Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 130, Hamburg, 2. Juni 1832.Staats und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei tung des Hamburgischen unpartheiischen CORRESPONDENTEN. Anno 1832. Am Sonntage, den 2 Juni. No. 130.
Verlegt von den Grundschen
Erben.
[Beginn Spaltensatz]
Paris, den 26 Mai.
General Solignac ist am 23 d. von Nantes wie- Zu Bourbon-Vendee hat man 4000 englische Ge- Ein Schreiben aus Nizza vom 16 d. meldet, Staats und
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Gelehrte
Zei tung des Hamburgiſchen unpartheiiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1832. Am Sonntage, den 2 Juni. No. 130.
Verlegt von den Grundſchen
Erben.
[Beginn Spaltensatz]
Paris, den 26 Mai.
General Solignac iſt am 23 d. von Nantes wie- Zu Bourbon-Vendee hat man 4000 engliſche Ge- Ein Schreiben aus Nizza vom 16 d. meldet, <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage type="main"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Staats und<figure/> Gelehrte</hi><lb/> <hi rendition="#b #c">Zei<space dim="horizontal"/>tung</hi><lb/> <hi rendition="#c">des Hamburgiſchen unpartheiiſchen</hi><lb/> <hi rendition="#aq #g #i">CORRESPONDENTEN.</hi><lb/> </titlePart> </docTitle><lb/> <docDate> <hi rendition="#aq">Anno 1832.<space dim="horizontal"/>Am Sonntage, den 2 Juni.</hi> </docDate> <docTitle> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#aq #right">No. 130.</hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#c #g">Verlegt von den Grundſchen Erben.</hi> </titlePart><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </titlePage> </front> <body> <div n="1"> <cb type="start"/> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Paris,</hi> den 26 Mai.</hi> </dateline><lb/> <p>General Solignac iſt am 23 d. von Nantes wie-<lb/> der auf eine Rundreiſe nach den weſtlichen Depar-<lb/> tements, wo es fortwährend ſehr unruhig ausſieht,<lb/> abgegangen. An demſelben Tage verlas Oberſt Ro-<lb/> bineau vor dem geſammten Generalſtabe der dorti-<lb/> gen Nationalgarde ein an ihn gerichtetes Schreiben<lb/> des Kronprinzen, welches mehrere merkwürdige<lb/> Stellen enthielt. Der Prinz äußert darin die An-<lb/> ſicht, es werde den örtlichen Behörden ſchwer werden,<lb/> die Chouans auszurotten, wenn ſie nicht von Paris<lb/> ſtete Unterſtützung und Aufmunterung erhielten, die<lb/> er jederzeit ernſtlich in Anſpruch genommen habe.<lb/> “Jch habe ſtets geglaubt und wiederholt, ſchreibt<lb/> der Prinz, man müſſe nicht allein unſern Feinden<lb/> allen Antheil und allen Einfluß in der Adminiſtra-<lb/> tion entziehen, ſondern ihnen auch deutlich zu ver-<lb/> ſtehen geben, daß ſie ihre Feindſeligkeit ſchon be-<lb/> reuen würden, zugleich aber die Vertheidiger unſrer<lb/> Fahne und unſrer Jnſtitutionen aufmuntern und<lb/> belohnen, um ihre Beſtrebungen zu fördern. Dieſe<lb/> Sprache hätte ich ſelbſt in Nantes führen und ſie<lb/> auf eine Weiſe belegen wollen, daß auch die be-<lb/> ſchränkteſten Geiſter einſehen müßten, wie ich ſtets<lb/> bereit bin, den Patrioten des Weſtens mit Allem,<lb/> auch mit meinem Arme beizuſtehen. Jch glaube<lb/> inzwiſchen nicht, daß eine Auferſtehung der weißen<lb/> Fahne zu beſorgen ſey: dem Volke wird ſie immer<lb/> nur als ein Symbol der Knechtſchaft und des gött-<lb/> lichen