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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 131, Hamburg, 18. August 1789.

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[Spaltenumbruch] stimmen; nicht von Speculationen, sondern vom Pa-
triotismus muß man Hülfe verlangen. -- Er schlägt also
bloß 5 Procent Zinsen vor, und das Capital soll zu der Zeit
wieder bezahlt werden, da es der Anleiher, vor der künf-
tigen Haltung der allgemeinen Stände, verlangt. --
Er will, daß die Liste der Anleiher gedruckt werde.
Er zeigt, daß, obgleich der Schluß genommen worden,
erst nach vollendeter Constitution Anleihen zu bewilli-
gen, man doch keinen Augenblick Bedenken tragen
müsse, die vorgeschlagene Anleihe zu bewilligen; weil
eine ganz unerwartete Revolution Statt gehabt habe.
"Jhre Committenten (sagte er) rufen Jhnen jetzt zu:
Rettet den Staat, rettet das Vaterland! -- Mit-
ten unter unsern Unruhen ist freylich der gute Fort-
gang dieser Anleihe noch nicht bewiesen; aber wenn
diese erste Anleihe von den Repräsentanten einer Nation
garantirt ist, welche die reichste in Europa, und den
Gesetzen der Ehre am meisten ergeben ist, so können
wir vor aller Unruhe sicher seyn; auch aus Politik
werden die Capitalisten Summen hergeben, um einer
allgemeinen Verwirrung zuvor zu kommen." Nachdem
Herr Necker nun unsere Unruhen aufs lebhafteste ge-
schildert hatte, setzte er noch hinzu: "Sie werden sich
also, meine Herren! nicht enthalten können, einen
Blick voll Unruhe auf den Zustand Frankreichs zu wer-
fen, um zu verhüten, daß zu späte Vorbauungsmittel
dieses schöne Reich nicht hindern, die Wohlthaten zu
nutzen, die Sie für selbiges zubereiten. Der König,
meine Herren! ist geneigt, zu Jhren Absichten mitzu-
wirken, und die Minister werden sich des ihnen ge-
schenkten Zutrauens bedienen, nun mit Jhnen für das
Wohl der Nation zu arbeiten. Wir wollen uns also
zur Rettung des Vaterlandes vereinigen, und nur diese
Coalition der Gutdenkenden ist nöthig, um alle Schwie-
rigkeiten zu überwinden. -- -- -- Alles ist jetzt ent-
bunden, alles ist ein Raub individueller Leidenschaften,
und in dem ganzen Reiche seufzt man nach einem ver-
nünftigen Plan von Constitution und öffentlicher Ord-
nung, der die Ruhe wieder herstelle. -- -- -- Aller
Uebel ungeachtet ist doch das Reich noch in seinem
Bestande, und die Vereinigung unserer Einsichten kann
die Knospen von Wohl und Glückseligkeit fruchtbar
machen, etc. etc."

Auch die Rede des Siegelbewahrers hatte vorher
schon den lebhaftesten Eindruck gemacht. Er verlangte
unter andern von der Nationalversammlung, daß man
der allen halben geschwächten und verkannten Autorität
ihre Thätigkeit wieder gebe, um die alle[n]thalben an-
gegriffene und verletzte Freyheit und öffentliche Sicher-
heit zu beschützen. Die Rede des Herrn Necker
machte noch größere Eindrücke, und verschiedene Glie-
der riefen, daß man die vorgeschlagene Anleihe bewilli-
gen möchte. Aber die Untersuchung dieses Verlangens
ward dem Ausschusse der Finanzen übertragen.

