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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 116, Hamburg, 20. Julii 1771.

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ben worden, die er hinlängsich beantwortet hätte; die
Zusätze, welche in der gegenwärtigen noch befindlich
wären, könnten ihn nicht bewegen, seine Gesinnungen
zu ändern, vielweniger die Ausführung seines Parle-
ments, die er in der letzten Rede vom Thron so sehr
gebilliget, zu verdammen; er könne also, da er ein völ-
liges Vertrauen auf die Treue und Aufrichtigkeit des
ganzen Hauses sowol, als seiner Minister gesetzt hätte,
ihre Bitten und Forderungen nicht erfüllen."

Bey der Proceßion gieng es sonst noch ruhig her.
Es war aber auch die Garde in Bereitschaft, und
3 Friedensrichter waren mit ihren Bedienten nach
St. James bestellet. Herr Wilkes befand sich nicht
im Gefolge des Lord Mayors, der nunmehr die ganze
Bürgerschaft auf dem Rathhause zusammenkommen
lassen will, um ihr die Antwort des Königes bekannt
zu machen.

Admiral Spry ist nach Plymouth abgereiset, um
das Commando über die letztgedachte Flotte zu über-
nehmen, welche nicht zum Exerciren der Seeleute, wie
man anfänglich glaubte, bestimmt ist. Sie soll
6 Wochen in dem Meerbusen von Biscaja kreuzen.
Alle Schiffe, welche noch wieder ausgebessert werden
können, sollen auf ausdrücklichem Befehl sogleich in
guten Stand gesetzt werden.

Doctor Wilson, Decanus von Westminster, ein
Mann von 75 Jahren, und großer Freund des Herrn
Wilkes, hat sich gestern unter die Zunft der Schrei-
ner begeben, in welcher auch Herr Wilkes ist, um mit
diesem Handwerk die Freyheit zu erlangen, auf dem
Rathhause bey allen vorfallenden Sachen ein Votum
zu haben.

Der Ritter John Griff soll die Stelle des Erb-
prinzen von Braunschweig, und der Ritter Charles
Frederick die Stelle des Herzogs von Mecklenburg,
bey der Solennität der Installation der Ritter zu
Windsor, vertreten.

Aus Ostindien ist die Nachricht eingegangen, daß
Heyder-Aly, Nabob von Dura, eine große Armee in
den Cantonirungs-Quartieren habe, die in kurzer Zeit
ins Feld rücken können.

Es sind Klagen eingelaufen, daß eine Rußische Fre-
gatte in der Levante ein Englisches Schiff unter Eng-
lischer Flagge weggenommen habe.

Heute vor 8 Tagen waren 8 Domestiken des Franzö-
sischen Gesandten in einem Bierhause beysammen, wel-
ches nicht weit von der Wohnung dieses Herrn in West-
minster ist. Das Bier machte sie lustig, und zuletzt be-
trunken, worauf sie einen großen Streit und Lärmen
anfiengen. Der Wirth wollte ihrer gerne los seyn,
da es schon spät in der Nacht war, und ließ deshalb
einen Constable rufen. Dieser sagte ihnen, sie möchten
in Frieden nach Hause gehen. Sie blieben aber, und
lärmten immer fort. Endlich kamen wol 20 Constables
mit dem Nachtwächtern, welche, da sie nicht ruhig wer-
den wollten, auf sie losschlugen. Hierauf nahmen sie
die Flucht nach dem Stall des Gesandten. Die Con-
stables aber brachen den Stall auf, schlugen einen Hu-
[Spaltenumbruch] saren und einen Laquayen zur Erden, und brachten sie
nach dem Rundhause. Am Sonnabend wurden sie
zum Richter geführet, und dieser sandte den einen nach dem
Zuchthause; den Husaren aber, dem ein Finger abge-
hauen war, ließ er gehen. Der Laquay hatte 3 Wun-
den bekommen. Ueber diese Sache sind nun große
Streitigkeiten entstanden, und viele Conferenzen ge-
halten worden. Der Graf von Rochford gieng am
Sonnabend dreymal zu dem Französischen Gesandten,
und gestern ist ein Courier von Paris zurückgekommen,
der diesen Vorfall dahin überbracht hat.


