Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 30, Hamburg, 8. August 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Von Pohlnis. und Türckis. Affairen.

Die Universalia
des Cron-Groß-Feld-Herrn sind zum 2tenmal ab-
gekündiget, mitteilt welchen die Ritterschafft be-
ordert wird, den Marsch nach Kaminiec ungesäumt
fortzusetzen, um alda auf dem Fall einer besorgli-
chen extremen Noht zur gehörigen Gegenwehr fer-
tig zu stehen. Die Canonici regulares des Czer-
wienischen Closters haben jüngstens im Capitulo
nach dem Fundament ihrer Rechte den hiesigen
Präpositum zu Sanct Johann und Lithauischen
Schreibern zum Abt erwählet, wozu hingegen
von Jhro Königl. Majestät der Kaminieckische
Nominat, Hosius, ernant worden ist, so daß nun-
mehro die Streitigkeit zwischen diesen 2 Compe-
tenten in Rom wird müssen ausgemachet werden.
Aus Moscau verlautet, daß Jhro Czaarische Ma-
jest. die Heyraht zwischen des Fürstens Menzykofs
Fräul. Tochter und dem Sohn des Starosten Bo-
bruyski selbst habe geholffen zum Stande zu brin-
gen, so daß gedachter Starosten Sohn zur würck-
lichen Vollziehung der Ehe nach Petersburg be-
reits aufgebrochen ist.

Unsere Pohlni-
sche Fahnen ziehen sich auf des Cron Groß-Feld-
Herrn Ordre an die Gräntze, alwo der Woywode
von Belsck sich befindet, und auf der Türcken star-
cke Bewegung ein wachsames Auge hat; denn ob-
wohl der Cron-Groß-Feld-Herr von der Pforte
abermahls versichert worden ist, daß Selbe mit
unserer Republic friedlich leben wolle, mithin
auch die Streiffereyen in Podolien würcklich ein-
gestellet bleiben, so hat man dennoch auch die Nach-
richt, was gestalt die Türcken im Lager bey Cho-
cim campiren, und daß im Budziackischen die Tar-
tarn 100000. Mann starck marschfertig stehen.

Jhro Königl. Majest.
haben an den Herrn Crohn-Unter-Marschall ge-
schrieben, daß er unserer Stadt in Erbauung der
Brücke auf der Pohlnischen Seite nicht weiter
hinderlich seyn solle, sintemahlen der Kauff-
Handel darunter litte, hätte er aber einige For-
derungen gegen die Stadt, so möchte er solche in
gehörigem Gerichte anhängig machen, so werde
man ihm alle Gerechtigkeit wiederfahren lassen.


Von Religions-Sachen.

Es gehet sint
einiger Zeit hier in der Unter-Pfaltz so seltzam zu,
daß man nicht errahten kan, was endlich daraus
werden wil; An statt die noch übrigen Religions-
Beschwerden abzutuhn, wie noch neulich an den
Kayserlichen Minister sol versprochen worden
[Spaltenumbruch] seyn, läst man die Pfaffen betreiben, was sie nur
wollen, wie noch unlängst an Orten, da nie zuvor
einige Römische Proceßiones gesehen und gesche-
hen sind, dergleichen gehalten worden, aller Pro-
testation ungeachtet. Zu Slugtern hält man
den reformirten Schul-Meister noch gefangen,
aus blosser Rach-Begierde, weil er der Erste gewe-
sen, der die ihme entzogene Besoldung wieder be-
kommen, auf Beschuldigung einer Huren, die 2.
Kinder ausser der Ehe gehabt, welche vorgiebt,
daß er die heilige Jungfrau Maria gelästert.
Wie man höret, so ist der Herr von Reck, Gevoll-
mächtigter vom Evangelischen Corpore, von
Schwalbach zu Heydelberg wieder ankommen,
und hat sich an keine Drohungen gekehrt, sondern
wil seine aufgetragene Verrichtungen wahrneh-
men so lange biß es ihme verwehret wird, welches
die Zeit lehren muß.