Jn der Sitzung vom 8ten dieses kam Folgendes vor:
1) Die Abschaffung aller gerichtlichen Herrenrechte
ward bestätigt. Die Bedienten derselben sollen ihre
Geschäffte so lange fortsetzen, bis die Nationalversamm-
lung eine neue Gerichts-Ordnung bestimmt haben wird.
2) Es kam die Frage wegen der Anleihe wieder vor.
Drey bis vier Glieder wollten sie nicht eher bewilligen,
bis die Constitution fertig wäre. Der Graf von Mira-
[Spaltenumbruch] beau und Herr de la Cote, Deputirter des Adels von
Bourgogne, thaten noch andere Vorschläge. Unter
andern sagte der letzte, man sollte declariren, daß alle
geistliche Güter der Nation gehörten, und selbige zur
Sicherheit der Anleihe versetzt werden sollten. -- Die
Bischöfe murreten gar sehr hierwider. Aber der Abt
von Montesquieu sagte, sie möchten die Diseußion
über diese Angelegenheit ruhig anhören. Der Bruder
des Grafen von Mirabeau schlug die Verringerungen
der Pensionen dazu vor, und er selbst wolle sogleich
(sagte er) seine Pension von 2000 Livres aufopfern,
die er im Americanischen Kriege erhalten. -- Endlich
ward fast einmüthig bewilligt, daß eine Anleihe von
30 Millionen gemacht werden solle, die Einrichtung
derselben aber wolle man morgen, den Sonntag, in
einer außerordentlichen Seßion bestimmen. 3) Es
meldeten sich die Deputirten von Guadeloupe, im Na-
men von 16000 Einwohnern, zur Nationalversammlung
zugelassen zu werden. 4) Herr d'Epremenil, der seit
dem 11ten Julii abwesend gewesen, erschien, und wollte
die Gründe seiner Abwesenheit anführen. Er soll am
Montage als bloßer Deputirter erscheinen.

Jn der außerordentlichen Sitzung am Sonntage,
den 9ten,
gieng folgendes vor: Die Geistlichkeit erbot
sich, in ihrem Namen die Anleihe zu machen und sel-
bige zu garantiren. Allein, dieses Anerbieten ward
nicht angenommen. Die Rede kam wieder auf die
geistlichen Einkünfte, und die Versammlung beschäff-
tigt sich damit, alle geistliche Zehnten fürs Jahr 1790
wegzunehmen, und den Unterhalt für diejenigen zu
bestimmen, die davon leben müssen. Uebrigens scheint
es ausgemacht zu seyn, daß die Frage, ob die Einkünfte
von den geistlichen Gütern der Nation gehören, be-
jahet werden dürfte. Jndessen wollte man diese Ein-
künfte doch nicht als Bürgschaft für die Anleihe der
30 Millionen ansehen, sondern es ward beschlossen,
daß alle Einkünfte des Staats und die Garantie
der Repräsentanten der Nation für die Sicherheit
der Anleihe dienen sollten.
Die Jnteresse derselben
ward nicht auf 5, sondern auf 41/2 Procent vestgesetzt,
und das Capital soll, wenn es verlangt wird, in zwey
Jahren den Anleihern zurückbezahlt werden. Die
Namen der Anleiher sollen nicht gedruckt werden.
Ungeachtet die Zinsen dieser Anleihe nur geringe sind,
so zweifelt man doch nicht an ihrer baldigen Vollstän-
digkeit.

Der zu Brest arretirte Jacobinermönch ist schon eini-
gemal verhört worden. Man hat daselbst noch zwey
andere Personen, die eben so verdächtig, als der Mönch,
sind, in Verhaft genommen.

Die neulich gedachten Herren von Bede und Bottrel
sind, nebst 2 anderen Adelichen aus Bretagne, arretirt
worden. Unter den letzten befindet sich der Graf von
Tremargat.

Zu Avignon hat das Volk ebenfalls die Französische
Cocarde angelegt. Die daselbst besindlichen Päbstlichen
Soldaten haben die Waffen niederlegen müssen, ob
sich gleich der Vice-Legat und die Adelichen sehr wider-
setzt haben. Das Volk will durchaus unter Französi-
scher, und nicht unter Päbstlicher Herrschaft leben.

Die Stadt Marseille hat den neulich gedachten Par-
lementspräsidenten, de la Tour, und 2 andere Magi-