Man versichert, daß die Türken und Tartarn, auf die
Annäherung der Armee des Fürsten Dolgorucky, Perecop
verlassen, und sich nach Cassa und Baschieferai zurück-
gezogen haben; daher man täglich der Nachricht entge-
gen siehet, daß bemeldeter Fürst, der, zufolge der letzten
Briefe, den 12ten oder 13ten Junii vor Perecop hat
seyn wollen, diese Stadt ohne einigen Widerstand in
Besitz genommen habe.

Obgleich der Weg von der ersten Kayserl. Armee an
der Donau bis hieher auf 2200 Werste, oder 314 Deut-
sche Meilen gerechnet wird, so haben doch einige unse-
rer Couriers selbigen in 12 Tagen zurückgeleget.


Am 5ten dieses hat der Fürst Primas bey Sr. Maje-
stät, dem Könige, die Abschiedsaudienz gehabt, und wird
selbiger nächstens von hier reisen. Gestern wurde in der
Rußischen Kapelle auf der Lesche der Tag der Gelangung
Ihrer Rußisch-Kayserl. Majestät auf den Thron gefeyert,
und das Te Deum abgesungen. Se. Excellenz, der Herr von
Saldern, waren dabey gegenwärtig, nahmen aber von
den Vornehmen keine Glückwünsche an, und ließen nie-
mand vor sich. Der Woywode von Brzese in Litthauen,
Herr Sosnowsky, welcher sich hieher begeben wollen,
ist auf dem Wege von den Conföderirten ange-
halten, und gezwungen worden, zur Conföderation zu
schwören. Man hat ihm auch 10000 Gulden, und was
er sonst an Werth bey sich gehabt, abgenommen. In
Litthauen dauern die Unruhen noch fort. Die Kriegs-
Commißion daselbst hat dem Großfeldherrn Oginsky
alle Truppen übergeben. Er soll nach Slonim gegan-
gen seyn, wo er sich ruhig halten will, ob ihm gleich
die Russen nicht viel trauen.

Posen soll von den Preußen besetzt, und ihre Truppen
bis 4 Meilen von Thorn vorgerückt seyn.


Von der Rußischen Armee an der Donau hat man
weiter die Nachricht erhalten, daß die Türken auf An-
näherung des Fürsten Repnin sogleich über die Donau zu-
rückgegangen sind. Die Bagage des gedachten Fürsten, die
er, um desto schneller marschiren zu können, mit einem
kleinen Commando und 2 Kanonen zurückgelassen, ist
den Türken in die Hände gefallen. Der General Weiß-
mann hat Befehl erhalten, eine geheime Expedition
auszuführen, wovon man das Eigentliche nächstens er-
wartet.


Die Pluralität ist nunmehro entschieden, und auf der
Republikanischen Parthey. Allein, die Stände haben
die eigentliche Reichstags-Arbeit noch nicht angefangen;
auch sind die Mitglieder des geheimen Ausschußes und
der übrigen Deputationen noch nicht bekannt. In dieser
Woche, glaubt man, werden die Stände mit den Unter-
suchungen der streitigen Vollmachten ihrer Mitglieder
zu Ende kommen. Die Häupter der Ritterschaft haben
[Spaltenumbruch]

ben worden, die er hinlaͤngſich beantwortet haͤtte; die
Zuſaͤtze, welche in der gegenwaͤrtigen noch befindlich
waͤren, koͤnnten ihn nicht bewegen, ſeine Geſinnungen
zu aͤndern, vielweniger die Auſfuͤhrung ſeines Parle-
ments, die er in der letzten Rede vom Thron ſo ſehr
gebilliget, zu verdammen; er koͤnne alſo, da er ein voͤl-
liges Vertrauen auf die Treue und Aufrichtigkeit des
ganzen Hauſes ſowol, als ſeiner Miniſter geſetzt haͤtte,
ihre Bitten und Forderungen nicht erfuͤllen.”