Jtaliänische Affairen.

Neulich hat Msr. Fer-
rante aus dem Lombert im Nahmen Seiner Hei-
ligkeit unterschiedlich gewirckt Silberwerck einge-
löset, welches sie noch in ihrem Cardinal-Stande
verpfändet; Es hat sich ohngefehr auf 1500.
Scudi belauffen, welches an den Cardinal Conti,
und den Hertzog von Poli, Brüder des Pabsts, und
an dessen Neffen ausgetheilet worden. Man
sagt, daß der Cardinal Alberoni die Heyraht zwi-
schen dem Printzen von Parma und einer Nichte
des Pabsts gantz gewiß zur Richtigkeit gebracht
und sich damit treflich in des Pabsts Gunst gesetzet
habe. Weil der König von Portugall das Mo-
del vom Conclave mit allen dazu gehörigen Cel-
len begehret hat, so wird daran starck gearbeitet,
damit es ehestens fertig seyn möge. Der Ge-
sandte von Ferrara Herr Crispi ist nach seinem
Vaterlande wieder abgegangen, w[eil] der Magi-
strat nicht im Stande ist, diese Gesandschafft zu
unterhalten, als worzu jährlich 6000. Scudi er-
fordert werden; Hingegen ist an seine Stelle der
Advocat Montecuttino zu ihren Agenten alhier
verordnet mit einen jährlichen Tractament von
600. Scudi.


Allerhand Staats- u. Neben- Affairen.

Jm Holl-
steinischen will man Nachricht haben, daß Seiner
Königl. Hoheit dem Hertzog von Hollstein zu Pe-
tersburg, alwo Selbe in des General-Lieutnant
Brussen Pallast einlogiret sind, vom Czaarischen
Hofe ietzo sehr grosse Ehre wiederführe, und bey
der Nystädischen Friedens Handlung die künftige
Succession in dem Königreich Schweden für die-

[Spaltenumbruch]
Von Pohlniſ. und Tuͤrckiſ. Affairen.

Die Univerſalia
des Cron-Groß-Feld-Herrn ſind zum 2tenmal ab-
gekuͤndiget, mitteilt welchen die Ritterſchafft be-
ordert wird, den Marſch nach Kaminiec ungeſaͤumt
fortzuſetzen, um alda auf dem Fall einer beſorgli-
chen extremen Noht zur gehoͤrigen Gegenwehr fer-
tig zu ſtehen. Die Canonici regulares des Czer-
wieniſchen Cloſters haben juͤngſtens im Capitulo
nach dem Fundament ihrer Rechte den hieſigen
Praͤpoſitum zu Sanct Johann und Lithauiſchen
Schreibern zum Abt erwaͤhlet, wozu hingegen
von Jhro Koͤnigl. Majeſtaͤt der Kaminieckiſche
Nominat, Hoſius, ernant worden iſt, ſo daß nun-
mehro die Streitigkeit zwiſchen dieſen 2 Compe-
tenten in Rom wird muͤſſen ausgemachet werden.
Aus Moſcau verlautet, daß Jhro Czaariſche Ma-
jeſt. die Heyraht zwiſchen des Fuͤrſtens Menzykofs
Fraͤul. Tochter und dem Sohn des Staroſten Bo-
bruyski ſelbſt habe geholffen zum Stande zu brin-
gen, ſo daß gedachter Staroſten Sohn zur wuͤrck-
lichen Vollziehung der Ehe nach Petersburg be-
reits aufgebrochen iſt.

