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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Tische, wer ist denn der dort in fremder Kleidung, wer hat ihn hierher gebracht?

Gott, wie erschrak ich! Sie schauten alle verwundert auf mich und schienen mit meiner Anwesenheit nicht ganz zufrieden. Aber ich faßte mir ein Herz und sagte: Mich gehorsamst der werthen Gesellschaft zu empfehlen. Ich bin eigentlich Nichts weiter als ein zum Doktor der Philosophie graduirter Mensch und halte mich gegenwärtig hiesigen Orts in dem Wirthshause zur Stadt Frankfurt auf.

Wie wagst du es aber, hierher zu kommen in dieser Stunde, graduirtes Menschenkind? sprach Petrus sehr ernst, indem er Blitze aus seinen Feueraugen auf mich sprühte. Du hättest wohl denken können, daß du nicht in diese noble Societät gehörst.

Herr Apostel, antwortete ich, und weiß noch heute nicht, woher ich den Muth bekam, wahrscheinlich aus dem Wein; Herr Apostel, das Du verbitte ich mir fürs Erste, bis wir weiter bekannt sind. Und was die noble Societät betrifft, in die ich gekommen sein soll, so kam sie zu mir, nicht ich zu ihr, denn ich sitze schon seit drei Stunden in diesem Gemach, Herr!

Was thut Ihr aber so spät noch im Rathskeller, Herr Doktor? fragte Bacchus etwas sanfter als der Apostel; um diese Zeit pflegt sonst das Erdenvolk zu schlafen.

Euer Excellenz, erwiderte ich, das hat seinen guten Grund. Ich bin ein portirter Freund des edeln

Tische, wer ist denn der dort in fremder Kleidung, wer hat ihn hierher gebracht?

Gott, wie erschrak ich! Sie schauten alle verwundert auf mich und schienen mit meiner Anwesenheit nicht ganz zufrieden. Aber ich faßte mir ein Herz und sagte: Mich gehorsamst der werthen Gesellschaft zu empfehlen. Ich bin eigentlich Nichts weiter als ein zum Doktor der Philosophie graduirter Mensch und halte mich gegenwärtig hiesigen Orts in dem Wirthshause zur Stadt Frankfurt auf.

Wie wagst du es aber, hierher zu kommen in dieser Stunde, graduirtes Menschenkind? sprach Petrus sehr ernst, indem er Blitze aus seinen Feueraugen auf mich sprühte. Du hättest wohl denken können, daß du nicht in diese noble Societät gehörst.

Herr Apostel, antwortete ich, und weiß noch heute nicht, woher ich den Muth bekam, wahrscheinlich aus dem Wein; Herr Apostel, das Du verbitte ich mir fürs Erste, bis wir weiter bekannt sind. Und was die noble Societät betrifft, in die ich gekommen sein soll, so kam sie zu mir, nicht ich zu ihr, denn ich sitze schon seit drei Stunden in diesem Gemach, Herr!

Was thut Ihr aber so spät noch im Rathskeller, Herr Doktor? fragte Bacchus etwas sanfter als der Apostel; um diese Zeit pflegt sonst das Erdenvolk zu schlafen.

Euer Excellenz, erwiderte ich, das hat seinen guten Grund. Ich bin ein portirter Freund des edeln

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[0044] Tische, wer ist denn der dort in fremder Kleidung, wer hat ihn hierher gebracht? Gott, wie erschrak ich! Sie schauten alle verwundert auf mich und schienen mit meiner Anwesenheit nicht ganz zufrieden. Aber ich faßte mir ein Herz und sagte: Mich gehorsamst der werthen Gesellschaft zu empfehlen. Ich bin eigentlich Nichts weiter als ein zum Doktor der Philosophie graduirter Mensch und halte mich gegenwärtig hiesigen Orts in dem Wirthshause zur Stadt Frankfurt auf. Wie wagst du es aber, hierher zu kommen in dieser Stunde, graduirtes Menschenkind? sprach Petrus sehr ernst, indem er Blitze aus seinen Feueraugen auf mich sprühte. Du hättest wohl denken können, daß du nicht in diese noble Societät gehörst. Herr Apostel, antwortete ich, und weiß noch heute nicht, woher ich den Muth bekam, wahrscheinlich aus dem Wein; Herr Apostel, das Du verbitte ich mir fürs Erste, bis wir weiter bekannt sind. Und was die noble Societät betrifft, in die ich gekommen sein soll, so kam sie zu mir, nicht ich zu ihr, denn ich sitze schon seit drei Stunden in diesem Gemach, Herr! Was thut Ihr aber so spät noch im Rathskeller, Herr Doktor? fragte Bacchus etwas sanfter als der Apostel; um diese Zeit pflegt sonst das Erdenvolk zu schlafen. Euer Excellenz, erwiderte ich, das hat seinen guten Grund. Ich bin ein portirter Freund des edeln

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:05:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:05:53Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_ratskeller_1910/44>, abgerufen am 21.11.2024.