Bey der Proceßion gieng es ſonſt noch ruhig her.
Es war aber auch die Garde in Bereitſchaft, und
3 Friedensrichter waren mit ihren Bedienten nach
St. James beſtellet. Herr Wilkes befand ſich nicht
im Gefolge des Lord Mayors, der nunmehr die ganze
Buͤrgerſchaft auf dem Rathhauſe zuſammenkommen
laſſen will, um ihr die Antwort des Koͤniges bekannt
zu machen.

Admiral Spry iſt nach Plymouth abgereiſet, um
das Commando uͤber die letztgedachte Flotte zu uͤber-
nehmen, welche nicht zum Exerciren der Seeleute, wie
man anfaͤnglich glaubte, beſtimmt iſt. Sie ſoll
6 Wochen in dem Meerbuſen von Biſcaja kreuzen.
Alle Schiffe, welche noch wieder ausgebeſſert werden
koͤnnen, ſollen auf ausdruͤcklichem Befehl ſogleich in
guten Stand geſetzt werden.

Doctor Wilſon, Decanus von Weſtminſter, ein
Mann von 75 Jahren, und großer Freund des Herrn
Wilkes, hat ſich geſtern unter die Zunft der Schrei-
ner begeben, in welcher auch Herr Wilkes iſt, um mit
dieſem Handwerk die Freyheit zu erlangen, auf dem
Rathhauſe bey allen vorfallenden Sachen ein Votum
zu haben.

Der Ritter John Griff ſoll die Stelle des Erb-
prinzen von Braunſchweig, und der Ritter Charles
Frederick die Stelle des Herzogs von Mecklenburg,
bey der Solennitaͤt der Inſtallation der Ritter zu
Windſor, vertreten.

Aus Oſtindien iſt die Nachricht eingegangen, daß
Heyder-Aly, Nabob von Dura, eine große Armee in
den Cantonirungs-Quartieren habe, die in kurzer Zeit
ins Feld ruͤcken koͤnnen.

Es ſind Klagen eingelaufen, daß eine Rußiſche Fre-
gatte in der Levante ein Engliſches Schiff unter Eng-
liſcher Flagge weggenommen habe.

Heute vor 8 Tagen waren 8 Domeſtiken des Franzoͤ-
ſiſchen Geſandten in einem Bierhauſe beyſammen, wel-
ches nicht weit von der Wohnung dieſes Herrn in Weſt-
minſter iſt. Das Bier machte ſie luſtig, und zuletzt be-
trunken, worauf ſie einen großen Streit und Laͤrmen
anfiengen. Der Wirth wollte ihrer gerne los ſeyn,
da es ſchon ſpaͤt in der Nacht war, und ließ deshalb
einen Conſtable rufen. Dieſer ſagte ihnen, ſie moͤchten
in Frieden nach Hauſe gehen. Sie blieben aber, und
laͤrmten immer fort. Endlich kamen wol 20 Conſtables
mit dem Nachtwaͤchtern, welche, da ſie nicht ruhig wer-
den wollten, auf ſie losſchlugen. Hierauf nahmen ſie
die Flucht nach dem Stall des Geſandten. Die Con-
ſtables aber brachen den Stall auf, ſchlugen einen Hu-
[Spaltenumbruch] ſaren und einen Laquayen zur Erden, und brachten ſie
nach dem Rundhauſe. Am Sonnabend wurden ſie
zum Richter gefuͤhret, und dieſer ſandte den einen nach dem
Zuchthauſe; den Huſaren aber, dem ein Finger abge-
hauen war, ließ er gehen. Der Laquay hatte 3 Wun-
den bekommen. Ueber dieſe Sache ſind nun große
Streitigkeiten entſtanden, und viele Conferenzen ge-
halten worden. Der Graf von Rochford gieng am
Sonnabend dreymal zu dem Franzoͤſiſchen Geſandten,
und geſtern iſt ein Courier von Paris zuruͤckgekommen,
der dieſen Vorfall dahin uͤberbracht hat.


