Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 34, Hamburg, 22. August 1721.[Spaltenumbruch]
neue Furcht bey den meisten Einwohnern regen, Dantzig/ den 9. Augusti. Aus Schweden wird Käyserliche Affairen. Wien/ den 9. Augusti. Der Pabst hat nun- Von Pohlnis. und Türckis. Affairen. Warschau/ den 8. Augusti. Der Wirthschafts Thoren/ den 14. Augusti. Heute 8. Tage ist [Spaltenumbruch]
neue Furcht bey den meiſten Einwohnern regen, Dantzig/ den 9. Auguſti. Aus Schweden wird Kaͤyſerliche Affairen. Wien/ den 9. Auguſti. Der Pabſt hat nun- Von Pohlniſ. und Tuͤrckiſ. Affairen. Warſchau/ den 8. Auguſti. Der Wirthſchafts Thoren/ den 14. Auguſti. Heute 8. Tage iſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/> neue Furcht bey den meiſten Einwohnern regen,<lb/> als ob wir wohl durch einen abermahligen Rußi-<lb/> ſchen Einfall duͤrfften heimgeſuchet werden; Zu-<lb/> mahl, wo ſich etwan wegen der vielen und harten<lb/> Czaariſchen Forderungen der Frieden noch ſtem-<lb/> men ſolte; fuͤrnemlich ſollen die Ruſſen Lapſtrand<lb/> zu behalten ſuchen, woran doch der gantze Theer-<lb/> Handel hanget ꝛc. Man ſagt aber, daß nunmeh-<lb/> ro ein Courier von Stockholm mit der endlichen<lb/> Antwort nach Nyſtaͤdt abgegangen, und man hof-<lb/> fe, daß bey deſſen Ankunfft der Friede zu einem bal-<lb/> digen Schluß gedeyen werde, wie dieſe Zeiten jetzo<lb/> erfordern wollen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline><hi rendition="#fr">Dantzig/</hi> den 9. Auguſti.</dateline> <p>Aus Schweden wird<lb/> verſichert, daß die Friedens-Praͤliminaria mit<lb/> Moſcau in Nyſtaͤdt unterſchrieben, und ſol ſich die<lb/> voͤllige Schlieſſung des Friedens daran ſtoſſen,<lb/> daß der Czaar begehret, Schweden ſol von der mit<lb/> Engelland geſchloſſenen Alliantze abſtehen, und<lb/> ſich hingegen mit dem Czaar in Verbuͤndniſſe ein-<lb/> laſſen, und den Hertzogen von Hollſtein bey ſeine<lb/> Rechten erhalten. Nach Curland ſol eine Moſ-<lb/> cowitiſche Macht im Anzuge ſeyn, zu was Ende<lb/> iſt unbekandt.</p> </div> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Kaͤyſerliche</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle"> <dateline><hi rendition="#fr">Wien/</hi> den 9. Auguſti.</dateline> <p>Der Pabſt hat nun-<lb/> mehro Diſpenſation wegen des verwitweten Gra-<lb/> fen Breuners, und der Fraͤulein von Auersberg,<lb/> als naͤchſten Bluts-Verwandten, daß ſie einan-<lb/> der heyrahten koͤnnen, ertheilet, und wird den 11.<lb/> dieſes die Copulation deßwegen vollzogen wer-<lb/> den. Die Frau Hof-Cantzlerin Graͤfin von Sin-<lb/> tzendorff befindet ſich wiederum von ihrer Mala-<lb/> die befreyet. Die Bagage des neu erwarteten<lb/> Paͤbſtlichen Nuntii alhier, koͤmmt nach und nach<lb/> an, und ſol derſelbe auf expreſſen Befehl des<lb/> Pabſts viel praͤchtiger und koſtbarer als die vori-<lb/> gen ſich auffuͤhren. Der Graf von Stahrenberg<lb/> als Geſandter beym Koͤnig in Groß-Brittannien<lb/> ſtehet in Bereitſchafft von hier nacher Londen zu<lb/> gehen. Augenblicklich koͤmmt eine Staffette von<lb/> der