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Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 105, Hamburg, 2. Mai 1848.

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Dienstag2 Mai
No. 105.1848.
Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei-   tung
des Hamburgischen    unpartheiischen

CORRESPONDENTEN.

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Postämter 15 Mark.Petit-Zeile.




[Beginn Spaltensatz]
Schleswig-Holst. Angelegenheiten.

Gestern gegen Abend trafen hier mehrere Wagen
mit Hannoveranern ein, die angeblich von Sonder-
burg kamen. Letztere äußerten, daß Sonderburg so
wie die Jnsel Alsen von den Dänen geräumt worden
sey. Wenn diese Mittheilung sich bestätigen sollte, so
würde das Herzogthum Schleswig mit seinen Per-
tinenzien bis auf die Jnsel Arroe vom Feinde ge-
reinigt seyn. Wir haben allerdings in diesen Tagen
vereinzelte Nachrichten vom Norden empfangen, aus
denen hervorging, daß unsere Truppen den Dänen
über Bau nach Sundewitt über den Eckernsund nach-
gerückt wären und die Truppen nach Sonderburg
übergeschifft wurden. Bei Bau hat, spätern Nach-
richten zufolge, kein Gefecht stattgefunden; der Kanonen-
donner rührte daher, daß die braunschweigische Artillerie
im Flensburger Hafen ein Kanonenboot zusammen-
geschossen hat. Das Dampfschiff nahm das andere
ins Schlepptau und verließ den Hafen. Einem un-
verbürgten Gerüchte zufolge sollte die deutsche Fahne
auf der Koldinger Brücke wehen. Bei der großen
Mangelhaftigkeit von Nachrichten vom Kriegsschau-
platze, ist es sehr zu bedauern, daß nicht ein Literat
dem Heere sich angeschlossen hat. Den Beamteten,
die dem Heere in irgend einer Qualität gefolgt sind,
fehlt es offenbar an Zeit; Nordschleswig selbst besitzt
aber wenig literarische Kräfte, die mit Liebe, Geist
und Leichtigkeit schreiben.

Wir haben in diesen Tagen einen Theil des Schlacht-
oder Kampffeldes um Schleswig besucht, wo das
Treffen für die Befreiung unserer deutschen Stadt,
die sich der deutschen Liebe und Aufopferung in jenen
14 Tagen würdig bewiesen hat, stattgefunden, wo an
dem unvergeßlichen Ostersonntag des Jahres 1848
der Kanonendonner den Auferstehungsmorgen der
deutschen Freiheit für das Herzogthum Schleswig
geweiht; wo deutsche Heldenseelen ihr Leben für unsere
gerechte, ja heilige Sache gelassen; wo die Dänomanie
ihre theilweise verführten und getäuschten Kinder ge-
opfert hat; wo Hunderte blutige Wunden, Viele einen
verstummelten Körper für ihr ganzes Leben davon-
getragen haben und wo leider auch der Mensch in
seiner tiefsten Entmenschlichung bei der Plünderung
der Gefallenen zu erscheinen sich nicht gescheut hat.
Wenn bei diesem letzteren Gedanken die schwache Feder
sich in die kräftige Schießwaffe zu verwandeln wünscht,
um solche scheußlichen Larven der edlen Menschengestalt
sofort nieder zuschießen, so treten als versöhnendes Bild
der reinen Menschlichkeit viele von Schleswigs edlen
Frauen wieder hervor, die theilweise über ihre Kr[ä]fte
hinaus sich mit treuer Sorgfalt der Verwundeten, ohne
Unterschied des Ranges und der Nationalität, an-
nehmen und dieselben pflegen, Ordnung und Aufsicht
herstellen und das bezahlte Personal überwachen und
anspornen. Dazu kommen die hinströmenden Gaben
der milden, reinen Liebe zur Erquickung und Pflege
der Verwundeten, zur Versorgung der K[ä]mpfenden
von allen Seiten, aus allen Gegenden des heißgeliebten
Vaterlandes ein, wie aus dem benachbarten großherzigen
Hamburg. Selbst ein ernster Däne, der lange die dar-
gebotenen Speisen ablehnte, ist durch die Zusprache
einer unserer Frauen, die theilweise sich mit seinen
verwundeten Landsleuten in ihrer Sprache unter-
halten können, bekehrt worden. Dänische Officiere in
Privat Wohnungen sollen ihr Erstaunen darüber aus-
gesprochen haben, daß man so Feinde behandele. Ein
verwundeter Däne fragte eine unserer Frauen, ob sie
eine Kopenhagenerin sey? Auf die Antwort, sie sey
eine Deutsche, die Frau des Doctors Heiberg, verzog
sich das Gesicht, und mit scharfem Tone: J! Frue
Heiberg! wandte er sich Anfangs von ihr weg, dann
aber l[ö]ste sich die Sprödigkeit des Herzens. Unsere
hiesigen Aerzte, so wie andere aus Hamburg, im-
gleichen dänische Aerzte, überwachen mit aller Sorg-
falt die Kranken. Von unserer treuen Nachbarstadt
Rendsburg, der wir mit so vielen Gefl[ü]chteten für
den 14tägigen freundlich schützenden Aufenthalt unsern
Dank noch nachrufen, kam gestern eine Deputation
mit der Anfrage, was wir für die Verwundeten in
den Lazarethen noch bedürften; es möge nur namhaft
gemacht werden, so solle Alles sofort geliefert werden.
So auch wurden aus vier Dörfern aus Dithmarschen
wollene Decken und Matratzen übersandt; nur ein-
zelne mit Krollhaar gestopfte Unterbetten fehlen. Aus
den fünf Lazarethen werden nach und nach nach
Gottorff die Kranken hingebracht, welche transportirt
werden können. Leider fehlt es noch nicht an zu
Vielen, die blos die Lazarethe aus Neugierde besuchen.
Diese Störungen werden hoffentlich bald aufhören.
Die Anzahl der verwundeten Dänen ist hier bei Wei-
tem überwiegend, wogegen in Rendsburg fast nur
Deutsche liegen. Der Adjudant des Herzogs von
Braunschweig liegt noch schwer darnieder. Seine
trostlose Mutter, sein Bruder nebst übrigen Verwand-
ten sind zu seiner Pflege herbeigeeilt; Etatsrath Lan-
genbeck hat gestern dessen Transport in ein Privat-
haus wieder untersagt. Wir sehen darin einen kleinen
Strahl der Hoffnung. Capitän v. Hellmundt, der bei
Annettenhöhe den Arm verlor, befindet sich so wohl,
daß er uns um die Zeitungen bat. Die beiden preußi-
schen Officiere, Hr. v. Norman und v. Berg, denen
jedem ein Fuß abgenommen worden ist, bedürfen der
Ruhe; ein oder zwei andere Officiere sind gestern im
Palais des Prinzen Friedrich gestorben. Die Kriegs-
gefangenen sind gestern nach Rendsburg abgeführt
worden, weshalb das Bataillon Kaiser Franz jetzt
von Gottorff nach der Stadt verlegt werden wird,
wo, wie es unter ihnen heißt, man wie im Paradiese
lebt. -- Es befinden sich hier sieben dänische Officiere,
welche auf ihr Ehrenwort frei umher gehen. Daß
die Dänen den verwundeten Capitän Michelsen, ob-
wohl die Aerzte erklärt haben sollen, daß es nur mit
Gefahr seines Lebens geschehen könne, von Flensburg
mit sich fortgeführt haben, hat einen tiefen unheim-
lichen Eindruck gemacht, wird aber in keinem echt
deutschen Herzen auch nur auf einen Augenblick die
Pflichterfüllung reiner Menschenliebe gegen die Ver-
wundeten der dänischen Nation schwächen.


Das erste schleswiger Dragoner-Regiment steht an
der Königsau; Schleswig ist bis auf Alsen und Arroe
von den Dänen verlassen. Der Rückzug von Flens-
burg bot das Bild einer Flucht dar, wie die durchzie-
henden Wagen mit Patrontaschen und sonstiger Ar-
matur, welche man auf dem Wege von Flensburg
nordwärts hinauf gesammelt hat, beweisen. Jede
Ordnung hatte aufgehört, so daß der General
v. Hedemann das Commando niedergelegt haben
soll, weil er nicht mehr vermocht habe, die
Truppen weder zum Stehen noch zum Schlagen
[Spaltenumbruch] zu bringen. Dem Vernehmen nach, geschieht heute
der Angriff auf Alsen; dänische Kriegsschiffe occupi-
ren den Uebergang von Sundewitt nach Sonderburg,
so wie man sich dänischer Seits auf Alsen sehr ver-
schanzt haben soll. Es wird demnach noch manche
deutsche Heldenseele für die völlige Befreiung unseres
Landes das Leben aushauchen, mancher Däne das
Leben verlieren.


Das Hauptquartier ist heute Morgen von Apen-
rade nach Hadersleben verlegt worden. Es brach
Freitag Abend von Flensburg auf. Als die Deutschen
in Apenrade einzogen, nahm eine Brigg noch die
letzten 100 Dänen auf. Ein Dampfschiff sollte den
entflohenen Uhrmacher Fischer, Redacteur des dänischen
Wochenblatts, ans Ufer setzen, wahrscheinlich um nä-
here Erkundigungen einzuziehen. Die Freischärler
besetzten dessen Haus. Wie wir hören, ist der Land-
sasse, Hr. Henningsen von Schönhagen von der pro-
visorischen Regierung beauftragt, die Magazin-Ver-
waltung z[u] leiten. Die Freicorps haben auf dem
linken Flügel Tondern besetzt und sind aufs Freund-
lichste aufgenommen worden. Die Dänen sollen sich
aus Ripen zurückgezogen haben. Drei preußische
Aerzte sind aus Berlin hier eingetroffen; die Kranken
werden gesondert, der Besuch jetzt nur zwischen 2 und
4 Uhr gestattet, die Ordnung gestaltet sich immer mehr.


Unsere Stadt bildet jetzt das Hauptquartier für die
preußischen Truppen, die hier und in der Umgegend
einquartirt sind. Der General v. Wrangel, der Her-
zog von Augustenburg, der Prinz Friedrich von Au-
gustenburg-Noer u. s. w. sind jetzt hier, desgleichen ein
Prinz v. Glücksburg und der Prinz Friedrich Carl
v. Preußen.

Heute um die Mittagszeit gerieth die Stadt in
einige Bewegung, indem ein d[ä]nisches Kriegsdampf-
schiff (vermuthlich der Hekla) vom Hafen aus sichtbar
war. Man konnte deutlich erkennen, daß vom Lande
aus am entgegengesetzten Ufer ein Boot mit dem
Dampfschiffe communicirte und dann wieder ans Land
ging. Einmal kam das Dampfschiff auf etwa 800
Schritte dem Strande nahe. Es wurde in aller
Eile eine in der Stadt befindliche halbe Batterie rei-
tender preußische Artillerie an die Schiffsbrücke ge-
führt, aber das Dampfschiff hatte sich inzwischen ent-
fernt. Nachmittags will man wieder eine Brigg
in weiter Ferne haben kreuzen sehen. (B. H.)