Man verſichert, daß die Tuͤrken und Tartarn, auf die
Annaͤherung der Armee des Fuͤrſten Dolgorucky, Perecop
verlaſſen, und ſich nach Caſſa und Baſchieferai zuruͤck-
gezogen haben; daher man taͤglich der Nachricht entge-
gen ſiehet, daß bemeldeter Fuͤrſt, der, zufolge der letzten
Briefe, den 12ten oder 13ten Junii vor Perecop hat
ſeyn wollen, dieſe Stadt ohne einigen Widerſtand in
Beſitz genommen habe.

Obgleich der Weg von der erſten Kayſerl. Armee an
der Donau bis hieher auf 2200 Werſte, oder 314 Deut-
ſche Meilen gerechnet wird, ſo haben doch einige unſe-
rer Couriers ſelbigen in 12 Tagen zuruͤckgeleget.


Am 5ten dieſes hat der Fuͤrſt Primas bey Sr. Maje-
ſtaͤt, dem Koͤnige, die Abſchiedsaudienz gehabt, und wird
ſelbiger naͤchſtens von hier reiſen. Geſtern wurde in der
Rußiſchen Kapelle auf der Leſche der Tag der Gelangung
Ihrer Rußiſch-Kayſerl. Majeſtaͤt auf den Thron gefeyert,
und das Te Deum abgeſungen. Se. Excellenz, der Herr von
Saldern, waren dabey gegenwaͤrtig, nahmen aber von
den Vornehmen keine Gluͤckwuͤnſche an, und ließen nie-
mand vor ſich. Der Woywode von Brzeſe in Litthauen,
Herr Sosnowsky, welcher ſich hieher begeben wollen,
iſt auf dem Wege von den Confoͤderirten ange-
halten, und gezwungen worden, zur Confoͤderation zu
ſchwoͤren. Man hat ihm auch 10000 Gulden, und was
er ſonſt an Werth bey ſich gehabt, abgenommen. In
Litthauen dauern die Unruhen noch fort. Die Kriegs-
Commißion daſelbſt hat dem Großfeldherrn Oginsky
alle Truppen uͤbergeben. Er ſoll nach Slonim gegan-
gen ſeyn, wo er ſich ruhig halten will, ob ihm gleich
die Ruſſen nicht viel trauen.

Poſen ſoll von den Preußen beſetzt, und ihre Truppen
bis 4 Meilen von Thorn vorgeruͤckt ſeyn.


Von der Rußiſchen Armee an der Donau hat man
weiter die Nachricht erhalten, daß die Tuͤrken auf An-
naͤherung des Fuͤrſten Repnin ſogleich uͤber die Donau zu-
ruͤckgegangen ſind. Die Bagage des gedachten Fuͤrſten, die
er, um deſto ſchneller marſchiren zu koͤnnen, mit einem
kleinen Commando und 2 Kanonen zuruͤckgelaſſen, iſt
den Tuͤrken in die Haͤnde gefallen. Der General Weiß-
mann hat Befehl erhalten, eine geheime Expedition
auszufuͤhren, wovon man das Eigentliche naͤchſtens er-
wartet.