Graͤfin von Stahrenberg, die im Carls-Bad<lb/> vom Schlage geruͤhret worden, und hieher hat<lb/> ſollen geholet werden, daß dieſelbe, nachdem ſie<lb/> vom Schlage zum andernmahl uͤberfallen wor-<lb/> den, zu Neuhauß in Boͤhmen verſchieden ſey. Es<lb/> ſcheinet, als wenn die Hollaͤnder in weitere Strei-<lb/> tigkeit mit dem Kayſerlichen Hof wegen der Schif-<lb/> fahrt gerahten werden. Am Mittewochen hat<lb/> der Neapolitaniſ. Fuͤrſt Dinelle di Pilmonte, als<lb/> Grand von Spanien und Kayſerl. Majeſt. wuͤrck-<lb/> licher geheimer Raht, den gewoͤhnlichen Eyd ab-<lb/><cb/> geleget, und von dieſer Stelle Beſitz genommen.<lb/> Man verſichert, daß von denen Paſſauiſchen Ein-<lb/> kuͤnfften, ſo jaͤhrlich aus hieſigen Landen 5000. fl.<lb/> betragen ſollen, das meiſte dem hieſigen Ertz-Biß-<lb/> tuhm ſol einverleibet, dem Bißtuhm Paſſau aber<lb/> ein ander Bezirck jenſeit der Donau angewieſen<lb/> werden. Der neue Vice-Koͤnig zu Neapel, Fuͤrſt<lb/> du Borgheſe, fuͤhret ſich bey dieſem ſeinem hohen<lb/> Poſto gar wohl und klug auf, und gibt ſeiner Hof-<lb/> ſtatt doppelte Beſoldung; doch mit dem Verboht,<lb/> keinen Heller von einem Neapolitaner, er ſey reich<lb/> oder arm, Geiſt- oder Weltlich anzunehmen, und<lb/> dieſes bey Verluſt ſeines Dienſtes nicht allein, ſon-<lb/> dern gar bey Straffe des Haͤngens. Man wil<lb/> auch, daß er ſich erbohten, verſchiedene kleine Auf-<lb/> lagen, ſo dem gemeinem Mann hart ankommen,<lb/> abzuſtellen, und ſelbige fuͤr den armen Mann,<lb/> wann Kayſerliche Majeſtaͤt es beliebten, aus eige-<lb/> nen Mitteln der Cammer zu bezahlen.</p> </div> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von Pohlniſ. und Tuͤrckiſ.</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle"> <dateline><hi rendition="#fr">Warſchau/</hi> den 8. Auguſti.</dateline> <p>Der Wirthſchafts<lb/> Land-Tag, welcher heute vor 8. Tagen eroͤffnet<lb/> wurde, iſt in ſo weit beſtanden, daß man nur den<lb/> Punct der Zapffen und Schillings-Gelder ausge-<lb/> machet hat, da denn die Adminiſtratores aus die-<lb/> ſem Grunde zuꝛ Entrichtung des Kopff-Geldes vor<lb/> hieſiges Regiment 46000. Tympffẽ bereits gezah-<lb/> let, und ſich anheiſchig gemacht, den Reſt aus den<lb/> Revenuen kuͤnfftig zu zahlen. Aus der Wallachey<lb/> hat man, daß daſelbſt ein Einladungs-Schreiben<lb/> vom Vezier an den Hospodar eingelauffen ſey mit-<lb/> telſt welchen dieſer Lehns-Fuͤrſt zu derjenigen So-<lb/> lennitaͤt eingeladen wird, da man in Conſtantino-<lb/> pel die Kaͤyſerlichen Printzen, nemlich den Sultan<lb/> Mechmet, Sultan Soliman, Sultan Muſtapha,<lb/> und Sultan Bajazet nach Tuͤrckiſ. Gewohnheit oͤf-<lb/> fentlich beſchneiden laſſen will.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline><hi rendition="#fr">Thoren/</hi> den 14. Auguſti.</dateline> <p>Heute 8. Tage iſt<lb/> eine Compagnie von der Elbingiſchen Guarniſon<lb/> hiedurch pasſiret nach Kaminiec. Vergangenen<lb/> Freytag ſind einige von der Hoff Statt des Kay-<lb/> ſerl. Geſandtens, Grafens von Kinsky, der nach<lb/> Moscau gehet, alhier angelanget, ſo jenſeits der<lb/> Weichſel ſtehen, und iſt dabey ein Leib-Medicus,<lb/> Becher genant, ein Prieſter <hi rendition="#aq">Soc. J.