Vom Kriegsschauplatz ist nichts wesentlich Neues
zu berichten. Die Dänen haben auf der Seite nach
Alsen hin das feste Land und nach Norden Schleswig
ganz verlassen. Unsere Truppen standen gestern noch
in Apenrade, von wo man ihren heutigen Aufbruch
nach Hadersleben erwartete. Durch Apenrade sind
die D[ä]nen noch in derselben wilden und kopilosen
Flucht durchgeeilt, wie aus Flensburg, einige ohne
Schuh und Strümpfe, andere ohne Tornister, ohne
Gewehre. Dragoner zu Fuß, Jnfanteristen zu Pferde,
zum Theil ohne Sattel, ja selbst ohne Zaum. Es
sei unmöglich, sagen die Augenzeugen, sich eine Vor-
stellung von diesem Durcheinander zu machen, wenn
man es nicht selbst gesehen. Jm Westen ist Tondern
besetzt worden. Wohl auf dem Zuge dahin hat man
sich der Artillerie des Grafen Schackenburg bemäch-
tigt, 6 Kanonen, die doch etwas mehr als bloße Bol-
ler seyn sollen. Der Uebergang nach Alsen wird
schwer zu bewerkstelligen seyn. Die Dänen hätten
sicher aber noch auf Sundewitt eine gute Position ge-
winnen können, wenn sie nicht in so rastloser Flucht
an einer Verschanzung auf dem Dübbeler Berge, Son-
derburg gegenüber, vorbeigeeilt wären, an welcher
200 Bauern während der ganzen Zrit der dänischen
Occupation, 14 Tage, hatten arbeiten müssen, einer
Schanze, die jetzt unserer Artillerie recht zu Gute kom-
men wird. Auf Sundewitt hatten die Dänen sich
große Mühe mit Errichtung eines Landsturms gegeben,
auch richtig 2000 Mann zusammengebracht und sie
ganz leidlich einexercirt, so daß sie dieselben schon zu
Helden gestempelt zu haben glaubten, brauchbar selbst
gegen die Preußen. Doch waren die Sundewitter
nicht der Meinung, und blieben ruhig zu Hause, als
die Preußen kamen. Bei diesem Vorrücken sind auch
noch wieder zwei, seit der Affaire vom 9. d. vermißte
Studenten zum Vorschein gekommen, Matthiessen
aus Grünhaus und Hedde aus Brunsbüttel, die bei
befreundeten und verwandten Familien auf dem Lande
einen Zufluchtsort gefunden hatten. Kjaer, verwun-
det durch einen Schuß ins eine Bein und einen Streif-
schuß am andern, wird bei Verwandten in Flensburg
verpflegt und soll diese Erleichterung seines Schicksals
Cyristiansen's Verwendung zu verdanken gehabt haben.
Daraus erklärt sich, daß die dänischen Listen der Ge-
fangenen, Verwundeten und Gefallenen nichts von
ihm enthielten. Er mag übrigens wohl der einzige
verwundete Gefangene seyn, der dem Transport nach
Sonderburg entgangen ist, von welchem selbst schwer
Verwundete nicht ausgeschlossen worden sind. Noch
erfährt man aus sicherer Quelle, daß die dänischen
Kriegsschiffe am Morgen des 25 d. noch ganz wacker
schossen, daß aber ihr Kartätschenhagel den Major
v. Zastrow vom 5. Linien-Jnfanterie-Bataillon nicht
hinderte, mit seinen Soldaten aus einem Magazin
circa 200,000 Patronen zu holen.

Dem Briefe eines Freiwilligen an seine Eltern in
Rendsburg entnehmen wir nachfolgende Notizen. Der
Brief ist aus Norder-Schmedebye, 3/4 Meilen nördlich
von Flensburg, vom 26 d. datirt. "Gestern Morgen
um 8 Uhr zogen wir zu unserer großen Freude als
Sieger in Flensburg ein, nachdem wir die Dänen
mehrere Tage vor uns her gejagt hatten. Am Abend
vorher waren wir bis eine Stunde vor Flensburg
gekommen, durften aber nicht wagen, gleich in die Stadt
zu ziehen, da wir hörten, daß noch eine bedeutende
Macht der Dänen daselbst sey. Wir waren auch durch
die starken Märsche der vorhergehenden Tage so er-
müdet, daß unser nur 700 Mann starkes Corps (das
Rantzauische) dem Kampf mit einer Uebermacht nicht
gewachsen gewesen wäre. Nachher erfuhren wir frei-
lich, wie die Angst vor unserer Annäherung die Dänen
sogleich aus der Stadt getrieben. Unsere Compagnie
bekam die Nacht noch wenig Schlaf, sie hatte die Feld-
wache und ich selbst mußte von 4 Uhr Nachmittags
bis 1 Uhr Nachts unter triefendem Regen, eine halbe
Stunde von einem dänischen Bataillon entfernt, stille
wie eine Maus, auf dem Posten stehen, ohne selbst
durch Auf- und Niedergehen mich erwärmen zu kön-
nen. Am Morgen hielt unser Chef, Graf Rantzau,
eine Anrede an uns, uns ermahnend, daß wir bei
dem Einzuge in Flensburg eingedenk seyn möchten,
daß wir deutsche Männer und Krieger und Schleswig-
Holsteiner seyen, daß wir die unangenehmen Erinne-
[Spaltenumbruch] rungen, mit denen wir vor 14 Tagen aus Flens-
burg gezogen wären, niederkämpfen, keine pers[ö]nliche
Rache nehmen, mit Ernst und Würde uns benehmen
mochten. Unser Corps war das erste, welches in
Flensburg einrückte. Die Einwohner empfingen uns
mit Hurrah, wir aber antworteten nicht. Eine halbe
Stunde nach uns zogen die deutschen Bundestruppen
mit klingendem Spiel in die Stadt, wir aber, so wie
3000 Mann Hannoveraner, westlich von der Stadt
nach Schmedebye. Wie es heißt, werden wir jetzt die
ganze Gränze besetzen und den Frieden dictiren, und
wenn die Dänen nicht einwilligen, in Jütland ein-
ziehen." (S.-H. Ztg.)


Als wahrscheinlich stellt es sich übrigens nach den
verschiedenen Nachrichten heraus, daß das Gros der
Armee gestern nicht über Apenrade hinaus war, son-
dern eine Linie von dort westlich bis gegen Ripen
und östlich bis vor Sonderburg besetzt hielt. Daß ein
Angriff gegen Alsen beabsichtigt wird, ist wohl anzu-
nehmen, nicht aber, daß derselbe schon in den ersten
Tagen erfolgen könne, weil nicht nur der Transport
des von Rendsburg requirirten groben Festungs-Ge-
schützes, welches zur Deckung des Uebergangs noth-
wendig ist, sondern auch die übrigen Vorbereitungen
Zeit erfordern. Jnzwischen rücken mehr Truppen
nach Norden. Preußische Husaren kommen morgen
wieder über Segeberg nach Neumünster. Der in Kiel
gelegene Theil unseres 4ten Bataillons ging heute
nach Eckernförde, um ein vorrückendes preußisches
Bataillon abzulösen. Angekommen ist hier dagegen
eine Batterie, welche an den Hafen-Eingängen ihre
Verwendung findet.

Heute haben sich die hiesigen Consuln von Schwe-
den und Holland an Bord der außerhalb Friedrichs-
ort liegenden Corvette Galathea begeben, um gegen
die Zurückweisung der Schiffe, welche unter ihren
neutralen Flaggen auslaufen wollten, zu remonstri-
ren. Es ist jedoch ohne Erfolg von ihnen protestirt
worden. (A. M.)


(Bericht von der Armee in Schleswig) Auszug
aus einer Depesche des General-Lieutenants Halkett
an S. M. den König von Hannover; angekommen
den 30 April, 111/2 Uhr Mittags: "Hauptquartier
Nübel, im Amte Sonderburg, den 27 April. Die
mobile Division des zehnten Bundes-Armee-Corps
hat heute einen Marsch von Hockerup und Umgegend
bis an die Küste, der Jnsel Alsen gegenüber, ausge-
führt. Jch erwartete den Feind in einer starken
Stellung vor dem Uebergange, an deren Verschanzung
er lange gearbeitet haben sollte, zu finden. Der Feind
hatte die noch unvollendeten Schanzen nur mit einer
schwachen Wache besetzt, und verließ sie bei unserer
Annäherung ganz, ohne einen Schuß zu thun. Jch
ließ sie in Besitz nehmen und wenigstens theilweise
zerstören. Unterwegs und bei der Demolirung der
Schanzen wurden wir durch einiges Feuer aus Ka-
nonenböten und Dampfschiffen belästigt, jedoch ohne
daß wir dadurch Schaden erlitten hätten. Der Ueber-
gang nach der Jnsel Alsen, obgleich nur über einen
sehr unbedeutenden Meeresarm fuhrend, hat doch der
dänischen Schiffe wegen nicht unbeträchtliche Schwie-
rigkeiten. Außerdem ist auch die gegen[ü]ber liegende
K[ü]ste verschanzt und mit Artillerie besetzt." (H. Z.)


Die Versammlung in Neumünster zur Vorberathung
der Wahlen der Abgeordneten nach Frankfurt soll
vorzugsweise von Dr. Ahlmann und Advocat Wich-
mann
in Kiel ausgegangen seyn. Es sind dort
Männer mit in Vorschlag gebracht, die sich weder
in noch außerhalb der Stande-Versammlungen durch
irgend einen Beweis gründlicher staatswissenschaftlicher
Bildung ausgezeichnet haben; vielleicht haben sie ein-
mal einen Zeitungsartikel geschrieben, eine Anrede in
den Bürger-Versammlungen gehalten, hier oder da
die Masse zu gelegener Zeit harangirt. Allein sind
das M[ä]nner, die an ihrer Stelle ganz wirksam und
tüchtig sind, an den Nationalbau des deutschen Volkes
mit Theil zu nehmen? Fr. Baltisch, der einzige Arzt
unsers Landes, der seine politischen und staatswirth-
schaftlichen Kenntnisse über 30 Jahre auf den Altar
des Vaterlandes niederlegt, tritt bescheiden zurück.
Man thut als existire er nicht mehr. Diese wollen
sich nun als populäre Männer nach Frankfurt schicken
lassen. Unser Land wäre zu beklagen, wenn es dort
so vertreten erscheinen würde. Die provisorische Re-
gierung hat unstreitig in der Hinsicht einen Fehlgriff
gethan, daß sie den Etatsrath Franke an die Spitze
der schleswig-holsteinischen Regierung sofort gestellt
hat. Die Geschäftsthätigkeit und Energie kann nie
die fleckenlose Lauterkeit der Gesinnung in solchen
Zeiten überwiegen. Etatsrath Franke ist Schleswig-
Holsteiner, allein er war geneigt, unter einer der
letzten Combinationen der dänischen Gesammtstaat-
theorie eine Stellung zu übernehmen; die übrigen Kanz-
leideputirten, obwohl sie dem Grafen C. v. Moltke
oft bestimmt entgegentraten und manches Unheil vom
Lande abgewandt haben, hat man bisher noch nicht
berücksichtigt, und dies ist für den ersten Augenblick
vollkommen richtig. Keine Stimme hat sich eben
deshalb über jene Erneuerung lobend ausgesprochen.


Da Th. Olshausen erklärt hat, daß er nicht ge-
wählt zu werden wünsche, so ist unsere Wahl wieder
ganz ungewiß geworden. Es handelt sich allerdings
hier in der Stadt hauptsächlich um Waitz und Stein,
während die Landdistricte, wenigstens zum Theil, wie
man hört, dem Herrn Rehder, einem Klosterbeamten
in Preetz, ihre Stimmen geben werden. Wie der
letztgenannte Herr zu dieser Ehre kommt, mag der
Himmel wissen; jedenfalls könnte aber unsere Wahl
dadurch eine andere werden, als Viele wünschen.
Man wird vielleicht unter diesen Aussichten Waitz die
Stimmen geben, die sonst Stein erhalten hätte, damit
nur Rehder nicht durchgebracht wird. Denn die
Stimmen, die zunächst Waitz zugedacht sind, auf Stein
zu sammeln, ist nicht möglich. Viele im Publikum
haben eine zu entschiedene Abneigung gegen Stein,
als daß sie unter irgend welchen Verhältnissen auch
nur dazu bewogen werden könnten, für ihn zu stim-
men. Er ist einmal für die Stabilen und Aengstlichen
unter der Bezeichnung eines "verkappten Republika-
ners" und "Communisten" zum Kinderspuk geworden.
-- Heute Abend wird aus den angegebenen Gründen
noch wieder eine Vorwahl gehalten werden.


Zu Cuxhaven passirte heute das Dampfschiff Gu-
tenberg in Begleitung eines kleinen Kutters mit der
dänischen Brigg Thorwaldsen als Prise. (Exp. d. Tel.)


[Spaltenumbruch]

Nach heute Abend mit dem Bahnzuge eingegange-
nen Nachrichten wären die Preußen in Jütland ein-
gerückt; das Hauptquartier soll in Kolding seyn.
Der rechte Flügel (das 10te Bundes-Armee-Corps)
erwartete nur schweres Geschütz, um den Angriff auf
Alsen zu beginnen.




* Erklärung.

