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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 152, Hamburg, 22. September 1751.

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Gedanken
über die

Grösse Gottes im Sturm und Wasser.
Bey der den 11ten dieses geschehenen
grossen Wasserfluth.
Herr! der Du im Verborgnen wohnest, Vor Dir erzittern Welt und Land. Du hast die Himmel, wo du thronest, Wie ein Teppich ausgespannt. Mit Wasser wölbst Du ihre Decken, Du läst, die sichre Welt zu schrecken, Die Winde los von Mitternacht. Sturmwinde, Donner, Wasserfluthen, Sind Deine Boten, Deine Ruthen, Du winkst: so rüst sich ihre Macht.
Von Deinem Schelten weicht und krachet, Das wasserschwere Wolken-Reich. Du wilst es, und Dein Zorn erwachet, Und wird den strengsten Winden gleich. Du sprichst: so müssen Deinen Wagen Der Winde leichte Flügel tragen, Und Dunkelheit umhüllt Dein Zelt. Die Elemente in den Sphären Die kämpfen, mächtig zum Verheeren, Zum nahen Umsturz unsrer Welt.
Ja, Höchster, Dich und Deine Grösse Ermist kein endlicher Verstand. Und wenn ich ewig ewig messe; Bleibt sie mir ewig unbekannt. Dich fassen nicht des Himmels Thronen, Die Fürsten, die auf Erden wohnen, Die bethen Deine Gottheit an; Und alle Wesen Deiner Hände, Der Erden Mittelpunkt und Ende, Sind Deiner Grösse unterthan.
Wie schrecklich wirst Du uns im Strafen! Dich, Herr! Dich sahn, Dich fühlten wir. Zu Deiner Rach brauchst Du nicht Waffen, Wir sind nur Staub und Spreu vor Dir. Ein einzigs Wort: so ists geschehen. Ein Wink: so muß die Welt vergehen, So brennt, ersäuft und stirbt, was lebt. Kaum waren Donner Deine Diener, So werden Wind und Fluthen kühner, Die Deine Macht zur Wuth erhebt.
Ganz unbesorgt. Aus fernen Norden Vereinigt sich der Winde Heer. [Spaltenumbruch] Ihr Murmeln, das schon stärker worden, Wird Land und Wasser doppelt schwer. Ihr Kämpfen macht den Luftkreis rege, Und hemmt dem Meere Strom und Wege, Rauscht über die betäubte Welt. Ja, nun versieht sie sich des Falles, Es wanket, bricht, zerreisset alles In der geschwärzten Lüfte Zelt.
Die Wellen kochen in dem Meere, Und wälzen sich zu uns herauf. Das Wasser tritt aus seiner Sphäre, Und Dämme hindern nicht den Lauf. Die Elbe schwillt, die Deiche brechen, Da stürzt sich über Flur und Bächen Der fürchterlich gewachsne Fluß. Sogleich wird alles umgerissen Und weichet in verstärkten Güssen Mit einem Pfeil-geschwinden Schuß.
Da treibt des Landmanns froher Segen, Dort treiben Menschen, Güther, Vieh, Dort schwimmet uns zerstreut entgegen Des Sommers letzte Lust und Müh. Und hier durchwühlt ein stilles Schleichen Der Fluthen, Tempel, Gruft und Leichen, Und hemmt des Herrn Fest und Dienst. Man sieht, so hülfreich wir auch waren, Hier Trümmern, dort verdorbne Waaren, Des Kaufmanns künftiger Gewinnst.
O Herr! soll alles untergehen, Da Wasser Tod und Umsturz drohn! Nein. Fluthen weichen, und wir sehen, Du denkst an die Verheissung schon. Noch soll die Welt kein End erreichen. Dein Bogen bleibt das Gnaden-Zeichen, Den Du gewölbt am Firmament. Ja ja, nicht eher wird den Angeln Der Erde die Bewegung mangeln, Bis Element und Welt verbrennt.
Du, der Du Welt und Himmel gründest, Und Wind und Wellen Flügel giebst, Der, wenn Du schlägest, auch verbindest, Und wenn Du strafest, dennoch liebst, Gott, Vater, Retter, Hort und König, Wir bethen an, sind unterthänig, Wenn gleich Dein Eifer auf uns blitzt. Wir wollen Deine Macht erheben, Und trauen Dir, Du wirst uns geben Was Hamburg, was uns allen nützt.
[Ende Spaltensatz]
Gedanken
uͤber die

Groͤſſe Gottes im Sturm und Waſſer.
Bey der den 11ten dieſes geſchehenen
groſſen Waſſerfluth.
