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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 157, Hamburg, 2. Oktober 1751.

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[Spaltenumbruch] zu sehr erbittert wären, daß sie den Wehrt der
Vortheile nicht recht schätzen könnten, die man
ihnen darinn bewilligte, und daß man, anstatt
daß sie die Ursache hätten sich zu fürchten, den Beam-
ten der Republik unterworfen zu werden, das
Ansehen derselben auf eine solche Art eingeschrän-
ket hätte, daß sie dessen nicht mißbrauchen könn-
ten. Dieser Abt hat sie aber doch nicht völlig
überreden können. Er hat eingesehen, wie schwer
es wäre, ein Volk durch vernünftige Gründe zu
überzeugen, das nicht gleich beym ersten Anblicke
die Vortheile gewahr wird, die man ihn vor Au-
gen leget. Sie haben nicht nur ihr Mißvergnü-
gen nicht verhelet; sondern sie haben solches auch
wirklich dadurch an den Tag geleget, daß sie die
Waffen wider die Parthey der Republik ergriffen.
Der Marquis von Cursay, der von diesen Um-
ständen Nachricht erhalten, hat einige Detasche-
ments gegen diese Insel anrücken lassen. Er ist
auch selbst abgereiset, um sich zu bemühen, diese
neue Unruhe durch seine eigne Gegenwart zu be-
sänftigen. Man schmeichelt sich, es werde die-
selbe auf die Communitäten diesseit des Gebir-
ges keinen Einfluß haben. Sie haben jederzeit
eine weit zuverläßige Gefälligkeit, als die andern
bezeuget. In den Communitäten jenseit des Ge-
birges ist eine alte Parthey, die eine Independenz
zur Absicht und ihre wahrhaftigen Gesinnungen
nur so lange verborgen hat, bis sie einsehen kön-
nen, ob der entworfene Plan sie zu ihrem Zwecke
würde kommen lassen. Sie hat gar bald das
Gegentheil aus einem Plan gesehen, der den Frie-
den nach den Regeln der Ordnung und der Un-
terwürfigkeit wieder herstellte. So bald sie also
bey der Verstellung keinen Vortheil mehr fand,
so hat sie ihre Gesinnungen entdecket, und der
Communität von Niolo ihre Ansprüche an die
Hand gegeben. Man hoffet indessen, sie werden
sich von selbst in Ansehung ihres eignen Nutzen
wiederum in die gehörigen Schranken begeben,
damit sie die Verwirrung vermeiden, worinn sie
wieder fallen würden, wenn der König von Frank-
reich den Entschluß fassen sollte, seine Truppen
wieder zurück zu rufen, ehe das Friedensproject
zu seiner Erfüllung gelanget. Se. Allerchristl-
Majestät werden sich bey dieser Sache nicht
lange bedenken. Der Ritter Chauvelin hat sol-
ches in der allgemeinen Versammlung zu St. Fio-
renzo auf das nachdrücklichste bezeuget, da er den
[Spaltenumbruch] Deputirten erkläret hat, wenn sie anstatt des Ver-
trauens und der Unterwerfung, so er bey dem Volke
zu finden erwartete, ein Mißtrauen bey ihnen ge-
wahr würden, oder wenn die Versicherung, die sie
gegeben hätten, sich an die Entscheidung des Kö-
nigs zu halten, nicht aufrichtig wäre; so würde
er in solchem Falle kein Bedenken tragen, so gleich
die Truppen aus der Insel zu ziehen, wozu er von
Sr. Allerchristlichsten Majestät völlige Ordre hätte.
Die wohlgesinneten Communitäten zittern bey der
blossen Vorstellung des Uebels, so daraus entstehen
würde; denn wenn keine Truppen mehr gegenwär-
tig wären, um die Einrichtung zum Stande zu
bringen zu helfen; so würden die Cabalen und
Parteyen mit so viel mehrerer Wut wieder an-
fangen, indem sich ein jeder zu der Partey schla-
gen würde, bey welcher er am sichersten verfah-
ren zu können glaubte. Man vernimmt, daß
in der Communität von Niolo zwischen den Bau-
ren derselben und einigen Genuesischen Soldaten
einige Scharmützel vorgefallen sind.


Nicht die geringste bedenkliche Folge bey der
Niederkunft der Madame Dauphine vermindert
die Freude, so man darüber hat. Die öffentli-
chen Freudens-Bezeugungen werden erst recht ih-
ren Anfang nehmen, wenn Ihro Königl. Hoheit
ihren Kirchgang halten, welche allhier in der Kirche
unserer lieben Frauen geschehen wird. Nachher
wird dieselbe auf dem Rathhause speisen. Des
Abends wird ein ungemeines Feuerwerk bey dem
alten Louvre abgebrandt werden. Die fremden
Ambassadeurs und Minister legen noch täglich
ihre Glückwünsche bey dem Könige ab. Da Se.