Unſere Pohlni-
ſche Fahnen ziehen ſich auf des Cron Groß-Feld-
Herrn Ordre an die Graͤntze, alwo der Woywode
von Belsck ſich befindet, und auf der Tuͤrcken ſtar-
cke Bewegung ein wachſames Auge hat; denn ob-
wohl der Cron-Groß-Feld-Herr von der Pforte
abermahls verſichert worden iſt, daß Selbe mit
unſerer Republic friedlich leben wolle, mithin
auch die Streiffereyen in Podolien wuͤrcklich ein-
geſtellet bleiben, ſo hat man dennoch auch die Nach-
richt, was geſtalt die Tuͤrcken im Lager bey Cho-
cim campiren, und daß im Budziackiſchen die Tar-
tarn 100000. Mann ſtarck marſchfertig ſtehen.

Jhro Koͤnigl. Majeſt.
haben an den Herrn Crohn-Unter-Marſchall ge-
ſchrieben, daß er unſerer Stadt in Erbauung der
Bruͤcke auf der Pohlniſchen Seite nicht weiter
hinderlich ſeyn ſolle, ſintemahlen der Kauff-
Handel darunter litte, haͤtte er aber einige For-
derungen gegen die Stadt, ſo moͤchte er ſolche in
gehoͤrigem Gerichte anhaͤngig machen, ſo werde
man ihm alle Gerechtigkeit wiederfahren laſſen.


Von Religions-Sachen.

Es gehet ſint
einiger Zeit hier in der Unter-Pfaltz ſo ſeltzam zu,
daß man nicht errahten kan, was endlich daraus
werden wil; An ſtatt die noch uͤbrigen Religions-
Beſchwerden abzutuhn, wie noch neulich an den
Kayſerlichen Miniſter ſol verſprochen worden
[Spaltenumbruch] ſeyn, laͤſt man die Pfaffen betreiben, was ſie nur
wollen, wie noch unlaͤngſt an Orten, da nie zuvor
einige Roͤmiſche Proceßiones geſehen und geſche-
hen ſind, dergleichen gehalten worden, aller Pro-
teſtation ungeachtet. Zu Slugtern haͤlt man
den reformirten Schul-Meiſter noch gefangen,
aus bloſſer Rach-Begierde, weil er der Erſte gewe-
ſen, der die ihme entzogene Beſoldung wieder be-
kommen, auf Beſchuldigung einer Huren, die 2.
Kinder auſſer der Ehe gehabt, welche vorgiebt,
daß er die heilige Jungfrau Maria gelaͤſtert.
Wie man hoͤret, ſo iſt der Herr von Reck, Gevoll-
maͤchtigter vom Evangeliſchen Corpore, von
Schwalbach zu Heydelberg wieder ankommen,
und hat ſich an keine Drohungen gekehrt, ſondern
wil ſeine aufgetragene Verrichtungen wahrneh-
men ſo lange biß es ihme verwehret wird, welches
die Zeit lehren muß.


Jtaliaͤniſche Affairen.

Neulich hat Mſr. Fer-
rante aus dem Lombert im Nahmen Seiner Hei-
ligkeit unterſchiedlich gewirckt Silberwerck einge-
loͤſet, welches ſie noch in ihrem Cardinal-Stande
verpfaͤndet; Es hat ſich ohngefehr auf 1500.
Scudi belauffen, welches an den Cardinal Conti,
und den Hertzog von Poli, Bruͤder des Pabſts, und
an deſſen Neffen ausgetheilet worden. Man
ſagt, daß der Cardinal Alberoni die Heyraht zwi-
ſchen dem Printzen von Parma und einer Nichte
des Pabſts gantz gewiß zur Richtigkeit gebracht
und ſich damit treflich in des Pabſts Gunſt geſetzet
habe. Weil der Koͤnig von Portugall das Mo-
del vom Conclave mit allen dazu gehoͤrigen Cel-
len begehret hat, ſo wird daran ſtarck gearbeitet,
damit es eheſtens fertig ſeyn moͤge. Der Ge-
ſandte von Ferrara Herr Criſpi iſt nach ſeinem
Vaterlande wieder abgegangen, w[eil] der Magi-
ſtrat nicht im Stande iſt, dieſe Geſandſchafft zu
unterhalten, als worzu jaͤhrlich 6000. Scudi er-
fordert werden; Hingegen iſt an ſeine Stelle der
Advocat Montecuttino zu ihren Agenten alhier
verordnet mit einen jaͤhrlichen Tractament von
600. Scudi.