Herr! der Du im Verborgnen wohneſt, Vor Dir erzittern Welt und Land. Du haſt die Himmel, wo du throneſt, Wie ein Teppich ausgeſpannt. Mit Waſſer woͤlbſt Du ihre Decken, Du laͤſt, die ſichre Welt zu ſchrecken, Die Winde los von Mitternacht. Sturmwinde, Donner, Waſſerfluthen, Sind Deine Boten, Deine Ruthen, Du winkſt: ſo ruͤſt ſich ihre Macht.
Von Deinem Schelten weicht und krachet, Das waſſerſchwere Wolken-Reich. Du wilſt es, und Dein Zorn erwachet, Und wird den ſtrengſten Winden gleich. Du ſprichſt: ſo muͤſſen Deinen Wagen Der Winde leichte Fluͤgel tragen, Und Dunkelheit umhuͤllt Dein Zelt. Die Elemente in den Sphaͤren Die kaͤmpfen, maͤchtig zum Verheeren, Zum nahen Umſturz unſrer Welt.
Ja, Hoͤchſter, Dich und Deine Groͤſſe Ermiſt kein endlicher Verſtand. Und wenn ich ewig ewig meſſe; Bleibt ſie mir ewig unbekannt. Dich faſſen nicht des Himmels Thronen, Die Fuͤrſten, die auf Erden wohnen, Die bethen Deine Gottheit an; Und alle Weſen Deiner Haͤnde, Der Erden Mittelpunkt und Ende, Sind Deiner Groͤſſe unterthan.
Wie ſchrecklich wirſt Du uns im Strafen! Dich, Herr! Dich ſahn, Dich fuͤhlten wir. Zu Deiner Rach brauchſt Du nicht Waffen, Wir ſind nur Staub und Spreu vor Dir. Ein einzigs Wort: ſo iſts geſchehen. Ein Wink: ſo muß die Welt vergehen, So brennt, erſaͤuft und ſtirbt, was lebt. Kaum waren Donner Deine Diener, So werden Wind und Fluthen kuͤhner, Die Deine Macht zur Wuth erhebt.
Ganz unbeſorgt. Aus fernen Norden Vereinigt ſich der Winde Heer. [Spaltenumbruch] Ihr Murmeln, das ſchon ſtaͤrker worden, Wird Land und Waſſer doppelt ſchwer. Ihr Kaͤmpfen macht den Luftkreis rege, Und hemmt dem Meere Strom und Wege, Rauſcht uͤber die betaͤubte Welt. Ja, nun verſieht ſie ſich des Falles, Es wanket, bricht, zerreiſſet alles In der geſchwaͤrzten Luͤfte Zelt.
Die Wellen kochen in dem Meere, Und waͤlzen ſich zu uns herauf. Das Waſſer tritt aus ſeiner Sphaͤre, Und Daͤmme hindern nicht den Lauf. Die Elbe ſchwillt, die Deiche brechen, Da ſtuͤrzt ſich uͤber Flur und Baͤchen Der fuͤrchterlich gewachſne Fluß. Sogleich wird alles umgeriſſen Und weichet in verſtaͤrkten Guͤſſen Mit einem Pfeil-geſchwinden Schuß.
Da treibt des Landmanns froher Segen, Dort treiben Menſchen, Guͤther, Vieh, Dort ſchwimmet uns zerſtreut entgegen Des Sommers letzte Luſt und Muͤh. Und hier durchwuͤhlt ein ſtilles Schleichen Der Fluthen, Tempel, Gruft und Leichen, Und hemmt des Herrn Feſt und Dienſt. Man ſieht, ſo huͤlfreich wir auch waren, Hier Truͤmmern, dort verdorbne Waaren, Des Kaufmanns kuͤnftiger Gewinnſt.
O Herr! ſoll alles untergehen, Da Waſſer Tod und Umſturz drohn! Nein. Fluthen weichen, und wir ſehen, Du denkſt an die Verheiſſung ſchon. Noch ſoll die Welt kein End erreichen. Dein Bogen bleibt das Gnaden-Zeichen, Den Du gewoͤlbt am Firmament. Ja ja, nicht eher wird den Angeln Der Erde die Bewegung mangeln, Bis Element und Welt verbrennt.
Du, der Du Welt und Himmel gruͤndeſt, Und Wind und Wellen Fluͤgel giebſt, Der, wenn Du ſchlaͤgeſt, auch verbindeſt, Und wenn Du ſtrafeſt, dennoch liebſt, Gott, Vater, Retter, Hort und Koͤnig, Wir bethen an, ſind unterthaͤnig, Wenn gleich Dein Eifer auf uns blitzt. Wir wollen Deine Macht erheben, Und trauen Dir, Du wirſt uns geben Was Hamburg, was uns allen nuͤtzt.
