namentlich durch einen übermäßigen Verbrauch der körperlichen Kräfte an Menschen und Thieren, überwunden werden mußten1).
Aber nicht blos die oben genannten Boten und Geschäfts- leute aller Art waren die Vermittler zwischen Nah und Fern, sondern die Römer reisten wohl selbst sehr häufig, man machte Reisen in die Bäder, unternahm Reisen zu wissenschaftlichen Zwecken, Kunstreisen; Touristen wanderten nach allen Welt- gegenden.
"Wenn die noch jetzt hie und da gehegte Ansicht, daß Reisen von Griechen und Römern nur selten und ausnahmsweise unternommen worden seien, für keine Periode des Alterthums richtig ist, sagt Friedlaender2), so ist sie vollends für die frühere Kaiserzeit durchaus verkehrt und beruht auf einer völligen Verkennung der damaligen Cultur. Die Bedingungen für Leichtigkeit, Sicherheit und Schnelligkeit des Reisens, sagt er, sind im größten Theil des römischen Reiches in einem Grade vorhanden gewesen, wie sie es in Europa zum Theil erst wieder seit dem Anfang unseres Jahrhunderts gewesen sind. Die Herrlichkeit und Großartigkeit des Straßensystems, das das ganze Reich umspannte, war in der That über jedes Lob erhaben und seine Ueberbleibsel sind am meisten geeignet, mit Ehrfurcht vor der Größe des Römerthums zu erfüllen. Nur dadurch, daß nicht allein diese die ganze alte Welt umfassenden Riesenbauten untergegangen, sondern auch der Begriff einer so vollkommenen und ununterbrochenen Communication der neuen Zeit völlig
1)Flegler, zur Geschichte der Posten, a. a. O.
2)Friedlaender, Darstellung aus der Sittengeschichte Rom's, Leipzig 1864. Theil II.
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namentlich durch einen übermäßigen Verbrauch der körperlichen Kräfte an Menſchen und Thieren, überwunden werden mußten1).
Aber nicht blos die oben genannten Boten und Geſchäfts- leute aller Art waren die Vermittler zwiſchen Nah und Fern, ſondern die Römer reiſten wohl ſelbſt ſehr häufig, man machte Reiſen in die Bäder, unternahm Reiſen zu wiſſenſchaftlichen Zwecken, Kunſtreiſen; Touriſten wanderten nach allen Welt- gegenden.
„Wenn die noch jetzt hie und da gehegte Anſicht, daß Reiſen von Griechen und Römern nur ſelten und ausnahmsweiſe unternommen worden ſeien, für keine Periode des Alterthums richtig iſt, ſagt Friedlaender2), ſo iſt ſie vollends für die frühere Kaiſerzeit durchaus verkehrt und beruht auf einer völligen Verkennung der damaligen Cultur. Die Bedingungen für Leichtigkeit, Sicherheit und Schnelligkeit des Reiſens, ſagt er, ſind im größten Theil des römiſchen Reiches in einem Grade vorhanden geweſen, wie ſie es in Europa zum Theil erſt wieder ſeit dem Anfang unſeres Jahrhunderts geweſen ſind. Die Herrlichkeit und Großartigkeit des Straßenſyſtems, das das ganze Reich umſpannte, war in der That über jedes Lob erhaben und ſeine Ueberbleibſel ſind am meiſten geeignet, mit Ehrfurcht vor der Größe des Römerthums zu erfüllen. Nur dadurch, daß nicht allein dieſe die ganze alte Welt umfaſſenden Rieſenbauten untergegangen, ſondern auch der Begriff einer ſo vollkommenen und ununterbrochenen Communication der neuen Zeit völlig
1)Flegler, zur Geſchichte der Poſten, a. a. O.
2)Friedlaender, Darſtellung aus der Sittengeſchichte Rom's, Leipzig 1864. Theil II.
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[35/0048]
namentlich durch einen übermäßigen Verbrauch der körperlichen
Kräfte an Menſchen und Thieren, überwunden werden mußten 1).
Aber nicht blos die oben genannten Boten und Geſchäfts-
leute aller Art waren die Vermittler zwiſchen Nah und Fern,
ſondern die Römer reiſten wohl ſelbſt ſehr häufig, man machte
Reiſen in die Bäder, unternahm Reiſen zu wiſſenſchaftlichen
Zwecken, Kunſtreiſen; Touriſten wanderten nach allen Welt-
gegenden.
„Wenn die noch jetzt hie und da gehegte Anſicht, daß Reiſen
von Griechen und Römern nur ſelten und ausnahmsweiſe
unternommen worden ſeien, für keine Periode des Alterthums
richtig iſt, ſagt Friedlaender 2), ſo iſt ſie vollends für die
frühere Kaiſerzeit durchaus verkehrt und beruht auf einer völligen
Verkennung der damaligen Cultur. Die Bedingungen für
Leichtigkeit, Sicherheit und Schnelligkeit des Reiſens, ſagt er,
ſind im größten Theil des römiſchen Reiches in einem Grade
vorhanden geweſen, wie ſie es in Europa zum Theil erſt wieder
ſeit dem Anfang unſeres Jahrhunderts geweſen ſind. Die
Herrlichkeit und Großartigkeit des Straßenſyſtems, das das ganze
Reich umſpannte, war in der That über jedes Lob erhaben
und ſeine Ueberbleibſel ſind am meiſten geeignet, mit Ehrfurcht
vor der Größe des Römerthums zu erfüllen. Nur dadurch,
daß nicht allein dieſe die ganze alte Welt umfaſſenden Rieſenbauten
untergegangen, ſondern auch der Begriff einer ſo vollkommenen
und ununterbrochenen Communication der neuen Zeit völlig
1) Flegler, zur Geſchichte der Poſten, a. a. O.
2) Friedlaender, Darſtellung aus der Sittengeſchichte Rom's,
Leipzig 1864. Theil II.
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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/48>, abgerufen am 06.05.2024.
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