Der nach Dirckink-Holmfeldt's Gefangennehmung
von hieraus privatim ergangene "Aufruf zur schnellen
Hülfe" für die durch dänische Rachsucht vielleicht ge-
fährdete Jnsel Fehmarn ist freilich nur an die Nach-
barschaft gerichtet, von unberufenen Auslegern aber
als allgemeines Aufgebot angesehen, und hat uns am
Osterabend einen unbrauchbaren Haufen unlegitimirter
Fremden zugeführt, welcher natürlich am folgenden
Tage in seine Heimath zurückgewiesen wurde. Es
veranlaßt dies aber eine heute hier gehaltene Versamm-
lung von Gutsbesitzern und ländlichen Obrigkeiten
durch das unterzeichnete Mitglied zu der gelegent-
lichen Erklärung, daß sie alle angebliche Hülfsschaaren,
welche ohne ausdrückliche Ordre unserer provisorischen
Regierung hieher kommen, zurücksenden werde, und
von entfernteren Polizeibehörden künftig collegialische
Mitwirkung zur Abhaltung derselben erwarten.


Dr. Petersen, Justitiar.




Bis zu seiner Berufung zum Justiz-Minister war
Dr. Bornemann bekanntlich Director seines jetzigen
Ministeriums. Zu seinem Nachfolger in diesem Di-
rectorat ist jetzt Hr. Märker, bis gestern noch Director
des hiesigen Criminal- also eines Untergerichts, er-
nannt worden. Hr. Märker wird als tüchtiger Jurist
geschätzt und hat eine schnelle Laufbahn gemacht. Noch
kürzlich war ihm mit dem Geheimen Ober-Tribunal-
rath und Prof. Dr. Heffter der Auftrag geworden,
binnen vier Tagen einen Entwurf über Einrichtung
von Schwurgerichten in Strafsachen vorzulegen --
Der Prof. Dr. Bauerband aus Bonn, ein gewandter
praktischer Jurist, ist gleichfalls in das Justiz-Ministe-
rium berufen, woraus Beamte, welche für die neue
Zeit nicht passen wollen, entfernt werden. Dem Ge-
richtswesen steht überhaupt eine große Umwälzung,
und zwar bald, bevor.

Es wird hier von glaubwürdigen Personen erzählt,
daß die Gattin eines vielgenannten, am 20 v. M.
hier amnestirten Polen, welcher in der National-
Committee eine Rolle spielt, acht Arbeitern 16 []
dafür versprochen hat, daß sie den aus dem Gef[ä]ng-
nisse nach der Stadt fahrenden befreiten Polen die
Pferde aus- und sich selbst vorspannen sollten. Die
Frau, welche hier in der Nähe des Jnvalidenhauses
bei der Familie eines Stabsosficiers wohnte, vergaß
aber, ihre Schuld zu bezahlen, und die Mahner
wandten sich daher an die letztgedachte Familie, welche,
wie man hört, sofort geeignete Schritte in Posen that.
So läßt man sich Ovationen bereiten!

Die Bürgerwehr, über welche, dem Vernehmen
nach, der König am nächsten Mittwoch Revue hält,
hat jetzt insofern eine kriegerische Auszeichnung erhal-
ten, daß ihren Officieren gestattet worden ist, wie die
des Heeres silberne Schärpen und Degenquasten zu
tragen.

Der Prinz Karl, ein Bruder des Königs, hat den
Urwählern seines Bezirks zu ihren Vorberathungen
die Zimmer seines Pallastes eingeräumt. Ein Bezirk,
innerhalb welches der Finanz-Minister Hansemann
wohnt, hat Letztern zum Wahlmann vorgeschlagen,
damit er die Abgeordneten für das deutsche Parla-
ment mitwähle. Für das preußische kann der Mi-
nister hier um deshalb nicht Wahlmann werden, weil
er noch nicht sechs Monate hier Wohnsitz oder Auf-
enthalt hat.

Es hat sich hier eine Freischaar gebildet, welche zum
Schutze der Deutschen nach Posen ziehen will; sie be-
absichtigte zuerst nach Schleswig-Holstein abzugehen;
ihr Führer unterschlug aber das eingekommene Geld.

Die Nachricht von der Verfügung der französischen
provisorischen Regierung wegen Aufl[ö]sung der deutschen
Legionen im Ost-Departement wirkte heute günstiger
auf die Course. Der Zinsfuß für alle Darlehen im
Lombard-Comptoir der Bank beträgt immer noch 6 pCt.


Se. Maj. der K[ö]nig haben den General-Lieute-
nant, Grafen v. Canitz zum Kriegsminister ernannt.
(A. Pr. Ztg.)

Der Polizei-Präsident von Berlin macht Nachste-
hendes bekannt: "Die Verordnung über einige Grund-
lagen der künftigen preußischen Verfassung vom 6 d.
(Gesetz-Sammlung S. 87) disponirt in §. 4 wörtlich:
Alle Preußen sind berechtigt, sich friedlich und ohne
Waffen in geschlossenen Räumen zu versammeln, ohne
daß die Ausübung dieses Rechts einer vorgängigen
polizeilichen Erlaubniß unterworfen wäre. Auch Ver-
sammlungen unter freiem Himmel können, insofern
sie für die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht
gefahrbringend sind, von der Obrigkeit gestattet wer-
den etc. Zur Vermeidung etwaniger Jrrthümer sehe
ich mich veranlaßt, die Ordner von Volksversamm-
lungen auf die obigen gesetzlichen Vorschriften mit dem
Bemerken hinzuweisen, daß von jeder beabsichtigten
derartigen Versammlung hierher rechtzeitige Anzeige
zu erstatten ist. Berlin, den 28 April 1848. K. Po-
lizei-Präsident. v. Minutoli."

"Die hier beschäftigten Buchdrucker-Gehülfen haben
seit dem gestrigen Tage allgemein die Arbeit eingestellt.
Da nach den geltenden Bestimmungen alle fremde
Gewerbe-Gehülfen, sobald sie drei Tage lang ohne
Arbeits-Gelegenheit und Beschäftigung gewesen sind,
aus der hiesigen Stadt entfernt werden sollen, so wird
hiernach gegen sämmtliche nicht einheimische Buch-
drucker-Gehülfen, die bis zum Dienstag den 2 Mai
nicht wiederum in Arbeit getreten sind, ohne Aufschub
und mit aller Strenge verfahren werden. Berlin, den
29 April 1848. Der Polizei-Präsident v. Minutoli."
(Die Setzer und Drucker sind übrigens Sonntag Mor-
gen zur Arbeit zurückgekehrt.)

(Schles. Ztg.) Man hält es nicht für unwahr-
scheinlich, daß der Prinz von Preußen auf Wunsch
der Pommern als deren Statthalter mit seiner Fa-
milie in Stettin demnächst sich niederlassen werde.
Vermuthlich werden dann auch Truppen des Garde-
Corps daselbst in Garnison gelegt werden.


Se. Maj. der König hat geruht, den Bundestags-
Gesandten, Geheimenrath Justus Willich, auf dessen
wiederholtes Ansuchen in Berücksichtigung seines zu-


Dienstag2 Mai
No. 105.1848.
Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei-   tung
des Hamburgiſchen    unpartheiiſchen

CORRESPONDENTEN.

Abonnement: Jnſertionsgebühr:

18 Mark, für löbl. 5 Schillinge für die

Poſtämter 15 Mark.Petit-Zeile.




[Beginn Spaltensatz]
Schleswig-Holſt. Angelegenheiten.

Geſtern gegen Abend trafen hier mehrere Wagen
mit Hannoveranern ein, die angeblich von Sonder-
burg kamen. Letztere äußerten, daß Sonderburg ſo
wie die Jnſel Alſen von den Dänen geräumt worden
ſey. Wenn dieſe Mittheilung ſich beſtätigen ſollte, ſo
würde das Herzogthum Schleswig mit ſeinen Per-
tinenzien bis auf die Jnſel Arroe vom Feinde ge-
reinigt ſeyn. Wir haben allerdings in dieſen Tagen
vereinzelte Nachrichten vom Norden empfangen, aus
denen hervorging, daß unſere Truppen den Dänen
über Bau nach Sundewitt über den Eckernſund nach-
gerückt wären und die Truppen nach Sonderburg
übergeſchifft wurden. Bei Bau hat, ſpätern Nach-
richten zufolge, kein Gefecht ſtattgefunden; der Kanonen-
donner rührte daher, daß die braunſchweigiſche Artillerie
im Flensburger Hafen ein Kanonenboot zuſammen-
geſchoſſen hat. Das Dampfſchiff nahm das andere
ins Schlepptau und verließ den Hafen. Einem un-
verbürgten Gerüchte zufolge ſollte die deutſche Fahne
auf der Koldinger Brücke wehen. Bei der großen
Mangelhaftigkeit von Nachrichten vom Kriegsſchau-
platze, iſt es ſehr zu bedauern, daß nicht ein Literat
dem Heere ſich angeſchloſſen hat. Den Beamteten,
die dem Heere in irgend einer Qualität gefolgt ſind,
fehlt es offenbar an Zeit; Nordſchleswig ſelbſt beſitzt
aber wenig literariſche Kräfte, die mit Liebe, Geiſt
und Leichtigkeit ſchreiben.

