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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 117, Hamburg, 24. Juli 1789.

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[Spaltenumbruch] den Bedingungen unabhängig erklären wollen: 1) Er
soll der Pforte mit 20000 Mann im eigenen Solde zu
Hülfe kommen, 2) ihr in Friedenszeiten 2, in Kriegs-
zeiten 3 Millionen Piaster Tribut, und 3) die freye
Einfuhr der Türkischen Producte nach Albanien zuge-
stehen.


Von dem Wohlbefinden des Kaysers erhält man nun
stets die erfreulichsten Nachrichten aus Laxenburg. Die
Anfälle vom Fieber haben sich seit 12 Tagen gänzlich
verlohren, die Mattigkeit und die Schmerzen in den
Lenden haben aufgehört, so daß sich Se. Majestät ge-
genwärtig ganz gesund befinden, und nach dem Urtheil
der Aerzte auch kein Rückfall mehr zu befürchten ist.
Man hat nunmehr die angenehme Hoffnung, Se. Ma-
jestät in kurzem wieder in der Hauptstadt zu sehen.

Die Armee des Feldmarschalls Haddick steht noch
im Lager bey Weißkirchen. Man versichert jetzt, die
kleinen feindlichen Auftritte, welche sich zwischen einer
Vatroulle von unserm Freycorps und einem Schwarm
Türken jüngst zugetragen haben, und die das tausend-
züngige Gerücht bis zu einem Einfall der Türkischen
Armee ins Bannat vergrößerte, wären aus bloßem Miß-
verständniß entstanden, und der Waffenstillstand dauere
auf dieser Seite noch 6 Wochen. Es ist übrigens sehr
schwer, hierüber etwas zuverläßiges zu sagen, weil von
denjenigen, welche die wahre Beschaffenheit und Lage
der Dinge kennen, alles sehr geheim behandelt wird,
und das wenige, was man unter der Hand noch erfah-
ren kann, sich meistens widerspricht. Der Oberst-Lieu-
tenant, Graf von Haddick, Sohn und Adjutant des
Feldmarschalls, ist mit dem Hauptmann, Fürsten von
Schwarzenberg, auf einige Zeit zur Laudonschen Armee
nach Croatien abgegangen, um der Belagerung von
Berbir beyzuwohnen. Da diese beyden Herren bloß
in der Absicht, ihre militairischen Einsichten zu erwei-
tern, zu der Croatischen Armee sich begeben haben, so
werden sie sogleich ins Bannat zurückkehren, sobald
die Hauptarmee etwas wichtiges zu unternehmen an-
fängt.

Man will vorläufig wissen, daß die Türken in Berbir
zwar sehr viele Kanonen, aber nur sehr wenig brauch-
bare, zurückgelassen haben. Das Feuer unserer Artil-
lerie soll ganz erschreckliche Wirkungen hervorgebracht
haben. Man sieht deswegen dem weitern Bericht von
der Besitznehmung des Orts mit Sehnsucht entgegen.

Jm hiesigen Münzamt ist man bereits beschäfftiget,
goldene und silberne Denkmünzen, so wie sie der Mo-
narch zur Belohnung und Aufmunterung seiner tapfern
Krieger bestimmt hat, auszuprägen.

Heute sind 2 Millionen für die Kriegscasse zur Armee
auf der Donau abgeschickt worden. Uebermorgen wird
noch ein stärkerer Geld-Transport abgehen. Rekruten,
Munition und Proviant, hauptsächlich auch Weine,
werden fast täglich abgeführt. Jn Wien dauert die
Rekrutirung noch fort, man ist aber gegen Fabriken
und Profeßionisten sehr nachsichtig, indem ihnen kein
nöthiger Arbeiter leicht weggenommen wird.

Aus Semlin geht so eben die Nachricht ein, daß der
abgesetzte Großvezier dem Pacha von Widdin bereits
das Commando der Armee übergeben habe.

Wegen Abschaffung einiger Kirchen-Ceremonien ist
[Spaltenumbruch] im Tyrolschen einige Unruhe entstanden, die aber schon
wieder beygelegt ist.