Die Pluralitaͤt iſt nunmehro entſchieden, und auf der
Republikaniſchen Parthey. Allein, die Staͤnde haben
die eigentliche Reichstags-Arbeit noch nicht angefangen;
auch ſind die Mitglieder des geheimen Ausſchußes und
der uͤbrigen Deputationen noch nicht bekannt. In dieſer
Woche, glaubt man, werden die Staͤnde mit den Unter-
ſuchungen der ſtreitigen Vollmachten ihrer Mitglieder
zu Ende kommen. Die Haͤupter der Ritterſchaft haben
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[[2]/0002] ben worden, die er hinlaͤngſich beantwortet haͤtte; die Zuſaͤtze, welche in der gegenwaͤrtigen noch befindlich waͤren, koͤnnten ihn nicht bewegen, ſeine Geſinnungen zu aͤndern, vielweniger die Auſfuͤhrung ſeines Parle- ments, die er in der letzten Rede vom Thron ſo ſehr gebilliget, zu verdammen; er koͤnne alſo, da er ein voͤl- liges Vertrauen auf die Treue und Aufrichtigkeit des ganzen Hauſes ſowol, als ſeiner Miniſter geſetzt haͤtte, ihre Bitten und Forderungen nicht erfuͤllen.” Bey der Proceßion gieng es ſonſt noch ruhig her. Es war aber auch die Garde in Bereitſchaft, und 3 Friedensrichter waren mit ihren Bedienten nach St. James beſtellet. Herr Wilkes befand ſich nicht im Gefolge des Lord Mayors, der nunmehr die ganze Buͤrgerſchaft auf dem Rathhauſe zuſammenkommen laſſen will, um ihr die Antwort des Koͤniges bekannt zu machen. Admiral Spry iſt nach Plymouth abgereiſet, um das Commando uͤber die letztgedachte Flotte zu uͤber- nehmen, welche nicht zum Exerciren der Seeleute, wie man anfaͤnglich glaubte, beſtimmt iſt. Sie ſoll 6 Wochen in dem Meerbuſen von Biſcaja kreuzen. Alle Schiffe, welche noch wieder ausgebeſſert werden koͤnnen, ſollen auf ausdruͤcklichem Befehl ſogleich in guten Stand geſetzt werden. Doctor Wilſon, Decanus von Weſtminſter, ein Mann von 75 Jahren, und großer Freund des Herrn Wilkes, hat ſich geſtern unter die Zunft der Schrei- ner begeben, in welcher auch Herr Wilkes iſt, um mit dieſem Handwerk die Freyheit zu erlangen, auf dem Rathhauſe bey allen vorfallenden Sachen ein Votum zu haben. Der Ritter John Griff ſoll die Stelle des Erb- prinzen von Braunſchweig, und der Ritter Charles Frederick die Stelle des Herzogs von Mecklenburg, bey der Solennitaͤt der Inſtallation der Ritter zu Windſor, vertreten. Aus Oſtindien iſt die Nachricht eingegangen, daß Heyder-Aly, Nabob von Dura, eine große Armee in den Cantonirungs-Quartieren habe, die in kurzer Zeit ins Feld ruͤcken koͤnnen. Es ſind Klagen eingelaufen, daß eine Rußiſche Fre- gatte in der Levante ein Engliſches Schiff unter Eng- liſcher Flagge weggenommen habe. Heute vor 8 Tagen waren 8 Domeſtiken des Franzoͤ- ſiſchen Geſandten in einem Bierhauſe beyſammen, wel- ches nicht weit von der Wohnung dieſes Herrn in Weſt- minſter iſt. Das Bier machte ſie luſtig, und zuletzt be- trunken, worauf ſie einen großen Streit und Laͤrmen anfiengen. Der Wirth wollte ihrer gerne los ſeyn, da es ſchon ſpaͤt in der Nacht war, und ließ deshalb einen Conſtable rufen. Dieſer ſagte ihnen, ſie moͤchten in Frieden nach Hauſe gehen. Sie blieben aber, und laͤrmten immer fort. Endlich kamen wol 20 Conſtables mit dem Nachtwaͤchtern, welche, da ſie nicht ruhig wer- den wollten, auf ſie losſchlugen. Hierauf nahmen ſie die Flucht nach dem Stall des Geſandten. Die Con- ſtables aber brachen den Stall auf, ſchlugen einen Hu- ſaren und einen Laquayen zur Erden, und brachten ſie nach dem