Wir haben in dieſen Tagen einen Theil des Schlacht-
oder Kampffeldes um Schleswig beſucht, wo das
Treffen für die Befreiung unſerer deutſchen Stadt,
die ſich der deutſchen Liebe und Aufopferung in jenen
14 Tagen würdig bewieſen hat, ſtattgefunden, wo an
dem unvergeßlichen Oſterſonntag des Jahres 1848
der Kanonendonner den Auferſtehungsmorgen der
deutſchen Freiheit für das Herzogthum Schleswig
geweiht; wo deutſche Heldenſeelen ihr Leben für unſere
gerechte, ja heilige Sache gelaſſen; wo die Dänomanie
ihre theilweiſe verführten und getäuſchten Kinder ge-
opfert hat; wo Hunderte blutige Wunden, Viele einen
verſtummelten Körper für ihr ganzes Leben davon-
getragen haben und wo leider auch der Menſch in
ſeiner tiefſten Entmenſchlichung bei der Plünderung
der Gefallenen zu erſcheinen ſich nicht geſcheut hat.
Wenn bei dieſem letzteren Gedanken die ſchwache Feder
ſich in die kräftige Schießwaffe zu verwandeln wünſcht,
um ſolche ſcheußlichen Larven der edlen Menſchengeſtalt
ſofort nieder zuſchießen, ſo treten als verſöhnendes Bild
der reinen Menſchlichkeit viele von Schleswigs edlen
Frauen wieder hervor, die theilweiſe über ihre Kr[ä]fte
hinaus ſich mit treuer Sorgfalt der Verwundeten, ohne
Unterſchied des Ranges und der Nationalität, an-
nehmen und dieſelben pflegen, Ordnung und Aufſicht
herſtellen und das bezahlte Perſonal überwachen und
anſpornen. Dazu kommen die hinſtrömenden Gaben
der milden, reinen Liebe zur Erquickung und Pflege
der Verwundeten, zur Verſorgung der K[ä]mpfenden
von allen Seiten, aus allen Gegenden des heißgeliebten
Vaterlandes ein, wie aus dem benachbarten großherzigen
Hamburg. Selbſt ein ernſter Däne, der lange die dar-
gebotenen Speiſen ablehnte, iſt durch die Zuſprache
einer unſerer Frauen, die theilweiſe ſich mit ſeinen
verwundeten Landsleuten in ihrer Sprache unter-
halten können, bekehrt worden. Däniſche Officiere in
Privat Wohnungen ſollen ihr Erſtaunen darüber aus-
geſprochen haben, daß man ſo Feinde behandele. Ein
verwundeter Däne fragte eine unſerer Frauen, ob ſie
eine Kopenhagenerin ſey? Auf die Antwort, ſie ſey
eine Deutſche, die Frau des Doctors Heiberg, verzog
ſich das Geſicht, und mit ſcharfem Tone: J! Frue
Heiberg! wandte er ſich Anfangs von ihr weg, dann
aber l[ö]ſte ſich die Sprödigkeit des Herzens. Unſere
hieſigen Aerzte, ſo wie andere aus Hamburg, im-
gleichen däniſche Aerzte, überwachen mit aller Sorg-
falt die Kranken. Von unſerer treuen Nachbarſtadt
Rendsburg, der wir mit ſo vielen Gefl[ü]chteten für
den 14tägigen freundlich ſchützenden Aufenthalt unſern
Dank noch nachrufen, kam geſtern eine Deputation
mit der Anfrage, was wir für die Verwundeten in
den Lazarethen noch bedürften; es möge nur namhaft
gemacht werden, ſo ſolle Alles ſofort geliefert werden.
So auch wurden aus vier Dörfern aus Dithmarſchen
wollene Decken und Matratzen überſandt; nur ein-
zelne mit Krollhaar geſtopfte Unterbetten fehlen. Aus
den fünf Lazarethen werden nach und nach nach
Gottorff die Kranken hingebracht, welche transportirt
werden können. Leider fehlt es noch nicht an zu
Vielen, die blos die Lazarethe aus Neugierde beſuchen.
Dieſe Störungen werden hoffentlich bald aufhören.
Die Anzahl der verwundeten Dänen iſt hier bei Wei-
tem überwiegend, wogegen in Rendsburg faſt nur
Deutſche liegen. Der Adjudant des Herzogs von
Braunſchweig liegt noch ſchwer darnieder. Seine
troſtloſe Mutter, ſein Bruder nebſt übrigen Verwand-
ten ſind zu ſeiner Pflege herbeigeeilt; Etatsrath Lan-
genbeck hat geſtern deſſen Transport in ein Privat-
haus wieder unterſagt. Wir ſehen darin einen kleinen
Strahl der Hoffnung. Capitän v. Hellmundt, der bei
Annettenhöhe den Arm verlor, befindet ſich ſo wohl,
daß er uns um die Zeitungen bat. Die beiden preußi-
ſchen Officiere, Hr. v. Norman und v. Berg, denen
jedem ein Fuß abgenommen worden iſt, bedürfen der
Ruhe; ein oder zwei andere Officiere ſind geſtern im
Palais des Prinzen Friedrich geſtorben. Die Kriegs-
gefangenen ſind geſtern nach Rendsburg abgeführt
worden, weshalb das Bataillon Kaiſer Franz jetzt
von Gottorff nach der Stadt verlegt werden wird,
wo, wie es unter ihnen heißt, man wie im Paradieſe
lebt. — Es befinden ſich hier ſieben däniſche Officiere,
welche auf ihr Ehrenwort frei umher gehen. Daß
die Dänen den verwundeten Capitän Michelſen, ob-
wohl die Aerzte erklärt haben ſollen, daß es nur mit
Gefahr ſeines Lebens geſchehen könne, von Flensburg
mit ſich fortgeführt haben, hat einen tiefen unheim-
lichen Eindruck gemacht, wird aber in keinem echt
deutſchen Herzen auch nur auf einen Augenblick die
Pflichterfüllung reiner Menſchenliebe gegen die Ver-
wundeten der däniſchen Nation ſchwächen.


Das erſte ſchleswiger Dragoner-Regiment ſteht an
der Königsau; Schleswig iſt bis auf Alſen und Arroe
von den Dänen verlaſſen. Der Rückzug von Flens-
burg bot das Bild einer Flucht dar, wie die durchzie-
henden Wagen mit Patrontaſchen und ſonſtiger Ar-
matur, welche man auf dem Wege von Flensburg
nordwärts hinauf geſammelt hat, beweiſen. Jede
Ordnung hatte aufgehört, ſo daß der General
v. Hedemann das Commando niedergelegt haben
ſoll, weil er nicht mehr vermocht habe, die
Truppen weder zum Stehen noch zum Schlagen
[Spaltenumbruch] zu bringen. Dem Vernehmen nach, geſchieht heute
der Angriff auf Alſen; däniſche Kriegsſchiffe occupi-
ren den Uebergang von Sundewitt nach Sonderburg,
ſo wie man ſich däniſcher Seits auf Alſen ſehr ver-
ſchanzt haben ſoll. Es wird demnach noch manche
deutſche Heldenſeele für die völlige Befreiung unſeres
Landes das Leben aushauchen, mancher Däne das
Leben verlieren.


Das Hauptquartier iſt heute Morgen von Apen-
rade nach Hadersleben verlegt worden. Es brach
Freitag Abend von Flensburg auf. Als die Deutſchen
in Apenrade einzogen, nahm eine Brigg noch die
letzten 100 Dänen auf. Ein Dampfſchiff ſollte den
entflohenen Uhrmacher Fiſcher, Redacteur des däniſchen
Wochenblatts, ans Ufer ſetzen, wahrſcheinlich um nä-
here Erkundigungen einzuziehen. Die Freiſchärler
beſetzten deſſen Haus. Wie wir hören, iſt der Land-
ſaſſe, Hr. Henningſen von Schönhagen von der pro-
viſoriſchen Regierung beauftragt, die Magazin-Ver-
waltung z[u] leiten. Die Freicorps haben auf dem
linken Flügel Tondern beſetzt und ſind aufs Freund-
lichſte aufgenommen worden. Die Dänen ſollen ſich
aus Ripen zurückgezogen haben. Drei preußiſche
Aerzte ſind aus Berlin hier eingetroffen; die Kranken
werden geſondert, der Beſuch jetzt nur zwiſchen 2 und
4 Uhr geſtattet, die Ordnung geſtaltet ſich immer mehr.


Unſere Stadt bildet jetzt das Hauptquartier für die
preußiſchen Truppen, die hier und in der Umgegend
einquartirt ſind. Der General v. Wrangel, der Her-
zog von Auguſtenburg, der Prinz Friedrich von Au-
guſtenburg-Noer u. ſ. w. ſind jetzt hier, desgleichen ein
Prinz v. Glücksburg und der Prinz Friedrich Carl
v. Preußen.

Heute um die Mittagszeit gerieth die Stadt in
einige Bewegung, indem ein d[ä]niſches Kriegsdampf-
ſchiff (vermuthlich der Hekla) vom Hafen aus ſichtbar
war. Man konnte deutlich erkennen, daß vom Lande
aus am entgegengeſetzten Ufer ein Boot mit dem
Dampfſchiffe communicirte und dann wieder ans Land
ging. Einmal kam das Dampfſchiff auf etwa 800
Schritte dem Strande nahe. Es wurde in aller
Eile eine in der Stadt befindliche halbe Batterie rei-
tender preußiſche Artillerie an die Schiffsbrücke ge-
führt, aber das Dampfſchiff hatte ſich inzwiſchen ent-
fernt. Nachmittags will man wieder eine Brigg
in weiter Ferne haben kreuzen ſehen. (B. H.)


Vom Kriegsſchauplatz iſt nichts weſentlich Neues
zu berichten. Die Dänen haben auf der Seite nach
Alſen hin das feſte Land und nach Norden Schleswig
ganz verlaſſen. Unſere Truppen ſtanden geſtern noch
in Apenrade, von wo man ihren heutigen Aufbruch
nach Hadersleben erwartete. Durch Apenrade ſind
die D[ä]nen noch in derſelben wilden und kopiloſen
Flucht durchgeeilt, wie aus Flensburg, einige ohne
Schuh und Strümpfe, andere ohne Torniſter, ohne
Gewehre. Dragoner zu Fuß, Jnfanteriſten zu Pferde,
zum Theil ohne Sattel, ja ſelbſt ohne Zaum. Es
ſei unmöglich, ſagen die Augenzeugen, ſich eine Vor-
ſtellung von dieſem Durcheinander zu machen, wenn
man es nicht ſelbſt geſehen. Jm Weſten iſt Tondern
beſetzt worden. Wohl auf dem Zuge dahin hat man
ſich der Artillerie des Grafen Schackenburg bemäch-
tigt, 6 Kanonen, die doch etwas mehr als bloße Bol-
ler ſeyn ſollen. Der Uebergang nach Alſen wird
ſchwer zu bewerkſtelligen ſeyn. Die Dänen hätten
ſicher aber noch auf Sundewitt eine gute Poſition ge-
winnen können, wenn ſie nicht in ſo raſtloſer Flucht
an einer Verſchanzung auf dem Dübbeler Berge, Son-
derburg gegenüber, vorbeigeeilt wären, an welcher
200 Bauern während der ganzen Zrit der däniſchen
Occupation, 14 Tage, hatten arbeiten müſſen, einer
Schanze, die jetzt unſerer Artillerie recht zu Gute kom-
men wird. Auf Sundewitt hatten die Dänen ſich
große Mühe mit Errichtung eines Landſturms gegeben,
auch richtig 2000 Mann zuſammengebracht und ſie
ganz leidlich einexercirt, ſo daß ſie dieſelben ſchon zu
Helden geſtempelt zu haben glaubten, brauchbar ſelbſt
gegen die Preußen. Doch waren die Sundewitter
nicht der Meinung, und blieben ruhig zu Hauſe, als
die Preußen kamen. Bei dieſem Vorrücken ſind auch
noch wieder zwei, ſeit der Affaire vom 9. d. vermißte
Studenten zum Vorſchein gekommen, Matthieſſen
aus Grünhaus und Hedde aus Brunsbüttel, die bei
befreundeten und verwandten Familien auf dem Lande
einen Zufluchtsort gefunden hatten. Kjaer, verwun-
det durch einen Schuß ins eine Bein und einen Streif-
ſchuß am andern, wird bei Verwandten in Flensburg
verpflegt und ſoll dieſe Erleichterung ſeines Schickſals
Cyriſtianſen’s Verwendung zu verdanken gehabt haben.
Daraus erklärt ſich, daß die däniſchen Liſten der Ge-
fangenen, Verwundeten und Gefallenen nichts von
ihm enthielten. Er mag übrigens wohl der einzige
verwundete Gefangene ſeyn, der dem Transport nach
Sonderburg entgangen iſt, von welchem ſelbſt ſchwer
Verwundete nicht ausgeſchloſſen worden ſind. Noch
erfährt man aus ſicherer Quelle, daß die däniſchen
Kriegsſchiffe am Morgen des 25 d. noch ganz wacker
ſchoſſen, daß aber ihr Kartätſchenhagel den Major
v. Zaſtrow vom 5. Linien-Jnfanterie-Bataillon nicht
hinderte, mit ſeinen Soldaten aus einem Magazin
circa 200,000 Patronen zu holen.

Dem Briefe eines Freiwilligen an ſeine Eltern in
Rendsburg entnehmen wir nachfolgende Notizen. Der
Brief iſt aus Norder-Schmedebye, ¾ Meilen nördlich
von Flensburg, vom 26 d. datirt. “Geſtern Morgen
um 8 Uhr zogen wir zu unſerer großen Freude als
Sieger in Flensburg ein, nachdem wir die Dänen
mehrere Tage vor uns her gejagt hatten. Am Abend
vorher waren wir bis eine Stunde vor Flensburg
gekommen, durften aber nicht wagen, gleich in die Stadt
zu ziehen, da wir hörten, daß noch eine bedeutende
Macht der Dänen daſelbſt ſey. Wir waren auch durch
die ſtarken Märſche der vorhergehenden Tage ſo er-
müdet, daß unſer nur 700 Mann ſtarkes Corps (das
Rantzauiſche) dem Kampf mit einer Uebermacht nicht
gewachſen geweſen wäre. Nachher erfuhren wir frei-
lich, wie die Angſt vor unſerer Annäherung die Dänen
ſogleich aus der Stadt getrieben. Unſere Compagnie
bekam die Nacht noch wenig Schlaf, ſie hatte die Feld-
wache und ich ſelbſt mußte von 4 Uhr Nachmittags
bis 1 Uhr Nachts unter triefendem Regen, eine halbe
Stunde von einem däniſchen Bataillon entfernt, ſtille
wie eine Maus, auf dem Poſten ſtehen, ohne ſelbſt
durch Auf- und Niedergehen mich erwärmen zu kön-
nen. Am Morgen hielt unſer Chef, Graf Rantzau,
eine Anrede an uns, uns ermahnend, daß wir bei
dem Einzuge in Flensburg eingedenk ſeyn möchten,
daß wir deutſche Männer und Krieger und Schleswig-
Holſteiner ſeyen, daß wir die unangenehmen Erinne-
[Spaltenumbruch] rungen, mit denen wir vor 14 Tagen aus Flens-
burg gezogen wären, niederkämpfen, keine perſ[ö]nliche
Rache nehmen, mit Ernſt und Würde uns benehmen
mochten. Unſer Corps war das erſte, welches in
Flensburg einrückte. Die Einwohner empfingen uns
mit Hurrah, wir aber antworteten nicht. Eine halbe
Stunde nach uns zogen die deutſchen Bundestruppen
mit klingendem Spiel in die Stadt, wir aber, ſo wie
3000 Mann Hannoveraner, weſtlich von der Stadt
nach Schmedebye. Wie es heißt, werden wir jetzt die
ganze Gränze beſetzen und den Frieden dictiren, und
wenn die Dänen nicht einwilligen, in Jütland ein-
ziehen.” (S.-H. Ztg.)


