſein Einfluß auf die Reichsſtände, namentlich die kleineren, nie mächtiger als gerade jetzt, da es ſtets den kaiſer- lichen Schutz und kaiſerliche Waffen hinter ſich hatte.
Mit freudiger Zuverſicht mochte wohl Lamoral von Taxis dem wiederkehrenden Frieden entgegenſehen und mit ſtolzer Hoffnung konnte er ſich der nun raſchen Ausdehnung der Poſten auch in jenen Gebieten ſchmeicheln, wo ſie durch die Ungunſt der Verhältniſſe, Mangel an Zeit, Gelegenheit und Mittel ſich noch keinen Eingang verſchafft hatten, — aber es ſollte anders kommen!
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Cap. VI.
Beſchränkung der Taxis'ſchen Poſten durch die
Landeshoheiten.
§. 1.
Der Streit mit Churbrandenburg.
Der weſtphäliſche Friede (1648) endete den ſchrecklichen,
ein volles Menſchenalter hindurch über Deutſchland gelegenen
Krieg. Schon in den erſten Jahren hatte er weitaus den
größten Theil des Reiches dergeſtalt verwüſtet, daß das allgemeine
Elend unerträglich ſchien.
Kein Wunder, wenn im Gefolge ſolcher Zeitverhältniſſe
das deutſche Poſtweſen in unheilvoller Verwirrung gelegen war,
obgleich gerade die Reichspoſten während des Krieges ſich des
beſondern Schutzes des kaiſerlichen Regiments zu erfreuen hatten.
Die Macht des Hauſes Taxis war zweifellos zu keiner Zeit
größer, ſein Einfluß auf die Reichsſtände, namentlich die
kleineren, nie mächtiger als gerade jetzt, da es ſtets den kaiſer-
lichen Schutz und kaiſerliche Waffen hinter ſich hatte.
Mit freudiger Zuverſicht mochte wohl Lamoral von Taxis
dem wiederkehrenden Frieden entgegenſehen und mit ſtolzer
Hoffnung konnte er ſich der nun raſchen Ausdehnung der Poſten
auch in jenen Gebieten ſchmeicheln, wo ſie durch die Ungunſt
der Verhältniſſe, Mangel an Zeit, Gelegenheit und Mittel ſich
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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/327>, abgerufen am 22.11.2024.
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