Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 66, Hamburg, 24. April 1790.Mit allergnädigster
Kayserlichen Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgischen unpartheyischen CORRESPONDENTEN. Anno 1790. (Am Sonnabend, den 24 April.) Num.
66.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 16
April.
Da in den Provinzen die Jmposten nicht
gehörig Der Bischof von Yyern, welcher einen Theil
seines Der junge Herzog von Chartres ist zum Comman- Herr Necker setzt seinen kleinen Krieg mit den
Finanz- Die Wendung, welche die Brabantschen Angelegen- Der Vicomte von Mirabeau ist nun auch vom Chate- Herr von Bonnay hat am 12ten dieses die
Präsi- Jn der Sitzung der Nationalversammlung vom 12ten Mit allergnaͤdigſter
Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1790. (Am Sonnabend, den 24 April.) Num.
66.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 16
April.
Da in den Provinzen die Jmpoſten nicht
gehoͤrig Der Biſchof von Yyern, welcher einen Theil
ſeines Der junge Herzog von Chartres iſt zum Comman- Herr Necker ſetzt ſeinen kleinen Krieg mit den
Finanz- Die Wendung, welche die Brabantſchen Angelegen- Der Vicomte von Mirabeau iſt nun auch vom Chate- Herr von Bonnay hat am 12ten dieſes die
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Die-<lb/> ſer Tage arretirte die Nationalgarde einen Wagen mit<lb/> 17 Tonnen Geld, welches zur Bezahlung der Garni-<lb/> ſonen von Lille (Ryſſel) Metz und Straßburg beſtimmt<lb/> war, der aber nach eingegangener Nachricht wieder<lb/> freygegeben ward. Aber, um das Volk immer mehr<lb/> gegen den Herrn Necker aufzubringen, verbreitete man<lb/> das Geruͤcht, daß dieſer Miniſter deshalb ſo viel baar<lb/> Geld aus Paris wegſchicke, um den Mangel deſſelben<lb/> immer groͤßer zu machen, und auf dieſe Art die Stadt<lb/> aufs aͤußerſte zu bringen. Die Lage dieſes verdienſtvollen<lb/> Mannes iſt jetzt ſo beſchaffen, daß er ſich ſtatt eines<lb/> Mannes, der von der Nationalgarde vor ſeiner Thuͤre<lb/> Schildwache ſtand, ein Detaſchement von 12 National-<lb/> garden ausbitten muͤſſen, um gegen allen Ueberfall<lb/> ſicher zu ſeyn.</p><lb/> <p>Der Biſchof von Yyern, welcher einen Theil ſeines<lb/> Kirchſprengels in Frankreich hat, unter andern auch<lb/> Duͤnkirchen, hat ein Mandement herausgegeben, in<lb/> welchem er alle Moͤnche und Nonnen fuͤr Abtruͤnnige<lb/> erklaͤrt, welche zufolge des Decrets der Nationalver-<lb/> ſammlung ihre Kloͤſter verlaſſen werden. Der Magi-<lb/> ſtrat von Duͤnkirchen hat dieſes Mandement bey der<lb/> Nationalverſammlung denoncirt.</p><lb/> <p>Der junge Herzog von Chartres iſt zum Comman-<lb/> danten der Nationalgarde eines der hieſigen Diſtricte<lb/> erwaͤhlt worden.</p><lb/> <p>Herr Necker ſetzt ſeinen kleinen Krieg mit den Finanz-<lb/> und Penſionen-Ausſchuͤſſen fort.</p><lb/> <p>Die Wendung, welche die Brabantſchen Angelegen-<lb/> heiten nehmen, und die vermeyntliche Verſchwoͤrung<lb/> des Grafen von Maillebois haben diejenigen, welche es<lb/> mit der Brabantſchen Parthey zu Gunſten Oeſterreichs<lb/><cb/> halten, in einige Verlegenheit geſetzt. Der Graf de la<lb/> Mark ſoll ein Freund dieſer Parthey ſeyn, und er hat<lb/> von 4 zu 4 Stunden ſeine Couriers zu Fuß, die ſeine<lb/> Neuigkeiten einem der vornehmſten Glieder der Na-<lb/> tionalverſammlung uͤberbringen.</p><lb/> <p>Der Vicomte von Mirabeau iſt nun auch vom Chate-<lb/> let vernommen worden, und hat ein gerichtliches Zeug-<lb/> niß in Beziehung auf die Scene vom 5ten und 6ten<lb/> October v. J. abgelegt. Die Jnſtruction davon dauerte<lb/> vom Morgen bis auf den Abend.</p><lb/> <p>Herr von Bonnay hat am 12ten dieſes die Praͤſi-<lb/> dentenſtelle in der Nationalverſammlung angetreten.</p><lb/> <p>Jn der Sitzung der Nationalverſammlung vom 12ten<lb/> ward die wichtige Unterſuchung uͤber die Verwaltung<lb/> der geiſtlichen Guͤter wieder angehoben. Von allen,<lb/> die daruͤber Rede hielten, hat der Erzbiſchof von Aix<lb/> die Aufmerkſamkeit der Verſammlung beſonders auf<lb/> ſich gezogen. Er gab ſich Muͤhe, zu beweiſen, daß die<lb/> Religion und der Gluͤcksſtand des Koͤnigreichs Gefahr<lb/> laufen koͤnne, wenn man das vorhin der Kirche gewid-<lb/> mete Eigenthum gaͤnzlich an ſich reißen wolle. Seine<lb/> Meynung war, die Nationalverſammlung ſolle ein An-<lb/> lehn von 400 Millionen, das auf die Guͤter der Geiſt-<lb/> lichkeit zu verpfaͤnden ſey, decretiren; dies Anlehn<lb/> wuͤrde mit der Summe, die aus dem Verkaufe eines<lb/> Theils der Domainenguͤter entſtuͤnde, der Nation eine<lb/> Hauptſumme von ungefaͤhr 350 Millionen verſchaffen;<lb/> auf die vom Zehend-Ausſchuſſe vorgeſchlagenen Punkte<lb/> koͤnne keine Berathſchlagung Statt finden; ſollten<lb/> ſolche jedoch angenommen werden, ſo proteſtire er im<lb/> Voraus gegen die Unbefugniß der Nationalverſamm-<lb/> lung, und verlange mit ſeinen Mitbruͤdern, daß ein<lb/> National-Ausſchuß zuſammenberufen werde, der die<lb/> gaͤnzliche Wegreißung der geiſtlichen Guͤter einzig gut<lb/> heißen koͤnne. 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Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.
