Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889.
einmal in Muße mit Dir aussprechen darüber; -- das kannst Du mir nicht abschlagen. Loth. Wenn Dir daran besonders viel gelegen ist.... Hoffmann. Alles!...auf Ehre! -- ist mir daran gelegen, Alles!....also komm!...komm!! Kneif ja nicht aus! -- komm! (Er führt Loth, der sich nun nicht mehr sträubt, in das Haus zurück. Beide ab.) (Die entlassene Magd und der Kuhjunge haben inzwischen die Lade auf den Schubkarren gesetzt, Golisch hat die Traggurte umgenommen.) Marie (während sie Golisch etwas in die Hand drückt). Doo! Gooschla! hust a woas! Der Junge (weist es ab). Behaal' Den'n Biema! Marie. Ae! tumme Dare! Der Junge. Na, wegen menner. (Er nimmt das Geld und thut es in seinen ledernen Geldbeutel.) Frau Spiller (von einem der Wohnhausfenster aus, ruft). Marie! Marie. Woas wullt er noo? Frau Spiller (nach einer Minute aus der Hausthür tretend). Die gnädige Frau will Dich behalten, wenn Du ver- sprichst.... Marie. Dreck!!! war ich er versprecha! -- Foahr zu, Goosch! Frau Spiller (näher tretend). Die gnädige Frau will Dir auch etwas am Lohn zulegen, wenn Du.... (plötzlich flüsternd:) Mach Der nischt draus, Moad! se werd ok manchmal so'n Bisken kullerig. Marie (wüthend). Se maag siich ihre poar Greschla fer siich behahl'n! -- (Weinerlich:) Ehnder derhingern! (Sie folgt Gosch, der mit dem Schubkarren voran gefahren ist.) Nee, a su woas oaber oo! -- Do sool eens do glei'... (Ab.) (Frau Spiller ihr nach ab.) (Durch den Haupteingang kommt Baer, genannt Hopslabaer. Ein langer Mensch mit einem Geierhalse und Kropfe dran. Er geht barfuß und ohne Kopfbedeckung, die Beinkleider reichen, unten stark ausgefranst, bis wenig unter die Knie herab. Er hat eine Glatze; das vorhandene braune, verstaubte und verklebte Haar reicht ihm bis über die Schulter. Sein Gang ist straußen- artig. An einer Schnur führt er ein Kinderwägelchen voll Sand mit sich. Sein Gesicht ist bartlos, die ganze Erscheinung deutet auf einen einige Zwanzig alten verwahrlosten Bauerburschen.)
einmal in Muße mit Dir ausſprechen darüber; — das kannſt Du mir nicht abſchlagen. Loth. Wenn Dir daran beſonders viel gelegen iſt.... Hoffmann. Alles!...auf Ehre! — iſt mir daran gelegen, Alles!....alſo komm!...komm!! Kneif ja nicht aus! — komm! (Er führt Loth, der ſich nun nicht mehr ſträubt, in das Haus zurück. Beide ab.) (Die entlaſſene Magd und der Kuhjunge haben inzwiſchen die Lade auf den Schubkarren geſetzt, Goliſch hat die Traggurte umgenommen.) Marie (während ſie Goliſch etwas in die Hand drückt). Doo! Gooſchla! huſt a woas! Der Junge (weiſt es ab). Behaal' Den'n Biema! Marie. Ae! tumme Dare! Der Junge. Na, wegen menner. (Er nimmt das Geld und thut es in ſeinen ledernen Geldbeutel.) Frau Spiller (von einem der Wohnhausfenſter aus, ruft). Marie! Marie. Woas wullt er noo? Frau Spiller (nach einer Minute aus der Hausthür tretend). Die gnädige Frau will Dich behalten, wenn Du ver- ſprichſt.... Marie. Dreck!!! war ich er verſprecha! — Foahr zu, Gooſch! Frau Spiller (näher tretend). Die gnädige Frau will Dir auch etwas am Lohn zulegen, wenn Du.... (plötzlich flüſternd:) Mach Der niſcht draus, Moad! ſe werd ok manchmal ſo'n Bisken kullerig. Marie (wüthend). Se maag ſiich ihre poar Greſchla fer ſiich behahl'n! — (Weinerlich:) Ehnder derhingern! (Sie folgt Goſch, der mit dem Schubkarren voran gefahren iſt.) Nee, a ſu woas oaber oo! — Do ſool eens do glei'... (Ab.) (Frau Spiller ihr nach ab.) (Durch den Haupteingang kommt Baer, genannt Hopslabaer. Ein langer Menſch mit einem Geierhalſe und Kropfe dran. Er geht barfuß und ohne Kopfbedeckung, die Beinkleider reichen, unten ſtark ausgefranſt, bis wenig unter die Knie herab. Er hat eine Glatze; das vorhandene braune, verſtaubte und verklebte Haar reicht ihm bis über die Schulter. Sein Gang iſt ſtraußen- artig. An einer Schnur führt er ein Kinderwägelchen voll Sand mit ſich. 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Hoffmann. Alles!...auf Ehre! — iſt mir
daran gelegen, Alles!....alſo komm!...komm!!
Kneif ja nicht aus! — komm! (Er führt Loth, der ſich nun nicht
mehr ſträubt, in das Haus zurück. Beide ab.)
(Die entlaſſene Magd und der Kuhjunge haben inzwiſchen die Lade auf
den Schubkarren geſetzt, Goliſch hat die Traggurte umgenommen.)
Marie (während ſie Goliſch etwas in die Hand drückt). Doo!
Gooſchla! huſt a woas!
Der Junge (weiſt es ab). Behaal' Den'n Biema!
Marie. Ae! tumme Dare!
Der Junge. Na, wegen menner. (Er nimmt das Geld
und thut es in ſeinen ledernen Geldbeutel.)
Frau Spiller (von einem der Wohnhausfenſter aus, ruft).
Marie!
Marie. Woas wullt er noo?
Frau Spiller (nach einer Minute aus der Hausthür tretend).
Die gnädige Frau will Dich behalten, wenn Du ver-
ſprichſt....
Marie. Dreck!!! war ich er verſprecha! — Foahr
zu, Gooſch!
Frau Spiller (näher tretend). Die gnädige Frau will
Dir auch etwas am Lohn zulegen, wenn Du....
(plötzlich flüſternd:) Mach Der niſcht draus, Moad! ſe werd
ok manchmal ſo'n Bisken kullerig.
Marie (wüthend). Se maag ſiich ihre poar Greſchla
fer ſiich behahl'n! — (Weinerlich:) Ehnder derhingern! (Sie folgt
Goſch, der mit dem Schubkarren voran gefahren iſt.) Nee, a ſu woas
oaber oo! — Do ſool eens do glei'...(Ab.) (Frau Spiller
ihr nach ab.)
(Durch den Haupteingang kommt Baer, genannt Hopslabaer. Ein
langer Menſch mit einem Geierhalſe und Kropfe dran. Er geht barfuß und
ohne Kopfbedeckung, die Beinkleider reichen, unten ſtark ausgefranſt, bis wenig
unter die Knie herab. Er hat eine Glatze; das vorhandene braune, verſtaubte
und verklebte Haar reicht ihm bis über die Schulter. Sein Gang iſt ſtraußen-
artig. An einer Schnur führt er ein Kinderwägelchen voll Sand mit ſich. Sein
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