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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 121, Hamburg, 30. Julii 1771.

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Mit allergnädigster Kayserlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- [Abbildung] tung

Des Hamburgischen unpartheyischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1771.     (Am Dienstage, den 30 Julii.)    
Num. 121.



[Beginn Spaltensatz]

Am abgewichenen Dienstag Abend langte von dem
die zweyte Armee en Chef commandirenden General
und Ritter, Fürsten Waßiley Michailowitsch Dolgoru-
kow, der Oberste Gruschezkoy bey Ihro Kayserl. Maje-
stät Hof als Courier an, und überbrachte sowol den um-
ständlichen Bericht von der Eroberung der Krimischen
Linie, als auch die Schlüssel der Vestung Perecop, welche
sich bey dem Einmarsch Ihro Kayserl. Majestät Truppen
in die Krim auf Discretion ergeben. Diese Berichte
enthalten Folgendes:

Nachdem diese Armee den 23sten Junii ihr Lager nahe
vor der Vestung Perecop bezogen hatte, wendete der
commandirende General en Chef diesen und den nächst-
folgenden Tag dazu an, daß er in Gesellschaft des General-
Majors, Fürsten Prosorowsky, der die Vortruppen an-
führte, nicht nur die Linie bey Perekop, und die Gegend,
die ein besonders Corps über Siwasch paßiren sollte,
recognoscirte, sondern auch zur Attaque der Linie und
zum Uebergang der Truppen in die Krim die nöthigen
Dispositionen vorkehrte. So bald der Feind unsere
ganze Armee vor Perekop ihr Lager beziehen sah, ver-
suchte er auf selbige einen Angriff, und gebrauchte hierzu
3000 Mann der auserlesensten Cavallerie. Der immer
voraus marschirende General-Quartiermeister Kachows-
koy detaschirte den Augenblick alle seine zur Bedeckung
dienende leichte Truppen dem im Anzug begriffenen
Feinde entgegen. Mit obigen vereinigten sich nicht nur
die leichten Truppen vom rechten Flügel, sondern auf
Befehl des Herrn General en Chefs, mußten auch aus
dem Corps des General-Majors, Fürsten Prosorowsky,
noch einige leichte Truppen zu ihnen stoßen, die von
einem Corps Jäger, unter Anführung des Oberstlieute-
nants, Fürsten Dolgorukow, unterstützt wurden. Mit
so vieler Hitze dieser Haufen seinen Angriff auch be-
werkstelligte, so wurde derselbe dennoch durch die Ta-
pferkeit unserer leichten Truppen und des Jäger-Corps,
mit denen der Oberstlieutenant, Fürst Dolgorukow, die
[Spaltenumbruch] Spitze des Berges occupirt hatte, über den Haufen ge-
worfen, und dergestalt zurückgetrieben, daß alle leichte
Truppen wieder ins Lager ziehen konnten, und auf der
besetzten Anhöhe nur ein Jäger-Bataillon mit 2 Ka-
nonen zurück gelassen wurde, indem solches hinlänglich
genug war, allen weitern Einfällen der Feinde Einhalt
zu thun. Der Feind hatte zwar die Dreistigkeit, sich
nochmals zu zeigen; allein, unser Kanonen- und Mus-
queten-Feuer fiel ihm bey diesem neuen Versuch so be-
schwerlich, daß er in der größten Unordnung seinen Rück-
weg nach der Stadt zu nahm.
(Die Fortsetzung folgt.)

Copia eines Schreibens des Herrn von Saldern,
Rußischen Gesandten in Warschau, an den Herrn
Oginsky, Litthauischen Großfeldherrn. Aus dem
Französischen übersetzt.
(Das Original selbst ist
uns nicht zu Gesichte gekommen.)

Nichts konnte mich auf der Welt mehr rühren, als
die Nachricht, die ich von allen Seiten erhielt, daß
ein höchst schätzbarer und von mir geliebter Mann in
Verdacht stehe, als wenn er seinem Vaterlande Uebels
zu thun gedachte, und die Unruhe unterstützte und ver-
mehrte, wodurch es verwüstet wird, und schon in den
Stand des Verderbens gebracht ist. Ist es möglich,
daß ein so achtungswürdiger Freund, als ich in Ihrer
Person gehabt habe, den Verdacht solcher Handlungen
auf sich laden könnte? Was wird Europa, das Sie
kennet, sagen? Was wird die Rußische Kayserinn sa-
gen, die Sie allezeit distinguirte? Was werden andere
angesehene Männer, die Sie ehren und lieben, sagen?
Doch, es ist nicht mehr Zeit, sich vor Ihnen zu verstel-
len, man muß die Larve abnehmen, ob Sie nicht unan-
ständige Anschläge schmieden, Criminal-Anschläge, die
auf nichts anders, als auf das Unglück des Vaterlandes
abzielen. Ich fordere also von Ihnen im Namen mei-
ner Principalinn, daß Sie ohne Verzug in dieser Resi-
denz erscheinen, um aus meinem Munde die unpartheyi-
[Spaltenumbruch]

Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- [Abbildung] tung

Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1771.     (Am Dienſtage, den 30 Julii.)    
Num. 121.



