Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 132, Hamburg, 5. Juni 1832.Staats und
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Gelehrte Zei tung des Hamburgischen unpartheiischen CORRESPONDENTEN. Anno 1832. Am Dienstage, den 5 Juni. No. 132. Verlegt von den Grundschen Erben. [Beginn Spaltensatz]
Paris, den 29 Mai. Der König, die Königin, Mad. Adelaide und der Gestern Mittag fand hier wieder eine Versamm- Staats und
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Gelehrte Zei tung des Hamburgiſchen unpartheiiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1832. Am Dienſtage, den 5 Juni. No. 132. Verlegt von den Grundſchen Erben. [Beginn Spaltensatz]
Paris, den 29 Mai. Der König, die Königin, Mad. Adelaide und der Geſtern Mittag fand hier wieder eine Verſamm- <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage type="main"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Staats und<figure/> Gelehrte</hi><lb/> <hi rendition="#b #c">Zei<space dim="horizontal"/>tung</hi><lb/> <hi rendition="#c">des Hamburgiſchen unpartheiiſchen</hi><lb/> <hi rendition="#aq #g #i">CORRESPONDENTEN.</hi><lb/> </titlePart> </docTitle><lb/> <docDate> <hi rendition="#aq">Anno 1832.<space dim="horizontal"/>Am Dienſtage, den 5 Juni.</hi> </docDate> <docTitle> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#aq #right">No. 132.</hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#c #g">Verlegt von den Grundſchen Erben.</hi> </titlePart><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </titlePage> </front> <body> <div n="1"> <cb type="start"/> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Paris,</hi> den 29 Mai.</hi> </dateline><lb/> <p>Der König, die Königin, Mad. 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Odilon-Barrot verlas<lb/> im Namen der Commiſſion den “Rechenſchafts-Be-<lb/> richt an unſre Committenten”, der mit allgemeinem<lb/> Beifall aufgenommen wurde. Eine Stelle gab jedoch<lb/> zu Debatten von höchſter Wichtigkeit Anlaß, näm-<lb/> lich diejenige, wo die Anſicht ausgeſprochen war, daß<lb/> unſre gegenwärtige Regierungsform alle nur mögliche<lb/> Entwickelung der Freiheit geſtatte. Ein Mitglied<lb/> (G. Pag<hi rendition="#aq">è</hi>s) verlangte eine Modification und minder<lb/> entſchiedene Ausdrücke in der Redaction dieſer<lb/> Stelle. Er machte bemerklich, man könnte vielleicht<lb/> eine andre politiſche Combination auffinden, welche<lb/> mehr Freiheit ertragen dürfte, als die jetzige Regie-<lb/> rung; es ließe ſich ein Ereigniß denken — welches<lb/> er übrigens weit entfernt ſey, herbeizuwünſchen —<lb/> wodurch das Land zu einer ſolchen Combination ge-<lb/> drängt würde. Durch den Beitritt zu dem vorge-<lb/> ſchlagenen Glaubensbekenntniſſe würde man ſich die<lb/> Hände für die Zukunft binden, und ſich einer nütz-<lb/><cb/> lichen Mitwirkung zu der neuen Ordnung der Dinge,<lb/> die ſich in Frankreich geſtalten dürfte, entziehen; eine<lb/> ſolche Verpflichtung aber würde dem Jntereſſe der allge-<lb/> meinen Sache hinderlich ſeyn. Hinſichtlich des Ein-<lb/> wurfs, den man aus der individuellen Eidesleiſtun<supplied cert="high">g</supplied><lb/> jedes Deputirten ziehen dürfte, ſuchte der Redner<lb/> den Beweis zu führen, daß politiſche Eidſchwüre<lb/> nur eine beſchränkte Wirkſamkeit hätten und fügte<lb/> zum Belege deſſen die unter der Reſtauration ge-<lb/> leiſteten an, welche den Aufſtand gegen die Verord-<lb/> nungen nicht verhindert hätten. Der nämliche De-<lb/> putirte glaubte auch anzeigen zu müſſen, daß er die<lb/> Meinung von mindeſtens 15 bis 20 Mitgliedern der<lb/> jungen Rechten (<hi rendition="#aq">la jeune droite,</hi> die Ultra-Libera-<lb/> len) repräſentire, die vermuthlich dem Rechenſchafts-<lb/> Bericht nicht beitreten würden, wenn er nicht ſelbſt<lb/> beiträte. Hr. Odilon-Barrot widerſetzte ſich der<lb/> verlangten Modification. Jndem er die Andeutun-<lb/> gen des vorigen Redners ohne Umſchweif erörterte,<lb/> ſprach er die Unmöglichkeit aus, zu verkennen, daß<lb/> die Ausſicht einer Republik die Gemüther in Schrecken<lb/> ſetze; daß ſelbſt ein noch ſo indirecter Wunſch irgend<lb/> etwas, was nur einem Rückhalt gliche, dem Glau-<lb/> bensbekenntniſſe der Oppoſition eine Menge von<lb/> Adhäſionen entziehen würde. Es ſey daher viel daran<lb/> gelegen, aufs Poſitivſte zu erklären, daß die Frei-<lb/> heit und alle ihre Entwickelungen mit der erblichen<lb/> Monarchie, wie ſie in der Charte von 1830 conſti-<lb/> tuirt worden, vereinbar ſeyen, und daß die Oppoſi-<lb/> tions-Deputirten an dem Eide, den ſie der Charte<lb/> und der Juli-Dynaſtie geleiſtet, feſt hielten. Ein<lb/> ehrenwerthes Mitglied, deſſen Name leicht zu erra-<lb/> then iſt, nahm hierauf das Wort, und berief ſich<lb/> auf manche hiſtoriſche Erinnerungen. Jn zwei gro-<lb/> ßen Zeitpunkten, 1789 und 1830, habe Frankreich<lb/> das Experiment der repräſentativen Regierung ge-<lb/> macht: 1789 hätte Ludwig <hi rendition="#aq">XVI.</hi> einen trefflichen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Staats und
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Gelehrte
Zei tung
des Hamburgiſchen unpartheiiſchen
CORRESPONDENTEN.
