Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.geht's besser; Ohnegrund machte aber drei Knöpfe an seinem Koller auf. Da entsatzten sich Alle, die dies sahen, der König aber sprach: Kann ich bessere Gesandte finden nach der fröhlichen Stadt Bremen, als diese? Und alsobald ließ er dem Hauptmann prächtige Kleider und Waffen geben, wie auch Ohnegrund, dem Reitknecht, denn dieser sollte den Schreiber des Gesandten vorstellen. Der König und der Kanzler unterrichteten den Hauptmann, was er zu sagen hätte bei der Unterhandlung, und nahm Beiden das Versprechen ab, daß sie auf der ganzen Reise nur Wasser trinken sollten, damit nachher das Treffen im Keller um so glorreicher würde; Gutekunst aber, der Hauptmann, mußte seine rothe Nase mit einer künstlichen Salbe anstreichen, auf daß sie weiß aussah, damit man nicht merke, welch eine Kunde er sei. Ganz elendiglich vom vielen Wassertrinken kamen die Beiden nach der Stadt Bremen, und nachdem sie bei dem Bürgermeister gewesen, sagte dieser zum Senat: O! was hat uns der Schwede für zwei bleiche magere Gesellen geschickt; heute Abend wollen wir sie in den Rathskeller führen und zudecken. Ich nehme den Gesandten auf mich ganz allein, und der Doktor Schnellpfeffer muß auf den Schreiber. So wurden sie denn Abends nach der Betglocke feierlichst in den Rathskeller geführt, der Bürgermeister führte Gutekunsten, den Hauptmann, der Doktor Schnellpfeffer, was auch ein guter Trinker war, führte den Reitknecht am Arm, der als geht's besser; Ohnegrund machte aber drei Knöpfe an seinem Koller auf. Da entsatzten sich Alle, die dies sahen, der König aber sprach: Kann ich bessere Gesandte finden nach der fröhlichen Stadt Bremen, als diese? Und alsobald ließ er dem Hauptmann prächtige Kleider und Waffen geben, wie auch Ohnegrund, dem Reitknecht, denn dieser sollte den Schreiber des Gesandten vorstellen. Der König und der Kanzler unterrichteten den Hauptmann, was er zu sagen hätte bei der Unterhandlung, und nahm Beiden das Versprechen ab, daß sie auf der ganzen Reise nur Wasser trinken sollten, damit nachher das Treffen im Keller um so glorreicher würde; Gutekunst aber, der Hauptmann, mußte seine rothe Nase mit einer künstlichen Salbe anstreichen, auf daß sie weiß aussah, damit man nicht merke, welch eine Kunde er sei. Ganz elendiglich vom vielen Wassertrinken kamen die Beiden nach der Stadt Bremen, und nachdem sie bei dem Bürgermeister gewesen, sagte dieser zum Senat: O! was hat uns der Schwede für zwei bleiche magere Gesellen geschickt; heute Abend wollen wir sie in den Rathskeller führen und zudecken. Ich nehme den Gesandten auf mich ganz allein, und der Doktor Schnellpfeffer muß auf den Schreiber. So wurden sie denn Abends nach der Betglocke feierlichst in den Rathskeller geführt, der Bürgermeister führte Gutekunsten, den Hauptmann, der Doktor Schnellpfeffer, was auch ein guter Trinker war, führte den Reitknecht am Arm, der als <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="3"> <p><pb facs="#f0051"/> geht's besser; Ohnegrund machte aber drei Knöpfe an seinem Koller auf.</p><lb/> <p>Da entsatzten sich Alle, die dies sahen, der König aber sprach: Kann ich bessere Gesandte finden nach der fröhlichen Stadt Bremen, als diese? Und alsobald ließ er dem Hauptmann prächtige Kleider und Waffen geben, wie auch Ohnegrund, dem Reitknecht, denn dieser sollte den Schreiber des Gesandten vorstellen. Der König und der Kanzler unterrichteten den Hauptmann, was er zu sagen hätte bei der Unterhandlung, und nahm Beiden das Versprechen ab, daß sie auf der ganzen Reise nur Wasser trinken sollten, damit nachher das Treffen im Keller um so glorreicher würde; Gutekunst aber, der Hauptmann, mußte seine rothe Nase mit einer künstlichen Salbe anstreichen, auf daß sie weiß aussah, damit man nicht merke, welch eine Kunde er sei.</p><lb/> <p>Ganz elendiglich vom vielen Wassertrinken kamen die Beiden nach der Stadt Bremen, und nachdem sie bei dem Bürgermeister gewesen, sagte dieser zum Senat: O! was hat uns der Schwede für zwei bleiche magere Gesellen geschickt; heute Abend wollen wir sie in den Rathskeller führen und zudecken. Ich nehme den Gesandten auf mich ganz allein, und der Doktor Schnellpfeffer muß auf den Schreiber. So wurden sie denn Abends nach der Betglocke feierlichst in den Rathskeller geführt, der Bürgermeister führte Gutekunsten, den Hauptmann, der Doktor Schnellpfeffer, was auch ein guter Trinker war, führte den Reitknecht am Arm, der als<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0051]
geht's besser; Ohnegrund machte aber drei Knöpfe an seinem Koller auf.
Da entsatzten sich Alle, die dies sahen, der König aber sprach: Kann ich bessere Gesandte finden nach der fröhlichen Stadt Bremen, als diese? Und alsobald ließ er dem Hauptmann prächtige Kleider und Waffen geben, wie auch Ohnegrund, dem Reitknecht, denn dieser sollte den Schreiber des Gesandten vorstellen. Der König und der Kanzler unterrichteten den Hauptmann, was er zu sagen hätte bei der Unterhandlung, und nahm Beiden das Versprechen ab, daß sie auf der ganzen Reise nur Wasser trinken sollten, damit nachher das Treffen im Keller um so glorreicher würde; Gutekunst aber, der Hauptmann, mußte seine rothe Nase mit einer künstlichen Salbe anstreichen, auf daß sie weiß aussah, damit man nicht merke, welch eine Kunde er sei.
Ganz elendiglich vom vielen Wassertrinken kamen die Beiden nach der Stadt Bremen, und nachdem sie bei dem Bürgermeister gewesen, sagte dieser zum Senat: O! was hat uns der Schwede für zwei bleiche magere Gesellen geschickt; heute Abend wollen wir sie in den Rathskeller führen und zudecken. Ich nehme den Gesandten auf mich ganz allein, und der Doktor Schnellpfeffer muß auf den Schreiber. So wurden sie denn Abends nach der Betglocke feierlichst in den Rathskeller geführt, der Bürgermeister führte Gutekunsten, den Hauptmann, der Doktor Schnellpfeffer, was auch ein guter Trinker war, führte den Reitknecht am Arm, der als
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Zitationshilfe: | Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_ratskeller_1910/51>, abgerufen am 16.02.2025. |