Allerhand Staats- u. Neben- Affairen.

Jm Holl-
ſteiniſchen will man Nachricht haben, daß Seiner
Koͤnigl. Hoheit dem Hertzog von Hollſtein zu Pe-
tersburg, alwo Selbe in des General-Lieutnant
Bruſſen Pallaſt einlogiret ſind, vom Czaariſchen
Hofe ietzo ſehr groſſe Ehre wiederfuͤhre, und bey
der Nyſtaͤdiſchen Friedens Handlung die kuͤnftige
Succesſion in dem Koͤnigreich Schweden fuͤr die-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jPoliticalNews">
          <pb facs="#f0003" n="[3]"/>
          <cb/>
          <div type="jPoliticalNews">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von Pohlni&#x017F;. und                                     Tu&#x0364;rcki&#x017F;.</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline><hi rendition="#fr">War&#x017F;chau/</hi> den 25.                                 July.</dateline>
              <p> Die Univer&#x017F;alia<lb/>
des Cron-Groß-Feld-Herrn &#x017F;ind zum                                 2tenmal ab-<lb/>
geku&#x0364;ndiget, mitteilt welchen die                                 Ritter&#x017F;chafft be-<lb/>
ordert wird, den Mar&#x017F;ch nach                                 Kaminiec unge&#x017F;a&#x0364;umt<lb/>
fortzu&#x017F;etzen, um alda                                 auf dem Fall einer be&#x017F;orgli-<lb/>
chen extremen Noht zur                                 geho&#x0364;rigen Gegenwehr fer-<lb/>
tig zu &#x017F;tehen. Die                                 Canonici regulares des Czer-<lb/>
wieni&#x017F;chen Clo&#x017F;ters                                 haben ju&#x0364;ng&#x017F;tens im Capitulo<lb/>
nach dem Fundament                                 ihrer Rechte den hie&#x017F;igen<lb/>
Pra&#x0364;po&#x017F;itum zu                                 Sanct Johann und Lithaui&#x017F;chen<lb/>
Schreibern zum Abt                                 erwa&#x0364;hlet, wozu hingegen<lb/>
von Jhro Ko&#x0364;nigl.                                 Maje&#x017F;ta&#x0364;t der Kaminiecki&#x017F;che<lb/>
Nominat,                                 Ho&#x017F;ius, ernant worden i&#x017F;t, &#x017F;o daß                                 nun-<lb/>
mehro die Streitigkeit zwi&#x017F;chen die&#x017F;en 2                                 Compe-<lb/>
tenten in Rom wird mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en                                 ausgemachet werden.<lb/>
Aus Mo&#x017F;cau verlautet, daß Jhro                                 Czaari&#x017F;che Ma-<lb/>
je&#x017F;t. die Heyraht zwi&#x017F;chen                                 des Fu&#x0364;r&#x017F;tens Menzykofs<lb/>
Fra&#x0364;ul. Tochter und                                 dem Sohn des Staro&#x017F;ten Bo-<lb/>
bruyski &#x017F;elb&#x017F;t                                 habe geholffen zum Stande zu brin-<lb/>
gen, &#x017F;o daß gedachter                                 Staro&#x017F;ten Sohn zur wu&#x0364;rck-<lb/>
lichen Vollziehung der                                 Ehe nach Petersburg be-<lb/>
reits aufgebrochen i&#x017F;t.</p>
            </div><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline><hi rendition="#fr">Lemberg/</hi> den 17.                                 Augu&#x017F;ti.</dateline>
              <p> Un&#x017F;ere Pohlni-<lb/>
&#x017F;che Fahnen ziehen &#x017F;ich auf                                 des Cron Groß-Feld-<lb/>
