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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 66, Hamburg, 24. April 1790.

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[Spaltenumbruch] August abgeschafften Zehnten aller Art sollen vom 1sten
Januar 1791 an nicht ferner eingehoben werden. 4)
Es soll jedes Jahr in den Etat der öffentlichen Kosten
eine Summe gebracht werden, die hinlänglich ist, zu
den Kosten des Römisch-Katholisch-Apostolischen Got-
tesdienstes, zum Unterhalt der Diener des göttlichen
Worts, zur Unterstützung der Armen und zu den geist-
lichen Pensionen. -- Nachdem dieses Decret gemacht
war, ward ein Brief des Erzbischofs von Paris gele-
sen, der die Bäder in Savoyen gebrauchen will, und
seinen Bürger-Eid in selbigem ablegt. -- Mehr als
300 Glieder der Nationalversammlung, die über das
eben angeführte Decret nicht deliberiren wollen, wer-
den an ihre Committenten schreiben, um ihnen Nach-
richt zu geben, wie sehr es gegen ihre Jnstructionen
ausgefallen ist.

Jn der gestrigen Sitzung war die Rede wieder von
dem Papiergelde, oder Aßignaten, welche statt des
baaren Geldes Cours haben sollen; aber es ward noch
nichts darüber decretirt.

Die Stadt Rouen will für 40 Millionen geistlicher
Güter in baarem Gelde kaufen.

Jn der gestrigen Abendsitzung erschien eine Deputa-
tion der Gemeine von Paris, welche klagte, daß 120000
Seelen in der Stadt ohne Brodt wären, und Handel
und Wandel gänzlich danieder läge. Zuletzt ward
noch ein Decret gemacht, daß die Jmposten besser als
bisher eingehoben werden sollten.

Auf Befehl des Königs ist folgendes in die heutige
Gazette de France eingerückt worden: "Da der Kanzler
von der Seltenheit des baaren Geldes in Paris Nach-
richt erhalten, hat er, unter dem Titel eines Anlehns,
ohne Jnteresse die baare Summe von 500000 Livres
in den Königl. Schatz legen lassen, welche er zum An-
kauf eines Landgutes bestimmt hatte. Zugleich hat er
dem Gehalt entsagt, welches mit seinem Stande und
Kanzleramte verbunden war."

Auf das Gerücht, als ob 4000 Flinten im Jnvaliden-
hause versteckt lägen, begab sich der Prinz von Salm-
Kyrburg, Commandant der Nationalgarde des Di-
stricts der Jacobiner, dahin. Der Gouverneur des
Jnvalidenhauses sagte ihm, er wisse von keinen Flin-
ten, aber der Prinz antwortete, daß 4000 in dem
Grabe der Gouverneurs lägen. Man hatte eine
Stunde nöthig, das Grab zu öffnen; der Prinz stieg
hinein, und fand -- Särge, aber keine Flinten.

Von Lille (Ryssel) hat man nun von den dortigen
Unruhen die folgende Nachricht erhalten:

Lille, den 12 April.   

"Unsere Stadt ist am vorigen Donnerstag der
Schauplatz blutiger Auftritte gewesen. Der Unfriede
zwischen den Dragonern des General Colonells, Herrn
von Livarot, und den beyden Regimentern, de la Cou-
ronne und Royal-des-Vaisseaux, welchen dieser Ruhe-
stöhrer unter der Hand genährt hatte, brach an die-
sem Tage in hellen Flammen aus. Krieger, die ihre
Waffen nur zur Vertheidigung ihres Vaterlandes hät-
ten brauchen sollen, fiengen an, zu vergessen, daß sie
Brüder und Bürger waren; sie säbelten einander un-
menschlich nieder. Am Nachmittage war in den Gassen
keine Aussicht als Mord und Blutbad. Herr von Li-
varot mußte sich mit 2 Regimentern auf die Citadelle
[Spaltenumbruch] zurückziehen, und befahl nichts bestoweniger den bey-
den Regimentern in der Stadt, solche auf der Stelle
zu verlassen. Darauf griffen 10000 Bürger zu den
Waffen, bemächtigten sich der Thore, und verwehrten
jenen Regimentern den Ausgang. Die Municipalität
ließ die Thore schließen, und nahm die Schlüssel in
Verwahrung. Es ward darauf capitulirt, und die
Regimenter der Citadelle erboten sich, den Herrn von
Livarot demjenigen fremden Regimente, das sie näch-
stens ablösen würde, in gehöriger Form auszuliefern.
Er ist also von seinen eigenen Dragonern ins Gesäng-
niß geworfen worden, und hätte schon seinen Lohn be-
kommen, wenn die Officiere sich nicht ins Mittel ge-
stellt hätten. Die Häupter dieser Cabale, worunter
auch Herr von Noyelle gezählt wird, haben alle die
Flucht ergriffen, und die aufgewiegelten Soldaten,
welche einsahen, daß sie nur zu Werkzeugen der Aristo-
kratie gedient hatten, schrieben an die Municipalität
von Lille, und selbst nach Paris, um ihre gänzliche Er-
gebung für die neue Constitution zu bezeigen. Der
Aufwiegler wird seiner wohlverdienten Strafe nicht
entgehen."