Anno 1832. Am Dienſtage, den 5 Juni. No. 132.
Verlegt von den Grundſchen Erben.
Paris, den 29 Mai.
Der König, die Königin, Mad. Adelaide und der
Herzog v. Nemours ſind geſtern Morgen von St.
Cloud nach Compiegne abgereiſet.
Geſtern Mittag fand hier wieder eine Verſamm-
lung der in Paris anweſenden Oppoſitions-Deputir-
ten bei Hrn. Laffitte ſtatt. Zugegen waren 33 Per-
ſonen, nämlich Laffitte, Lafayette Vater und Sohn,
Odilon-Barrot, Tracy, Comte, Mauguin, Corme-
nin, Subervic, Cordier, v. Girardin, Pourrat, Ga-
labert, Arago, Gouve de Nuncques, v. Herambault,
Laboiſſtere, Bernard (vom Var), Jollivet (vom Allier),
Audry de Puyraveau, Corcelles, Larabit, Bavour,
Cabet, Blacque-Belair, Tardieu, Nicod, Gautier
de Rumilly, Ceſar Bacot, Tribert, v. Bryas und
Garnier-Pagès. Mehrere dieſer Mitglieder zeigten
an, daß ſie von einer ziemlichen Anzahl ihrer Col-
legen bevollmächtigt ſeyen, den zu faſſenden Be-
ſchlüſſen beizuſtimmen. Hr. Odilon-Barrot verlas
im Namen der Commiſſion den “Rechenſchafts-Be-
richt an unſre Committenten”, der mit allgemeinem
Beifall aufgenommen wurde. Eine Stelle gab jedoch
zu Debatten von höchſter Wichtigkeit Anlaß, näm-
lich diejenige, wo die Anſicht ausgeſprochen war, daß
unſre gegenwärtige Regierungsform alle nur mögliche
Entwickelung der Freiheit geſtatte. Ein Mitglied
(G. Pagès) verlangte eine Modification und minder
entſchiedene Ausdrücke in der Redaction dieſer
Stelle. Er machte bemerklich, man könnte vielleicht
eine andre politiſche Combination auffinden, welche
mehr Freiheit ertragen dürfte, als die jetzige Regie-
rung; es ließe ſich ein Ereigniß denken — welches
er übrigens weit entfernt ſey, herbeizuwünſchen —
wodurch das Land zu einer ſolchen Combination ge-
drängt würde. Durch den Beitritt zu dem vorge-
ſchlagenen Glaubensbekenntniſſe würde man ſich die
Hände für die Zukunft binden, und ſich einer nütz-
lichen Mitwirkung zu der neuen Ordnung der Dinge,
die ſich in Frankreich geſtalten dürfte, entziehen; eine
ſolche Verpflichtung aber würde dem Jntereſſe der allge-
meinen Sache hinderlich ſeyn. Hinſichtlich des Ein-
wurfs, den man aus der individuellen Eidesleiſtung
jedes Deputirten ziehen dürfte, ſuchte der Redner
den Beweis zu führen, daß politiſche Eidſchwüre
nur eine beſchränkte Wirkſamkeit hätten und fügte
zum Belege deſſen die unter der Reſtauration ge-
leiſteten an, welche den Aufſtand gegen die Verord-
nungen nicht verhindert hätten. Der nämliche De-
putirte glaubte auch anzeigen zu müſſen, daß er die
Meinung von mindeſtens 15 bis 20 Mitgliedern der
jungen Rechten (la jeune droite, die Ultra-Libera-
len) repräſentire, die vermuthlich dem Rechenſchafts-
Bericht nicht beitreten würden, wenn er nicht ſelbſt
beiträte. Hr. Odilon-Barrot widerſetzte ſich der
verlangten Modification. Jndem er die Andeutun-
gen des vorigen Redners ohne Umſchweif erörterte,
ſprach er die Unmöglichkeit aus, zu verkennen, daß
die Ausſicht einer Republik die Gemüther in Schrecken
ſetze; daß ſelbſt ein noch ſo indirecter Wunſch irgend
etwas, was nur einem Rückhalt gliche, dem Glau-
bensbekenntniſſe der Oppoſition eine Menge von
Adhäſionen entziehen würde. Es ſey daher viel daran
gelegen, aufs Poſitivſte zu erklären, daß die Frei-
heit und alle ihre Entwickelungen mit der erblichen
Monarchie, wie ſie in der Charte von 1830 conſti-
tuirt worden, vereinbar ſeyen, und daß die Oppoſi-
tions-Deputirten an dem Eide, den ſie der Charte
und der Juli-Dynaſtie geleiſtet, feſt hielten. Ein
ehrenwerthes Mitglied, deſſen Name leicht zu erra-
then iſt, nahm hierauf das Wort, und berief ſich
auf manche hiſtoriſche Erinnerungen. Jn zwei gro-
ßen Zeitpunkten, 1789 und 1830, habe Frankreich
das Experiment der repräſentativen Regierung ge-
macht: 1789 hätte Ludwig XVI. einen trefflichen
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