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Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 132, Hamburg, 5. Juni 1832.

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Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei   tung
des Hamburgischen unpartheiischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1832.   Am Dienstage, den 5 Juni.
No. 132.



Verlegt von den Grundschen Erben.



[Beginn Spaltensatz]

Der König, die Königin, Mad. Adelaide und der
Herzog v. Nemours sind gestern Morgen von St.
Cloud nach Compiegne abgereiset.

Gestern Mittag fand hier wieder eine Versamm-
lung der in Paris anwesenden Oppositions-Deputir-
ten bei Hrn. Laffitte statt. Zugegen waren 33 Per-
sonen, nämlich Laffitte, Lafayette Vater und Sohn,
Odilon-Barrot, Tra[c]y, Comte, Mauguin, Corme-
nin, Subervic, Cordier, v. Girardin, Pourrat, Ga-
labert, Arago, Gouve de Nuncques, v. Herambault,
Laboisstere, Bernard (vom Var), Jollivet (vom Allier),
Audry de Puyraveau, Corcelles, Larabit, Bavour,
Cabet, Blacque-Belair, Tardieu, Nicod, Gautier
de Rumilly, Cesar Bacot, Tribert, v. Bryas und
Garnier-Pages. Mehrere dieser Mitglieder zeigten
an, daß sie von einer ziemlichen Anzahl ihrer Col-
legen bevollmächtigt seyen, den zu fassenden Be-
schlüssen beizustimmen. Hr. Odilon-Barrot verlas
im Namen der Commission den "Rechenschafts-Be-
richt an unsre Committenten", der mit allgemeinem
Beifall aufgenommen wurde. Eine Stelle gab jedoch
zu Debatten von höchster Wichtigkeit Anlaß, näm-
lich diejenige, wo die Ansicht ausgesprochen war, daß
unsre gegenwärtige Regierungsform alle nur mögliche
Entwickelung der Freiheit gestatte. Ein Mitglied
(G. Pages) verlangte eine Modification und minder
entschiedene Ausdrücke in der Redaction dieser
Stelle. Er machte bemerklich, man könnte vielleicht
eine andre politische Combination auffinden, welche
mehr Freiheit ertragen dürfte, als die jetzige Regie-
rung; es ließe sich ein Ereigniß denken -- welches
er übrigens weit entfernt sey, herbeizuwünschen --
wodurch das Land zu einer solchen Combination ge-
drängt würde. Durch den Beitritt zu dem vorge-
schlagenen Glaubensbekenntnisse würde man sich die
Hände für die Zukunft binden, und sich einer nütz-
[Spaltenumbruch] lichen Mitwirkung zu der neuen Ordnung der Dinge,
die sich in Frankreich gestalten dürfte, entziehen; eine
solche Verpflichtung aber würde dem Jnteresse der allge-
meinen Sache hinderlich seyn. Hinsichtlich des Ein-
wurfs, den man aus der individuellen Eidesleistun[g]
jedes Deputirten ziehen dürfte, suchte der Redner
den Beweis zu führen, daß politische Eidschwüre
nur eine beschränkte Wirksamkeit hätten und fügte
zum Belege dessen die unter der Restauration ge-
leisteten an, welche den Aufstand gegen die Verord-
nungen nicht verhindert hätten. Der nämliche De-
putirte glaubte auch anzeigen zu müssen, daß er die
Meinung von mindestens 15 bis 20 Mitgliedern der
jungen Rechten (la jeune droite, die Ultra-Libera-
len) repräsentire, die vermuthlich dem Rechenschafts-
Bericht nicht beitreten würden, wenn er nicht selbst
beiträte. Hr. Odilon-Barrot widersetzte sich der
verlangten Modification. Jndem er die Andeutun-
gen des vorigen Redners ohne Umschweif erörterte,
sprach er die Unmöglichkeit aus, zu verkennen, daß
die Aussicht einer Republik die Gemüther in Schrecken
setze; daß selbst ein noch so indirecter Wunsch irgend
etwas, was nur einem Rückhalt gliche, dem Glau-
bensbekenntnisse der Opposition eine Menge von
Adhäsionen entziehen würde. Es sey daher viel daran
gelegen, aufs Positivste zu erklären, daß die Frei-
heit und alle ihre Entwickelungen mit der erblichen
Monarchie, wie sie in der Charte von 1830 consti-
tuirt worden, vereinbar seyen, und daß die Opposi-
tions-Deputirten an dem Eide, den sie der Charte
und der Juli-Dynastie geleistet, fest hielten. Ein
ehrenwerthes Mitglied, dessen Name leicht zu erra-
then ist, nahm hierauf das Wort, und berief sich
auf manche historische Erinnerungen. Jn zwei gro-
ßen Zeitpunkten, 1789 und 1830, habe Frankreich
das Experiment der repräsentativen Regierung ge-
macht: 1789 hätte Ludwig XVI. einen trefflichen

Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei   tung
des Hamburgiſchen unpartheiiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1832.   Am Dienſtage, den 5 Juni.
No. 132.



Verlegt von den Grundſchen Erben.



