die Maulthiertreiber waren mit rothen Röcken livrirt, Vor- reiter und Läufer auf's Reichste geschmückt. -- Popaea ließ ihre Zugthiere mit Gold beschlagen und führte 500 Eselinnen mit, um täglich in ihrer Milch baden zu können.
Der Luxus des Hofes theilte sich auch dem Adel mit, soweit er ihn nachzuahmen vermochte; die Genüsse und Bequemlich- keiten der Paläste entbehrte man auch auf der Reise nicht; Gefolge, Dienerschaft, Meubels und Toilettwagen, Tafelgeschirre, Betten und Decken, -- kurz für Alles war gesorgt.
Die nächste Veranlassung zu den häufigen Reisen der Römer lag wohl darin1), daß schon das ungeheuere unter römischer Herrschaft vereinte Ländergebiet bei ganz ungehemmter Freizügigkeit ein unaufhörliches Hin- und Herziehen, Wandern und Reisen eines nicht geringen Theils seiner Bewohner noth- wendig bedingte, und je länger dies Weltreich bestand, desto zahlreicher wurden seine Beziehungen zwischen den verschiedenen Provinzen, folglich auch die Motive für die Bewohner, ihren Aufenthaltsort für längere oder kürzere Zeit zu verändern. Schon allein der Kriegsdienst führte fortwährend Tausende aus ihren Geburtsländern an immer wechselnde Standorte in weite Ferne. "Hochgestellte Männer", sagt Epiktet, "Senatoren können nicht gleich Pflanzen am Boden wurzeln, sie können wenig dem Haushalt obliegen, sondern müssen viel reisen, befehlend oder gehorchend, im höheren Auftrage, im Kriegsdienste oder behufs der Rechtspflege"; und diese Reisen, die oft unmittelbar aus den Mooren Schottland's an den Atlas, aus den Städten Syrien's in
1)Friedlaender, a. a. O.
die Maulthiertreiber waren mit rothen Röcken livrirt, Vor- reiter und Läufer auf's Reichſte geſchmückt. — Popaea ließ ihre Zugthiere mit Gold beſchlagen und führte 500 Eſelinnen mit, um täglich in ihrer Milch baden zu können.
Der Luxus des Hofes theilte ſich auch dem Adel mit, ſoweit er ihn nachzuahmen vermochte; die Genüſſe und Bequemlich- keiten der Paläſte entbehrte man auch auf der Reiſe nicht; Gefolge, Dienerſchaft, Meubels und Toilettwagen, Tafelgeſchirre, Betten und Decken, — kurz für Alles war geſorgt.
Die nächſte Veranlaſſung zu den häufigen Reiſen der Römer lag wohl darin1), daß ſchon das ungeheuere unter römiſcher Herrſchaft vereinte Ländergebiet bei ganz ungehemmter Freizügigkeit ein unaufhörliches Hin- und Herziehen, Wandern und Reiſen eines nicht geringen Theils ſeiner Bewohner noth- wendig bedingte, und je länger dies Weltreich beſtand, deſto zahlreicher wurden ſeine Beziehungen zwiſchen den verſchiedenen Provinzen, folglich auch die Motive für die Bewohner, ihren Aufenthaltsort für längere oder kürzere Zeit zu verändern. Schon allein der Kriegsdienſt führte fortwährend Tauſende aus ihren Geburtsländern an immer wechſelnde Standorte in weite Ferne. „Hochgeſtellte Männer“, ſagt Epiktet, „Senatoren können nicht gleich Pflanzen am Boden wurzeln, ſie können wenig dem Haushalt obliegen, ſondern müſſen viel reiſen, befehlend oder gehorchend, im höheren Auftrage, im Kriegsdienſte oder behufs der Rechtspflege“; und dieſe Reiſen, die oft unmittelbar aus den Mooren Schottland's an den Atlas, aus den Städten Syrien's in
1)Friedlaender, a. a. O.
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die Maulthiertreiber waren mit rothen Röcken livrirt, Vor-
reiter und Läufer auf's Reichſte geſchmückt. — Popaea ließ
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mit, um täglich in ihrer Milch baden zu können.
Der Luxus des Hofes theilte ſich auch dem Adel mit, ſoweit
er ihn nachzuahmen vermochte; die Genüſſe und Bequemlich-
keiten der Paläſte entbehrte man auch auf der Reiſe nicht;
Gefolge, Dienerſchaft, Meubels und Toilettwagen, Tafelgeſchirre,
Betten und Decken, — kurz für Alles war geſorgt.
Die nächſte Veranlaſſung zu den häufigen Reiſen der
Römer lag wohl darin 1), daß ſchon das ungeheuere unter
römiſcher Herrſchaft vereinte Ländergebiet bei ganz ungehemmter
Freizügigkeit ein unaufhörliches Hin- und Herziehen, Wandern
und Reiſen eines nicht geringen Theils ſeiner Bewohner noth-
wendig bedingte, und je länger dies Weltreich beſtand, deſto
zahlreicher wurden ſeine Beziehungen zwiſchen den verſchiedenen
Provinzen, folglich auch die Motive für die Bewohner, ihren
Aufenthaltsort für längere oder kürzere Zeit zu verändern.
Schon allein der Kriegsdienſt führte fortwährend Tauſende aus
ihren Geburtsländern an immer wechſelnde Standorte in weite
Ferne. „Hochgeſtellte Männer“, ſagt Epiktet, „Senatoren können
nicht gleich Pflanzen am Boden wurzeln, ſie können wenig dem
Haushalt obliegen, ſondern müſſen viel reiſen, befehlend oder
gehorchend, im höheren Auftrage, im Kriegsdienſte oder behufs
der Rechtspflege“; und dieſe Reiſen, die oft unmittelbar aus
den Mooren Schottland's an den Atlas, aus den Städten Syrien's in
1) Friedlaender, a. a. O.
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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/51>, abgerufen am 21.11.2024.
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