Als wahrſcheinlich ſtellt es ſich übrigens nach den
verſchiedenen Nachrichten heraus, daß das Gros der
Armee geſtern nicht über Apenrade hinaus war, ſon-
dern eine Linie von dort weſtlich bis gegen Ripen
und öſtlich bis vor Sonderburg beſetzt hielt. Daß ein
Angriff gegen Alſen beabſichtigt wird, iſt wohl anzu-
nehmen, nicht aber, daß derſelbe ſchon in den erſten
Tagen erfolgen könne, weil nicht nur der Tranſport
des von Rendsburg requirirten groben Feſtungs-Ge-
ſchützes, welches zur Deckung des Uebergangs noth-
wendig iſt, ſondern auch die übrigen Vorbereitungen
Zeit erfordern. Jnzwiſchen rücken mehr Truppen
nach Norden. Preußiſche Huſaren kommen morgen
wieder über Segeberg nach Neumünſter. Der in Kiel
gelegene Theil unſeres 4ten Bataillons ging heute
nach Eckernförde, um ein vorrückendes preußiſches
Bataillon abzulöſen. Angekommen iſt hier dagegen
eine Batterie, welche an den Hafen-Eingängen ihre
Verwendung findet.

Heute haben ſich die hieſigen Conſuln von Schwe-
den und Holland an Bord der außerhalb Friedrichs-
ort liegenden Corvette Galathea begeben, um gegen
die Zurückweiſung der Schiffe, welche unter ihren
neutralen Flaggen auslaufen wollten, zu remonſtri-
ren. Es iſt jedoch ohne Erfolg von ihnen proteſtirt
worden. (A. M.)


(Bericht von der Armee in Schleswig) Auszug
aus einer Depeſche des General-Lieutenants Halkett
an S. M. den König von Hannover; angekommen
den 30 April, 11½ Uhr Mittags: “Hauptquartier
Nübel, im Amte Sonderburg, den 27 April. Die
mobile Diviſion des zehnten Bundes-Armee-Corps
hat heute einen Marſch von Hockerup und Umgegend
bis an die Küſte, der Jnſel Alſen gegenüber, ausge-
führt. Jch erwartete den Feind in einer ſtarken
Stellung vor dem Uebergange, an deren Verſchanzung
er lange gearbeitet haben ſollte, zu finden. Der Feind
hatte die noch unvollendeten Schanzen nur mit einer
ſchwachen Wache beſetzt, und verließ ſie bei unſerer
Annäherung ganz, ohne einen Schuß zu thun. Jch
ließ ſie in Beſitz nehmen und wenigſtens theilweiſe
zerſtören. Unterwegs und bei der Demolirung der
Schanzen wurden wir durch einiges Feuer aus Ka-
nonenböten und Dampfſchiffen beläſtigt, jedoch ohne
daß wir dadurch Schaden erlitten hätten. Der Ueber-
gang nach der Jnſel Alſen, obgleich nur über einen
ſehr unbedeutenden Meeresarm fuhrend, hat doch der
däniſchen Schiffe wegen nicht unbeträchtliche Schwie-
rigkeiten. Außerdem iſt auch die gegen[ü]ber liegende
K[ü]ſte verſchanzt und mit Artillerie beſetzt.” (H. Z.)


Die Verſammlung in Neumünſter zur Vorberathung
der Wahlen der Abgeordneten nach Frankfurt ſoll
vorzugsweiſe von Dr. Ahlmann und Advocat Wich-
mann
in Kiel ausgegangen ſeyn. Es ſind dort
Männer mit in Vorſchlag gebracht, die ſich weder
in noch außerhalb der Stande-Verſammlungen durch
irgend einen Beweis gründlicher ſtaatswiſſenſchaftlicher
Bildung ausgezeichnet haben; vielleicht haben ſie ein-
mal einen Zeitungsartikel geſchrieben, eine Anrede in
den Bürger-Verſammlungen gehalten, hier oder da
die Maſſe zu gelegener Zeit harangirt. Allein ſind
das M[ä]nner, die an ihrer Stelle ganz wirkſam und
tüchtig ſind, an den Nationalbau des deutſchen Volkes
mit Theil zu nehmen? Fr. Baltiſch, der einzige Arzt
unſers Landes, der ſeine politiſchen und ſtaatswirth-
ſchaftlichen Kenntniſſe über 30 Jahre auf den Altar
des Vaterlandes niederlegt, tritt beſcheiden zurück.
Man thut als exiſtire er nicht mehr. Dieſe wollen
ſich nun als populäre Männer nach Frankfurt ſchicken
laſſen. Unſer Land wäre zu beklagen, wenn es dort
ſo vertreten erſcheinen würde. Die proviſoriſche Re-
gierung hat unſtreitig in der Hinſicht einen Fehlgriff
gethan, daß ſie den Etatsrath Franke an die Spitze
der ſchleswig-holſteiniſchen Regierung ſofort geſtellt
hat. Die Geſchäftsthätigkeit und Energie kann nie
die fleckenloſe Lauterkeit der Geſinnung in ſolchen
Zeiten überwiegen. Etatsrath Franke iſt Schleswig-
Holſteiner, allein er war geneigt, unter einer der
letzten Combinationen der däniſchen Geſammtſtaat-
theorie eine Stellung zu übernehmen; die übrigen Kanz-
leideputirten, obwohl ſie dem Grafen C. v. Moltke
oft beſtimmt entgegentraten und manches Unheil vom
Lande abgewandt haben, hat man bisher noch nicht
berückſichtigt, und dies iſt für den erſten Augenblick
vollkommen richtig. Keine Stimme hat ſich eben
deshalb über jene Erneuerung lobend ausgeſprochen.


Da Th. Olshauſen erklärt hat, daß er nicht ge-
wählt zu werden wünſche, ſo iſt unſere Wahl wieder
ganz ungewiß geworden. Es handelt ſich allerdings
hier in der Stadt hauptſächlich um Waitz und Stein,
während die Landdiſtricte, wenigſtens zum Theil, wie
man hört, dem Herrn Rehder, einem Kloſterbeamten
in Preetz, ihre Stimmen geben werden. Wie der
letztgenannte Herr zu dieſer Ehre kommt, mag der
Himmel wiſſen; jedenfalls könnte aber unſere Wahl
dadurch eine andere werden, als Viele wünſchen.
Man wird vielleicht unter dieſen Ausſichten Waitz die
Stimmen geben, die ſonſt Stein erhalten hätte, damit
nur Rehder nicht durchgebracht wird. Denn die
Stimmen, die zunächſt Waitz zugedacht ſind, auf Stein
zu ſammeln, iſt nicht möglich. Viele im Publikum
haben eine zu entſchiedene Abneigung gegen Stein,
als daß ſie unter irgend welchen Verhältniſſen auch
nur dazu bewogen werden könnten, für ihn zu ſtim-
men. Er iſt einmal für die Stabilen und Aengſtlichen
unter der Bezeichnung eines “verkappten Republika-
ners” und “Communiſten” zum Kinderſpuk geworden.
— Heute Abend wird aus den angegebenen Gründen
noch wieder eine Vorwahl gehalten werden.


Zu Cuxhaven paſſirte heute das Dampfſchiff Gu-
tenberg in Begleitung eines kleinen Kutters mit der
däniſchen Brigg Thorwaldſen als Priſe. (Exp. d. Tel.)


[Spaltenumbruch]

Nach heute Abend mit dem Bahnzuge eingegange-
nen Nachrichten wären die Preußen in Jütland ein-
gerückt; das Hauptquartier ſoll in Kolding ſeyn.
Der rechte Flügel (das 10te Bundes-Armee-Corps)
erwartete nur ſchweres Geſchütz, um den Angriff auf
Alſen zu beginnen.




* Erklärung.

Der nach Dirckink-Holmfeldt’s Gefangennehmung
von hieraus privatim ergangene “Aufruf zur ſchnellen
Hülfe” für die durch däniſche Rachſucht vielleicht ge-
fährdete Jnſel Fehmarn iſt freilich nur an die Nach-
barſchaft gerichtet, von unberufenen Auslegern aber
als allgemeines Aufgebot angeſehen, und hat uns am
Oſterabend einen unbrauchbaren Haufen unlegitimirter
Fremden zugeführt, welcher natürlich am folgenden
Tage in ſeine Heimath zurückgewieſen wurde. Es
veranlaßt dies aber eine heute hier gehaltene Verſamm-
lung von Gutsbeſitzern und ländlichen Obrigkeiten
durch das unterzeichnete Mitglied zu der gelegent-
lichen Erklärung, daß ſie alle angebliche Hülfsſchaaren,
welche ohne ausdrückliche Ordre unſerer proviſoriſchen
Regierung hieher kommen, zurückſenden werde, und
von entfernteren Polizeibehörden künftig collegialiſche
Mitwirkung zur Abhaltung derſelben erwarten.


Dr. Peterſen, Juſtitiar.




Bis zu ſeiner Berufung zum Juſtiz-Miniſter war
Dr. Bornemann bekanntlich Director ſeines jetzigen
Miniſteriums. Zu ſeinem Nachfolger in dieſem Di-
rectorat iſt jetzt Hr. Märker, bis geſtern noch Director
des hieſigen Criminal- alſo eines Untergerichts, er-
nannt worden. Hr. Märker wird als tüchtiger Juriſt
geſchätzt und hat eine ſchnelle Laufbahn gemacht. Noch
kürzlich war ihm mit dem Geheimen Ober-Tribunal-
rath und Prof. Dr. Heffter der Auftrag geworden,
binnen vier Tagen einen Entwurf über Einrichtung
von Schwurgerichten in Strafſachen vorzulegen —
Der Prof. Dr. Bauerband aus Bonn, ein gewandter
praktiſcher Juriſt, iſt gleichfalls in das Juſtiz-Miniſte-
rium berufen, woraus Beamte, welche für die neue
Zeit nicht paſſen wollen, entfernt werden. Dem Ge-
richtsweſen ſteht überhaupt eine große Umwälzung,
und zwar bald, bevor.

Es wird hier von glaubwürdigen Perſonen erzählt,
daß die Gattin eines vielgenannten, am 20 v. M.
hier amneſtirten Polen, welcher in der National-
Committee eine Rolle ſpielt, acht Arbeitern 16 []
dafür verſprochen hat, daß ſie den aus dem Gef[ä]ng-
niſſe nach der Stadt fahrenden befreiten Polen die
Pferde aus- und ſich ſelbſt vorſpannen ſollten. Die
Frau, welche hier in der Nähe des Jnvalidenhauſes
bei der Familie eines Stabsoſficiers wohnte, vergaß
aber, ihre Schuld zu bezahlen, und die Mahner
wandten ſich daher an die letztgedachte Familie, welche,
wie man hört, ſofort geeignete Schritte in Poſen that.
So läßt man ſich Ovationen bereiten!

Die Bürgerwehr, über welche, dem Vernehmen
nach, der König am nächſten Mittwoch Revue hält,
hat jetzt inſofern eine kriegeriſche Auszeichnung erhal-
ten, daß ihren Officieren geſtattet worden iſt, wie die
des Heeres ſilberne Schärpen und Degenquaſten zu
tragen.

