Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite
ar mich gefreut, ich hätt's 'm gesat. Wenn ar Gustlan
wullde dr Mutter anoch schicka, do gab's gar kee besseres
Mittel derviere; ar mußt'r die Honne zur Stiefmutter gah'n.
Hauffe. Ju, ju -- nee nee, ich sa wetter gar nischt.
Do hot schun monch eener a Kupp geschittelt. Ader das
kummt 'm noch amol heem. Dazumol han sich de Leute
gewundert, hinte traun s' 'm 's Schlimmste zu.
Siebenhaar. Das ist jedenfalls bloß Klatsch und Tratsch!
Pferdehändler Walther tritt ein, Schaftstiefel, Jagdjoppe,
Mütze und Peitsche. Er setzt sich an einen der Tische und macht
Zeichen zu Franziska, die ihm bald Bier bringt.
Hauffe. Das san Sie asu, war wiß ob's wahr
is. Wenn ader de Tuta wiederkäma, und thäta sprecha:
de ale Henscheln kennte wull was derzahln, dohie. Die
kunnde ni laba, die wullde ni laba. Und was 's Haupt
is, die sullde ni laba.
Siebenhaar. Hauffe, nehmen Sie sich in Obacht. Wenn
Henschel mal von der Sache Wind kriegt ......
Hauffe. Do brauch' ich mich gar ni in Obacht
nahma. Das sa ich an jeden ei's Gesichte. Die ale
Henscheln hot missa starben. Eb's' er vergahn han, das
wiß ich ju nee, derbeine bin ich ju ni gewast. Mit richtga
Dinga is das ni und nimmer meh zugeganga. Die
Frau war gesund, die hätte noch kinn' dreißig Jahre laba!

Siebenhaar trinkt aus und steht auf.
Walther. Daß die gesund war, das kan ich be-
zeugen. Meine Schwaster war ich wull kenn' am Ende.
Die war eim Wege, do mußt se abschieba.

Siebenhaar geht ruhig hinaus.
ar mich gefreut, ich hätt’s ’m geſat. Wenn ar Guſtlan
wullde dr Mutter anoch ſchicka, do gab’s gar kee beſſeres
Mittel derviere; ar mußt’r die Honne zur Stiefmutter gah’n.
Hauffe. Ju, ju — nee nee, ich ſa wetter gar niſcht.
Do hot ſchun monch eener a Kupp geſchittelt. Ader das
kummt ’m noch amol heem. Dazumol han ſich de Leute
gewundert, hinte traun ſ’ ’m ’s Schlimmſte zu.
Siebenhaar. Das iſt jedenfalls bloß Klatſch und Tratſch!
Pferdehändler Walther tritt ein, Schaftſtiefel, Jagdjoppe,
Mütze und Peitſche. Er ſetzt ſich an einen der Tiſche und macht
Zeichen zu Franziska, die ihm bald Bier bringt.
Hauffe. Das ſan Sie aſu, war wiß ob’s wahr
is. Wenn ader de Tuta wiederkäma, und thäta ſprecha:
de ale Henſcheln kennte wull was derzahln, dohie. Die
kunnde ni laba, die wullde ni laba. Und was ’s Haupt
is, die ſullde ni laba.
Siebenhaar. Hauffe, nehmen Sie ſich in Obacht. Wenn
Henſchel mal von der Sache Wind kriegt ......
Hauffe. Do brauch’ ich mich gar ni in Obacht
nahma. Das ſa ich an jeden ei’s Geſichte. Die ale
Henſcheln hot miſſa ſtarben. Eb’s’ er vergahn han, das
wiß ich ju nee, derbeine bin ich ju ni gewaſt. Mit richtga
Dinga is das ni und nimmer meh zugeganga. Die
Frau war geſund, die hätte noch kinn’ dreißig Jahre laba!

Siebenhaar trinkt aus und ſteht auf.
Walther. Daß die geſund war, das kan ich be-
zeugen. Meine Schwaſter war ich wull kenn’ am Ende.
Die war eim Wege, do mußt ſe abſchieba.