Hier kömmt alles wieder in Ordnung, und der Ge-
neral von Schönfeld trifft alle Anstalten, unsere Armee
auf den besten Fuß zu setzen. Auch die Herren des
Congresses, welche hier versammlet sind, haben die nö-
thigen Maaßregeln genommen, unsere Grenzen zu
sichern, und die innere Ruhe wieder herzustellen. Zur
Untersuchung der Vergehungen, die bey der Armee vor-
fallen können, ist eine eigene Kriegs-Commißion errich-
tet worden.

Dieser Tage sind verschiedene Truppen, 2000 an der
Zahl, von hier abgegangen, unsere Vorposten gegen
Luxemburg zu verstärken.


Die sogenannten 9 Nationen dieser Stadt haben den
Magistrat gebeten, künftig alle Gefangene, die der
Verrätherey des Landes beschuldigt werden, nach der
Citadelle von Antwerpen zu schicken, und diejenigen
für Verräther des Vaterlandes zu erklären, welche sich
an die Spitze eines Corps stellen werden, um sich den
Ständen, welche die Belgischen Provinzen präsentiren,
zu widersetzen.

Der Kriegsrath, welcher den Proceß des Generals
van der Meersch untersuchen soll, besteht aus 1 Präsi-
denten, 4 Räthen, 2 General-Auditeurs, 2 Obersten,
als General-Majors, 2 anderen Obersten, 2 Oberst.
Lieutenants, 2 Majors, 2 Capitainen, 2 Ober- und
2 Unter-Lieutenants, 2 Fähnrichen, 1 Sergeant und
1 Quartiermeister, 2 Corporälen und 2 Gemeinen. Alle
diese zusammen haben 16 Stimmen. General van der
Meersch, dem die Errichtung dieses Kriegsraths be-
kannt gemacht worden, schrieb hierauf an den Congreß,
daß er zuerst die Natur seines Verbrechens wissen müsse,
bevor er über diesen Kriegsrath seine Meynung sagen
könne. Er ward aber hierauf, wie schon gemeldet, nach
der Citadelle von Antwerpen gebracht, und seine Ge-
mahlinn hat Erlaubniß erhalten, ihn dahin zu begleiten.
Ehe er dahin abgeführt ward, schrieb er noch an die
Staaten von Flandern, und protestirte aufs heftigste

[Spaltenumbruch] Auguſt abgeſchafften Zehnten aller Art ſollen vom 1ſten
Januar 1791 an nicht ferner eingehoben werden. 4)
Es ſoll jedes Jahr in den Etat der oͤffentlichen Koſten
eine Summe gebracht werden, die hinlaͤnglich iſt, zu
den Koſten des Roͤmiſch-Katholiſch-Apoſtoliſchen Got-
tesdienſtes, zum Unterhalt der Diener des goͤttlichen
Worts, zur Unterſtuͤtzung der Armen und zu den geiſt-
lichen Penſionen. — Nachdem dieſes Decret gemacht
war, ward ein Brief des Erzbiſchofs von Paris gele-
ſen, der die Baͤder in Savoyen gebrauchen will, und
ſeinen Buͤrger-Eid in ſelbigem ablegt. — Mehr als
300 Glieder der Nationalverſammlung, die uͤber das
eben angefuͤhrte Decret nicht deliberiren wollen, wer-
den an ihre Committenten ſchreiben, um ihnen Nach-
richt zu geben, wie ſehr es gegen ihre Jnſtructionen
ausgefallen iſt.

Jn der geſtrigen Sitzung war die Rede wieder von
dem Papiergelde, oder Aßignaten, welche ſtatt des
baaren Geldes Cours haben ſollen; aber es ward noch
nichts daruͤber decretirt.

Die Stadt Rouen will fuͤr 40 Millionen geiſtlicher
Guͤter in baarem Gelde kaufen.

Jn der geſtrigen Abendſitzung erſchien eine Deputa-
tion der Gemeine von Paris, welche klagte, daß 120000
Seelen in der Stadt ohne Brodt waͤren, und Handel
und Wandel gaͤnzlich danieder laͤge. Zuletzt ward
noch ein Decret gemacht, daß die Jmpoſten beſſer als
bisher eingehoben werden ſollten.

