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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 64, Hamburg, 21. April 1790.

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Mit allergnädigster Kayserlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgischen unpartheyischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1790.    (Am Mittewochen, den 21 April.)
Num. 64.



[Beginn Spaltensatz]

Am Mittewochen war Lever bey Hofe, und der
Landgraf von Hessen, nebst seiner Gemahlinn wurden
Jhren Majestäten und der Königl. Familie präsentirt;
es ist aber nicht, wie unsere Englischen Zeitungen vor-
geben, der Landgraf von Hessen-Cassel, sondern der
Landgraf von Hessen-Rheinfels-Rothenburg. Der Kö-
nig und die Königinn giengen an eben gedachtem Tage
nach Windsor zurück, und es ist gestern keine große
Cour zu St. James gewesen; vielmehr war der Land-
graf, nebst seiner Gemahlinn, nach Windsor zur
Königl. Tafel eingeladen, an welcher der Herzog von
Gloucefter auch gegenwärtig war.

Der Graf von Rewizky, der vor einigen Monaten
als Kayserl. Gesandter nach Neapolis von hier abge-
hen sollte, bleibt nun vermuthlich hier. Am Mitte-
wochen überreichte er seinen neues Beglaubigungs-
schreiben von seinem neuen Souverain zu St. James,
und machte zugleich das Absterben des Römischen Kay-
sers in Form unserm Hofe bekannt.

Von Portsmouth wird gemeldet, daß die beyden
Schwedischen Ostindienfahrer, die daselbst seit ver-
wichenem Julii aus Furcht vor Rußischen Kapern ge-
legen, endlich nach Schweden abgehen werden. Zwo
Fregatten von 44 Kanonen und 2 Cutter werden sie
dahin convoviren. Es heißt auch, daß der Schwedische
Hof um eine Anzahl guter Matrosen und See Officiers
bey uns habe anhalten lassen. Ob unser Ministerium,
welches sich in dieser Absicht gegen Rußland keineswe-
ges nachgiebig bewiesen hat, dieses Ansuchen von
Seiten Schwedens genehmigen und unterstützen werde,
muß die Zeit lehren.

Lord Chatham, der Bruder unsers Herrn Pitt, hat
als erster Lord der Admiralität Befehl ergehen lassen,
daß die Anzahl aller See Officiers, vom Lieutenant an
bis weiter hinunter, auf allen Königl. Schiffen unter
[Spaltenumbruch] dem fünsten Range, die wirklich bemannet sind und
sich in Diensten befinden, verdoppelt werden sollen.
Unsere Politiker sind der Meynung, daß die es von
Seiten unserer Minister eine Besorgniß anzeige, daß
wir bald möchten in Krieg verwickelt werden.

Man sagt, daß der General Meadows zum Nachfol-
ger des Lords Cornwallis, als General Gouverneur von
Ostindien, ernannt worden sey. Herr Seaton hat die
Gouverneursstelle von Bombay erhalten.

Die so eben geschehene Aufhebung der Französischen
Ostindischen Compagnie durch die Nationalversamm-
lung hat bey unsern hiesigen Coffeehaus-Politikern
zu ernsthaften Speculationen Veranlassung gegeben;
allein, die Folgen einer solchen Aufhebung können un-
möglich von der Wichtigkeit seyn, als die seyn müß-
ten, wenn unsere hiesige Ostindische Compagnie sollte
aufgehoben werden. Jene, die Französische, ist eine
bloße Handlungs-Compagnie, und die unsrige besitzt
die Souverainität über die weitläustigsten Länder und
Millionen Menschen, neben ihrem Handlungs Monopol.

Das Kriegsschiff Charlotte, von 110 Kanonen, wird
am künftigen Donnerstage zu Chatham vom Stapel
laufen. Der Herzog von Clarence, so wie der Prinz
von Wallis und der Herzog von York, werden dabey
gegenwärtig seyn. Der neuerbauete Royal George,
ebenfalls von 110 Kanonen, ist völlig segelfertig, und
wird mit dem ersten guten Winde von Chatham nach
Plymouth abgehen.

Wie man hört, wird der König diesen Sommer auf
eine Zeitlang nach Yorkshire gehen, und besonders Har-
rowgate besuchen. Zu den großen Musiken in der
Westminster-Abtey werden schon Anstalten gemacht.

Der Prinz Edward soll, wie es heißt, zu einem
Herzoge von Middlesex creirt werden.

Wie sehr unsere Getraide-Ausfuhr seit einigen
Jahren abgenommen, läßt sich aus dem folgenden Be-

Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1790.    (Am Mittewochen, den 21 April.)
Num. 64.