Siebenhaar geht ruhig hinaus.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#FAB">
          <p><pb facs="#f0081" n="71"/>
ar mich gefreut, ich hätt&#x2019;s &#x2019;m ge&#x017F;<hi rendition="#aq">a</hi>t. Wenn ar Gu&#x017F;tlan<lb/>
wullde dr Mutter anoch &#x017F;chicka, do g<hi rendition="#aq">a</hi>b&#x2019;s g<hi rendition="#aq">a</hi>r kee be&#x017F;&#x017F;eres<lb/>
Mittel derviere; ar mußt&#x2019;r die Honne zur Stiefmutter gah&#x2019;n.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HAU">
          <speaker> <hi rendition="#b">Hauffe.</hi> </speaker>
          <p>Ju, ju &#x2014; nee nee, ich &#x017F;<hi rendition="#aq">a</hi> wetter g<hi rendition="#aq">a</hi>r ni&#x017F;cht.<lb/>
Do hot &#x017F;chun monch eener a Kupp ge&#x017F;chittelt. <hi rendition="#aq">A</hi>der d<hi rendition="#aq">a</hi>s<lb/>
kummt &#x2019;m noch amol heem. Dazumol h<hi rendition="#aq">a</hi>n &#x017F;ich de Leute<lb/>
gewundert, hinte traun &#x017F;&#x2019; &#x2019;m &#x2019;s Schlimm&#x017F;te zu.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SIE">
          <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar.</hi> </speaker>
          <p>Das i&#x017F;t jedenfalls bloß Klat&#x017F;ch und Trat&#x017F;ch!</p><lb/>
          <stage>Pferdehändler <hi rendition="#b">Walther</hi> tritt ein, Schaft&#x017F;tiefel, Jagdjoppe,<lb/>
Mütze und Peit&#x017F;che. Er &#x017F;etzt &#x017F;ich an einen der Ti&#x017F;che und macht<lb/>
Zeichen zu Franziska, die ihm bald Bier bringt.</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HAU">
          <speaker> <hi rendition="#b">Hauffe.</hi> </speaker>
          <p>D<hi rendition="#aq">a</hi>s &#x017F;<hi rendition="#aq">a</hi>n Sie a&#x017F;u, war wiß ob&#x2019;s w<hi rendition="#aq">a</hi>hr<lb/>
is. Wenn <hi rendition="#aq">a</hi>der de Tuta wiederkäma, und thäta &#x017F;precha:<lb/>
de ale Hen&#x017F;cheln kennte wull w<hi rendition="#aq">a</hi>s derzahln, dohie. Die<lb/>
kunnde ni laba, die wullde ni laba. Und w<hi rendition="#aq">a</hi>s &#x2019;s Haupt<lb/>
is, die &#x017F;ullde ni laba.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SIE">
          <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar.</hi> </speaker>
          <p>Hauffe, nehmen Sie &#x017F;ich in Obacht. Wenn<lb/>
Hen&#x017F;chel mal von der Sache Wind kriegt ......</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HAU">
          <speaker> <hi rendition="#b">Hauffe.</hi> </speaker>
          <p>Do brauch&#x2019; ich mich g<hi rendition="#aq">a</hi>r ni in Obacht<lb/>
nahma. D<hi rendition="#aq">a</hi>s &#x017F;<hi rendition="#aq">a</hi> ich an jeden ei&#x2019;s Ge&#x017F;ichte. Die ale<lb/>
Hen&#x017F;cheln hot mi&#x017F;&#x017F;a &#x017F;tarben. Eb&#x2019;s&#x2019; er vergahn h<hi rendition="#aq">a</hi>n, d<hi rendition="#aq">a</hi>s<lb/>
wiß ich ju nee, derbeine bin ich ju ni gewa&#x017F;t. Mit richtga<lb/>
Dinga is d<hi rendition="#aq">a</hi>s ni und nimmer meh zugeganga. Die<lb/>
Frau w<hi rendition="#aq">a</hi>r ge&#x017F;und, die hätte noch kinn&#x2019; dreißig J<hi rendition="#aq">a</hi>hre laba!</p><lb/>
          <stage><hi rendition="#b">Siebenhaar</hi> trinkt aus und &#x017F;teht auf.</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WALT">
          <speaker> <hi rendition="#b">Walther.</hi> </speaker>
          <p>Daß die ge&#x017F;und w<hi rendition="#aq">a</hi>r, d<hi rendition="#aq">a</hi>s k<hi rendition="#aq">a</hi>n ich be-<lb/>
zeugen. Meine Schwa&#x017F;ter war ich wull kenn&#x2019; <hi rendition="#aq">a</hi>m Ende.<lb/>
Die w<hi rendition="#aq">a</hi>r eim Wege, do mußt &#x017F;e <hi rendition="#aq">a</hi>b&#x017F;chieba.</p><lb/>
          <stage>Siebenhaar geht ruhig hinaus.</stage>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0081] ar mich gefreut, ich hätt’s ’m geſat. Wenn ar Guſtlan wullde dr Mutter anoch ſchicka, do gab’s gar kee beſſeres Mittel derviere; ar mußt’r die Honne zur Stiefmutter gah’n. Hauffe. Ju, ju — nee nee, ich ſa wetter gar niſcht. Do hot ſchun monch eener a Kupp geſchittelt. Ader das kummt ’m noch amol heem. Dazumol han ſich de Leute gewundert, hinte traun ſ’ ’m ’s Schlimmſte zu. Siebenhaar. Das iſt jedenfalls bloß Klatſch und Tratſch! Pferdehändler Walther tritt ein, Schaftſtiefel, Jagdjoppe, Mütze und Peitſche. Er ſetzt ſich an einen der Tiſche und macht Zeichen zu Franziska, die ihm bald Bier bringt. Hauffe. Das ſan Sie aſu, war wiß ob’s wahr is. Wenn ader de Tuta wiederkäma, und thäta ſprecha: de ale Henſcheln kennte wull was derzahln, dohie. Die kunnde ni laba, die wullde ni laba. Und was ’s Haupt is, die ſullde ni laba. Siebenhaar. Hauffe, nehmen Sie ſich in Obacht. Wenn Henſchel mal von der Sache Wind kriegt ...... Hauffe. Do brauch’ ich mich gar ni in Obacht nahma. Das ſa ich an jeden ei’s Geſichte. Die ale Henſcheln hot miſſa ſtarben. Eb’s’ er vergahn han, das wiß ich ju nee, derbeine bin ich ju ni gewaſt. Mit richtga Dinga is das ni und nimmer meh zugeganga. Die Frau war geſund, die hätte noch kinn’ dreißig Jahre laba! Siebenhaar trinkt aus und ſteht auf. Walther. Daß die geſund war, das kan ich be- zeugen. Meine Schwaſter war ich wull kenn’ am Ende. Die war eim Wege, do mußt ſe abſchieba. Siebenhaar geht ruhig hinaus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899/81
Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899/81>, abgerufen am 04.12.2024.