Wir haben in Berbir keinen Mann zu Gefangenen
gemacht, wol aber in der Vestung an 40 Kanonen und
eine Menge Munition vorgefunden. Nun heißts, gehe
es auf Banjaluka los, wo man aber wol stärkern Wi-
derstand finden dürfte, denn der Pacha von Travnick
führt ein starkes Corps dahin, und so könnte es dort
wol erst zu einer scharfen Action kommen. Wie es
zugegangen, daß die Besatzung aus Berbit entwichen,
ohne daß es der Feldmarschall bemerkt, und wie das
zum Entsatz nahe gewesene Corps Türken ihm ent-
gangen, weiß man nicht, und alles das wird sich erst
aus der zu erwartenden näheren Relation des Feld-
marschalls aufklären lassen.

Der Feldmarschall Haddick stand mit der Armee am
9ten dieses noch bey Weißkirchen.


Der Commandant von Widdin ist an die Stelle des
abgesetzten ersten Ministers und Generals wirklich zum
Großvezier ernannt worden. Er heißt Jsaac Pacha,
und ist ein sehr einsichtsvoller Officier und ein Feind
seines Vorgängers. Da nun dieser letzte den jetzigen
Krieg vorzüglich veranlaßt hat, so hofft man, daß
die Pforte nunmehr friedlichere Gesinnungen anneh-
men werde. Ueberdies ist hier die Nachricht eingegan-
gen, daß sich eine Rußische Flotte bey Varna sehen
lassen, daß ein Corps Rußischer Truppen gelandet, und
Kornat, nicht weit von Varna, besetzt hätte, daß die
Russen die erste Division unserer Flotte geschlagen,
und verschiedene Transportschiffe mit Provisionen weg-
genommen hätten. Diese Nachrichten haben hier eine
große Consternation verursacht. Jm Divan ist man
unentschlüßig, ob die letzte Division unserer Flotte
absegeln oder noch zurückbleiben soll, welches letztere
wol geschehen dürfte, indem man erst bestimmtere
Nachrichten aus dem schwarzen Meer abwarten will.


Die Wegnahme der Türkischen Tränsportschiffe mit
Provisionen von der Rußischen Flotte hat sich leider!
bestätigt. Jndessen ist nun endlich der ganze Rest der
Türkischen Flotte, welche aus 11 Linienschiffen und
16 Fregatten besteht, unter Segel gegangen.

Man versichert, daß Selim III. noch Schwierigkeiten
mache, die Allianz mit Schweden zu erneuern, welche
der verstorbene Sultan noch kurz vor seinem Tode mit
dieser Macht geschlossen hat.


Die Sitzungen des Reichstags haben wieder ihren
Anfang genommen.

Die 123ste Seßion eröffnete der Fürst Sapieha, Li-
thauischer Conföderations-Marschall, mit dem den
Ständen gemachten Berichte, wie während der Limi-
tation des Reichstages der Fürst Poninski, Kron-Groß-
Schatzmeister, aus seinem Arreste zu entkommen Mittel
gefunden hätte, und daß er durch Bemühung der Kriegs-
Commißion wieder in seinen Arrest gebracht worden.
Da aber diese Begebenheit den beyden Officiers, welche
den Fürsten jene Nacht bewacht haben, da er entlief,
einen schweren Arrest zugezogen, so suche er das Mit-

[Spaltenumbruch] den Bedingungen unabhaͤngig erklaͤren wollen: 1) Er
ſoll der Pforte mit 20000 Mann im eigenen Solde zu
Huͤlfe kommen, 2) ihr in Friedenszeiten 2, in Kriegs-
zeiten 3 Millionen Piaſter Tribut, und 3) die freye
Einfuhr der Tuͤrkiſchen Producte nach Albanien zuge-
ſtehen.