[Beginn Spaltensatz]

Der König, die Königin, Mad. Adelaide und der
Herzog v. Nemours ſind geſtern Morgen von St.
Cloud nach Compiegne abgereiſet.

Geſtern Mittag fand hier wieder eine Verſamm-
lung der in Paris anweſenden Oppoſitions-Deputir-
ten bei Hrn. Laffitte ſtatt. Zugegen waren 33 Per-
ſonen, nämlich Laffitte, Lafayette Vater und Sohn,
Odilon-Barrot, Tra[c]y, Comte, Mauguin, Corme-
nin, Subervic, Cordier, v. Girardin, Pourrat, Ga-
labert, Arago, Gouve de Nuncques, v. Herambault,
Laboiſſtere, Bernard (vom Var), Jollivet (vom Allier),
Audry de Puyraveau, Corcelles, Larabit, Bavour,
Cabet, Blacque-Belair, Tardieu, Nicod, Gautier
de Rumilly, Ceſar Bacot, Tribert, v. Bryas und
Garnier-Pagès. Mehrere dieſer Mitglieder zeigten
an, daß ſie von einer ziemlichen Anzahl ihrer Col-
legen bevollmächtigt ſeyen, den zu faſſenden Be-
ſchlüſſen beizuſtimmen. Hr. Odilon-Barrot verlas
im Namen der Commiſſion den “Rechenſchafts-Be-
richt an unſre Committenten”, der mit allgemeinem
Beifall aufgenommen wurde. Eine Stelle gab jedoch
zu Debatten von höchſter Wichtigkeit Anlaß, näm-
lich diejenige, wo die Anſicht ausgeſprochen war, daß
unſre gegenwärtige Regierungsform alle nur mögliche
Entwickelung der Freiheit geſtatte. Ein Mitglied
(G. Pagès) verlangte eine Modification und minder
entſchiedene Ausdrücke in der Redaction dieſer
Stelle. Er machte bemerklich, man könnte vielleicht
eine andre politiſche Combination auffinden, welche
mehr Freiheit ertragen dürfte, als die jetzige Regie-
rung; es ließe ſich ein Ereigniß denken — welches
er übrigens weit entfernt ſey, herbeizuwünſchen —
wodurch das Land zu einer ſolchen Combination ge-
drängt würde. Durch den Beitritt zu dem vorge-
ſchlagenen Glaubensbekenntniſſe würde man ſich die
Hände für die Zukunft binden, und ſich einer nütz-
[Spaltenumbruch] lichen Mitwirkung zu der neuen Ordnung der Dinge,
die ſich in Frankreich geſtalten dürfte, entziehen; eine
ſolche Verpflichtung aber würde dem Jntereſſe der allge-
meinen Sache hinderlich ſeyn. Hinſichtlich des Ein-
wurfs, den man aus der individuellen Eidesleiſtun[g]
jedes Deputirten ziehen dürfte, ſuchte der Redner
den Beweis zu führen, daß politiſche Eidſchwüre
nur eine beſchränkte Wirkſamkeit hätten und fügte
zum Belege deſſen die unter der Reſtauration ge-
leiſteten an, welche den Aufſtand gegen die Verord-
nungen nicht verhindert hätten. Der nämliche De-
putirte glaubte auch anzeigen zu müſſen, daß er die
Meinung von mindeſtens 15 bis 20 Mitgliedern der
jungen Rechten (la jeune droite, die Ultra-Libera-
len) repräſentire, die vermuthlich dem Rechenſchafts-
Bericht nicht beitreten würden, wenn er nicht ſelbſt
beiträte. Hr. Odilon-Barrot widerſetzte ſich der
verlangten Modification. Jndem er die Andeutun-
gen des vorigen Redners ohne Umſchweif erörterte,
ſprach er die Unmöglichkeit aus, zu verkennen, daß
die Ausſicht einer Republik die Gemüther in Schrecken
ſetze; daß ſelbſt ein noch ſo indirecter Wunſch irgend
etwas, was nur einem Rückhalt gliche, dem Glau-
bensbekenntniſſe der Oppoſition eine Menge von
Adhäſionen entziehen würde. Es ſey daher viel daran
gelegen, aufs Poſitivſte zu erklären, daß die Frei-
heit und alle ihre Entwickelungen mit der erblichen
Monarchie, wie ſie in der Charte von 1830 conſti-
tuirt worden, vereinbar ſeyen, und daß die Oppoſi-
tions-Deputirten an dem Eide, den ſie der Charte
und der Juli-Dynaſtie geleiſtet, feſt hielten. Ein
ehrenwerthes Mitglied, deſſen Name leicht zu erra-
then iſt, nahm hierauf das Wort, und berief ſich
auf manche hiſtoriſche Erinnerungen. Jn zwei gro-
ßen Zeitpunkten, 1789 und 1830, habe Frankreich
das Experiment der repräſentativen Regierung ge-
macht: 1789 hätte Ludwig XVI. einen trefflichen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-09-26T13:06:02Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 132, Hamburg, 5. Juni 1832, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1320506_1832/1>, abgerufen am 21.11.2024.