[Ende Spaltensatz]
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[[4]/0004] Gedanken uͤber die Groͤſſe Gottes im Sturm und Waſſer. Bey der den 11ten dieſes geſchehenen groſſen Waſſerfluth. Herr! der Du im Verborgnen wohneſt, Vor Dir erzittern Welt und Land. Du haſt die Himmel, wo du throneſt, Wie ein Teppich ausgeſpannt. Mit Waſſer woͤlbſt Du ihre Decken, Du laͤſt, die ſichre Welt zu ſchrecken, Die Winde los von Mitternacht. Sturmwinde, Donner, Waſſerfluthen, Sind Deine Boten, Deine Ruthen, Du winkſt: ſo ruͤſt ſich ihre Macht. Von Deinem Schelten weicht und krachet, Das waſſerſchwere Wolken-Reich. Du wilſt es, und Dein Zorn erwachet, Und wird den ſtrengſten Winden gleich. Du ſprichſt: ſo muͤſſen Deinen Wagen Der Winde leichte Fluͤgel tragen, Und Dunkelheit umhuͤllt Dein Zelt. Die Elemente in den Sphaͤren Die kaͤmpfen, maͤchtig zum Verheeren, Zum nahen Umſturz unſrer Welt. Ja, Hoͤchſter, Dich und Deine Groͤſſe Ermiſt kein endlicher Verſtand. Und wenn ich ewig ewig meſſe; Bleibt ſie mir ewig unbekannt. Dich faſſen nicht des Himmels Thronen, Die Fuͤrſten, die auf Erden wohnen, Die bethen Deine Gottheit an; Und alle Weſen Deiner Haͤnde, Der Erden Mittelpunkt und Ende, Sind Deiner Groͤſſe unterthan. Wie ſchrecklich wirſt Du uns im Strafen! Dich, Herr! Dich ſahn, Dich fuͤhlten wir. Zu Deiner Rach brauchſt Du nicht Waffen, Wir ſind nur Staub und Spreu vor Dir. Ein einzigs Wort: ſo iſts geſchehen. Ein Wink: ſo muß die Welt vergehen, So brennt, erſaͤuft und ſtirbt, was lebt. Kaum waren Donner Deine Diener, So werden Wind und Fluthen kuͤhner, Die Deine Macht zur Wuth erhebt. Ganz unbeſorgt. Aus fernen Norden Vereinigt ſich der Winde Heer. Ihr Murmeln, das ſchon ſtaͤrker worden, Wird Land und Waſſer doppelt ſchwer. Ihr Kaͤmpfen macht den Luftkreis rege, Und hemmt dem Meere Strom und Wege, Rauſcht uͤber die betaͤubte Welt. Ja, nun verſieht ſie ſich des Falles, Es wanket, bricht, zerreiſſet alles In der geſchwaͤrzten Luͤfte Zelt. Die Wellen kochen in dem Meere, Und waͤlzen ſich zu uns herauf. Das Waſſer tritt aus ſeiner Sphaͤre, Und Daͤmme hindern nicht den Lauf. Die Elbe ſchwillt, die Deiche brechen, Da ſtuͤrzt ſich uͤber Flur und Baͤchen Der fuͤrchterlich gewachſne Fluß. Sogleich wird alles umgeriſſen Und weichet in verſtaͤrkten Guͤſſen Mit einem Pfeil-geſchwinden Schuß. Da treibt des Landmanns froher Segen, Dort treiben Menſchen, Guͤther, Vieh, Dort ſchwimmet uns zerſtreut entgegen Des Sommers letzte Luſt und Muͤh. Und hier durchwuͤhlt ein ſtilles Schleichen Der Fluthen, Tempel, Gruft und Leichen, Und hemmt des Herrn Feſt und Dienſt. Man ſieht, ſo huͤlfreich wir auch waren, Hier Truͤmmern, dort verdorbne Waaren, Des Kaufmanns kuͤnftiger Gewinnſt. O Herr! ſoll alles untergehen, Da Waſſer Tod und Umſturz drohn! Nein. Fluthen weichen, und wir ſehen, Du denkſt an die Verheiſſung ſchon. Noch ſoll die Welt kein End erreichen. Dein Bogen bleibt das Gnaden-Zeichen, Den Du gewoͤlbt am Firmament. Ja ja, nicht eher wird den Angeln Der Erde die Bewegung mangeln, Bis Element und Welt verbrennt. Du, der Du Welt und Himmel gruͤndeſt, Und Wind und Wellen Fluͤgel giebſt, Der, wenn Du ſchlaͤgeſt, auch verbindeſt, Und wenn Du ſtrafeſt, dennoch liebſt, Gott, Vater, Retter, Hort und Koͤnig, Wir bethen an, ſind unterthaͤnig, Wenn gleich Dein Eifer auf uns blitzt. Wir wollen Deine Macht erheben, Und trauen Dir, Du wirſt uns geben Was Hamburg, was uns allen nuͤtzt.

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T10:32:49Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 152, Hamburg, 22. September 1751, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1522209_1751/4>, abgerufen am 24.11.2024.