Anno 1790. (Am Sonnabend, den 24 April.) Num. 66.
Schreiben aus Paris, vom 16 April.
Da in den Provinzen die Jmpoſten nicht gehoͤrig
eingehoben werden koͤnnen, ſo muß man von Paris
Geld zur Bezahlung der Truppen dahin ſchicken. Die-
ſer Tage arretirte die Nationalgarde einen Wagen mit
17 Tonnen Geld, welches zur Bezahlung der Garni-
ſonen von Lille (Ryſſel) Metz und Straßburg beſtimmt
war, der aber nach eingegangener Nachricht wieder
freygegeben ward. Aber, um das Volk immer mehr
gegen den Herrn Necker aufzubringen, verbreitete man
das Geruͤcht, daß dieſer Miniſter deshalb ſo viel baar
Geld aus Paris wegſchicke, um den Mangel deſſelben
immer groͤßer zu machen, und auf dieſe Art die Stadt
aufs aͤußerſte zu bringen. Die Lage dieſes verdienſtvollen
Mannes iſt jetzt ſo beſchaffen, daß er ſich ſtatt eines
Mannes, der von der Nationalgarde vor ſeiner Thuͤre
Schildwache ſtand, ein Detaſchement von 12 National-
garden ausbitten muͤſſen, um gegen allen Ueberfall
ſicher zu ſeyn.
Der Biſchof von Yyern, welcher einen Theil ſeines
Kirchſprengels in Frankreich hat, unter andern auch
Duͤnkirchen, hat ein Mandement herausgegeben, in
welchem er alle Moͤnche und Nonnen fuͤr Abtruͤnnige
erklaͤrt, welche zufolge des Decrets der Nationalver-
ſammlung ihre Kloͤſter verlaſſen werden. Der Magi-
ſtrat von Duͤnkirchen hat dieſes Mandement bey der
Nationalverſammlung denoncirt.
Der junge Herzog von Chartres iſt zum Comman-
danten der Nationalgarde eines der hieſigen Diſtricte
erwaͤhlt worden.
Herr Necker ſetzt ſeinen kleinen Krieg mit den Finanz-
und Penſionen-Ausſchuͤſſen fort.
Die Wendung, welche die Brabantſchen Angelegen-
heiten nehmen, und die vermeyntliche Verſchwoͤrung
des Grafen von Maillebois haben diejenigen, welche es
mit der Brabantſchen Parthey zu Gunſten Oeſterreichs
halten, in einige Verlegenheit geſetzt. Der Graf de la
Mark ſoll ein Freund dieſer Parthey ſeyn, und er hat
von 4 zu 4 Stunden ſeine Couriers zu Fuß, die ſeine
Neuigkeiten einem der vornehmſten Glieder der Na-
tionalverſammlung uͤberbringen.
Der Vicomte von Mirabeau iſt nun auch vom Chate-
let vernommen worden, und hat ein gerichtliches Zeug-
niß in Beziehung auf die Scene vom 5ten und 6ten
October v. J. abgelegt. Die Jnſtruction davon dauerte
vom Morgen bis auf den Abend.
Herr von Bonnay hat am 12ten dieſes die Praͤſi-
dentenſtelle in der Nationalverſammlung angetreten.
Jn der Sitzung der Nationalverſammlung vom 12ten
ward die wichtige Unterſuchung uͤber die Verwaltung
der geiſtlichen Guͤter wieder angehoben. Von allen,
die daruͤber Rede hielten, hat der Erzbiſchof von Aix
die Aufmerkſamkeit der Verſammlung beſonders auf
ſich gezogen. Er gab ſich Muͤhe, zu beweiſen, daß die
Religion und der Gluͤcksſtand des Koͤnigreichs Gefahr
laufen koͤnne, wenn man das vorhin der Kirche gewid-
mete Eigenthum gaͤnzlich an ſich reißen wolle. Seine
Meynung war, die Nationalverſammlung ſolle ein An-
lehn von 400 Millionen, das auf die Guͤter der Geiſt-
lichkeit zu verpfaͤnden ſey, decretiren; dies Anlehn
wuͤrde mit der Summe, die aus dem Verkaufe eines
Theils der Domainenguͤter entſtuͤnde, der Nation eine
Hauptſumme von ungefaͤhr 350 Millionen verſchaffen;
auf die vom Zehend-Ausſchuſſe vorgeſchlagenen Punkte
koͤnne keine Berathſchlagung Statt finden; ſollten
ſolche jedoch angenommen werden, ſo proteſtire er im
Voraus gegen die Unbefugniß der Nationalverſamm-
lung, und verlange mit ſeinen Mitbruͤdern, daß ein
National-Ausſchuß zuſammenberufen werde, der die
gaͤnzliche Wegreißung der geiſtlichen Guͤter einzig gut
heißen koͤnne. Herr Abt von Montesquiou, Voydel
und Dom Gerles, unterſtuͤtzten die Gruͤnde des Erz-
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