</hi> ein Hoff-Mei-<lb/> ſter, Stall-Meiſter, 2. Secretarien, einige Mu-<lb/> ſicanten, 2. Heyducken, und 8. Laqueyen; ſie fuͤhren<lb/> mit ſich eine koſtbare Chaiſe, 2. Zuͤge Pferde Rap-<lb/> pen, die loß gehen, und 3. Reit-Pferde, alles Nea-<lb/> politaniſche; die Chaiſe iſt in Wachs-Linnen einge-<lb/> nehet, daß man nichts von ihr ſehen kan, auch<lb/> ſeynd dabey 8. Geſchirr reich von Silber und ſtarck<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
neue Furcht bey den meiſten Einwohnern regen,
als ob wir wohl durch einen abermahligen Rußi-
ſchen Einfall duͤrfften heimgeſuchet werden; Zu-
mahl, wo ſich etwan wegen der vielen und harten
Czaariſchen Forderungen der Frieden noch ſtem-
men ſolte; fuͤrnemlich ſollen die Ruſſen Lapſtrand
zu behalten ſuchen, woran doch der gantze Theer-
Handel hanget ꝛc. Man ſagt aber, daß nunmeh-
ro ein Courier von Stockholm mit der endlichen
Antwort nach Nyſtaͤdt abgegangen, und man hof-
fe, daß bey deſſen Ankunfft der Friede zu einem bal-
digen Schluß gedeyen werde, wie dieſe Zeiten jetzo
erfordern wollen.
Dantzig/ den 9. Auguſti. Aus Schweden wird
verſichert, daß die Friedens-Praͤliminaria mit
Moſcau in Nyſtaͤdt unterſchrieben, und ſol ſich die
voͤllige Schlieſſung des Friedens daran ſtoſſen,
daß der Czaar begehret, Schweden ſol von der mit
Engelland geſchloſſenen Alliantze abſtehen, und
ſich hingegen mit dem Czaar in Verbuͤndniſſe ein-
laſſen, und den Hertzogen von Hollſtein bey ſeine
Rechten erhalten. Nach Curland ſol eine Moſ-
cowitiſche Macht im Anzuge ſeyn, zu was Ende
iſt unbekandt.
Kaͤyſerliche Affairen.
Wien/ den 9. Auguſti. Der Pabſt hat nun-
mehro Diſpenſation wegen des verwitweten Gra-
fen Breuners, und der Fraͤulein von Auersberg,
als naͤchſten Bluts-Verwandten, daß ſie einan-
der heyrahten koͤnnen, ertheilet, und wird den 11.
dieſes die Copulation deßwegen vollzogen wer-
den. Die Frau Hof-Cantzlerin Graͤfin von Sin-
tzendorff befindet ſich wiederum von ihrer Mala-
die befreyet. Die Bagage des neu erwarteten
Paͤbſtlichen Nuntii alhier, koͤmmt nach und nach
an, und ſol derſelbe auf expreſſen Befehl des
Pabſts viel praͤchtiger und koſtbarer als die vori-
gen ſich auffuͤhren. Der Graf von Stahrenberg
als Geſandter beym Koͤnig in Groß-Brittannien
ſtehet in Bereitſchafft von hier nacher Londen zu
gehen. Augenblicklich koͤmmt eine Staffette von
der Graͤfin von Stahrenberg, die im Carls-Bad
vom Schlage geruͤhret worden, und hieher hat
ſollen geholet werden, daß dieſelbe, nachdem ſie
vom Schlage zum andernmahl uͤberfallen wor-
den, zu Neuhauß in Boͤhmen verſchieden ſey. Es
ſcheinet, als wenn die Hollaͤnder in weitere Strei-
tigkeit mit dem Kayſerlichen Hof wegen der Schif-
fahrt gerahten werden. Am Mittewochen hat
der Neapolitaniſ. Fuͤrſt Dinelle di Pilmonte, als
Grand von Spanien und Kayſerl. Majeſt. wuͤrck-
licher geheimer Raht, den gewoͤhnlichen Eyd ab-
geleget, und von dieſer Stelle Beſitz genommen.