Herrn Ordre an die Gra&#x0364;ntze, alwo der                                 Woywode<lb/>
von Belsck &#x017F;ich befindet, und auf der                                 Tu&#x0364;rcken &#x017F;tar-<lb/>
cke Bewegung ein wach&#x017F;ames                                 Auge hat; denn ob-<lb/>
wohl der Cron-Groß-Feld-Herr von der                                 Pforte<lb/>
abermahls ver&#x017F;ichert worden i&#x017F;t, daß Selbe                                 mit<lb/>
un&#x017F;erer Republic friedlich leben wolle,                                 mithin<lb/>
auch die Streiffereyen in Podolien wu&#x0364;rcklich                                 ein-<lb/>
ge&#x017F;tellet bleiben, &#x017F;o hat man dennoch auch                                 die Nach-<lb/>
richt, was ge&#x017F;talt die Tu&#x0364;rcken im Lager                                 bey Cho-<lb/>
cim campiren, und daß im Budziacki&#x017F;chen die                                 Tar-<lb/>
tarn 100000. Mann &#x017F;tarck mar&#x017F;chfertig                                 &#x017F;tehen.</p>
            </div><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline><hi rendition="#fr">Thoren/</hi> den 28. Julii.</dateline>
              <p> Jhro Ko&#x0364;nigl. Maje&#x017F;t.<lb/>
haben an den Herrn                                 Crohn-Unter-Mar&#x017F;chall ge-<lb/>
&#x017F;chrieben, daß er                                 un&#x017F;erer Stadt in Erbauung der<lb/>
Bru&#x0364;cke auf der                                 Pohlni&#x017F;chen Seite nicht weiter<lb/>
hinderlich &#x017F;eyn                                 &#x017F;olle, &#x017F;intemahlen der Kauff-<lb/>
Handel darunter                                 litte, ha&#x0364;tte er aber einige For-<lb/>
derungen gegen die                                 Stadt, &#x017F;o mo&#x0364;chte er &#x017F;olche                                 in<lb/>
geho&#x0364;rigem Gerichte anha&#x0364;ngig machen, &#x017F;o                                 werde<lb/>
man ihm alle Gerechtigkeit wiederfahren                                 la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            </div>
          </div>
          <div type="jPoliticalNews">
            <head> <hi rendition="#c #fr">Von Religions-Sachen.</hi> </head><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline><hi rendition="#fr">Aus der Pfaltz/</hi> den 29. Julii.</dateline>
              <p>Es gehet &#x017F;int<lb/>
einiger Zeit hier in der Unter-Pfaltz &#x017F;o &#x017F;eltzam                                 zu,<lb/>
daß man nicht errahten kan, was endlich daraus<lb/>
werden                                 wil; An &#x017F;tatt die noch u&#x0364;brigen                                 Religions-<lb/>
Be&#x017F;chwerden abzutuhn, wie noch neulich an                                 den<lb/>
Kay&#x017F;erlichen Mini&#x017F;ter &#x017F;ol                                 ver&#x017F;prochen worden<lb/><cb/>
&#x017F;eyn, la&#x0364;&#x017F;t                                 man die Pfaffen betreiben, was &#x017F;ie nur<lb/>
wollen, wie noch                                 unla&#x0364;ng&#x017F;t an Orten, da nie zuvor<lb/>
einige                                 Ro&#x0364;mi&#x017F;che Proceßiones ge&#x017F;ehen und                                 ge&#x017F;che-<lb/>