[Beginn Spaltensatz]

Am abgewichenen Dienſtag Abend langte von dem
die zweyte Armee en Chef commandirenden General
und Ritter, Fuͤrſten Waßiley Michailowitſch Dolgoru-
kow, der Oberſte Gruſchezkoy bey Ihro Kayſerl. Maje-
ſtaͤt Hof als Courier an, und uͤberbrachte ſowol den um-
ſtaͤndlichen Bericht von der Eroberung der Krimiſchen
Linie, als auch die Schluͤſſel der Veſtung Perecop, welche
ſich bey dem Einmarſch Ihro Kayſerl. Majeſtaͤt Truppen
in die Krim auf Diſcretion ergeben. Dieſe Berichte
enthalten Folgendes:

Nachdem dieſe Armee den 23ſten Junii ihr Lager nahe
vor der Veſtung Perecop bezogen hatte, wendete der
commandirende General en Chef dieſen und den naͤchſt-
folgenden Tag dazu an, daß er in Geſellſchaft des General-
Majors, Fuͤrſten Proſorowsky, der die Vortruppen an-
fuͤhrte, nicht nur die Linie bey Perekop, und die Gegend,
die ein beſonders Corps uͤber Siwaſch paßiren ſollte,
recognoſcirte, ſondern auch zur Attaque der Linie und
zum Uebergang der Truppen in die Krim die noͤthigen
Diſpoſitionen vorkehrte. So bald der Feind unſere
ganze Armee vor Perekop ihr Lager beziehen ſah, ver-
ſuchte er auf ſelbige einen Angriff, und gebrauchte hierzu
3000 Mann der auserleſenſten Cavallerie. Der immer
voraus marſchirende General-Quartiermeiſter Kachows-
koy detaſchirte den Augenblick alle ſeine zur Bedeckung
dienende leichte Truppen dem im Anzug begriffenen
Feinde entgegen. Mit obigen vereinigten ſich nicht nur
die leichten Truppen vom rechten Fluͤgel, ſondern auf
Befehl des Herrn General en Chefs, mußten auch aus
dem Corps des General-Majors, Fuͤrſten Proſorowsky,
noch einige leichte Truppen zu ihnen ſtoßen, die von
einem Corps Jaͤger, unter Anfuͤhrung des Oberſtlieute-
nants, Fuͤrſten Dolgorukow, unterſtuͤtzt wurden. Mit
ſo vieler Hitze dieſer Haufen ſeinen Angriff auch be-
werkſtelligte, ſo wurde derſelbe dennoch durch die Ta-
pferkeit unſerer leichten Truppen und des Jaͤger-Corps,
mit denen der Oberſtlieutenant, Fuͤrſt Dolgorukow, die
[Spaltenumbruch] Spitze des Berges occupirt hatte, uͤber den Haufen ge-
worfen, und dergeſtalt zuruͤckgetrieben, daß alle leichte
Truppen wieder ins Lager ziehen konnten, und auf der
beſetzten Anhoͤhe nur ein Jaͤger-Bataillon mit 2 Ka-
nonen zuruͤck gelaſſen wurde, indem ſolches hinlaͤnglich
genug war, allen weitern Einfaͤllen der Feinde Einhalt
zu thun. Der Feind hatte zwar die Dreiſtigkeit, ſich
nochmals zu zeigen; allein, unſer Kanonen- und Muſ-
queten-Feuer fiel ihm bey dieſem neuen Verſuch ſo be-
ſchwerlich, daß er in der groͤßten Unordnung ſeinen Ruͤck-
weg nach der Stadt zu nahm.
(Die Fortſetzung folgt.)

Copia eines Schreibens des Herrn von Saldern,
Rußiſchen Geſandten in Warſchau, an den Herrn
Oginsky, Litthauiſchen Großfeldherrn. Aus dem
Franzoͤſiſchen uͤberſetzt.
(Das Original ſelbſt iſt
uns nicht zu Geſichte gekommen.)

Nichts konnte mich auf der Welt mehr ruͤhren, als
die Nachricht, die ich von allen Seiten erhielt, daß
ein hoͤchſt ſchaͤtzbarer und von mir geliebter Mann in
Verdacht ſtehe, als wenn er ſeinem Vaterlande Uebels
zu thun gedachte, und die Unruhe unterſtuͤtzte und ver-
mehrte, wodurch es verwuͤſtet wird, und ſchon in den
Stand des Verderbens gebracht iſt. Iſt es moͤglich,
daß ein ſo achtungswuͤrdiger Freund, als ich in Ihrer
Perſon gehabt habe, den Verdacht ſolcher Handlungen
auf ſich laden koͤnnte? Was wird Europa, das Sie
kennet, ſagen? Was wird die Rußiſche Kayſerinn ſa-
gen, die Sie allezeit diſtinguirte? Was werden andere
angeſehene Maͤnner, die Sie ehren und lieben, ſagen?
Doch, es iſt nicht mehr Zeit, ſich vor Ihnen zu verſtel-
len, man muß die Larve abnehmen, ob Sie nicht unan-
ſtaͤndige Anſchlaͤge ſchmieden, Criminal-Anſchlaͤge, die
auf nichts anders, als auf das Ungluͤck des Vaterlandes
abzielen. Ich fordere alſo von Ihnen im Namen mei-
ner Principalinn, daß Sie ohne Verzug in dieſer Reſi-
denz erſcheinen, um aus meinem Munde die unpartheyi-
[Spaltenumbruch]

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 121, Hamburg, 30. Julii 1771, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1213007_1771/1>, abgerufen am 29.03.2024.