[Beginn Spaltensatz]

Am Mittewochen war Lever bey Hofe, und der
Landgraf von Heſſen, nebſt ſeiner Gemahlinn wurden
Jhren Majeſtaͤten und der Koͤnigl. Familie praͤſentirt;
es iſt aber nicht, wie unſere Engliſchen Zeitungen vor-
geben, der Landgraf von Heſſen-Caſſel, ſondern der
Landgraf von Heſſen-Rheinfels-Rothenburg. Der Koͤ-
nig und die Koͤniginn giengen an eben gedachtem Tage
nach Windſor zuruͤck, und es iſt geſtern keine große
Cour zu St. James geweſen; vielmehr war der Land-
graf, nebſt ſeiner Gemahlinn, nach Windſor zur
Koͤnigl. Tafel eingeladen, an welcher der Herzog von
Gloucefter auch gegenwaͤrtig war.

Der Graf von Rewizky, der vor einigen Monaten
als Kayſerl. Geſandter nach Neapolis von hier abge-
hen ſollte, bleibt nun vermuthlich hier. Am Mitte-
wochen uͤberreichte er ſeinen neues Beglaubigungs-
ſchreiben von ſeinem neuen Souverain zu St. James,
und machte zugleich das Abſterben des Roͤmiſchen Kay-
ſers in Form unſerm Hofe bekannt.

Von Portsmouth wird gemeldet, daß die beyden
Schwediſchen Oſtindienfahrer, die daſelbſt ſeit ver-
wichenem Julii aus Furcht vor Rußiſchen Kapern ge-
legen, endlich nach Schweden abgehen werden. Zwo
Fregatten von 44 Kanonen und 2 Cutter werden ſie
dahin convoviren. Es heißt auch, daß der Schwediſche
Hof um eine Anzahl guter Matroſen und See Officiers
bey uns habe anhalten laſſen. Ob unſer Miniſterium,
welches ſich in dieſer Abſicht gegen Rußland keineswe-
ges nachgiebig bewieſen hat, dieſes Anſuchen von
Seiten Schwedens genehmigen und unterſtuͤtzen werde,
muß die Zeit lehren.

Lord Chatham, der Bruder unſers Herrn Pitt, hat
als erſter Lord der Admiralitaͤt Befehl ergehen laſſen,
daß die Anzahl aller See Officiers, vom Lieutenant an
bis weiter hinunter, auf allen Koͤnigl. Schiffen unter
[Spaltenumbruch] dem fuͤnſten Range, die wirklich bemannet ſind und
ſich in Dienſten befinden, verdoppelt werden ſollen.
Unſere Politiker ſind der Meynung, daß die es von
Seiten unſerer Miniſter eine Beſorgniß anzeige, daß
wir bald moͤchten in Krieg verwickelt werden.

Man ſagt, daß der General Meadows zum Nachfol-
ger des Lords Cornwallis, als General Gouverneur von
Oſtindien, ernannt worden ſey. Herr Seaton hat die
Gouverneursſtelle von Bombay erhalten.

Die ſo eben geſchehene Aufhebung der Franzoͤſiſchen
Oſtindiſchen Compagnie durch die Nationalverſamm-
lung hat bey unſern hieſigen Coffeehaus-Politikern
zu ernſthaften Speculationen Veranlaſſung gegeben;
allein, die Folgen einer ſolchen Aufhebung koͤnnen un-
moͤglich von der Wichtigkeit ſeyn, als die ſeyn muͤß-
ten, wenn unſere hieſige Oſtindiſche Compagnie ſollte
aufgehoben werden. Jene, die Franzoͤſiſche, iſt eine
bloße Handlungs-Compagnie, und die unſrige beſitzt
die Souverainitaͤt uͤber die weitlaͤuſtigſten Laͤnder und
Millionen Menſchen, neben ihrem Handlungs Monopol.

Das Kriegsſchiff Charlotte, von 110 Kanonen, wird
am kuͤnftigen Donnerſtage zu Chatham vom Stapel
laufen. Der Herzog von Clarence, ſo wie der Prinz
von Wallis und der Herzog von York, werden dabey
gegenwaͤrtig ſeyn. Der neuerbauete Royal George,
ebenfalls von 110 Kanonen, iſt voͤllig ſegelfertig, und
wird mit dem erſten guten Winde von Chatham nach
Plymouth abgehen.

Wie man hoͤrt, wird der Koͤnig dieſen Sommer auf
eine Zeitlang nach Yorkſhire gehen, und beſonders Har-
rowgate beſuchen. Zu den großen Muſiken in der
Weſtminſter-Abtey werden ſchon Anſtalten gemacht.

Der Prinz Edward ſoll, wie es heißt, zu einem
Herzoge von Middleſex creirt werden.