Majestät verlanget haben, daß die Summen,
welche die Städte des Königreichs zu öffentlichen
Freudens-Bezeugungen anwenden wollen, man der
Aussteuer armer Töchter widmen solle, so rechnet
man, daß durch diese Königl. Gnade zum wenigsten
20000 Heyrathen und 1200 in dieser Hauptstadt
vor sich gehen werden. Die Pension, die der
König dem Marquis von Puisieulx bewilliget hat,
beläuft sich auf 24000 Livres, davon 12000 der
Marquise, seiner Gemahlinn, nach seinem Tode
bestimmet sind. Folgender Umstand ist noch zu
bemerken. Als der König auf die Nachricht, daß
sich Madame Dauphine ihrer Entbindung näherte,
von Trianon nach Versailles abgehen wollte; so
sagte ein Soldat von der Schweizer-Garde voll

[Spaltenumbruch] zu ſehr erbittert waͤren, daß ſie den Wehrt der
Vortheile nicht recht ſchaͤtzen koͤnnten, die man
ihnen darinn bewilligte, und daß man, anſtatt
daß ſie die Urſache haͤtten ſich zu fuͤrchten, den Beam-
ten der Republik unterworfen zu werden, das
Anſehen derſelben auf eine ſolche Art eingeſchraͤn-
ket haͤtte, daß ſie deſſen nicht mißbrauchen koͤnn-
ten. Dieſer Abt hat ſie aber doch nicht voͤllig
uͤberreden koͤnnen. Er hat eingeſehen, wie ſchwer
es waͤre, ein Volk durch vernuͤnftige Gruͤnde zu
uͤberzeugen, das nicht gleich beym erſten Anblicke
die Vortheile gewahr wird, die man ihn vor Au-
gen leget. Sie haben nicht nur ihr Mißvergnuͤ-
gen nicht verhelet; ſondern ſie haben ſolches auch
wirklich dadurch an den Tag geleget, daß ſie die
Waffen wider die Parthey der Republik ergriffen.
Der Marquis von Curſay, der von dieſen Um-
ſtaͤnden Nachricht erhalten, hat einige Detaſche-
ments gegen dieſe Inſel anruͤcken laſſen. Er iſt
auch ſelbſt abgereiſet, um ſich zu bemuͤhen, dieſe
neue Unruhe durch ſeine eigne Gegenwart zu be-
ſaͤnftigen. Man ſchmeichelt ſich, es werde die-
ſelbe auf die Communitaͤten dieſſeit des Gebir-
ges keinen Einfluß haben. Sie haben jederzeit
eine weit zuverlaͤßige Gefaͤlligkeit, als die andern
bezeuget. In den Communitaͤten jenſeit des Ge-
birges iſt eine alte Parthey, die eine Independenz
zur Abſicht und ihre wahrhaftigen Geſinnungen
nur ſo lange verborgen hat, bis ſie einſehen koͤn-
nen, ob der entworfene Plan ſie zu ihrem Zwecke
wuͤrde kommen laſſen. Sie hat gar bald das
Gegentheil aus einem Plan geſehen, der den Frie-
den nach den Regeln der Ordnung und der Un-
terwuͤrfigkeit wieder herſtellte. So bald ſie alſo
bey der Verſtellung keinen Vortheil mehr fand,
ſo hat ſie ihre Geſinnungen entdecket, und der
Communitaͤt von Niolo ihre Anſpruͤche an die
Hand gegeben. Man hoffet indeſſen, ſie werden
ſich von ſelbſt in Anſehung ihres eignen Nutzen
wiederum in die gehoͤrigen Schranken begeben,
damit ſie die Verwirrung vermeiden, worinn ſie
wieder fallen wuͤrden, wenn der Koͤnig von Frank-
reich den Entſchluß faſſen ſollte, ſeine Truppen
wieder zuruͤck zu rufen, ehe das Friedensproject
zu ſeiner Erfuͤllung gelanget. Se. Allerchriſtl-
Majeſtaͤt werden ſich bey dieſer Sache nicht
lange bedenken. Der Ritter Chauvelin hat ſol-
ches in der allgemeinen Verſammlung zu St. Fio-
renzo auf das nachdruͤcklichſte bezeuget, da er den
[Spaltenumbruch] Deputirten erklaͤret hat, wenn ſie anſtatt des Ver-
trauens und der Unterwerfung, ſo er bey dem Volke
zu finden erwartete, ein Mißtrauen bey ihnen ge-
wahr wuͤrden, oder wenn die Verſicherung, die ſie
gegeben haͤtten, ſich an die Entſcheidung des Koͤ-
nigs zu halten, nicht aufrichtig waͤre; ſo wuͤrde
er in ſolchem Falle kein Bedenken tragen, ſo gleich
die Truppen aus der Inſel zu ziehen, wozu er von
Sr. Allerchriſtlichſten Majeſtaͤt voͤllige Ordre haͤtte.
