Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

frei durchziehen lassen. Es gibt für den Sommer
keinen zweckmäßigeren und angenehmeren Kopfputz.
Jm Winter lasse man die Knaben einfache Tuchmützen
tragen; Pelz ist zu warm und hält die Ausdünstungen
zurück. Sogar bei warmer Witterung darf das Fla-
nellwämschen nicht abgelegt werden, denn Erkältun-
gen des Unterleibes sind gerade um diese Zeit gar
nicht selten, weil kühle Abende gewöhnlich auf die
schwülen Stunden des Tages folgen.

Die Farbe der äußeren Kleidungsstücke ist nicht
ganz gleichgültig. Legt man Stücke Tuch von ver-
schiedener Farbe auf Schnee, so wird dieser viel
schneller und leichter unter dem Schwarzen wie unter
dem Weißen schmelzen.

Ein schwarzes Kleid saugt sehr viel Wärme ein,
und strahlt auch viel Wärme aus; es ist wärmer in
der Sonne und kälter im Schatten, also weder dem
Sommer noch dem Winter angemessen. Eine weiße
Fläche wirft die Wärmestrahlen zurück, läßt sie nicht
durchdringen, und da sie auch bei Weitem weniger
Wärme ausstrahlt als eine schwarze, so ist sie kühler
im Sommer und wärmer im Winter. Also sind zu
jeder Jahreszeit hellere Farben vorzuziehen. Jhr
Einfluß auf unsere Gemüthsstimmung möchte auch mit
in Anschlag zu bringen sein, denn diese wird sehr oft
durch die Gegenstände modificirt, die unserm Auge
begegnen.

frei durchziehen laſſen. Es gibt für den Sommer
keinen zweckmaͤßigeren und angenehmeren Kopfputz.
Jm Winter laſſe man die Knaben einfache Tuchmützen
tragen; Pelz iſt zu warm und haͤlt die Ausduͤnſtungen
zurück. Sogar bei warmer Witterung darf das Fla-
nellwaͤmschen nicht abgelegt werden, denn Erkaͤltun-
gen des Unterleibes ſind gerade um dieſe Zeit gar
nicht ſelten, weil kuͤhle Abende gewoͤhnlich auf die
ſchwuͤlen Stunden des Tages folgen.

Die Farbe der aͤußeren Kleidungsſtuͤcke iſt nicht
ganz gleichguͤltig. Legt man Stuͤcke Tuch von ver-
ſchiedener Farbe auf Schnee, ſo wird dieſer viel
ſchneller und leichter unter dem Schwarzen wie unter
dem Weißen ſchmelzen.