[Spaltenumbruch] ſtimmen; nicht von Speculationen, ſondern vom Pa-
triotismus muß man Huͤlfe verlangen. — Er ſchlaͤgt alſo
bloß 5 Procent Zinſen vor, und das Capital ſoll zu der Zeit
wieder bezahlt werden, da es der Anleiher, vor der kuͤnf-
tigen Haltung der allgemeinen Staͤnde, verlangt. —
Er will, daß die Liſte der Anleiher gedruckt werde.
Er zeigt, daß, obgleich der Schluß genommen worden,
erſt nach vollendeter Conſtitution Anleihen zu bewilli-
gen, man doch keinen Augenblick Bedenken tragen
muͤſſe, die vorgeſchlagene Anleihe zu bewilligen; weil
eine ganz unerwartete Revolution Statt gehabt habe.
“Jhre Committenten (ſagte er) rufen Jhnen jetzt zu:
Rettet den Staat, rettet das Vaterland! — Mit-
ten unter unſern Unruhen iſt freylich der gute Fort-
gang dieſer Anleihe noch nicht bewieſen; aber wenn
dieſe erſte Anleihe von den Repraͤſentanten einer Nation
garantirt iſt, welche die reichſte in Europa, und den
Geſetzen der Ehre am meiſten ergeben iſt, ſo koͤnnen
wir vor aller Unruhe ſicher ſeyn; auch aus Politik
werden die Capitaliſten Summen hergeben, um einer
allgemeinen Verwirrung zuvor zu kommen.” Nachdem
Herr Necker nun unſere Unruhen aufs lebhafteſte ge-
ſchildert hatte, ſetzte er noch hinzu: “Sie werden ſich
alſo, meine Herren! nicht enthalten koͤnnen, einen
Blick voll Unruhe auf den Zuſtand Frankreichs zu wer-
fen, um zu verhuͤten, daß zu ſpaͤte Vorbauungsmittel
dieſes ſchoͤne Reich nicht hindern, die Wohlthaten zu
nutzen, die Sie fuͤr ſelbiges zubereiten. Der Koͤnig,
meine Herren! iſt geneigt, zu Jhren Abſichten mitzu-
wirken, und die Miniſter werden ſich des ihnen ge-
ſchenkten Zutrauens bedienen, nun mit Jhnen fuͤr das
Wohl der Nation zu arbeiten. Wir wollen uns alſo
zur Rettung des Vaterlandes vereinigen, und nur dieſe
Coalition der Gutdenkenden iſt noͤthig, um alle Schwie-
rigkeiten zu uͤberwinden. — — — Alles iſt jetzt ent-
bunden, alles iſt ein Raub individueller Leidenſchaften,
und in dem ganzen Reiche ſeufzt man nach einem ver-
nuͤnftigen Plan von Conſtitution und oͤffentlicher Ord-
nung, der die Ruhe wieder herſtelle. — — — Aller
Uebel ungeachtet iſt doch das Reich noch in ſeinem
Beſtande, und die Vereinigung unſerer Einſichten kann
die Knoſpen von Wohl und Gluͤckſeligkeit fruchtbar
machen, ꝛc. ꝛc.”

Auch die Rede des Siegelbewahrers hatte vorher
ſchon den lebhafteſten Eindruck gemacht. Er verlangte
unter andern von der Nationalverſammlung, daß man
der allen halben geſchwaͤchten und verkannten Autoritaͤt
ihre Thaͤtigkeit wieder gebe, um die alle[n]thalben an-
gegriffene und verletzte Freyheit und oͤffentliche Sicher-
heit zu beſchuͤtzen. Die Rede des Herrn Necker
machte noch groͤßere Eindruͤcke, und verſchiedene Glie-
der riefen, daß man die vorgeſchlagene Anleihe bewilli-
gen moͤchte. Aber die Unterſuchung dieſes Verlangens
ward dem Ausſchuſſe der Finanzen uͤbertragen.

