Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 129, Hamburg, 1. Juni 1832.Staats und
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Gelehrte Zei tung des Hamburgischen unpartheiischen CORRESPONDENTEN. Anno 1832. Am Freitage, den 1 Juni. No. 129. Verlegt von den Grundschen Erben. [Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 25 Mai. Man versichert, daß die carlistische Committee Paris, den 25 Mai. Mehrere unserer Blätter behaupten heute, ein Staats und
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Gelehrte Zei tung des Hamburgiſchen unpartheiiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1832. Am Freitage, den 1 Juni. No. 129. Verlegt von den Grundſchen Erben. [Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 25 Mai. Man verſichert, daß die carliſtiſche Committee Paris, den 25 Mai. Mehrere unſerer Blätter behaupten heute, ein <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage type="main"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Staats und<figure/> Gelehrte</hi><lb/> <hi rendition="#b #c">Zei<space dim="horizontal"/>tung</hi><lb/> <hi rendition="#c">des Hamburgiſchen unpartheiiſchen</hi><lb/> <hi rendition="#aq #g #i">CORRESPONDENTEN.</hi><lb/> </titlePart> </docTitle><lb/> <docDate> <hi rendition="#aq">Anno 1832.<space dim="horizontal"/>Am Freitage, den 1 Juni.</hi> </docDate> <docTitle> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#aq #right">No. 129.</hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#c #g">Verlegt von den Grundſchen Erben.</hi> </titlePart><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </titlePage> </front> <body> <div n="1"> <cb type="start"/> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Schreiben aus Paris,</hi> vom 25 Mai.</hi> </dateline><lb/> <p>Man verſichert, daß die carliſtiſche Committee<lb/> ſeit zwei Tagen Patronen und Waffen ausgetheilt<lb/> habe. Die Polizei iſt den Urhebern auf der Spur.<lb/> Auch ſind ſehr viele Münzen mit dem Bildniſſe<lb/> Heinrichs <hi rendition="#aq">V.</hi> und ſtählerne Ringe mit der Chiffre<lb/><hi rendition="#aq">H. V.</hi> vertheilt worden. Angeſehene Carliſten ſind<lb/> in den letzten Tagen aus Nantes und den ſüdlichen<lb/> Städten hier angelangt. Zu Anfange Juni’s ſoll<lb/> der Ausbruch eines Aufſtandes in der Hauptſtadt,<lb/> im Süden und im Weſten verabredet ſeyn; nur frei-<lb/> lich ſind dergleichen im Voraus bekannte Complotte<lb/> ſelten gefährlich. Aus dem Aude-Departement ſind<lb/> heute früh Depeſchen hier angelangt, wonach dort<lb/> mehrere carliſtiſche Agenten verhaftet worden ſind.<lb/> Die Truppen-Bewegungen im Süden währen fort.<lb/> Der Kriegsminiſter will ein Lager an der ſpaniſchen<lb/> Gränze errichten laſſen, um den jenſeitigen Sani-<lb/> täts-Cordon zu beobachten. Ein eigener Unter-Po-<lb/> lizei-Director ſoll ernannt werden, um ſich ledig-<lb/> lich mit carliſtiſchen Umtrieben zu beſchäftigen. Aus<lb/> London ſind hier zwei Polizei-Agenten mit ſpeciel-<lb/> len Angaben über die Jntrigen der holyroodſchen<lb/> Familie angelangt, und Hr. Achilles v. Rouen, der<lb/> früher in Griechenland ſtand, iſt mit einer eigenen<lb/> Miſſion in Bezug auf dieſen Gegenſtand nach Lon-<lb/> don abgereiſet. Heute iſt eine Dame hier verhaf-<lb/> tet worden, deren Gemahl in dem Hotel eines frem-<lb/> den Diplomaten angeſtellt iſt, wegen Verdachts der<lb/> Emiſſion falſcher Banknoten; desgleichen ein Hr.