Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899. Siebenhaar kommt langsam herein; er trägt eine gefüllte Wasserflasche und ein Glas. Siebenhaar. Gu'n Morgen, Henschel. Henschel. Schien Dank o, Herr Siebenhar. Siebenhaar. Stör' ich Sie? Henschel. J, wu denn! Das wär wull! Sei'n Se willkumm'. Siebenhaar Flasche und Glas auf den Tisch stellend. Ich muß nämlich wieder mal die Kur brauchen. Ich hab's wieder mit dem Halse zu thun. Na, Gott ja, an irgend was muß der Mensch doch sterben. Henschel. Immer tichtig Born trinke. Der heelt eem aus. Siebenhaar. Das thu' ich eben. Henschel. Und ni a Mihlborn, o ni a Oberborn! Inse Quelle, die is am besta. Siebenhaar. -- Na, nu von was anderem! Er hat in Gedanken eine Epheuranke ergriffen und damit gespielt, nun gewahrt er sie, stutzt, überfliegt den Cylinder und Henschel mit einem Blick und sagt plötzlich: Heut war der Geburtstag Ihrer Frau? Henschel. Heut' wärsche gewor'n sechsundreißig Jahr. Siebenhaar. 's is woll nich möglich? Henschel. Ju ju, nee nee! -- Pause. Siebenhaar. Henschel, ich will Sie jetzt lieber allein lassen, aber wenn's Ihnen paßt, etwa morgen vielleicht, da möcht ich mal etwas Geschäftliches durchsprechen. Henschel. 's wär' mr lieber, mir machta 's glei. Siebenhaar. Es handelt sich um die tausend Thaler ... Henschel. Eb mr weiter sprecha, Herr Siebenhar, Siebenhaar kommt langſam herein; er trägt eine gefüllte Waſſerflaſche und ein Glas. Siebenhaar. Gu’n Morgen, Henſchel. Henſchel. Schien Dank o, Herr Siebenhar. Siebenhaar. Stör’ ich Sie? Henſchel. J, wu denn! Das wär wull! Sei’n Se willkumm’. Siebenhaar Flaſche und Glas auf den Tiſch ſtellend. Ich muß nämlich wieder mal die Kur brauchen. Ich hab’s wieder mit dem Halſe zu thun. Na, Gott ja, an irgend was muß der Menſch doch ſterben. Henſchel. Immer tichtig Born trinke. Der heelt eem aus. Siebenhaar. Das thu’ ich eben. Henſchel. Und ni a Mihlborn, o ni a Oberborn! Inſe Quelle, die is am beſta. Siebenhaar. — Na, nu von was anderem! Er hat in Gedanken eine Epheuranke ergriffen und damit geſpielt, nun gewahrt er ſie, ſtutzt, überfliegt den Cylinder und Henſchel mit einem Blick und ſagt plötzlich: Heut war der Geburtstag Ihrer Frau? Henſchel. Heut’ wärſche gewor’n ſechsundreißig Jahr. Siebenhaar. ’s is woll nich möglich? Henſchel. Ju ju, nee nee! — Pauſe. Siebenhaar. Henſchel, ich will Sie jetzt lieber allein laſſen, aber wenn’s Ihnen paßt, etwa morgen vielleicht, da möcht ich mal etwas Geſchäftliches durchſprechen. Henſchel. ’s wär’ mr lieber, mir machta ’s glei. Siebenhaar. Es handelt ſich um die tauſend Thaler … Henſchel. 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Siebenhaar. Gu’n Morgen, Henſchel.
Henſchel. Schien Dank o, Herr Siebenhar.
Siebenhaar. Stör’ ich Sie?
Henſchel. J, wu denn! Das wär wull! Sei’n Se
willkumm’.
Siebenhaar Flaſche und Glas auf den Tiſch ſtellend. Ich muß
nämlich wieder mal die Kur brauchen. Ich hab’s wieder
mit dem Halſe zu thun. Na, Gott ja, an irgend was
muß der Menſch doch ſterben.
Henſchel. Immer tichtig Born trinke. Der heelt eem aus.
Siebenhaar. Das thu’ ich eben.
Henſchel. Und ni a Mihlborn, o ni a Oberborn!
Inſe Quelle, die is am beſta.
Siebenhaar. — Na, nu von was anderem! Er hat
in Gedanken eine Epheuranke ergriffen und damit geſpielt, nun gewahrt
er ſie, ſtutzt, überfliegt den Cylinder und Henſchel mit einem Blick und ſagt
plötzlich: Heut war der Geburtstag Ihrer Frau?
Henſchel. Heut’ wärſche gewor’n ſechsundreißig Jahr.
Siebenhaar. ’s is woll nich möglich?
Henſchel. Ju ju, nee nee! —
Pauſe.
Siebenhaar. Henſchel, ich will Sie jetzt lieber allein
laſſen, aber wenn’s Ihnen paßt, etwa morgen vielleicht, da
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Siebenhaar. Es handelt ſich um die tauſend Thaler …
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