Von dem Wohlbefinden des Kayſers erhaͤlt man nun
ſtets die erfreulichſten Nachrichten aus Laxenburg. Die
Anfaͤlle vom Fieber haben ſich ſeit 12 Tagen gaͤnzlich
verlohren, die Mattigkeit und die Schmerzen in den
Lenden haben aufgehoͤrt, ſo daß ſich Se. Majeſtaͤt ge-
genwaͤrtig ganz geſund befinden, und nach dem Urtheil
der Aerzte auch kein Ruͤckfall mehr zu befuͤrchten iſt.
Man hat nunmehr die angenehme Hoffnung, Se. Ma-
jeſtaͤt in kurzem wieder in der Hauptſtadt zu ſehen.

Die Armee des Feldmarſchalls Haddick ſteht noch
im Lager bey Weißkirchen. Man verſichert jetzt, die
kleinen feindlichen Auftritte, welche ſich zwiſchen einer
Vatroulle von unſerm Freycorps und einem Schwarm
Tuͤrken juͤngſt zugetragen haben, und die das tauſend-
zuͤngige Geruͤcht bis zu einem Einfall der Tuͤrkiſchen
Armee ins Bannat vergroͤßerte, waͤren aus bloßem Miß-
verſtaͤndniß entſtanden, und der Waffenſtillſtand dauere
auf dieſer Seite noch 6 Wochen. Es iſt uͤbrigens ſehr
ſchwer, hieruͤber etwas zuverlaͤßiges zu ſagen, weil von
denjenigen, welche die wahre Beſchaffenheit und Lage
der Dinge kennen, alles ſehr geheim behandelt wird,
und das wenige, was man unter der Hand noch erfah-
ren kann, ſich meiſtens widerſpricht. Der Oberſt-Lieu-
tenant, Graf von Haddick, Sohn und Adjutant des
Feldmarſchalls, iſt mit dem Hauptmann, Fuͤrſten von
Schwarzenberg, auf einige Zeit zur Laudonſchen Armee
nach Croatien abgegangen, um der Belagerung von
Berbir beyzuwohnen. Da dieſe beyden Herren bloß
in der Abſicht, ihre militairiſchen Einſichten zu erwei-
tern, zu der Croatiſchen Armee ſich begeben haben, ſo
werden ſie ſogleich ins Bannat zuruͤckkehren, ſobald
die Hauptarmee etwas wichtiges zu unternehmen an-
faͤngt.

Man will vorlaͤufig wiſſen, daß die Tuͤrken in Berbir
zwar ſehr viele Kanonen, aber nur ſehr wenig brauch-
bare, zuruͤckgelaſſen haben. Das Feuer unſerer Artil-
lerie ſoll ganz erſchreckliche Wirkungen hervorgebracht
haben. Man ſieht deswegen dem weitern Bericht von
der Beſitznehmung des Orts mit Sehnſucht entgegen.

Jm hieſigen Muͤnzamt iſt man bereits beſchaͤfftiget,
goldene und ſilberne Denkmuͤnzen, ſo wie ſie der Mo-
narch zur Belohnung und Aufmunterung ſeiner tapfern
Krieger beſtimmt hat, auszupraͤgen.

Heute ſind 2 Millionen fuͤr die Kriegscaſſe zur Armee
auf der Donau abgeſchickt worden. Uebermorgen wird
noch ein ſtaͤrkerer Geld-Tranſport abgehen. Rekruten,
Munition und Proviant, hauptſaͤchlich auch Weine,
werden faſt taͤglich abgefuͤhrt. Jn Wien dauert die
Rekrutirung noch fort, man iſt aber gegen Fabriken
und Profeßioniſten ſehr nachſichtig, indem ihnen kein
noͤthiger Arbeiter leicht weggenommen wird.

Aus Semlin geht ſo eben die Nachricht ein, daß der
abgeſetzte Großvezier dem Pacha von Widdin bereits
das Commando der Armee uͤbergeben habe.

Wegen Abſchaffung einiger Kirchen-Ceremonien iſt
[Spaltenumbruch] im Tyrolſchen einige Unruhe entſtanden, die aber ſchon
wieder beygelegt iſt.