Jn der Sitzung vom 8ten dieſes kam Folgendes vor:
1) Die Abſchaffung aller gerichtlichen Herrenrechte
ward beſtaͤtigt. Die Bedienten derſelben ſollen ihre
Geſchaͤffte ſo lange fortſetzen, bis die Nationalverſamm-
lung eine neue Gerichts-Ordnung beſtimmt haben wird.
2) Es kam die Frage wegen der Anleihe wieder vor.
Drey bis vier Glieder wollten ſie nicht eher bewilligen,
bis die Conſtitution fertig waͤre. Der Graf von Mira-
[Spaltenumbruch] beau und Herr de la Cote, Deputirter des Adels von
Bourgogne, thaten noch andere Vorſchlaͤge. Unter
andern ſagte der letzte, man ſollte declariren, daß alle
geiſtliche Guͤter der Nation gehoͤrten, und ſelbige zur
Sicherheit der Anleihe verſetzt werden ſollten. — Die
Biſchoͤfe murreten gar ſehr hierwider. Aber der Abt
von Montesquieu ſagte, ſie moͤchten die Diſeußion
uͤber dieſe Angelegenheit ruhig anhoͤren. Der Bruder
des Grafen von Mirabeau ſchlug die Verringerungen
der Penſionen dazu vor, und er ſelbſt wolle ſogleich
(ſagte er) ſeine Penſion von 2000 Livres aufopfern,
die er im Americaniſchen Kriege erhalten. — Endlich
ward faſt einmuͤthig bewilligt, daß eine Anleihe von
30 Millionen gemacht werden ſolle, die Einrichtung
derſelben aber wolle man morgen, den Sonntag, in
einer außerordentlichen Seßion beſtimmen. 3) Es
meldeten ſich die Deputirten von Guadeloupe, im Na-
men von 16000 Einwohnern, zur Nationalverſammlung
zugelaſſen zu werden. 4) Herr d’Epremenil, der ſeit
dem 11ten Julii abweſend geweſen, erſchien, und wollte
die Gruͤnde ſeiner Abweſenheit anfuͤhren. Er ſoll am
Montage als bloßer Deputirter erſcheinen.

Jn der außerordentlichen Sitzung am Sonntage,
den 9ten,
gieng folgendes vor: Die Geiſtlichkeit erbot
ſich, in ihrem Namen die Anleihe zu machen und ſel-
bige zu garantiren. Allein, dieſes Anerbieten ward
nicht angenommen. Die Rede kam wieder auf die
geiſtlichen Einkuͤnfte, und die Verſammlung beſchaͤff-
tigt ſich damit, alle geiſtliche Zehnten fuͤrs Jahr 1790
wegzunehmen, und den Unterhalt fuͤr diejenigen zu
beſtimmen, die davon leben muͤſſen. Uebrigens ſcheint
es ausgemacht zu ſeyn, daß die Frage, ob die Einkuͤnfte
von den geiſtlichen Guͤtern der Nation gehoͤren, be-
jahet werden duͤrfte. Jndeſſen wollte man dieſe Ein-
kuͤnfte doch nicht als Buͤrgſchaft fuͤr die Anleihe der
30 Millionen anſehen, ſondern es ward beſchloſſen,
daß alle Einkuͤnfte des Staats und die Garantie
der Repraͤſentanten der Nation fuͤr die Sicherheit
der Anleihe dienen ſollten.
Die Jntereſſe derſelben
ward nicht auf 5, ſondern auf 4½ Procent veſtgeſetzt,
und das Capital ſoll, wenn es verlangt wird, in zwey
Jahren den Anleihern zuruͤckbezahlt werden. Die
Namen der Anleiher ſollen nicht gedruckt werden.
Ungeachtet die Zinſen dieſer Anleihe nur geringe ſind,
ſo zweifelt man doch nicht an ihrer baldigen Vollſtaͤn-
digkeit.

Der zu Breſt arretirte Jacobinermoͤnch iſt ſchon eini-
gemal verhoͤrt worden. Man hat daſelbſt noch zwey
andere Perſonen, die eben ſo verdaͤchtig, als der Moͤnch,
ſind, in Verhaft genommen.

Die neulich gedachten Herren von Bedé und Bottrel
ſind, nebſt 2 anderen Adelichen aus Bretagne, arretirt
worden. Unter den letzten befindet ſich der Graf von
Tremargat.

Zu Avignon hat das Volk ebenfalls die Franzoͤſiſche
Cocarde angelegt. Die daſelbſt beſindlichen Paͤbſtlichen
Soldaten haben die Waffen niederlegen muͤſſen, ob
ſich gleich der Vice-Legat und die Adelichen ſehr wider-
ſetzt haben. Das Volk will durchaus unter Franzoͤſi-
ſcher, und nicht unter Paͤbſtlicher Herrſchaft leben.