Wie ſehr unſere Getraide-Ausfuhr ſeit einigen
Jahren abgenommen, laͤßt ſich aus dem folgenden Be-

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[[1]/0001] Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit. Staats- und [Abbildung] Gelehrte Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1790. (Am Mittewochen, den 21 April.) Num. 64. Schreiben aus London, vom 9 April. Am Mittewochen war Lever bey Hofe, und der Landgraf von Heſſen, nebſt ſeiner Gemahlinn wurden Jhren Majeſtaͤten und der Koͤnigl. Familie praͤſentirt; es iſt aber nicht, wie unſere Engliſchen Zeitungen vor- geben, der Landgraf von Heſſen-Caſſel, ſondern der Landgraf von Heſſen-Rheinfels-Rothenburg. Der Koͤ- nig und die Koͤniginn giengen an eben gedachtem Tage nach Windſor zuruͤck, und es iſt geſtern keine große Cour zu St. James geweſen; vielmehr war der Land- graf, nebſt ſeiner Gemahlinn, nach Windſor zur Koͤnigl. Tafel eingeladen, an welcher der Herzog von Gloucefter auch gegenwaͤrtig war. Der Graf von Rewizky, der vor einigen Monaten als Kayſerl. Geſandter nach Neapolis von hier abge- hen ſollte, bleibt nun vermuthlich hier. Am Mitte- wochen uͤberreichte er ſeinen neues Beglaubigungs- ſchreiben von ſeinem neuen Souverain zu St. James, und machte zugleich das Abſterben des Roͤmiſchen Kay- ſers in Form unſerm Hofe bekannt. Von Portsmouth wird gemeldet, daß die beyden Schwediſchen Oſtindienfahrer, die daſelbſt ſeit ver- wichenem Julii aus Furcht vor Rußiſchen Kapern ge- legen, endlich nach Schweden abgehen werden. Zwo Fregatten von 44 Kanonen und 2 Cutter werden ſie dahin convoviren. Es heißt auch, daß der Schwediſche Hof um eine Anzahl guter Matroſen und See Officiers bey uns habe anhalten laſſen. Ob unſer Miniſterium, welches ſich in dieſer Abſicht gegen Rußland keineswe- ges nachgiebig bewieſen hat, dieſes Anſuchen von Seiten Schwedens genehmigen und unterſtuͤtzen werde, muß die Zeit lehren. Lord Chatham, der Bruder unſers Herrn Pitt, hat als erſter Lord der Admiralitaͤt Befehl ergehen laſſen, daß die Anzahl aller See Officiers, vom Lieutenant an bis weiter hinunter, auf allen Koͤnigl. Schiffen unter dem fuͤnſten Range, die wirklich bemannet ſind und ſich in Dienſten befinden, verdoppelt werden ſollen. Unſere Politiker ſind der Meynung, daß die es von Seiten unſerer Miniſter eine Beſorgniß anzeige, daß wir bald moͤchten in Krieg verwickelt werden. Man ſagt, daß der General Meadows zum Nachfol- ger des Lords Cornwallis, als General Gouverneur von Oſtindien, ernannt worden ſey. Herr Seaton hat die Gouverneursſtelle von Bombay erhalten. Die ſo eben geſchehene Aufhebung der Franzoͤſiſchen Oſtindiſchen Compagnie durch die Nationalverſamm- lung hat bey unſern hieſigen Coffeehaus-Politikern zu ernſthaften Speculationen Veranlaſſung gegeben; allein, die Folgen einer ſolchen Aufhebung koͤnnen un- moͤglich von der Wichtigkeit ſeyn, als die ſeyn muͤß- ten, wenn unſere hieſige Oſtindiſche Compagnie ſollte aufgehoben werden. Jene, die Franzoͤſiſche, iſt eine bloße Handlungs-Compagnie, und die unſrige beſitzt die Souverainitaͤt uͤber die weitlaͤuſtigſten Laͤnder und Millionen Menſchen, neben ihrem Handlungs Monopol. Das Kriegsſchiff Charlotte, von 110 Kanonen, wird am kuͤnftigen Donnerſtage zu Chatham vom Stapel laufen. Der Herzog von Clarence, ſo wie der Prinz von Wallis und der Herzog von York, werden dabey gegenwaͤrtig ſeyn. Der neuerbauete Royal George, ebenfalls von 110 Kanonen, iſt voͤllig ſegelfertig, und wird mit dem erſten guten Winde von Chatham nach Plymouth abgehen. Wie man hoͤrt, wird der Koͤnig dieſen Sommer auf eine Zeitlang nach Yorkſhire gehen, und beſonders Har- rowgate beſuchen. Zu den großen Muſiken in der Weſtminſter-Abtey werden ſchon Anſtalten gemacht. Der Prinz Edward ſoll, wie es heißt, zu einem Herzoge von Middleſex creirt werden. Wie ſehr unſere Getraide-Ausfuhr ſeit einigen Jahren abgenommen, laͤßt ſich aus dem folgenden Be-

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 64, Hamburg, 21. April 1790, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_642104_1790/1>, abgerufen am 21.11.2024.