Wir haben in Berbir keinen Mann zu Gefangenen
gemacht, wol aber in der Veſtung an 40 Kanonen und
eine Menge Munition vorgefunden. Nun heißts, gehe
es auf Banjaluka los, wo man aber wol ſtaͤrkern Wi-
derſtand finden duͤrfte, denn der Pacha von Travnick
fuͤhrt ein ſtarkes Corps dahin, und ſo koͤnnte es dort
wol erſt zu einer ſcharfen Action kommen. Wie es
zugegangen, daß die Beſatzung aus Berbit entwichen,
ohne daß es der Feldmarſchall bemerkt, und wie das
zum Entſatz nahe geweſene Corps Tuͤrken ihm ent-
gangen, weiß man nicht, und alles das wird ſich erſt
aus der zu erwartenden naͤheren Relation des Feld-
marſchalls aufklaͤren laſſen.

Der Feldmarſchall Haddick ſtand mit der Armee am
9ten dieſes noch bey Weißkirchen.


Der Commandant von Widdin iſt an die Stelle des
abgeſetzten erſten Miniſters und Generals wirklich zum
Großvezier ernannt worden. Er heißt Jſaac Pacha,
und iſt ein ſehr einſichtsvoller Officier und ein Feind
ſeines Vorgaͤngers. Da nun dieſer letzte den jetzigen
Krieg vorzuͤglich veranlaßt hat, ſo hofft man, daß
die Pforte nunmehr friedlichere Geſinnungen anneh-
men werde. Ueberdies iſt hier die Nachricht eingegan-
gen, daß ſich eine Rußiſche Flotte bey Varna ſehen
laſſen, daß ein Corps Rußiſcher Truppen gelandet, und
Kornat, nicht weit von Varna, beſetzt haͤtte, daß die
Ruſſen die erſte Diviſion unſerer Flotte geſchlagen,
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genommen haͤtten. Dieſe Nachrichten haben hier eine
große Conſternation verurſacht. Jm Divan iſt man
unentſchluͤßig, ob die letzte Diviſion unſerer Flotte
abſegeln oder noch zuruͤckbleiben ſoll, welches letztere
wol geſchehen duͤrfte, indem man erſt beſtimmtere
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Die Wegnahme der Tuͤrkiſchen Traͤnſportſchiffe mit
Proviſionen von der Rußiſchen Flotte hat ſich leider!
beſtaͤtigt. Jndeſſen iſt nun endlich der ganze Reſt der
Tuͤrkiſchen Flotte, welche aus 11 Linienſchiffen und
16 Fregatten beſteht, unter Segel gegangen.

Man verſichert, daß Selim III. noch Schwierigkeiten
mache, die Allianz mit Schweden zu erneuern, welche
der verſtorbene Sultan noch kurz vor ſeinem Tode mit
dieſer Macht geſchloſſen hat.


Die Sitzungen des Reichstags haben wieder ihren
Anfang genommen.