Die wohlgeſinneten Communitaͤten zittern bey der
bloſſen Vorſtellung des Uebels, ſo daraus entſtehen
wuͤrde; denn wenn keine Truppen mehr gegenwaͤr-
tig waͤren, um die Einrichtung zum Stande zu
bringen zu helfen; ſo wuͤrden die Cabalen und
Parteyen mit ſo viel mehrerer Wut wieder an-
fangen, indem ſich ein jeder zu der Partey ſchla-
gen wuͤrde, bey welcher er am ſicherſten verfah-
ren zu koͤnnen glaubte. Man vernimmt, daß
in der Communitaͤt von Niolo zwiſchen den Bau-
ren derſelben und einigen Genueſiſchen Soldaten
einige Scharmuͤtzel vorgefallen ſind.


Nicht die geringſte bedenkliche Folge bey der
Niederkunft der Madame Dauphine vermindert
die Freude, ſo man daruͤber hat. Die oͤffentli-
chen Freudens-Bezeugungen werden erſt recht ih-
ren Anfang nehmen, wenn Ihro Koͤnigl. Hoheit
ihren Kirchgang halten, welche allhier in der Kirche
unſerer lieben Frauen geſchehen wird. Nachher
wird dieſelbe auf dem Rathhauſe ſpeiſen. Des
Abends wird ein ungemeines Feuerwerk bey dem
alten Louvre abgebrandt werden. Die fremden
Ambaſſadeurs und Miniſter legen noch taͤglich
ihre Gluͤckwuͤnſche bey dem Koͤnige ab. Da Se.
Majeſtaͤt verlanget haben, daß die Summen,
welche die Staͤdte des Koͤnigreichs zu oͤffentlichen
Freudens-Bezeugungen anwenden wollen, man der
Ausſteuer armer Toͤchter widmen ſolle, ſo rechnet
man, daß durch dieſe Koͤnigl. Gnade zum wenigſten
20000 Heyrathen und 1200 in dieſer Hauptſtadt
vor ſich gehen werden. Die Penſion, die der
Koͤnig dem Marquis von Puiſieulx bewilliget hat,
belaͤuft ſich auf 24000 Livres, davon 12000 der
Marquiſe, ſeiner Gemahlinn, nach ſeinem Tode
beſtimmet ſind. Folgender Umſtand iſt noch zu
bemerken. Als der Koͤnig auf die Nachricht, daß
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[[2]/0002] zu ſehr erbittert waͤren, daß ſie den Wehrt der Vortheile nicht recht ſchaͤtzen koͤnnten, die man ihnen darinn bewilligte, und daß man, anſtatt daß ſie die Urſache haͤtten ſich zu fuͤrchten, den Beam- ten der Republik unterworfen zu werden, das Anſehen derſelben auf eine ſolche Art eingeſchraͤn- ket haͤtte, daß ſie deſſen nicht mißbrauchen koͤnn- ten. Dieſer Abt hat ſie aber doch nicht voͤllig uͤberreden koͤnnen. Er hat eingeſehen, wie ſchwer es waͤre, ein Volk durch vernuͤnftige Gruͤnde zu uͤberzeugen, das nicht gleich beym erſten Anblicke die Vortheile gewahr wird, die man ihn vor Au- gen leget. Sie haben nicht nur ihr Mißvergnuͤ- gen nicht verhelet; ſondern ſie haben ſolches auch wirklich dadurch an den Tag geleget, daß ſie die Waffen wider die Parthey der Republik ergriffen. Der Marquis von Curſay, der von dieſen Um- ſtaͤnden Nachricht erhalten, hat einige Detaſche- ments gegen dieſe Inſel anruͤcken laſſen. Er iſt auch ſelbſt abgereiſet, um ſich zu bemuͤhen, dieſe neue Unruhe durch ſeine eigne Gegenwart zu be- ſaͤnftigen. Man ſchmeichelt ſich, es werde die- ſelbe auf die Communitaͤten dieſſeit des Gebir- ges keinen Einfluß haben. Sie haben jederzeit eine weit zuverlaͤßige Gefaͤlligkeit, als die andern bezeuget. In den Communitaͤten jenſeit des Ge- birges iſt eine alte Parthey, die eine Independenz zur Abſicht und ihre wahrhaftigen Geſinnungen nur ſo lange verborgen hat, bis ſie einſehen koͤn- nen, ob der entworfene Plan ſie zu ihrem Zwecke wuͤrde kommen laſſen. Sie hat gar bald das Gegentheil aus einem Plan geſehen, der den