<lb/> Lewis, den man beſchuldigt, an der Spitze eines<lb/> republikaniſchen Klubbs geſtanden zu haben. Ge-<lb/> ſtern Abend war ſogar von Unruhen in Verſailles die<lb/> Rede: dieſe falſche Angabe rührte daher, daß Ab-<lb/> theilungen Küraſſiere und Linientruppen dahin auf-<lb/> geboten waren. Dieſe Truppen-Bewegung bezieht<lb/> ſich indeſſen bloß auf die Reiſe des Königs nach<lb/><cb/> Compiegne. Die Königl. Hausbeamten ſind bereits<lb/> heute in vier zwölfſitzigen Wagen dahin abgegangen.<lb/> Der Courierwechſel zwiſchen Paris und Brüſſel iſt<lb/> jetzt ungewöhnlich lebhaft, und viele glauben, daß<lb/> die ganze Reiſe nur ein Vorwand ſey, um den Marſch<lb/> der Regimenter nach der Nordgränze zu verdecken.<lb/> Der Kronprinz iſt ebenfalls heute Morgen um 7 Uhr<lb/> nach dem Süden abgereiſet. Das Miniſterium würde<lb/> ſchon zu Stande gekommen ſeyn, wenn nicht Soult<lb/> und Dupin, die ſich ſonſt ſchlecht verſtehen, beide<lb/> dahin übereinſtimmten, Hrn. Thiers aus dem Ca-<lb/> binette auszuſchließen, da der Name dieſes Mannes<lb/> gar zu unpopulär iſt. Hr. Thiers hat indeſſen die<lb/> Gunſt einer hohen Perſon für ſich, bei welcher er<lb/> täglich Audienzen hat, und die ihn gern früh oder<lb/> ſpät zum Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten<lb/> erheben möchte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Paris,</hi> den 25 Mai.</hi> </dateline><lb/> <p>Mehrere unſerer Blätter behaupten heute, ein<lb/> neues Miniſterium ſey bereits zu Stande gekommen<lb/> und werde nächſtens im <hi rendition="#fr">Moniteur</hi> erſcheinen. Von<lb/> dem jetzigen Miniſterium würde nur Marſchall <hi rendition="#fr">Soult</hi><lb/> bleiben und an die Spitze des Conſeils treten, des-<lb/> gleichen Graf Argout das Handels-Departement,<lb/> und Admiral de Rigny die Marine behalten: Hr.<lb/> Dupin würde das Juſtiz-Departement übernehmen<lb/> und die Adminiſtration des Cultus damit verbinden,<lb/> Hr. Verenger die innern, Graf Guilleminot die aus-<lb/> wärtigen Angelegenheiten, Hr. Bignon den öffentli-<lb/> chen Unterricht und Hr. v. Mosbourg die Finanzen;<lb/> Graf Montalivet würde alsdann zur Civil-Liſte<lb/> übergehen und Graf Sebaſtiani ins Bad reiſen.<lb/> Dieſe ziemlich verbreiteten Angaben haben an der<lb/> Börſe und im Publicum überhaupt Beifall gefun-<lb/> den, denn allgemein iſt man des proviſoriſchen Zu-<lb/> ſtandes müde und erwartet jedenfalls von den bezeich-<lb/> neten Männern mehr Energie, als von den jetzigen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Staats und
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Gelehrte
Zei tung
des Hamburgiſchen unpartheiiſchen
CORRESPONDENTEN.
Anno 1832. Am Freitage, den 1 Juni. No. 129.
Verlegt von den Grundſchen Erben.
Schreiben aus Paris, vom 25 Mai.
Man verſichert, daß die carliſtiſche Committee
ſeit zwei Tagen Patronen und Waffen ausgetheilt
habe. Die Polizei iſt den Urhebern auf der Spur.
Auch ſind ſehr viele Münzen mit dem Bildniſſe
Heinrichs V. und ſtählerne Ringe mit der Chiffre
H. V. vertheilt worden. Angeſehene Carliſten ſind
in den letzten Tagen aus Nantes und den ſüdlichen
Städten hier angelangt. Zu Anfange Juni’s ſoll
der Ausbruch eines Aufſtandes in der Hauptſtadt,
im Süden und im Weſten verabredet ſeyn; nur frei-
lich ſind dergleichen im Voraus bekannte Complotte
ſelten gefährlich. Aus dem Aude-Departement ſind
heute früh Depeſchen hier angelangt, wonach dort
mehrere carliſtiſche Agenten verhaftet worden ſind.