Der Prinz Karl, ein Bruder des Königs, hat den
Urwählern ſeines Bezirks zu ihren Vorberathungen
die Zimmer ſeines Pallaſtes eingeräumt. Ein Bezirk,
innerhalb welches der Finanz-Miniſter Hanſemann
wohnt, hat Letztern zum Wahlmann vorgeſchlagen,
damit er die Abgeordneten für das deutſche Parla-
ment mitwähle. Für das preußiſche kann der Mi-
niſter hier um deshalb nicht Wahlmann werden, weil
er noch nicht ſechs Monate hier Wohnſitz oder Auf-
enthalt hat.

Es hat ſich hier eine Freiſchaar gebildet, welche zum
Schutze der Deutſchen nach Poſen ziehen will; ſie be-
abſichtigte zuerſt nach Schleswig-Holſtein abzugehen;
ihr Führer unterſchlug aber das eingekommene Geld.

Die Nachricht von der Verfügung der franzöſiſchen
proviſoriſchen Regierung wegen Aufl[ö]ſung der deutſchen
Legionen im Oſt-Departement wirkte heute günſtiger
auf die Courſe. Der Zinsfuß für alle Darlehen im
Lombard-Comptoir der Bank beträgt immer noch 6 pCt.


Se. Maj. der K[ö]nig haben den General-Lieute-
nant, Grafen v. Canitz zum Kriegsminiſter ernannt.
(A. Pr. Ztg.)

Der Polizei-Präſident von Berlin macht Nachſte-
hendes bekannt: “Die Verordnung über einige Grund-
lagen der künftigen preußiſchen Verfaſſung vom 6 d.
(Geſetz-Sammlung S. 87) disponirt in §. 4 wörtlich:
Alle Preußen ſind berechtigt, ſich friedlich und ohne
Waffen in geſchloſſenen Räumen zu verſammeln, ohne
daß die Ausübung dieſes Rechts einer vorgängigen
polizeilichen Erlaubniß unterworfen wäre. Auch Ver-
ſammlungen unter freiem Himmel können, inſofern
ſie für die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht
gefahrbringend ſind, von der Obrigkeit geſtattet wer-
den ꝛc. Zur Vermeidung etwaniger Jrrthümer ſehe
ich mich veranlaßt, die Ordner von Volksverſamm-
lungen auf die obigen geſetzlichen Vorſchriften mit dem
Bemerken hinzuweiſen, daß von jeder beabſichtigten
derartigen Verſammlung hierher rechtzeitige Anzeige
zu erſtatten iſt. Berlin, den 28 April 1848. K. Po-
lizei-Präſident. v. Minutoli.

“Die hier beſchäftigten Buchdrucker-Gehülfen haben
ſeit dem geſtrigen Tage allgemein die Arbeit eingeſtellt.
Da nach den geltenden Beſtimmungen alle fremde
Gewerbe-Gehülfen, ſobald ſie drei Tage lang ohne
Arbeits-Gelegenheit und Beſchäftigung geweſen ſind,
aus der hieſigen Stadt entfernt werden ſollen, ſo wird
hiernach gegen ſämmtliche nicht einheimiſche Buch-
drucker-Gehülfen, die bis zum Dienstag den 2 Mai
nicht wiederum in Arbeit getreten ſind, ohne Aufſchub
und mit aller Strenge verfahren werden. Berlin, den
29 April 1848. Der Polizei-Präſident v. Minutoli.
(Die Setzer und Drucker ſind übrigens Sonntag Mor-
gen zur Arbeit zurückgekehrt.)

(Schleſ. Ztg.) Man hält es nicht für unwahr-
ſcheinlich, daß der Prinz von Preußen auf Wunſch
der Pommern als deren Statthalter mit ſeiner Fa-
milie in Stettin demnächſt ſich niederlaſſen werde.
Vermuthlich werden dann auch Truppen des Garde-
Corps daſelbſt in Garniſon gelegt werden.


Se. Maj. der König hat geruht, den Bundestags-
Geſandten, Geheimenrath Juſtus Willich, auf deſſen
wiederholtes Anſuchen in Berückſichtigung ſeines zu-