hen &#x017F;ind, dergleichen gehalten worden,                                 aller Pro-<lb/>
te&#x017F;tation ungeachtet. Zu Slugtern ha&#x0364;lt                                 man<lb/>
den reformirten Schul-Mei&#x017F;ter noch gefangen,<lb/>
aus                                 blo&#x017F;&#x017F;er Rach-Begierde, weil er der Er&#x017F;te                                 gewe-<lb/>
&#x017F;en, der die ihme entzogene Be&#x017F;oldung wieder                                 be-<lb/>
kommen, auf Be&#x017F;chuldigung einer Huren, die                                 2.<lb/>
Kinder au&#x017F;&#x017F;er der Ehe gehabt, welche                                 vorgiebt,<lb/>
daß er die heilige Jungfrau Maria                                 gela&#x0364;&#x017F;tert.<lb/>
Wie man ho&#x0364;ret, &#x017F;o                                 i&#x017F;t der Herr von Reck, Gevoll-<lb/>
ma&#x0364;chtigter vom                                 Evangeli&#x017F;chen Corpore, von<lb/>
Schwalbach zu Heydelberg                                 wieder ankommen,<lb/>
und hat &#x017F;ich an keine Drohungen gekehrt,                                 &#x017F;ondern<lb/>
wil &#x017F;eine aufgetragene Verrichtungen                                 wahrneh-<lb/>
men &#x017F;o lange biß es ihme verwehret wird,                                 welches<lb/>
die Zeit lehren muß.</p><lb/>
            </div>
          </div>
          <div type="jPoliticalNews">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Jtalia&#x0364;ni&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline><hi rendition="#fr">Rom/</hi> den 19. Julii.</dateline>
              <p> Neulich hat M&#x017F;r.                         Fer-<lb/>
rante aus dem Lombert im Nahmen Seiner Hei-<lb/>
ligkeit                         unter&#x017F;chiedlich gewirckt Silberwerck einge-<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;et,                         welches &#x017F;ie noch in ihrem Cardinal-Stande<lb/>
verpfa&#x0364;ndet; Es                         hat &#x017F;ich ohngefehr auf 1500.<lb/>
Scudi belauffen, welches an den                         Cardinal Conti,<lb/>
und den Hertzog von Poli, Bru&#x0364;der des                         Pab&#x017F;ts, und<lb/>
an de&#x017F;&#x017F;en Neffen ausgetheilet worden.                         Man<lb/>
&#x017F;agt, daß der Cardinal Alberoni die Heyraht                         zwi-<lb/>
&#x017F;chen dem Printzen von Parma und einer Nichte<lb/>
des                         Pab&#x017F;ts gantz gewiß zur Richtigkeit gebracht<lb/>
und &#x017F;ich damit                         treflich in des Pab&#x017F;ts Gun&#x017F;t ge&#x017F;etzet<lb/>
habe. Weil                         der Ko&#x0364;nig von Portugall das Mo-<lb/>
del vom Conclave mit allen dazu                         geho&#x0364;rigen Cel-<lb/>
len begehret hat, &#x017F;o wird daran                         &#x017F;tarck gearbeitet,<lb/>
damit es ehe&#x017F;tens fertig &#x017F;eyn                         mo&#x0364;ge. Der Ge-<lb/>
&#x017F;andte von Ferrara Herr Cri&#x017F;pi                         i&#x017F;t nach &#x017F;einem<lb/>
Vaterlande wieder abgegangen, w<supplied cert="high">eil</supplied> der                         Magi-<lb/>
&#x017F;trat nicht im Stande i&#x017F;t, die&#x017F;e                         Ge&#x017F;and&#x017F;chafft zu<lb/>
