Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.gegen Unrecht, und leider, nicht selten, den Neid Hier läßt sich so schön der Grundcharakter beo- Das Spielen ist das eigentliche Leben des Kin- gegen Unrecht, und leider, nicht ſelten, den Neid Hier laͤßt ſich ſo ſchoͤn der Grundcharakter beo- Das Spielen iſt das eigentliche Leben des Kin- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0049" n="39"/> gegen Unrecht, und leider, nicht ſelten, den Neid<lb/> uͤber die Vorzüge eines andern; die Eiferſucht; das<lb/> Beſtreben durch Liſt und Betrug, die Waffen der<lb/> Schwaͤche, Vortheile zu erringen, die auf geradem<lb/> Wege nicht zu gewinnen ſind.</p><lb/> <p>Hier laͤßt ſich ſo ſchoͤn der Grundcharakter beo-<lb/> bachten, hier kann man ihn ſo recht auf ſeinen ge-<lb/> heimſten Fehlern ertappen (denn kindliche Leidenſchaft<lb/> entdeckt alles) und Winke fuͤr ſeine moraliſche Beſſe-<lb/> rung ſammeln.</p><lb/> <p>Das Spielen iſt das eigentliche Leben des Kin-<lb/> des, und die Stunden, die es in der Schule ſitzend<lb/> zubringt, erſcheinen ihm nur als eine traurige Un-<lb/> terbrechung dieſes Lebens, als eine verlorene Zeit.<lb/> Und mit welcher Freude kehrt es nach dieſen lang-<lb/> weiligen Pauſen zu ſeinen geliebten Spielen zuruͤck,<lb/> wie jubelt und jauchzt es, wenn Magiſter Tinte (aus<lb/> Callot-Hoffmanns Erzaͤhlungen wohlbekannt) das<lb/> Buch zuſchlaͤgt und das eigentliche Hauptgeſchaͤft des<lb/> Tages wieder angeht. Und auch der aͤltere Zuſchauer<lb/> jubelt mit, wenn er den heiteren Schwarm den Au-<lb/> genblick ſo ſchoͤn genießen ſieht, und denkt dann mit<lb/> ſanfter Ruͤhrung an die Zeit zuruͤck, wo auch ihm<lb/> der Augenblick alles war. O laßt eure Kinder nur<lb/> recht oft und recht lange ſpielen, verkuͤrzt ihnen nicht<lb/> ein Glück, das in dieſer Ungetruͤbtheit nie wie-<lb/> der kommen kann, und verſaͤumt nicht, von falſchen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0049]
gegen Unrecht, und leider, nicht ſelten, den Neid
uͤber die Vorzüge eines andern; die Eiferſucht; das
Beſtreben durch Liſt und Betrug, die Waffen der
Schwaͤche, Vortheile zu erringen, die auf geradem
Wege nicht zu gewinnen ſind.
Hier laͤßt ſich ſo ſchoͤn der Grundcharakter beo-
bachten, hier kann man ihn ſo recht auf ſeinen ge-
heimſten Fehlern ertappen (denn kindliche Leidenſchaft
entdeckt alles) und Winke fuͤr ſeine moraliſche Beſſe-
rung ſammeln.
Das Spielen iſt das eigentliche Leben des Kin-
des, und die Stunden, die es in der Schule ſitzend
zubringt, erſcheinen ihm nur als eine traurige Un-
terbrechung dieſes Lebens, als eine verlorene Zeit.
Und mit welcher Freude kehrt es nach dieſen lang-
weiligen Pauſen zu ſeinen geliebten Spielen zuruͤck,
wie jubelt und jauchzt es, wenn Magiſter Tinte (aus
Callot-Hoffmanns Erzaͤhlungen wohlbekannt) das
Buch zuſchlaͤgt und das eigentliche Hauptgeſchaͤft des
Tages wieder angeht. Und auch der aͤltere Zuſchauer
jubelt mit, wenn er den heiteren Schwarm den Au-
genblick ſo ſchoͤn genießen ſieht, und denkt dann mit
ſanfter Ruͤhrung an die Zeit zuruͤck, wo auch ihm
der Augenblick alles war. O laßt eure Kinder nur
recht oft und recht lange ſpielen, verkuͤrzt ihnen nicht
ein Glück, das in dieſer Ungetruͤbtheit nie wie-
der kommen kann, und verſaͤumt nicht, von falſchen
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