Man verſichert, daß von denen Paſſauiſchen Ein-
kuͤnfften, ſo jaͤhrlich aus hieſigen Landen 5000. fl.
betragen ſollen, das meiſte dem hieſigen Ertz-Biß-
tuhm ſol einverleibet, dem Bißtuhm Paſſau aber
ein ander Bezirck jenſeit der Donau angewieſen
werden. Der neue Vice-Koͤnig zu Neapel, Fuͤrſt
du Borgheſe, fuͤhret ſich bey dieſem ſeinem hohen
Poſto gar wohl und klug auf, und gibt ſeiner Hof-
ſtatt doppelte Beſoldung; doch mit dem Verboht,
keinen Heller von einem Neapolitaner, er ſey reich
oder arm, Geiſt- oder Weltlich anzunehmen, und
dieſes bey Verluſt ſeines Dienſtes nicht allein, ſon-
dern gar bey Straffe des Haͤngens. Man wil
auch, daß er ſich erbohten, verſchiedene kleine Auf-
lagen, ſo dem gemeinem Mann hart ankommen,
abzuſtellen, und ſelbige fuͤr den armen Mann,
wann Kayſerliche Majeſtaͤt es beliebten, aus eige-
nen Mitteln der Cammer zu bezahlen.
Von Pohlniſ. und Tuͤrckiſ. Affairen.
Warſchau/ den 8. Auguſti. Der Wirthſchafts
Land-Tag, welcher heute vor 8. Tagen eroͤffnet
wurde, iſt in ſo weit beſtanden, daß man nur den
Punct der Zapffen und Schillings-Gelder ausge-
machet hat, da denn die Adminiſtratores aus die-
ſem Grunde zuꝛ Entrichtung des Kopff-Geldes vor
hieſiges Regiment 46000. Tympffẽ bereits gezah-
let, und ſich anheiſchig gemacht, den Reſt aus den
Revenuen kuͤnfftig zu zahlen. Aus der Wallachey
hat man, daß daſelbſt ein Einladungs-Schreiben
vom Vezier an den Hospodar eingelauffen ſey mit-
telſt welchen dieſer Lehns-Fuͤrſt zu derjenigen So-
lennitaͤt eingeladen wird, da man in Conſtantino-
pel die Kaͤyſerlichen Printzen, nemlich den Sultan
Mechmet, Sultan Soliman, Sultan Muſtapha,
und Sultan Bajazet nach Tuͤrckiſ. Gewohnheit oͤf-
fentlich beſchneiden laſſen will.
Thoren/ den 14. Auguſti. Heute 8. Tage iſt
eine Compagnie von der Elbingiſchen Guarniſon
hiedurch pasſiret nach Kaminiec. Vergangenen
Freytag ſind einige von der Hoff Statt des Kay-
ſerl. Geſandtens, Grafens von Kinsky, der nach
Moscau gehet, alhier angelanget, ſo jenſeits der
Weichſel ſtehen, und iſt dabey ein Leib-Medicus,
Becher genant, ein Prieſter Soc. J. ein Hoff-Mei-
ſter, Stall-Meiſter, 2. Secretarien, einige Mu-
ſicanten, 2. Heyducken, und 8. Laqueyen; ſie fuͤhren
mit ſich eine koſtbare Chaiſe, 2. Zuͤge Pferde Rap-
pen, die loß gehen, und 3. Reit-Pferde, alles Nea-
politaniſche; die Chaiſe iſt in Wachs-Linnen einge-
nehet, daß man nichts von ihr ſehen kan, auch
ſeynd dabey 8. Geſchirr reich von Silber und ſtarck
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