unterhalten, als worzu ja&#x0364;hrlich                         6000. Scudi er-<lb/>
fordert werden; Hingegen i&#x017F;t an &#x017F;eine                         Stelle der<lb/>
Advocat Montecuttino zu ihren Agenten alhier<lb/>
verordnet                         mit einen ja&#x0364;hrlichen Tractament von<lb/>
600. Scudi.</p><lb/>
            </div>
          </div>
          <div type="jPoliticalNews">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Allerhand Staats- u. Neben-</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline><hi rendition="#fr">Nieder-Elbe/</hi> den 17. Augu&#x017F;ti.</dateline>
              <p>Jm Holl-<lb/>
&#x017F;teini&#x017F;chen will man Nachricht haben, daß Seiner<lb/>
Ko&#x0364;nigl.                                 Hoheit dem Hertzog von Holl&#x017F;tein zu Pe-<lb/>
tersburg, alwo                                 Selbe in des General-Lieutnant<lb/>
Bru&#x017F;&#x017F;en                                 Palla&#x017F;t einlogiret &#x017F;ind, vom                                 Czaari&#x017F;chen<lb/>
Hofe ietzo &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e                                 Ehre wiederfu&#x0364;hre, und bey<lb/>
der                                 Ny&#x017F;ta&#x0364;di&#x017F;chen Friedens Handlung die                                 ku&#x0364;nftige<lb/>
Succes&#x017F;ion in dem Ko&#x0364;nigreich                                 Schweden fu&#x0364;r die-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0003] Von Pohlniſ. und Tuͤrckiſ. Affairen. Warſchau/ den 25. July. Die Univerſalia des Cron-Groß-Feld-Herrn ſind zum 2tenmal ab- gekuͤndiget, mitteilt welchen die Ritterſchafft be- ordert wird, den Marſch nach Kaminiec ungeſaͤumt fortzuſetzen, um alda auf dem Fall einer beſorgli- chen extremen Noht zur gehoͤrigen Gegenwehr fer- tig zu ſtehen. Die Canonici regulares des Czer- wieniſchen Cloſters haben juͤngſtens im Capitulo nach dem Fundament ihrer Rechte den hieſigen Praͤpoſitum zu Sanct Johann und Lithauiſchen Schreibern zum Abt erwaͤhlet, wozu hingegen von Jhro Koͤnigl. Majeſtaͤt der Kaminieckiſche Nominat, Hoſius, ernant worden iſt, ſo daß nun- mehro die Streitigkeit zwiſchen dieſen 2 Compe- tenten in Rom wird muͤſſen ausgemachet werden. Aus Moſcau verlautet, daß Jhro Czaariſche Ma- jeſt. die Heyraht zwiſchen des Fuͤrſtens Menzykofs Fraͤul. Tochter und dem Sohn des Staroſten Bo- bruyski ſelbſt habe geholffen zum Stande zu brin- gen, ſo daß gedachter Staroſten Sohn zur wuͤrck- lichen Vollziehung der Ehe nach Petersburg be- reits aufgebrochen iſt. Lemberg/ den 17. Auguſti. Unſere Pohlni- ſche Fahnen ziehen ſich auf des Cron Groß-Feld- Herrn Ordre an die Graͤntze, alwo der Woywode von Belsck ſich befindet, und auf der Tuͤrcken ſtar- cke Bewegung ein wachſames Auge hat; denn ob- wohl der Cron-Groß-Feld-Herr von der Pforte abermahls verſichert worden iſt, daß Selbe mit unſerer Republic friedlich leben wolle, mithin auch die Streiffereyen in Podolien wuͤrcklich ein- geſtellet bleiben, ſo hat man dennoch auch die Nach- richt, was geſtalt die Tuͤrcken im Lager bey Cho- cim campiren, und daß im Budziackiſchen die Tar- tarn 100000. Mann ſtarck marſchfertig ſtehen. Thoren/ den 28. Julii. Jhro Koͤnigl. Majeſt. haben an den Herrn Crohn-Unter-Marſchall ge- ſchrieben, daß er unſerer Stadt in Erbauung der Bruͤcke auf der Pohlniſchen Seite