Die Truppen-Bewegungen im Süden währen fort.
Der Kriegsminiſter will ein Lager an der ſpaniſchen
Gränze errichten laſſen, um den jenſeitigen Sani-
täts-Cordon zu beobachten. Ein eigener Unter-Po-
lizei-Director ſoll ernannt werden, um ſich ledig-
lich mit carliſtiſchen Umtrieben zu beſchäftigen. Aus
London ſind hier zwei Polizei-Agenten mit ſpeciel-
len Angaben über die Jntrigen der holyroodſchen
Familie angelangt, und Hr. Achilles v. Rouen, der
früher in Griechenland ſtand, iſt mit einer eigenen
Miſſion in Bezug auf dieſen Gegenſtand nach Lon-
don abgereiſet. Heute iſt eine Dame hier verhaf-
tet worden, deren Gemahl in dem Hotel eines frem-
den Diplomaten angeſtellt iſt, wegen Verdachts der
Emiſſion falſcher Banknoten; desgleichen ein Hr.
Lewis, den man beſchuldigt, an der Spitze eines
republikaniſchen Klubbs geſtanden zu haben. Ge-
ſtern Abend war ſogar von Unruhen in Verſailles die
Rede: dieſe falſche Angabe rührte daher, daß Ab-
theilungen Küraſſiere und Linientruppen dahin auf-
geboten waren. Dieſe Truppen-Bewegung bezieht
ſich indeſſen bloß auf die Reiſe des Königs nach
Compiegne. Die Königl. Hausbeamten ſind bereits
heute in vier zwölfſitzigen Wagen dahin abgegangen.
Der Courierwechſel zwiſchen Paris und Brüſſel iſt
jetzt ungewöhnlich lebhaft, und viele glauben, daß
die ganze Reiſe nur ein Vorwand ſey, um den Marſch
der Regimenter nach der Nordgränze zu verdecken.
Der Kronprinz iſt ebenfalls heute Morgen um 7 Uhr
nach dem Süden abgereiſet. Das Miniſterium würde
ſchon zu Stande gekommen ſeyn, wenn nicht Soult
und Dupin, die ſich ſonſt ſchlecht verſtehen, beide
dahin übereinſtimmten, Hrn. Thiers aus dem Ca-
binette auszuſchließen, da der Name dieſes Mannes
gar zu unpopulär iſt. Hr. Thiers hat indeſſen die
Gunſt einer hohen Perſon für ſich, bei welcher er
täglich Audienzen hat, und die ihn gern früh oder
ſpät zum Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten
erheben möchte.
Paris, den 25 Mai.
Mehrere unſerer Blätter behaupten heute, ein
neues Miniſterium ſey bereits zu Stande gekommen
und werde nächſtens im Moniteur erſcheinen. Von
dem jetzigen Miniſterium würde nur Marſchall Soult
bleiben und an die Spitze des Conſeils treten, des-
gleichen Graf Argout das Handels-Departement,
und Admiral de Rigny die Marine behalten: Hr.
Dupin würde das Juſtiz-Departement übernehmen
und die Adminiſtration des Cultus damit verbinden,
Hr. Verenger die innern, Graf Guilleminot die aus-
wärtigen Angelegenheiten, Hr. Bignon den öffentli-
chen Unterricht und Hr. v. Mosbourg die Finanzen;
Graf Montalivet würde alsdann zur Civil-Liſte
übergehen und Graf Sebaſtiani ins Bad reiſen.
Dieſe ziemlich verbreiteten Angaben haben an der
Börſe und im Publicum überhaupt Beifall gefun-
den, denn allgemein iſt man des proviſoriſchen Zu-
ſtandes müde und erwartet jedenfalls von den bezeich-
neten Männern mehr Energie, als von den jetzigen
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