Ein ſchwarzes Kleid ſaugt ſehr viel Waͤrme ein,
und ſtrahlt auch viel Waͤrme aus; es iſt waͤrmer in
der Sonne und kaͤlter im Schatten, alſo weder dem
Sommer noch dem Winter angemeſſen. Eine weiße
Flaͤche wirft die Waͤrmeſtrahlen zuruͤck, laͤßt ſie nicht
durchdringen, und da ſie auch bei Weitem weniger
Waͤrme ausſtrahlt als eine ſchwarze, ſo iſt ſie kuͤhler
im Sommer und waͤrmer im Winter. Alſo ſind zu
jeder Jahreszeit hellere Farben vorzuziehen. Jhr
Einfluß auf unſere Gemuͤthsſtimmung moͤchte auch mit
in Anſchlag zu bringen ſein, denn dieſe wird ſehr oft
durch die Gegenſtaͤnde modificirt, die unſerm Auge
begegnen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0085" n="75"/>
frei durchziehen la&#x017F;&#x017F;en. Es gibt für den Sommer<lb/>
keinen zweckma&#x0364;ßigeren und angenehmeren Kopfputz.<lb/>
Jm Winter la&#x017F;&#x017F;e man die Knaben einfache Tuchmützen<lb/>
tragen; Pelz i&#x017F;t zu warm und ha&#x0364;lt die Ausdu&#x0364;n&#x017F;tungen<lb/>
zurück. Sogar bei warmer Witterung darf das Fla-<lb/>
nellwa&#x0364;mschen nicht abgelegt werden, denn Erka&#x0364;ltun-<lb/>
gen des Unterleibes &#x017F;ind gerade um die&#x017F;e Zeit gar<lb/>
nicht &#x017F;elten, weil ku&#x0364;hle Abende gewo&#x0364;hnlich auf die<lb/>
&#x017F;chwu&#x0364;len Stunden des Tages folgen.</p><lb/>
        <p>Die Farbe der a&#x0364;ußeren Kleidungs&#x017F;tu&#x0364;cke i&#x017F;t nicht<lb/>
ganz gleichgu&#x0364;ltig. Legt man Stu&#x0364;cke Tuch von ver-<lb/>
&#x017F;chiedener Farbe auf Schnee, &#x017F;o wird die&#x017F;er viel<lb/>
&#x017F;chneller und leichter unter dem Schwarzen wie unter<lb/>
dem Weißen &#x017F;chmelzen.</p><lb/>
        <p>Ein &#x017F;chwarzes Kleid &#x017F;augt &#x017F;ehr viel Wa&#x0364;rme ein,<lb/>
und &#x017F;trahlt auch viel Wa&#x0364;rme aus; es i&#x017F;t wa&#x0364;rmer in<lb/>
der Sonne und ka&#x0364;lter im Schatten, al&#x017F;o weder dem<lb/>
Sommer noch dem Winter angeme&#x017F;&#x017F;en. Eine weiße<lb/>
Fla&#x0364;che wirft die Wa&#x0364;rme&#x017F;trahlen zuru&#x0364;ck, la&#x0364;ßt &#x017F;ie nicht<lb/>
durchdringen, und da &#x017F;ie auch bei Weitem weniger<lb/>
Wa&#x0364;rme aus&#x017F;trahlt als eine &#x017F;chwarze, &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie ku&#x0364;hler<lb/>
im Sommer und wa&#x0364;rmer im Winter. Al&#x017F;o &#x017F;ind zu<lb/>
jeder Jahreszeit hellere Farben vorzuziehen. Jhr<lb/>
Einfluß auf un&#x017F;ere Gemu&#x0364;ths&#x017F;timmung mo&#x0364;chte auch mit<lb/>
in An&#x017F;chlag zu bringen &#x017F;ein, denn die&#x017F;e wird &#x017F;ehr oft<lb/>
durch die Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde modificirt, die un&#x017F;erm Auge<lb/>
begegnen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0085] frei durchziehen laſſen. Es gibt für den Sommer keinen zweckmaͤßigeren und angenehmeren Kopfputz. Jm Winter laſſe man die Knaben einfache Tuchmützen tragen; Pelz iſt zu warm und haͤlt die Ausduͤnſtungen zurück. Sogar bei warmer Witterung darf das Fla- nellwaͤmschen nicht abgelegt werden, denn Erkaͤltun- gen des Unterleibes ſind gerade um dieſe Zeit gar nicht ſelten, weil kuͤhle Abende gewoͤhnlich auf die ſchwuͤlen Stunden des Tages folgen. Die Farbe der aͤußeren Kleidungsſtuͤcke iſt nicht ganz gleichguͤltig. Legt man Stuͤcke Tuch von ver- ſchiedener Farbe auf Schnee, ſo wird dieſer viel ſchneller und leichter unter dem Schwarzen wie unter dem Weißen ſchmelzen. Ein ſchwarzes Kleid ſaugt ſehr viel Waͤrme ein, und ſtrahlt auch viel Waͤrme aus; es iſt waͤrmer in der Sonne und kaͤlter im Schatten, alſo weder dem Sommer noch dem Winter angemeſſen. Eine weiße Flaͤche wirft die Waͤrmeſtrahlen zuruͤck, laͤßt ſie nicht durchdringen, und da ſie auch bei Weitem weniger Waͤrme ausſtrahlt als eine ſchwarze, ſo iſt ſie kuͤhler im Sommer und waͤrmer im Winter. Alſo ſind zu jeder Jahreszeit hellere Farben vorzuziehen. Jhr Einfluß auf unſere Gemuͤthsſtimmung moͤchte auch mit in Anſchlag zu bringen ſein, denn dieſe wird ſehr oft durch die Gegenſtaͤnde modificirt, die unſerm Auge begegnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/85
Zitationshilfe: Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/85>, abgerufen am 25.11.2024.