nicht weiter hinderlich ſeyn ſolle, ſintemahlen der Kauff- Handel darunter litte, haͤtte er aber einige For- derungen gegen die Stadt, ſo moͤchte er ſolche in gehoͤrigem Gerichte anhaͤngig machen, ſo werde man ihm alle Gerechtigkeit wiederfahren laſſen. Von Religions-Sachen. Aus der Pfaltz/ den 29. Julii. Es gehet ſint einiger Zeit hier in der Unter-Pfaltz ſo ſeltzam zu, daß man nicht errahten kan, was endlich daraus werden wil; An ſtatt die noch uͤbrigen Religions- Beſchwerden abzutuhn, wie noch neulich an den Kayſerlichen Miniſter ſol verſprochen worden ſeyn, laͤſt man die Pfaffen betreiben, was ſie nur wollen, wie noch unlaͤngſt an Orten, da nie zuvor einige Roͤmiſche Proceßiones geſehen und geſche- hen ſind, dergleichen gehalten worden, aller Pro- teſtation ungeachtet. Zu Slugtern haͤlt man den reformirten Schul-Meiſter noch gefangen, aus bloſſer Rach-Begierde, weil er der Erſte gewe- ſen, der die ihme entzogene Beſoldung wieder be- kommen, auf Beſchuldigung einer Huren, die 2. Kinder auſſer der Ehe gehabt, welche vorgiebt, daß er die heilige Jungfrau Maria gelaͤſtert. Wie man hoͤret, ſo iſt der Herr von Reck, Gevoll- maͤchtigter vom Evangeliſchen Corpore, von Schwalbach zu Heydelberg wieder ankommen, und hat ſich an keine Drohungen gekehrt, ſondern wil ſeine aufgetragene Verrichtungen wahrneh- men ſo lange biß es ihme verwehret wird, welches die Zeit lehren muß. Jtaliaͤniſche Affairen. Rom/ den 19. Julii. Neulich hat Mſr. Fer- rante aus dem Lombert im Nahmen Seiner Hei- ligkeit unterſchiedlich gewirckt Silberwerck einge- loͤſet, welches ſie noch in ihrem Cardinal-Stande verpfaͤndet; Es hat ſich ohngefehr auf 1500. Scudi belauffen, welches an den Cardinal Conti, und den Hertzog von Poli, Bruͤder des Pabſts, und an deſſen Neffen ausgetheilet worden. Man ſagt, daß der Cardinal Alberoni die Heyraht zwi- ſchen dem Printzen von Parma und einer Nichte des Pabſts gantz gewiß zur Richtigkeit gebracht und ſich damit treflich in des Pabſts Gunſt geſetzet habe. Weil der Koͤnig von Portugall das Mo- del vom Conclave mit allen dazu gehoͤrigen Cel- len begehret hat, ſo wird daran ſtarck gearbeitet, damit es eheſtens fertig ſeyn moͤge. Der Ge- ſandte von Ferrara Herr Criſpi iſt nach ſeinem Vaterlande wieder abgegangen, weil der Magi- ſtrat nicht im Stande iſt, dieſe Geſandſchafft zu unterhalten, als worzu jaͤhrlich 6000. Scudi er- fordert werden; Hingegen iſt an ſeine Stelle der Advocat Montecuttino zu ihren Agenten alhier verordnet mit einen jaͤhrlichen Tractament von 600. Scudi. Allerhand Staats- u. Neben- Affairen. Nieder-Elbe/ den 17. Auguſti.Jm Holl- ſteiniſchen will man Nachricht haben, daß Seiner Koͤnigl. Hoheit dem Hertzog von Hollſtein zu Pe- tersburg, alwo Selbe in des General-Lieutnant Bruſſen Pallaſt einlogiret ſind, vom Czaariſchen Hofe ietzo ſehr groſſe Ehre wiederfuͤhre, und bey der Nyſtaͤdiſchen Friedens Handlung die kuͤnftige Succesſion in dem Koͤnigreich Schweden fuͤr die-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Manuel Wille: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_300808_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_300808_1721/3
Zitationshilfe: Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 30, Hamburg, 8. August 1721, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_300808_1721/3>, abgerufen am 21.11.2024.