Rechtes erſcheinen, und es würde in Frank-<lb/> reich nicht an Männern fehlen, entſchloſſen, gleich<lb/> mir, ihr Leben und ihr Alles lieber zu opfern, als<lb/> irgend etwas zu dulden, was den Lehren gliche,<lb/> deren Symbol jenes Panier iſt.” Weiter bedauert<lb/> der Prinz, durch den Feldzug nach Belgien, wohin<lb/> ihn ſeine Pflicht als Soldat und Freund der Frei-<lb/> heit berufen, ſodann durch die Ereigniſſe zu Lyon,<lb/><cb/> die ſtrenge Jahrszeit und endlich die Cholera an<lb/> ſeiner Reiſe nach Nantes verhindert worden zu ſeyn.<lb/> Er hofft jedoch, dieſelbe bald unternehmen zu kön-<lb/> nen, um nach ſeiner Rückkehr perſönlich bei den<lb/> Miniſtern die Angelegenheiten des Weſtens vertreten<lb/> zu können, insbeſondre die der Stadt Nantes, die als<lb/> Mittelpunkt deſſelben zum Brennpunkte der Aufklä-<lb/> rung und des Wohlſtandes erhoben werden müßte.<lb/> Dieſes Schreiben, vom 4 d. datirt, ſchließt mit der<lb/> Anzeige einer Sendung von 3000 Fr. an die dorti-<lb/> gen Cholera-Kranken.</p><lb/> <p>Zu Bourbon-Vendee hat man 4000 engliſche Ge-<lb/> wehre weggenommen. Alle Straßen der Vendee ſind<lb/> mit Geiſtlichen bedeckt, die ſich zu geheimen Ver-<lb/> einen begeben. Zu Poitiers hat die Nationalgarde<lb/> feierlichſt zwei dreifarbige Fahnen auf dem Pariſer<lb/> Thore aufgepflanzt; die ganze Bevölkerung äußerte<lb/> den lebhafteſten Enthuſiasmus, und die Bewaffneten<lb/> leiſteten den Eid, jene Fahnen auf Tod und Leben<lb/> zu vertheidigen. Dagegen hat die Behörde den dor-<lb/> tigen Volksclubb ſchließen laſſen; er hält aber den-<lb/> noch ſeine Sitzungen in Vereinen von weniger als<lb/> 20 Perſonen. Auch auf Corſica haben die Carliſten<lb/> ſich geregt: zu Cervione iſt ein Menſch verhaftet<lb/> worden, der eine weiße Fahne trug: zu Bellegarde<lb/> (Loiret) iſt ein Korn-Auflauf, zu Laval (Mayenne)<lb/> ein Handgemenge zwiſchen Militär und jungen Leu-<lb/> ten, zu Fumay (Ardennen) ein ernſtlicher Tumult<lb/> unter den Arbeitern eines Schieferbruchs, zu Be-<lb/> darieur ein Angriff gegen die Gendarmerie vorge-<lb/> fallen. Am 20 d. wurde zu Angers ein hölzernes<lb/> Gebäude, welches die Municivalität auf dem Boule-<lb/> vard St. Nicolas hatte aufführen laſſen, um im<lb/> Nothfalle die Cholera-Kranken darin aufnehmen zu<lb/> können, von einem Trupp Volkes zerſtört.</p><lb/> <p>Ein Schreiben aus Nizza vom 16 d. meldet,<lb/> der Graf v. Roubion habe von ſeinem Schwager,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Staats und
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Gelehrte
Zei tung
des Hamburgiſchen unpartheiiſchen
CORRESPONDENTEN.
Anno 1832. Am Sonntage, den 2 Juni. No. 130.
Verlegt von den Grundſchen Erben.
Paris, den 26 Mai.
General Solignac iſt am 23 d. von Nantes wie-
der auf eine Rundreiſe nach den weſtlichen Depar-
tements, wo es fortwährend ſehr unruhig ausſieht,
abgegangen. An demſelben Tage verlas Oberſt Ro-
bineau vor dem geſammten Generalſtabe der dorti-
gen Nationalgarde ein an ihn gerichtetes Schreiben
des Kronprinzen, welches mehrere merkwürdige
Stellen enthielt. Der Prinz äußert darin die An-
ſicht, es werde den örtlichen Behörden ſchwer werden,
die Chouans auszurotten, wenn ſie nicht von Paris
ſtete Unterſtützung und Aufmunterung erhielten, die
er jederzeit ernſtlich in Anſpruch genommen habe.