Rundhauſe. Am Sonnabend wurden ſie zum Richter gefuͤhret, und dieſer ſandte den einen nach dem Zuchthauſe; den Huſaren aber, dem ein Finger abge- hauen war, ließ er gehen. Der Laquay hatte 3 Wun- den bekommen. Ueber dieſe Sache ſind nun große Streitigkeiten entſtanden, und viele Conferenzen ge- halten worden. Der Graf von Rochford gieng am Sonnabend dreymal zu dem Franzoͤſiſchen Geſandten, und geſtern iſt ein Courier von Paris zuruͤckgekommen, der dieſen Vorfall dahin uͤberbracht hat. Petersburg, den 2 Julii. Man verſichert, daß die Tuͤrken und Tartarn, auf die Annaͤherung der Armee des Fuͤrſten Dolgorucky, Perecop verlaſſen, und ſich nach Caſſa und Baſchieferai zuruͤck- gezogen haben; daher man taͤglich der Nachricht entge- gen ſiehet, daß bemeldeter Fuͤrſt, der, zufolge der letzten Briefe, den 12ten oder 13ten Junii vor Perecop hat ſeyn wollen, dieſe Stadt ohne einigen Widerſtand in Beſitz genommen habe. Obgleich der Weg von der erſten Kayſerl. Armee an der Donau bis hieher auf 2200 Werſte, oder 314 Deut- ſche Meilen gerechnet wird, ſo haben doch einige unſe- rer Couriers ſelbigen in 12 Tagen zuruͤckgeleget. Warſchau, den 10 Julii. Am 5ten dieſes hat der Fuͤrſt Primas bey Sr. Maje- ſtaͤt, dem Koͤnige, die Abſchiedsaudienz gehabt, und wird ſelbiger naͤchſtens von hier reiſen. Geſtern wurde in der Rußiſchen Kapelle auf der Leſche der Tag der Gelangung Ihrer Rußiſch-Kayſerl. Majeſtaͤt auf den Thron gefeyert, und das Te Deum abgeſungen. Se. Excellenz, der Herr von Saldern, waren dabey gegenwaͤrtig, nahmen aber von den Vornehmen keine Gluͤckwuͤnſche an, und ließen nie- mand vor ſich. Der Woywode von Brzeſe in Litthauen, Herr Sosnowsky, welcher ſich hieher begeben wollen, iſt auf dem Wege von den Confoͤderirten ange- halten, und gezwungen worden, zur Confoͤderation zu ſchwoͤren. Man hat ihm auch 10000 Gulden, und was er ſonſt an Werth bey ſich gehabt, abgenommen. In Litthauen dauern die Unruhen noch fort. Die Kriegs- Commißion daſelbſt hat dem Großfeldherrn Oginsky alle Truppen uͤbergeben. Er ſoll nach Slonim gegan- gen ſeyn, wo er ſich ruhig halten will, ob ihm gleich die Ruſſen nicht viel trauen. Poſen ſoll von den Preußen beſetzt, und ihre Truppen bis 4 Meilen von Thorn vorgeruͤckt ſeyn. Breßlau, den 14 Julii. Von der Rußiſchen Armee an der Donau hat man weiter die Nachricht erhalten, daß die Tuͤrken auf An- naͤherung des Fuͤrſten Repnin ſogleich uͤber die Donau zu- ruͤckgegangen ſind. Die Bagage des gedachten Fuͤrſten, die er, um deſto ſchneller marſchiren zu koͤnnen, mit einem kleinen Commando und 2 Kanonen zuruͤckgelaſſen, iſt den Tuͤrken in die Haͤnde gefallen. Der General Weiß- mann hat Befehl erhalten, eine geheime Expedition auszufuͤhren, wovon man das Eigentliche naͤchſtens er- wartet. Stockholm, den 9 Julii. Die Pluralitaͤt iſt nunmehro entſchieden, und auf der Republikaniſchen Parthey. Allein, die Staͤnde haben die eigentliche Reichstags-Arbeit noch nicht angefangen; auch ſind die Mitglieder des geheimen Ausſchußes und der uͤbrigen Deputationen noch nicht bekannt. In dieſer Woche, glaubt man, werden die Staͤnde mit den Unter- ſuchungen der ſtreitigen Vollmachten ihrer Mitglieder zu Ende kommen. Die Haͤupter der Ritterſchaft haben

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 116, Hamburg, 20. Julii 1771, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1162007_1771/2>, abgerufen am 23.11.2024.