Die 123ſte Seßion eroͤffnete der Fuͤrſt Sapieha, Li-
thauiſcher Confoͤderations-Marſchall, mit dem den
Staͤnden gemachten Berichte, wie waͤhrend der Limi-
tation des Reichstages der Fuͤrſt Poninski, Kron-Groß-
Schatzmeiſter, aus ſeinem Arreſte zu entkommen Mittel
gefunden haͤtte, und daß er durch Bemuͤhung der Kriegs-
Commißion wieder in ſeinen Arreſt gebracht worden.
Da aber dieſe Begebenheit den beyden Officiers, welche
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[0002] den Bedingungen unabhaͤngig erklaͤren wollen: 1) Er ſoll der Pforte mit 20000 Mann im eigenen Solde zu Huͤlfe kommen, 2) ihr in Friedenszeiten 2, in Kriegs- zeiten 3 Millionen Piaſter Tribut, und 3) die freye Einfuhr der Tuͤrkiſchen Producte nach Albanien zuge- ſtehen. Schreiben aus Wien, vom 15 Julii. Von dem Wohlbefinden des Kayſers erhaͤlt man nun ſtets die erfreulichſten Nachrichten aus Laxenburg. Die Anfaͤlle vom Fieber haben ſich ſeit 12 Tagen gaͤnzlich verlohren, die Mattigkeit und die Schmerzen in den Lenden haben aufgehoͤrt, ſo daß ſich Se. Majeſtaͤt ge- genwaͤrtig ganz geſund befinden, und nach dem Urtheil der Aerzte auch kein Ruͤckfall mehr zu befuͤrchten iſt. Man hat nunmehr die angenehme Hoffnung, Se. Ma- jeſtaͤt in kurzem wieder in der Hauptſtadt zu ſehen. Die Armee des Feldmarſchalls Haddick ſteht noch im Lager bey Weißkirchen. Man verſichert jetzt, die kleinen feindlichen Auftritte, welche ſich zwiſchen einer Vatroulle von unſerm Freycorps und einem Schwarm Tuͤrken juͤngſt zugetragen haben, und die das tauſend- zuͤngige Geruͤcht bis zu einem Einfall der Tuͤrkiſchen Armee ins Bannat vergroͤßerte, waͤren aus bloßem Miß- verſtaͤndniß entſtanden, und der Waffenſtillſtand dauere auf dieſer Seite noch 6 Wochen. Es iſt uͤbrigens ſehr ſchwer, hieruͤber etwas zuverlaͤßiges zu ſagen, weil von denjenigen, welche die wahre Beſchaffenheit und Lage der Dinge kennen, alles ſehr geheim behandelt wird, und das wenige, was man unter der Hand noch erfah- ren kann, ſich meiſtens widerſpricht. Der Oberſt-Lieu- tenant, Graf von Haddick, Sohn und Adjutant des Feldmarſchalls, iſt mit dem Hauptmann, Fuͤrſten von Schwarzenberg, auf einige Zeit zur Laudonſchen Armee nach Croatien abgegangen, um der Belagerung von Berbir beyzuwohnen. Da dieſe beyden Herren bloß in der Abſicht, ihre militairiſchen Einſichten zu erwei- tern, zu der Croatiſchen Armee ſich begeben haben, ſo werden ſie ſogleich ins Bannat zuruͤckkehren, ſobald die Hauptarmee etwas wichtiges zu unternehmen an- faͤngt. Man will vorlaͤufig wiſſen, daß die Tuͤrken in Berbir zwar ſehr viele Kanonen, aber nur ſehr wenig brauch- bare, zuruͤckgelaſſen haben. Das Feuer unſerer Artil- lerie ſoll ganz erſchreckliche Wirkungen hervorgebracht haben. Man ſieht deswegen dem weitern Bericht von der Beſitznehmung des Orts mit Sehnſucht entgegen. Jm hieſigen Muͤnzamt iſt man bereits beſchaͤfftiget, goldene und ſilberne Denkmuͤnzen, ſo wie ſie der Mo- narch zur Belohnung und Aufmunterung ſeiner tapfern Krieger beſtimmt hat, auszupraͤgen. Heute ſind 2 Millionen fuͤr die Kriegscaſſe zur Armee auf der Donau abgeſchickt worden. Uebermorgen wird noch ein ſtaͤrkerer Geld-Tranſport abgehen. Rekruten, Munition und Proviant, hauptſaͤchlich auch Weine, werden faſt taͤglich abgefuͤhrt. Jn Wien dauert die Rekrutirung noch fort, man iſt aber gegen Fabriken und Profeßioniſten ſehr nachſichtig, indem ihnen kein noͤthiger Arbeiter