Frie- den nach den Regeln der Ordnung und der Un- terwuͤrfigkeit wieder herſtellte. So bald ſie alſo bey der Verſtellung keinen Vortheil mehr fand, ſo hat ſie ihre Geſinnungen entdecket, und der Communitaͤt von Niolo ihre Anſpruͤche an die Hand gegeben. Man hoffet indeſſen, ſie werden ſich von ſelbſt in Anſehung ihres eignen Nutzen wiederum in die gehoͤrigen Schranken begeben, damit ſie die Verwirrung vermeiden, worinn ſie wieder fallen wuͤrden, wenn der Koͤnig von Frank- reich den Entſchluß faſſen ſollte, ſeine Truppen wieder zuruͤck zu rufen, ehe das Friedensproject zu ſeiner Erfuͤllung gelanget. Se. Allerchriſtl- Majeſtaͤt werden ſich bey dieſer Sache nicht lange bedenken. Der Ritter Chauvelin hat ſol- ches in der allgemeinen Verſammlung zu St. Fio- renzo auf das nachdruͤcklichſte bezeuget, da er den Deputirten erklaͤret hat, wenn ſie anſtatt des Ver- trauens und der Unterwerfung, ſo er bey dem Volke zu finden erwartete, ein Mißtrauen bey ihnen ge- wahr wuͤrden, oder wenn die Verſicherung, die ſie gegeben haͤtten, ſich an die Entſcheidung des Koͤ- nigs zu halten, nicht aufrichtig waͤre; ſo wuͤrde er in ſolchem Falle kein Bedenken tragen, ſo gleich die Truppen aus der Inſel zu ziehen, wozu er von Sr. Allerchriſtlichſten Majeſtaͤt voͤllige Ordre haͤtte. Die wohlgeſinneten Communitaͤten zittern bey der bloſſen Vorſtellung des Uebels, ſo daraus entſtehen wuͤrde; denn wenn keine Truppen mehr gegenwaͤr- tig waͤren, um die Einrichtung zum Stande zu bringen zu helfen; ſo wuͤrden die Cabalen und Parteyen mit ſo viel mehrerer Wut wieder an- fangen, indem ſich ein jeder zu der Partey ſchla- gen wuͤrde, bey welcher er am ſicherſten verfah- ren zu koͤnnen glaubte. Man vernimmt, daß in der Communitaͤt von Niolo zwiſchen den Bau- ren derſelben und einigen Genueſiſchen Soldaten einige Scharmuͤtzel vorgefallen ſind. Paris, den 24 September. Nicht die geringſte bedenkliche Folge bey der Niederkunft der Madame Dauphine vermindert die Freude, ſo man daruͤber hat. Die oͤffentli- chen Freudens-Bezeugungen werden erſt recht ih- ren Anfang nehmen, wenn Ihro Koͤnigl. Hoheit ihren Kirchgang halten, welche allhier in der Kirche unſerer lieben Frauen geſchehen wird. Nachher wird dieſelbe auf dem Rathhauſe ſpeiſen. Des Abends wird ein ungemeines Feuerwerk bey dem alten Louvre abgebrandt werden. Die fremden Ambaſſadeurs und Miniſter legen noch taͤglich ihre Gluͤckwuͤnſche bey dem Koͤnige ab. Da Se. Majeſtaͤt verlanget haben, daß die Summen, welche die Staͤdte des Koͤnigreichs zu oͤffentlichen Freudens-Bezeugungen anwenden wollen, man der Ausſteuer armer Toͤchter widmen ſolle, ſo rechnet man, daß durch dieſe Koͤnigl. Gnade zum wenigſten 20000 Heyrathen und 1200 in dieſer Hauptſtadt vor ſich gehen werden. Die Penſion, die der Koͤnig dem Marquis von Puiſieulx bewilliget hat, belaͤuft ſich auf 24000 Livres, davon 12000 der Marquiſe, ſeiner Gemahlinn, nach ſeinem Tode beſtimmet ſind. Folgender Umſtand iſt noch zu bemerken. Als der Koͤnig auf die Nachricht, daß ſich Madame Dauphine ihrer Entbindung naͤherte, von Trianon nach Verſailles abgehen wollte; ſo ſagte ein Soldat von der Schweizer-Garde voll

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 157, Hamburg, 2. Oktober 1751, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1570210_1751/2>, abgerufen am 21.11.2024.