Die Stadt Marſeille hat den neulich gedachten Par-
lementspraͤſidenten, de la Tour, und 2 andere Magi-

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[[2]/0002] ſtimmen; nicht von Speculationen, ſondern vom Pa- triotismus muß man Huͤlfe verlangen. — Er ſchlaͤgt alſo bloß 5 Procent Zinſen vor, und das Capital ſoll zu der Zeit wieder bezahlt werden, da es der Anleiher, vor der kuͤnf- tigen Haltung der allgemeinen Staͤnde, verlangt. — Er will, daß die Liſte der Anleiher gedruckt werde. Er zeigt, daß, obgleich der Schluß genommen worden, erſt nach vollendeter Conſtitution Anleihen zu bewilli- gen, man doch keinen Augenblick Bedenken tragen muͤſſe, die vorgeſchlagene Anleihe zu bewilligen; weil eine ganz unerwartete Revolution Statt gehabt habe. “Jhre Committenten (ſagte er) rufen Jhnen jetzt zu: Rettet den Staat, rettet das Vaterland! — Mit- ten unter unſern Unruhen iſt freylich der gute Fort- gang dieſer Anleihe noch nicht bewieſen; aber wenn dieſe erſte Anleihe von den Repraͤſentanten einer Nation garantirt iſt, welche die reichſte in Europa, und den Geſetzen der Ehre am meiſten ergeben iſt, ſo koͤnnen wir vor aller Unruhe ſicher ſeyn; auch aus Politik werden die Capitaliſten Summen hergeben, um einer allgemeinen Verwirrung zuvor zu kommen.” Nachdem Herr Necker nun unſere Unruhen aufs lebhafteſte ge- ſchildert hatte, ſetzte er noch hinzu: “Sie werden ſich alſo, meine Herren! nicht enthalten koͤnnen, einen Blick voll Unruhe auf den Zuſtand Frankreichs zu wer- fen, um zu verhuͤten, daß zu ſpaͤte Vorbauungsmittel dieſes ſchoͤne Reich nicht hindern, die Wohlthaten zu nutzen, die Sie fuͤr ſelbiges zubereiten. Der Koͤnig, meine Herren! iſt geneigt, zu Jhren Abſichten mitzu- wirken, und die Miniſter werden ſich des ihnen ge- ſchenkten Zutrauens bedienen, nun mit Jhnen fuͤr das Wohl der Nation zu arbeiten. Wir wollen uns alſo zur Rettung des Vaterlandes vereinigen, und nur dieſe Coalition der Gutdenkenden iſt noͤthig, um alle Schwie- rigkeiten zu uͤberwinden. — — — Alles iſt jetzt ent- bunden, alles iſt ein Raub individueller Leidenſchaften, und in dem ganzen Reiche ſeufzt man nach einem ver- nuͤnftigen Plan von Conſtitution und oͤffentlicher Ord- nung, der die Ruhe wieder herſtelle. — — — Aller Uebel ungeachtet iſt doch das Reich noch in ſeinem Beſtande, und die Vereinigung unſerer Einſichten kann die Knoſpen von Wohl und Gluͤckſeligkeit fruchtbar machen, ꝛc. ꝛc.” Auch die Rede des Siegelbewahrers hatte vorher ſchon den lebhafteſten Eindruck gemacht. Er verlangte unter andern von der Nationalverſammlung, daß man der allen halben geſchwaͤchten und verkannten Autoritaͤt ihre Thaͤtigkeit wieder gebe, um die allenthalben an- gegriffene und verletzte Freyheit und oͤffentliche Sicher- heit zu beſchuͤtzen. Die Rede des Herrn Necker machte noch groͤßere Eindruͤcke, und verſchiedene Glie- der riefen, daß man die vorgeſchlagene Anleihe bewilli- gen moͤchte. Aber die Unterſuchung dieſes Verlangens ward dem Ausſchuſſe der Finanzen uͤbertragen. Jn der Sitzung vom 8ten dieſes kam Folgendes vor: 1) Die Abſchaffung aller gerichtlichen Herrenrechte ward beſtaͤtigt. Die Bedienten derſelben ſollen ihre Geſchaͤffte ſo lange fortſetzen, bis die Nationalverſamm- lung eine neue Gerichts-Ordnung beſtimmt haben wird. 2) Es kam die Frage wegen der Anleihe wieder vor. Drey bis vier Glieder wollten ſie nicht eher bewilligen, bis