“Jch habe ſtets geglaubt und wiederholt, ſchreibt
der Prinz, man müſſe nicht allein unſern Feinden
allen Antheil und allen Einfluß in der Adminiſtra-
tion entziehen, ſondern ihnen auch deutlich zu ver-
ſtehen geben, daß ſie ihre Feindſeligkeit ſchon be-
reuen würden, zugleich aber die Vertheidiger unſrer
Fahne und unſrer Jnſtitutionen aufmuntern und
belohnen, um ihre Beſtrebungen zu fördern. Dieſe
Sprache hätte ich ſelbſt in Nantes führen und ſie
auf eine Weiſe belegen wollen, daß auch die be-
ſchränkteſten Geiſter einſehen müßten, wie ich ſtets
bereit bin, den Patrioten des Weſtens mit Allem,
auch mit meinem Arme beizuſtehen. Jch glaube
inzwiſchen nicht, daß eine Auferſtehung der weißen
Fahne zu beſorgen ſey: dem Volke wird ſie immer
nur als ein Symbol der Knechtſchaft und des gött-
lichen Rechtes erſcheinen, und es würde in Frank-
reich nicht an Männern fehlen, entſchloſſen, gleich
mir, ihr Leben und ihr Alles lieber zu opfern, als
irgend etwas zu dulden, was den Lehren gliche,
deren Symbol jenes Panier iſt.” Weiter bedauert
der Prinz, durch den Feldzug nach Belgien, wohin
ihn ſeine Pflicht als Soldat und Freund der Frei-
heit berufen, ſodann durch die Ereigniſſe zu Lyon,
die ſtrenge Jahrszeit und endlich die Cholera an
ſeiner Reiſe nach Nantes verhindert worden zu ſeyn.
Er hofft jedoch, dieſelbe bald unternehmen zu kön-
nen, um nach ſeiner Rückkehr perſönlich bei den
Miniſtern die Angelegenheiten des Weſtens vertreten
zu können, insbeſondre die der Stadt Nantes, die als
Mittelpunkt deſſelben zum Brennpunkte der Aufklä-
rung und des Wohlſtandes erhoben werden müßte.
Dieſes Schreiben, vom 4 d. datirt, ſchließt mit der
Anzeige einer Sendung von 3000 Fr. an die dorti-
gen Cholera-Kranken.
Zu Bourbon-Vendee hat man 4000 engliſche Ge-
wehre weggenommen. Alle Straßen der Vendee ſind
mit Geiſtlichen bedeckt, die ſich zu geheimen Ver-
einen begeben. Zu Poitiers hat die Nationalgarde
feierlichſt zwei dreifarbige Fahnen auf dem Pariſer
Thore aufgepflanzt; die ganze Bevölkerung äußerte
den lebhafteſten Enthuſiasmus, und die Bewaffneten
leiſteten den Eid, jene Fahnen auf Tod und Leben
zu vertheidigen. Dagegen hat die Behörde den dor-
tigen Volksclubb ſchließen laſſen; er hält aber den-
noch ſeine Sitzungen in Vereinen von weniger als
20 Perſonen. Auch auf Corſica haben die Carliſten
ſich geregt: zu Cervione iſt ein Menſch verhaftet
worden, der eine weiße Fahne trug: zu Bellegarde
(Loiret) iſt ein Korn-Auflauf, zu Laval (Mayenne)
ein Handgemenge zwiſchen Militär und jungen Leu-
ten, zu Fumay (Ardennen) ein ernſtlicher Tumult
unter den Arbeitern eines Schieferbruchs, zu Be-
darieur ein Angriff gegen die Gendarmerie vorge-
fallen. Am 20 d. wurde zu Angers ein hölzernes
Gebäude, welches die Municivalität auf dem Boule-
vard St. Nicolas hatte aufführen laſſen, um im
Nothfalle die Cholera-Kranken darin aufnehmen zu
können, von einem Trupp Volkes zerſtört.
Ein Schreiben aus Nizza vom 16 d. meldet,
der Graf v. Roubion habe von ſeinem Schwager,
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(2014-09-26T13:06:02Z)
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