Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.menschliches Zuthun reicht, zur Vollkommenheit zu Wie schwierig ist die gegenseitige Beleuchtung menſchliches Zuthun reicht, zur Vollkommenheit zu Wie ſchwierig iſt die gegenſeitige Beleuchtung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="8"/> menſchliches Zuthun reicht, zur Vollkommenheit zu<lb/> bringen, und wie viele guͤnſtige äußere Einfluͤſſe<lb/> muͤſſen nicht noch hinzu kommen, um die wohldurch-<lb/> dachte Arbeit des verſtaͤndigen Landmannes, wenn<lb/> auch nur mit maͤßigem Erfolge zu lohnen. Auch der<lb/> Menſch iſt ein Saatkorn, das zum Sinken oder Schwim-<lb/> men auf die Wogen des Lebens geworfen wird, und<lb/> fuͤr ihn muͤſſen die Eltern thun, was dort fuͤr die<lb/> Pflanze der Landmann. Aber ungleich ſchwieriger<lb/> iſt die der elterlichen Sorgfalt zugewieſene Pflege,<lb/> da das Weſen, deſſen Cultur ihr übertragen, auf<lb/> einer hoͤhern Stufe der Entwickelung ſteht und von<lb/> viel mannigfaltigeren Einflüſſen abhaͤngt. Es iſt nicht<lb/> allein als Pflanze oder als Thier verwundbar, ſon-<lb/> dern auch als geiſtiges Weſen. Nicht genug, daß<lb/> man den Koͤrper verſtaͤndig erzieht, und ihm Licht, Be-<lb/> wegung, Nahrung und Kleidung ſo zumißt, daß er<lb/> kraͤftig aufwaͤchst, auch ſeine Leidenſchaften muͤſſen<lb/> zum Guten geleitet, und ſein Geiſt von Vorurtheilen<lb/> gereinigt werden; denn <hi rendition="#g">eine</hi> ungezuͤgelte Leidenſchaft,<lb/><hi rendition="#g">eine</hi> falſche Jdee koͤnnen das Leben eben ſo gut ver-<lb/> kuͤrzen, als eine phyſiſche Schaͤdlichkeit es thut.</p><lb/> <p>Wie ſchwierig iſt die gegenſeitige Beleuchtung<lb/> aller dieſer Verhaͤltniſſe! Welch ein Studium, auch<lb/> nur an einem einzelnen Leben die geheimnißvolle<lb/> Wechſelwirkung des Koͤrpers und der Seele zu er-<lb/> forſchen, in einem einzelnen Jndividuum den eigent-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0018]
menſchliches Zuthun reicht, zur Vollkommenheit zu
bringen, und wie viele guͤnſtige äußere Einfluͤſſe
muͤſſen nicht noch hinzu kommen, um die wohldurch-
dachte Arbeit des verſtaͤndigen Landmannes, wenn
auch nur mit maͤßigem Erfolge zu lohnen. Auch der
Menſch iſt ein Saatkorn, das zum Sinken oder Schwim-
men auf die Wogen des Lebens geworfen wird, und
fuͤr ihn muͤſſen die Eltern thun, was dort fuͤr die
Pflanze der Landmann. Aber ungleich ſchwieriger
iſt die der elterlichen Sorgfalt zugewieſene Pflege,
da das Weſen, deſſen Cultur ihr übertragen, auf
einer hoͤhern Stufe der Entwickelung ſteht und von
viel mannigfaltigeren Einflüſſen abhaͤngt. Es iſt nicht
allein als Pflanze oder als Thier verwundbar, ſon-
dern auch als geiſtiges Weſen. Nicht genug, daß
man den Koͤrper verſtaͤndig erzieht, und ihm Licht, Be-
wegung, Nahrung und Kleidung ſo zumißt, daß er
kraͤftig aufwaͤchst, auch ſeine Leidenſchaften muͤſſen
zum Guten geleitet, und ſein Geiſt von Vorurtheilen
gereinigt werden; denn eine ungezuͤgelte Leidenſchaft,
eine falſche Jdee koͤnnen das Leben eben ſo gut ver-
kuͤrzen, als eine phyſiſche Schaͤdlichkeit es thut.
Wie ſchwierig iſt die gegenſeitige Beleuchtung
aller dieſer Verhaͤltniſſe! Welch ein Studium, auch
nur an einem einzelnen Leben die geheimnißvolle
Wechſelwirkung des Koͤrpers und der Seele zu er-
forſchen, in einem einzelnen Jndividuum den eigent-
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