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[[1]/0001] Dienstag2 Mai No. 105.1848. Staats und [Abbildung] Gelehrte Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheiiſchen CORRESPONDENTEN. Abonnement: Jnſertionsgebühr: 18 Mark, für löbl. 5 Schillinge für die Poſtämter 15 Mark.Petit-Zeile. Schleswig-Holſt. Angelegenheiten. † Schleswig, den 29 April. Geſtern gegen Abend trafen hier mehrere Wagen mit Hannoveranern ein, die angeblich von Sonder- burg kamen. Letztere äußerten, daß Sonderburg ſo wie die Jnſel Alſen von den Dänen geräumt worden ſey. Wenn dieſe Mittheilung ſich beſtätigen ſollte, ſo würde das Herzogthum Schleswig mit ſeinen Per- tinenzien bis auf die Jnſel Arroe vom Feinde ge- reinigt ſeyn. Wir haben allerdings in dieſen Tagen vereinzelte Nachrichten vom Norden empfangen, aus denen hervorging, daß unſere Truppen den Dänen über Bau nach Sundewitt über den Eckernſund nach- gerückt wären und die Truppen nach Sonderburg übergeſchifft wurden. Bei Bau hat, ſpätern Nach- richten zufolge, kein Gefecht ſtattgefunden; der Kanonen- donner rührte daher, daß die braunſchweigiſche Artillerie im Flensburger Hafen ein Kanonenboot zuſammen- geſchoſſen hat. Das Dampfſchiff nahm das andere ins Schlepptau und verließ den Hafen. Einem un- verbürgten Gerüchte zufolge ſollte die deutſche Fahne auf der Koldinger Brücke wehen. Bei der großen Mangelhaftigkeit von Nachrichten vom Kriegsſchau- platze, iſt es ſehr zu bedauern, daß nicht ein Literat dem Heere ſich angeſchloſſen hat. Den Beamteten, die dem Heere in irgend einer Qualität gefolgt ſind, fehlt es offenbar an Zeit; Nordſchleswig ſelbſt beſitzt aber wenig literariſche Kräfte, die mit Liebe, Geiſt und Leichtigkeit ſchreiben. Wir haben in dieſen Tagen einen Theil des Schlacht- oder Kampffeldes um Schleswig beſucht, wo das Treffen für die Befreiung unſerer deutſchen Stadt, die ſich der deutſchen Liebe und Aufopferung in jenen 14 Tagen würdig bewieſen hat, ſtattgefunden, wo an dem unvergeßlichen Oſterſonntag des Jahres 1848 der Kanonendonner den Auferſtehungsmorgen der deutſchen Freiheit für das Herzogthum Schleswig geweiht; wo deutſche Heldenſeelen ihr Leben für unſere gerechte, ja heilige Sache gelaſſen; wo die Dänomanie ihre theilweiſe verführten und getäuſchten Kinder ge- opfert hat; wo Hunderte blutige Wunden, Viele einen verſtummelten Körper für ihr ganzes Leben davon- getragen haben und wo leider auch der Menſch in ſeiner tiefſten Entmenſchlichung bei der Plünderung der Gefallenen zu erſcheinen ſich nicht geſcheut hat. Wenn bei dieſem letzteren Gedanken die ſchwache Feder ſich in die kräftige Schießwaffe zu verwandeln wünſcht, um ſolche ſcheußlichen Larven der edlen Menſchengeſtalt ſofort nieder zuſchießen, ſo treten als verſöhnendes Bild der reinen Menſchlichkeit viele von Schleswigs edlen Frauen wieder hervor, die theilweiſe über ihre Kräfte hinaus ſich mit treuer Sorgfalt der Verwundeten, ohne Unterſchied des Ranges und der Nationalität, an- nehmen und dieſelben pflegen, Ordnung und Aufſicht herſtellen und das bezahlte Perſonal überwachen und anſpornen. Dazu kommen die hinſtrömenden Gaben der milden, reinen Liebe zur Erquickung und Pflege der Verwundeten, zur Verſorgung der Kämpfenden von allen Seiten, aus allen Gegenden des heißgeliebten Vaterlandes ein, wie aus dem benachbarten großherzigen Hamburg. Selbſt ein ernſter Däne, der lange die dar- gebotenen Speiſen ablehnte, iſt durch die Zuſprache einer unſerer Frauen, die theilweiſe ſich mit ſeinen verwundeten Landsleuten in ihrer Sprache unter- halten können, bekehrt worden. Däniſche Officiere in Privat Wohnungen ſollen ihr Erſtaunen darüber aus- geſprochen haben, daß man ſo Feinde behandele. Ein verwundeter Däne fragte eine unſerer Frauen, ob ſie eine Kopenhagenerin ſey? Auf die Antwort, ſie ſey eine Deutſche, die Frau des Doctors Heiberg, verzog ſich das Geſicht, und mit ſcharfem Tone: J! Frue Heiberg! wandte er ſich Anfangs von ihr weg, dann aber löſte ſich die Sprödigkeit des Herzens. Unſere hieſigen Aerzte, ſo wie andere aus Hamburg, im- gleichen däniſche Aerzte, überwachen mit aller Sorg- falt die Kranken. Von unſerer treuen Nachbarſtadt Rendsburg, der wir mit ſo vielen Geflüchteten für den 14tägigen freundlich ſchützenden Aufenthalt unſern Dank noch nachrufen, kam geſtern eine Deputation mit der Anfrage, was wir für die Verwundeten in den Lazarethen noch bedürften; es möge nur namhaft gemacht werden, ſo ſolle Alles ſofort geliefert werden. So auch wurden aus vier Dörfern aus Dithmarſchen wollene Decken und Matratzen überſandt; nur ein- zelne mit Krollhaar geſtopfte Unterbetten fehlen. Aus den fünf Lazarethen werden nach und nach nach Gottorff die Kranken hingebracht, welche transportirt werden können. Leider fehlt es noch nicht an zu Vielen, die blos die Lazarethe aus Neugierde beſuchen. Dieſe Störungen werden hoffentlich bald aufhören. Die Anzahl der verwundeten Dänen iſt hier bei Wei- tem überwiegend, wogegen in Rendsburg faſt nur Deutſche liegen. Der Adjudant des Herzogs von Braunſchweig liegt noch ſchwer darnieder. Seine troſtloſe Mutter, ſein Bruder nebſt übrigen Verwand- ten ſind zu ſeiner Pflege herbeigeeilt; Etatsrath Lan- genbeck hat geſtern deſſen Transport in ein Privat- haus wieder unterſagt. Wir ſehen darin einen kleinen Strahl der Hoffnung. Capitän v. Hellmundt, der bei Annettenhöhe den Arm verlor, befindet ſich ſo wohl, daß er uns um die Zeitungen bat. Die beiden preußi- ſchen Officiere, Hr. v. Norman und v. Berg, denen jedem ein Fuß abgenommen worden iſt, bedürfen der Ruhe; ein oder zwei andere Officiere ſind geſtern im Palais des Prinzen Friedrich geſtorben. Die Kriegs- gefangenen ſind geſtern nach Rendsburg abgeführt worden, weshalb das Bataillon Kaiſer Franz jetzt von Gottorff nach der Stadt verlegt werden wird, wo, wie es unter ihnen heißt, man wie im Paradieſe lebt. — Es befinden ſich hier ſieben däniſche Officiere, welche auf ihr Ehrenwort frei umher gehen. Daß die Dänen den verwundeten Capitän Michelſen, ob- wohl die Aerzte erklärt haben ſollen, daß es nur mit Gefahr ſeines Lebens geſchehen könne, von Flensburg mit ſich fortgeführt haben, hat einen tiefen unheim- lichen Eindruck gemacht, wird aber in keinem echt deutſchen Herzen auch nur auf einen Augenblick die Pflichterfüllung reiner Menſchenliebe gegen die Ver- wundeten der däniſchen Nation ſchwächen. † Schleswig, den 30 April. Das erſte ſchleswiger Dragoner-Regiment ſteht an der Königsau; Schleswig iſt bis auf Alſen und Arroe von den Dänen verlaſſen. Der Rückzug von Flens- burg bot das Bild einer Flucht dar, wie die durchzie- henden Wagen mit Patrontaſchen und ſonſtiger Ar- matur, welche man auf dem Wege von Flensburg nordwärts hinauf geſammelt hat, beweiſen. Jede Ordnung hatte aufgehört, ſo daß der General v. Hedemann das Commando niedergelegt haben ſoll, weil er nicht mehr vermocht habe, die Truppen weder zum Stehen noch zum Schlagen zu bringen. Dem Vernehmen nach, geſchieht heute der Angriff auf Alſen; däniſche Kriegsſchiffe occupi- ren den Uebergang von Sundewitt nach Sonderburg, ſo wie man ſich däniſcher Seits auf Alſen ſehr ver- ſchanzt haben ſoll. Es wird demnach noch manche deutſche Heldenſeele für die völlige Befreiung unſeres Landes das Leben aushauchen, mancher Däne das Leben verlieren. † Schleswig, den 30 April, Abends. Das Hauptquartier iſt heute Morgen von Apen- rade nach Hadersleben verlegt worden. Es brach Freitag Abend von Flensburg auf. Als die Deutſchen in Apenrade einzogen, nahm eine Brigg noch die letzten 100 Dänen auf. Ein Dampfſchiff ſollte den entflohenen Uhrmacher Fiſcher, Redacteur des däniſchen Wochenblatts, ans Ufer ſetzen, wahrſcheinlich um nä- here Erkundigungen einzuziehen. Die Freiſchärler beſetzten deſſen Haus. Wie wir hören, iſt der Land- ſaſſe, Hr. Henningſen von Schönhagen von der pro- viſoriſchen Regierung beauftragt, die Magazin-Ver- waltung zu leiten. Die Freicorps haben auf dem linken Flügel Tondern beſetzt und ſind aufs Freund- lichſte aufgenommen worden. Die Dänen ſollen ſich aus Ripen zurückgezogen haben. Drei preußiſche Aerzte ſind aus Berlin hier eingetroffen; die Kranken werden geſondert, der Beſuch jetzt nur zwiſchen 2 und 4 Uhr geſtattet, die Ordnung geſtaltet ſich immer mehr. Apenrade, den 29 April. Unſere Stadt bildet jetzt das Hauptquartier für die preußiſchen Truppen, die hier und in der Umgegend einquartirt ſind. Der General v. Wrangel, der Her- zog von Auguſtenburg, der Prinz Friedrich von Au- guſtenburg-Noer u. ſ. w. ſind jetzt hier, desgleichen ein Prinz v. Glücksburg und der Prinz Friedrich Carl v. Preußen. Heute um die Mittagszeit gerieth die Stadt in einige Bewegung, indem ein däniſches Kriegsdampf- ſchiff (vermuthlich der Hekla) vom Hafen aus ſichtbar war. Man konnte deutlich erkennen, daß vom Lande aus am entgegengeſetzten Ufer ein Boot mit dem Dampfſchiffe communicirte und dann wieder ans Land ging. Einmal kam das Dampfſchiff auf etwa 800 Schritte dem Strande nahe. Es wurde in aller Eile eine in der Stadt befindliche halbe Batterie rei- tender preußiſche Artillerie an die Schiffsbrücke ge- führt, aber das Dampfſchiff hatte ſich inzwiſchen ent- fernt. Nachmittags will man wieder eine Brigg in weiter Ferne haben kreuzen ſehen. (B. H.) Rendsburg, den 30 April. Vom Kriegsſchauplatz iſt nichts weſentlich Neues zu berichten. Die Dänen haben auf der Seite nach Alſen hin das feſte Land und nach Norden Schleswig ganz verlaſſen. Unſere Truppen ſtanden geſtern noch in Apenrade, von wo man ihren heutigen Aufbruch nach Hadersleben erwartete. Durch Apenrade ſind die Dänen noch in derſelben wilden und kopiloſen Flucht durchgeeilt, wie aus Flensburg, einige ohne Schuh und Strümpfe, andere ohne Torniſter, ohne Gewehre. Dragoner zu Fuß, Jnfanteriſten zu Pferde, zum Theil ohne Sattel, ja ſelbſt ohne Zaum. Es ſei unmöglich, ſagen die Augenzeugen, ſich eine Vor- ſtellung von dieſem Durcheinander zu machen, wenn man es nicht ſelbſt geſehen. Jm Weſten iſt Tondern beſetzt worden. Wohl auf dem Zuge dahin hat man ſich der Artillerie des Grafen Schackenburg bemäch- tigt, 6 Kanonen, die doch etwas mehr als bloße Bol- ler ſeyn ſollen. Der Uebergang nach Alſen wird ſchwer zu bewerkſtelligen ſeyn. Die Dänen hätten ſicher aber noch auf Sundewitt eine gute Poſition ge- winnen können, wenn ſie nicht in ſo raſtloſer Flucht an einer Verſchanzung auf dem Dübbeler Berge, Son- derburg gegenüber, vorbeigeeilt wären, an welcher 200 Bauern während der ganzen Zrit der däniſchen Occupation, 14 Tage, hatten arbeiten müſſen, einer Schanze, die jetzt unſerer Artillerie recht zu Gute kom- men wird. Auf Sundewitt hatten die Dänen ſich große Mühe mit Errichtung eines Landſturms gegeben, auch richtig 2000 Mann zuſammengebracht und ſie ganz leidlich einexercirt, ſo daß ſie dieſelben ſchon zu Helden geſtempelt zu haben glaubten, brauchbar ſelbſt gegen die Preußen. Doch waren die Sundewitter nicht der Meinung, und blieben ruhig zu Hauſe, als die Preußen kamen. Bei dieſem Vorrücken ſind auch noch wieder zwei, ſeit der Affaire vom 9. d. vermißte Studenten zum Vorſchein gekommen, Matthieſſen aus Grünhaus und Hedde aus Brunsbüttel, die bei befreundeten und verwandten Familien auf dem Lande einen Zufluchtsort gefunden hatten. Kjaer, verwun- det durch einen Schuß ins eine Bein und einen Streif- ſchuß am andern, wird bei Verwandten in Flensburg verpflegt und ſoll dieſe Erleichterung ſeines Schickſals Cyriſtianſen’s Verwendung zu verdanken gehabt haben. Daraus erklärt ſich, daß die däniſchen Liſten der Ge- fangenen, Verwundeten und Gefallenen nichts von ihm enthielten. Er mag übrigens wohl der einzige verwundete Gefangene ſeyn, der dem Transport nach Sonderburg entgangen iſt, von welchem ſelbſt ſchwer Verwundete nicht ausgeſchloſſen worden ſind. Noch erfährt man aus ſicherer Quelle, daß die däniſchen Kriegsſchiffe am Morgen des 25 d. noch ganz wacker ſchoſſen, daß aber ihr Kartätſchenhagel den Major v. Zaſtrow vom 5. Linien-Jnfanterie-Bataillon nicht hinderte, mit ſeinen Soldaten aus einem Magazin circa 200,000 Patronen zu holen. Dem Briefe eines Freiwilligen an ſeine Eltern in Rendsburg entnehmen wir nachfolgende Notizen. Der Brief iſt aus Norder-Schmedebye, ¾ Meilen nördlich von Flensburg, vom 26 d. datirt. “Geſtern Morgen um 8 Uhr zogen wir zu unſerer großen Freude als Sieger in Flensburg ein, nachdem wir die Dänen mehrere Tage vor uns her gejagt hatten. Am Abend vorher waren wir bis eine Stunde vor Flensburg gekommen, durften aber nicht wagen, gleich in die Stadt zu ziehen, da wir hörten, daß noch eine bedeutende Macht der Dänen daſelbſt ſey. Wir waren auch durch die ſtarken Märſche der vorhergehenden Tage ſo er- müdet, daß unſer nur 700 Mann ſtarkes Corps (das Rantzauiſche) dem Kampf mit einer Uebermacht nicht gewachſen geweſen wäre. Nachher erfuhren wir frei- lich, wie die Angſt vor unſerer Annäherung die Dänen ſogleich aus der Stadt getrieben. Unſere Compagnie bekam die Nacht noch wenig Schlaf, ſie hatte die Feld- wache und ich ſelbſt mußte von 4 Uhr Nachmittags bis 1 Uhr Nachts unter triefendem Regen, eine halbe Stunde von einem däniſchen Bataillon entfernt, ſtille wie eine Maus, auf dem Poſten ſtehen, ohne ſelbſt durch Auf- und Niedergehen mich erwärmen zu kön- nen. Am Morgen hielt unſer Chef, Graf Rantzau, eine Anrede an uns, uns ermahnend, daß wir bei dem Einzuge in Flensburg eingedenk ſeyn möchten, daß wir deutſche Männer und Krieger und Schleswig- Holſteiner ſeyen, daß wir die unangenehmen Erinne- rungen, mit denen wir vor 14 Tagen aus Flens- burg gezogen wären, niederkämpfen, keine perſönliche Rache nehmen, mit Ernſt und Würde uns benehmen mochten. Unſer Corps war das erſte, welches in Flensburg einrückte. Die Einwohner empfingen uns mit Hurrah, wir aber antworteten nicht. Eine halbe Stunde nach uns zogen die deutſchen Bundestruppen mit klingendem Spiel in die Stadt, wir aber, ſo wie 3000 Mann Hannoveraner, weſtlich von der Stadt nach Schmedebye. Wie es heißt, werden wir jetzt die ganze Gränze beſetzen und den Frieden dictiren, und wenn die Dänen nicht einwilligen, in Jütland ein- ziehen.” (S.