leicht weggenommen wird. Aus Semlin geht ſo eben die Nachricht ein, daß der abgeſetzte Großvezier dem Pacha von Widdin bereits das Commando der Armee uͤbergeben habe. Wegen Abſchaffung einiger Kirchen-Ceremonien iſt im Tyrolſchen einige Unruhe entſtanden, die aber ſchon wieder beygelegt iſt. Aus einem andern Schreiben aus Wien, vom 15 Julii. Wir haben in Berbir keinen Mann zu Gefangenen gemacht, wol aber in der Veſtung an 40 Kanonen und eine Menge Munition vorgefunden. Nun heißts, gehe es auf Banjaluka los, wo man aber wol ſtaͤrkern Wi- derſtand finden duͤrfte, denn der Pacha von Travnick fuͤhrt ein ſtarkes Corps dahin, und ſo koͤnnte es dort wol erſt zu einer ſcharfen Action kommen. Wie es zugegangen, daß die Beſatzung aus Berbit entwichen, ohne daß es der Feldmarſchall bemerkt, und wie das zum Entſatz nahe geweſene Corps Tuͤrken ihm ent- gangen, weiß man nicht, und alles das wird ſich erſt aus der zu erwartenden naͤheren Relation des Feld- marſchalls aufklaͤren laſſen. Der Feldmarſchall Haddick ſtand mit der Armee am 9ten dieſes noch bey Weißkirchen. Conſtantinopel, den 2 Junii. Der Commandant von Widdin iſt an die Stelle des abgeſetzten erſten Miniſters und Generals wirklich zum Großvezier ernannt worden. Er heißt Jſaac Pacha, und iſt ein ſehr einſichtsvoller Officier und ein Feind ſeines Vorgaͤngers. Da nun dieſer letzte den jetzigen Krieg vorzuͤglich veranlaßt hat, ſo hofft man, daß die Pforte nunmehr friedlichere Geſinnungen anneh- men werde. Ueberdies iſt hier die Nachricht eingegan- gen, daß ſich eine Rußiſche Flotte bey Varna ſehen laſſen, daß ein Corps Rußiſcher Truppen gelandet, und Kornat, nicht weit von Varna, beſetzt haͤtte, daß die Ruſſen die erſte Diviſion unſerer Flotte geſchlagen, und verſchiedene Tranſportſchiffe mit Proviſionen weg- genommen haͤtten. Dieſe Nachrichten haben hier eine große Conſternation verurſacht. Jm Divan iſt man unentſchluͤßig, ob die letzte Diviſion unſerer Flotte abſegeln oder noch zuruͤckbleiben ſoll, welches letztere wol geſchehen duͤrfte, indem man erſt beſtimmtere Nachrichten aus dem ſchwarzen Meer abwarten will. Conſtantinopel, den 8 Junii. Die Wegnahme der Tuͤrkiſchen Traͤnſportſchiffe mit Proviſionen von der Rußiſchen Flotte hat ſich leider! beſtaͤtigt. Jndeſſen iſt nun endlich der ganze Reſt der Tuͤrkiſchen Flotte, welche aus 11 Linienſchiffen und 16 Fregatten beſteht, unter Segel gegangen. Man verſichert, daß Selim III. noch Schwierigkeiten mache, die Allianz mit Schweden zu erneuern, welche der verſtorbene Sultan noch kurz vor ſeinem Tode mit dieſer Macht geſchloſſen hat. Schreiben aus Warſchau, vom 15 Julii. Die Sitzungen des Reichstags haben wieder ihren Anfang genommen. Die 123ſte Seßion eroͤffnete der Fuͤrſt Sapieha, Li- thauiſcher Confoͤderations-Marſchall, mit dem den Staͤnden gemachten Berichte, wie waͤhrend der Limi- tation des Reichstages der Fuͤrſt Poninski, Kron-Groß- Schatzmeiſter, aus ſeinem Arreſte zu entkommen Mittel gefunden haͤtte, und daß er durch Bemuͤhung der Kriegs- Commißion wieder in ſeinen Arreſt gebracht worden. Da aber dieſe Begebenheit den beyden Officiers, welche den Fuͤrſten jene Nacht bewacht haben, da er entlief, einen ſchweren Arreſt zugezogen, ſo ſuche er das Mit-

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 117, Hamburg, 24. Juli 1789, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1172407_1789/2>, abgerufen am 21.11.2024.