die Conſtitution fertig waͤre. Der Graf von Mira- beau und Herr de la Cote, Deputirter des Adels von Bourgogne, thaten noch andere Vorſchlaͤge. Unter andern ſagte der letzte, man ſollte declariren, daß alle geiſtliche Guͤter der Nation gehoͤrten, und ſelbige zur Sicherheit der Anleihe verſetzt werden ſollten. — Die Biſchoͤfe murreten gar ſehr hierwider. Aber der Abt von Montesquieu ſagte, ſie moͤchten die Diſeußion uͤber dieſe Angelegenheit ruhig anhoͤren. Der Bruder des Grafen von Mirabeau ſchlug die Verringerungen der Penſionen dazu vor, und er ſelbſt wolle ſogleich (ſagte er) ſeine Penſion von 2000 Livres aufopfern, die er im Americaniſchen Kriege erhalten. — Endlich ward faſt einmuͤthig bewilligt, daß eine Anleihe von 30 Millionen gemacht werden ſolle, die Einrichtung derſelben aber wolle man morgen, den Sonntag, in einer außerordentlichen Seßion beſtimmen. 3) Es meldeten ſich die Deputirten von Guadeloupe, im Na- men von 16000 Einwohnern, zur Nationalverſammlung zugelaſſen zu werden. 4) Herr d’Epremenil, der ſeit dem 11ten Julii abweſend geweſen, erſchien, und wollte die Gruͤnde ſeiner Abweſenheit anfuͤhren. Er ſoll am Montage als bloßer Deputirter erſcheinen. Jn der außerordentlichen Sitzung am Sonntage, den 9ten, gieng folgendes vor: Die Geiſtlichkeit erbot ſich, in ihrem Namen die Anleihe zu machen und ſel- bige zu garantiren. Allein, dieſes Anerbieten ward nicht angenommen. Die Rede kam wieder auf die geiſtlichen Einkuͤnfte, und die Verſammlung beſchaͤff- tigt ſich damit, alle geiſtliche Zehnten fuͤrs Jahr 1790 wegzunehmen, und den Unterhalt fuͤr diejenigen zu beſtimmen, die davon leben muͤſſen. Uebrigens ſcheint es ausgemacht zu ſeyn, daß die Frage, ob die Einkuͤnfte von den geiſtlichen Guͤtern der Nation gehoͤren, be- jahet werden duͤrfte. Jndeſſen wollte man dieſe Ein- kuͤnfte doch nicht als Buͤrgſchaft fuͤr die Anleihe der 30 Millionen anſehen, ſondern es ward beſchloſſen, daß alle Einkuͤnfte des Staats und die Garantie der Repraͤſentanten der Nation fuͤr die Sicherheit der Anleihe dienen ſollten. Die Jntereſſe derſelben ward nicht auf 5, ſondern auf 4½ Procent veſtgeſetzt, und das Capital ſoll, wenn es verlangt wird, in zwey Jahren den Anleihern zuruͤckbezahlt werden. Die Namen der Anleiher ſollen nicht gedruckt werden. Ungeachtet die Zinſen dieſer Anleihe nur geringe ſind, ſo zweifelt man doch nicht an ihrer baldigen Vollſtaͤn- digkeit. Der zu Breſt arretirte Jacobinermoͤnch iſt ſchon eini- gemal verhoͤrt worden. Man hat daſelbſt noch zwey andere Perſonen, die eben ſo verdaͤchtig, als der Moͤnch, ſind, in Verhaft genommen. Die neulich gedachten Herren von Bedé und Bottrel ſind, nebſt 2 anderen Adelichen aus Bretagne, arretirt worden. Unter den letzten befindet ſich der Graf von Tremargat. Zu Avignon hat das Volk ebenfalls die Franzoͤſiſche Cocarde angelegt. Die daſelbſt beſindlichen Paͤbſtlichen Soldaten haben die Waffen niederlegen muͤſſen, ob ſich gleich der Vice-Legat und die Adelichen ſehr wider- ſetzt haben. Das Volk will durchaus unter Franzoͤſi- ſcher, und nicht unter Paͤbſtlicher Herrſchaft leben. Die Stadt Marſeille hat den neulich gedachten Par- lementspraͤſidenten, de la Tour, und 2 andere Magi-

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 131, Hamburg, 18. August 1789, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1311808_1789/2>, abgerufen am 21.11.2024.