-H. Ztg.) Kiel, den 30 April. Als wahrſcheinlich ſtellt es ſich übrigens nach den verſchiedenen Nachrichten heraus, daß das Gros der Armee geſtern nicht über Apenrade hinaus war, ſon- dern eine Linie von dort weſtlich bis gegen Ripen und öſtlich bis vor Sonderburg beſetzt hielt. Daß ein Angriff gegen Alſen beabſichtigt wird, iſt wohl anzu- nehmen, nicht aber, daß derſelbe ſchon in den erſten Tagen erfolgen könne, weil nicht nur der Tranſport des von Rendsburg requirirten groben Feſtungs-Ge- ſchützes, welches zur Deckung des Uebergangs noth- wendig iſt, ſondern auch die übrigen Vorbereitungen Zeit erfordern. Jnzwiſchen rücken mehr Truppen nach Norden. Preußiſche Huſaren kommen morgen wieder über Segeberg nach Neumünſter. Der in Kiel gelegene Theil unſeres 4ten Bataillons ging heute nach Eckernförde, um ein vorrückendes preußiſches Bataillon abzulöſen. Angekommen iſt hier dagegen eine Batterie, welche an den Hafen-Eingängen ihre Verwendung findet. Heute haben ſich die hieſigen Conſuln von Schwe- den und Holland an Bord der außerhalb Friedrichs- ort liegenden Corvette Galathea begeben, um gegen die Zurückweiſung der Schiffe, welche unter ihren neutralen Flaggen auslaufen wollten, zu remonſtri- ren. Es iſt jedoch ohne Erfolg von ihnen proteſtirt worden. (A. M.) Hannover, den 30 April. (Bericht von der Armee in Schleswig) Auszug aus einer Depeſche des General-Lieutenants Halkett an S. M. den König von Hannover; angekommen den 30 April, 11½ Uhr Mittags: “Hauptquartier Nübel, im Amte Sonderburg, den 27 April. Die mobile Diviſion des zehnten Bundes-Armee-Corps hat heute einen Marſch von Hockerup und Umgegend bis an die Küſte, der Jnſel Alſen gegenüber, ausge- führt. Jch erwartete den Feind in einer ſtarken Stellung vor dem Uebergange, an deren Verſchanzung er lange gearbeitet haben ſollte, zu finden. Der Feind hatte die noch unvollendeten Schanzen nur mit einer ſchwachen Wache beſetzt, und verließ ſie bei unſerer Annäherung ganz, ohne einen Schuß zu thun. Jch ließ ſie in Beſitz nehmen und wenigſtens theilweiſe zerſtören. Unterwegs und bei der Demolirung der Schanzen wurden wir durch einiges Feuer aus Ka- nonenböten und Dampfſchiffen beläſtigt, jedoch ohne daß wir dadurch Schaden erlitten hätten. Der Ueber- gang nach der Jnſel Alſen, obgleich nur über einen ſehr unbedeutenden Meeresarm fuhrend, hat doch der däniſchen Schiffe wegen nicht unbeträchtliche Schwie- rigkeiten. Außerdem iſt auch die gegenüber liegende Küſte verſchanzt und mit Artillerie beſetzt.” (H. Z.) † Rendsburg, den 30 April. Die Verſammlung in Neumünſter zur Vorberathung der Wahlen der Abgeordneten nach Frankfurt ſoll vorzugsweiſe von Dr. Ahlmann und Advocat Wich- mann in Kiel ausgegangen ſeyn. Es ſind dort Männer mit in Vorſchlag gebracht, die ſich weder in noch außerhalb der Stande-Verſammlungen durch irgend einen Beweis gründlicher ſtaatswiſſenſchaftlicher Bildung ausgezeichnet haben; vielleicht haben ſie ein- mal einen Zeitungsartikel geſchrieben, eine Anrede in den Bürger-Verſammlungen gehalten, hier oder da die Maſſe zu gelegener Zeit harangirt. Allein ſind das Männer, die an ihrer Stelle ganz wirkſam und tüchtig ſind, an den Nationalbau des deutſchen Volkes mit Theil zu nehmen? Fr. Baltiſch, der einzige Arzt unſers Landes, der ſeine politiſchen und ſtaatswirth- ſchaftlichen Kenntniſſe über 30 Jahre auf den Altar des Vaterlandes niederlegt, tritt beſcheiden zurück. Man thut als exiſtire er nicht mehr. Dieſe wollen ſich nun als populäre Männer nach Frankfurt ſchicken laſſen. Unſer Land wäre zu beklagen, wenn es dort ſo vertreten erſcheinen würde. Die proviſoriſche Re- gierung hat unſtreitig in der Hinſicht einen Fehlgriff gethan, daß ſie den Etatsrath Franke an die Spitze der ſchleswig-holſteiniſchen Regierung ſofort geſtellt hat. Die Geſchäftsthätigkeit und Energie kann nie die fleckenloſe Lauterkeit der Geſinnung in ſolchen Zeiten überwiegen. Etatsrath Franke iſt Schleswig- Holſteiner, allein er war geneigt, unter einer der letzten Combinationen der däniſchen Geſammtſtaat- theorie eine Stellung zu übernehmen; die übrigen Kanz- leideputirten, obwohl ſie dem Grafen C. v. Moltke oft beſtimmt entgegentraten und manches Unheil vom Lande abgewandt haben, hat man bisher noch nicht berückſichtigt, und dies iſt für den erſten Augenblick vollkommen richtig. Keine Stimme hat ſich eben deshalb über jene Erneuerung lobend ausgeſprochen. ✕ Kiel, den 30 April. Da Th. Olshauſen erklärt hat, daß er nicht ge- wählt zu werden wünſche, ſo iſt unſere Wahl wieder ganz ungewiß geworden. Es handelt ſich allerdings hier in der Stadt hauptſächlich um Waitz und Stein, während die Landdiſtricte, wenigſtens zum Theil, wie man hört, dem Herrn Rehder, einem Kloſterbeamten in Preetz, ihre Stimmen geben werden. Wie der letztgenannte Herr zu dieſer Ehre kommt, mag der Himmel wiſſen; jedenfalls könnte aber unſere Wahl dadurch eine andere werden, als Viele wünſchen. Man wird vielleicht unter dieſen Ausſichten Waitz die Stimmen geben, die ſonſt Stein erhalten hätte, damit nur Rehder nicht durchgebracht wird. Denn die Stimmen, die zunächſt Waitz zugedacht ſind, auf Stein zu ſammeln, iſt nicht möglich. Viele im Publikum haben eine zu entſchiedene Abneigung gegen Stein, als daß ſie unter irgend welchen Verhältniſſen auch nur dazu bewogen werden könnten, für ihn zu ſtim- men. Er iſt einmal für die Stabilen und Aengſtlichen unter der Bezeichnung eines “verkappten Republika- ners” und “Communiſten” zum Kinderſpuk geworden. — Heute Abend wird aus den angegebenen Gründen noch wieder eine Vorwahl gehalten werden. Hamburg, den 1 Mai. Zu Cuxhaven paſſirte heute das Dampfſchiff Gu- tenberg in Begleitung eines kleinen Kutters mit der däniſchen Brigg Thorwaldſen als Priſe. (Exp. d. Tel.) Hamburg, den 1 Mai, 8½ Uhr Abends. Nach heute Abend mit dem Bahnzuge eingegange- nen Nachrichten wären die Preußen in Jütland ein- gerückt; das Hauptquartier ſoll in Kolding ſeyn. Der rechte Flügel (das 10te Bundes-Armee-Corps) erwartete nur ſchweres Geſchütz, um den Angriff auf Alſen zu beginnen. * Erklärung. Der nach Dirckink-Holmfeldt’s Gefangennehmung von hieraus privatim ergangene “Aufruf zur ſchnellen Hülfe” für die durch däniſche Rachſucht vielleicht ge- fährdete Jnſel Fehmarn iſt freilich nur an die Nach- barſchaft gerichtet, von unberufenen Auslegern aber als allgemeines Aufgebot angeſehen, und hat uns am Oſterabend einen unbrauchbaren Haufen unlegitimirter Fremden zugeführt, welcher natürlich am folgenden Tage in ſeine Heimath zurückgewieſen wurde. Es veranlaßt dies aber eine heute hier gehaltene Verſamm- lung von Gutsbeſitzern und ländlichen Obrigkeiten durch das unterzeichnete Mitglied zu der gelegent- lichen Erklärung, daß ſie alle angebliche Hülfsſchaaren, welche ohne ausdrückliche Ordre unſerer proviſoriſchen Regierung hieher kommen, zurückſenden werde, und von entfernteren Polizeibehörden künftig collegialiſche Mitwirkung zur Abhaltung derſelben erwarten. Oldenburg in Holſtein, den 25 April. Dr. Peterſen, Juſtitiar. ⵠ Berlin, den 29 April. Bis zu ſeiner Berufung zum Juſtiz-Miniſter war Dr. Bornemann bekanntlich Director ſeines jetzigen Miniſteriums. Zu ſeinem Nachfolger in dieſem Di- rectorat iſt jetzt Hr. Märker, bis geſtern noch Director des hieſigen Criminal- alſo eines Untergerichts, er- nannt worden. Hr. Märker wird als tüchtiger Juriſt geſchätzt und hat eine ſchnelle Laufbahn gemacht. Noch kürzlich war ihm mit dem Geheimen Ober-Tribunal- rath und Prof. Dr. Heffter der Auftrag geworden, binnen vier Tagen einen Entwurf über Einrichtung von Schwurgerichten in Strafſachen vorzulegen — Der Prof. Dr. Bauerband aus Bonn, ein gewandter praktiſcher Juriſt, iſt gleichfalls in das Juſtiz-Miniſte- rium berufen, woraus Beamte, welche für die neue Zeit nicht paſſen wollen, entfernt werden. Dem Ge- richtsweſen ſteht überhaupt eine große Umwälzung, und zwar bald, bevor. Es wird hier von glaubwürdigen Perſonen erzählt, daß die Gattin eines vielgenannten, am 20 v. M. hier amneſtirten Polen, welcher in der National- Committee eine Rolle ſpielt, acht Arbeitern 16 _ dafür verſprochen hat, daß ſie den aus dem Gefäng- niſſe nach der Stadt fahrenden befreiten Polen die Pferde aus- und ſich ſelbſt vorſpannen ſollten. Die Frau, welche hier in der Nähe des Jnvalidenhauſes bei der Familie eines Stabsoſficiers wohnte, vergaß aber, ihre Schuld zu bezahlen, und die Mahner wandten ſich daher an die letztgedachte Familie, welche, wie man hört, ſofort geeignete Schritte in Poſen that. So läßt man ſich Ovationen bereiten! Die Bürgerwehr, über welche, dem Vernehmen nach, der König am nächſten Mittwoch Revue hält, hat jetzt inſofern eine kriegeriſche Auszeichnung erhal- ten, daß ihren Officieren geſtattet worden iſt, wie die des Heeres ſilberne Schärpen und Degenquaſten zu tragen. Der Prinz Karl, ein Bruder des Königs, hat den Urwählern ſeines Bezirks zu ihren Vorberathungen die Zimmer ſeines Pallaſtes eingeräumt. Ein Bezirk, innerhalb welches der Finanz-Miniſter Hanſemann wohnt, hat Letztern zum Wahlmann vorgeſchlagen, damit er die Abgeordneten für das deutſche Parla- ment mitwähle. Für das preußiſche kann der Mi- niſter hier um deshalb nicht Wahlmann werden, weil er noch nicht ſechs Monate hier Wohnſitz oder Auf- enthalt hat. Es hat ſich hier eine Freiſchaar gebildet, welche zum Schutze der Deutſchen nach Poſen ziehen will; ſie be- abſichtigte zuerſt nach Schleswig-Holſtein abzugehen; ihr Führer unterſchlug aber das eingekommene Geld. Die Nachricht von der Verfügung der franzöſiſchen proviſoriſchen Regierung wegen Auflöſung der deutſchen Legionen im Oſt-Departement wirkte heute günſtiger auf die Courſe. Der Zinsfuß für alle Darlehen im Lombard-Comptoir der Bank beträgt immer noch 6 pCt. Berlin, den 30 April. Se. Maj. der König haben den General-Lieute- nant, Grafen v. Canitz zum Kriegsminiſter ernannt. (A. Pr. Ztg.) Der Polizei-Präſident von Berlin macht Nachſte- hendes bekannt: “Die Verordnung über einige Grund- lagen der künftigen preußiſchen Verfaſſung vom 6 d. (Geſetz-Sammlung S. 87) disponirt in §. 4 wörtlich: Alle Preußen ſind berechtigt, ſich friedlich und ohne Waffen in geſchloſſenen Räumen zu verſammeln, ohne daß die Ausübung dieſes Rechts einer vorgängigen polizeilichen Erlaubniß unterworfen wäre. Auch Ver- ſammlungen unter freiem Himmel können, inſofern ſie für die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht gefahrbringend ſind, von der Obrigkeit geſtattet wer- den ꝛc. Zur Vermeidung etwaniger Jrrthümer ſehe ich mich veranlaßt, die Ordner von Volksverſamm- lungen auf die obigen geſetzlichen Vorſchriften mit dem Bemerken hinzuweiſen, daß von jeder beabſichtigten derartigen Verſammlung hierher rechtzeitige Anzeige zu erſtatten iſt. Berlin, den 28 April 1848. K. Po- lizei-Präſident. v. Minutoli.” “Die hier beſchäftigten Buchdrucker-Gehülfen haben ſeit dem geſtrigen Tage allgemein die Arbeit eingeſtellt. Da nach den geltenden Beſtimmungen alle fremde Gewerbe-Gehülfen, ſobald ſie drei Tage lang ohne Arbeits-Gelegenheit und Beſchäftigung geweſen ſind, aus der hieſigen Stadt entfernt werden ſollen, ſo wird hiernach gegen ſämmtliche nicht einheimiſche Buch- drucker-Gehülfen, die bis zum Dienstag den 2 Mai nicht wiederum in Arbeit getreten ſind, ohne Aufſchub und mit aller Strenge verfahren werden. Berlin, den 29 April 1848. Der Polizei-Präſident v. Minutoli.” (Die Setzer und Drucker ſind übrigens Sonntag Mor- gen zur Arbeit zurückgekehrt.) (Schleſ. Ztg.) Man hält es nicht für unwahr- ſcheinlich, daß der Prinz von Preußen auf Wunſch der Pommern als deren Statthalter mit ſeiner Fa- milie in Stettin demnächſt ſich niederlaſſen werde. Vermuthlich werden dann auch Truppen des Garde- Corps daſelbſt in Garniſon gelegt werden. München, den 27 April. Se. Maj. der König hat geruht, den Bundestags- Geſandten, Geheimenrath Juſtus Willich, auf deſſen wiederholtes Anſuchen in Berückſichtigung ſeines zu-

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Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 105, Hamburg, 2. Mai 1848, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1050205_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.