Auf Befehl des Koͤnigs iſt folgendes in die heutige
Gazette de France eingeruͤckt worden: “Da der Kanzler
von der Seltenheit des baaren Geldes in Paris Nach-
richt erhalten, hat er, unter dem Titel eines Anlehns,
ohne Jntereſſe die baare Summe von 500000 Livres
in den Koͤnigl. Schatz legen laſſen, welche er zum An-
kauf eines Landgutes beſtimmt hatte. Zugleich hat er
dem Gehalt entſagt, welches mit ſeinem Stande und
Kanzleramte verbunden war.”

Auf das Geruͤcht, als ob 4000 Flinten im Jnvaliden-
hauſe verſteckt laͤgen, begab ſich der Prinz von Salm-
Kyrburg, Commandant der Nationalgarde des Di-
ſtricts der Jacobiner, dahin. Der Gouverneur des
Jnvalidenhauſes ſagte ihm, er wiſſe von keinen Flin-
ten, aber der Prinz antwortete, daß 4000 in dem
Grabe der Gouverneurs laͤgen. Man hatte eine
Stunde noͤthig, das Grab zu oͤffnen; der Prinz ſtieg
hinein, und fand — Saͤrge, aber keine Flinten.

Von Lille (Ryſſel) hat man nun von den dortigen
Unruhen die folgende Nachricht erhalten:

Lille, den 12 April.   

“Unſere Stadt iſt am vorigen Donnerſtag der
Schauplatz blutiger Auftritte geweſen. Der Unfriede
zwiſchen den Dragonern des General Colonells, Herrn
von Livarot, und den beyden Regimentern, de la Cou-
ronne und Royal-des-Vaiſſeaux, welchen dieſer Ruhe-
ſtoͤhrer unter der Hand genaͤhrt hatte, brach an die-
ſem Tage in hellen Flammen aus. Krieger, die ihre
Waffen nur zur Vertheidigung ihres Vaterlandes haͤt-
ten brauchen ſollen, fiengen an, zu vergeſſen, daß ſie
Bruͤder und Buͤrger waren; ſie ſaͤbelten einander un-
menſchlich nieder. Am Nachmittage war in den Gaſſen
keine Ausſicht als Mord und Blutbad. Herr von Li-
varot mußte ſich mit 2 Regimentern auf die Citadelle
[Spaltenumbruch] zuruͤckziehen, und befahl nichts beſtoweniger den bey-
den Regimentern in der Stadt, ſolche auf der Stelle
zu verlaſſen. Darauf griffen 10000 Buͤrger zu den
Waffen, bemaͤchtigten ſich der Thore, und verwehrten
jenen Regimentern den Ausgang. Die Municipalitaͤt
ließ die Thore ſchließen, und nahm die Schluͤſſel in
Verwahrung. Es ward darauf capitulirt, und die
Regimenter der Citadelle erboten ſich, den Herrn von
Livarot demjenigen fremden Regimente, das ſie naͤch-
ſtens abloͤſen wuͤrde, in gehoͤriger Form auszuliefern.
Er iſt alſo von ſeinen eigenen Dragonern ins Geſaͤng-
niß geworfen worden, und haͤtte ſchon ſeinen Lohn be-
kommen, wenn die Officiere ſich nicht ins Mittel ge-
ſtellt haͤtten. Die Haͤupter dieſer Cabale, worunter
auch Herr von Noyelle gezaͤhlt wird, haben alle die
Flucht ergriffen, und die aufgewiegelten Soldaten,
welche einſahen, daß ſie nur zu Werkzeugen der Ariſto-
kratie gedient hatten, ſchrieben an die Municipalitaͤt
von Lille, und ſelbſt nach Paris, um ihre gaͤnzliche Er-
gebung fuͤr die neue Conſtitution zu bezeigen. Der
Aufwiegler wird ſeiner wohlverdienten Strafe nicht
entgehen.”


Hier koͤmmt alles wieder in Ordnung, und der Ge-
neral von Schoͤnfeld trifft alle Anſtalten, unſere Armee
auf den beſten Fuß zu ſetzen. Auch die Herren des
Congreſſes, welche hier verſammlet ſind, haben die noͤ-
thigen Maaßregeln genommen, unſere Grenzen zu
ſichern, und die innere Ruhe wieder herzuſtellen. Zur
Unterſuchung der Vergehungen, die bey der Armee vor-
fallen koͤnnen, iſt eine eigene Kriegs-Commißion errich-
tet worden.

Dieſer Tage ſind verſchiedene Truppen, 2000 an der
Zahl, von hier abgegangen, unſere Vorpoſten gegen
Luxemburg zu verſtaͤrken.


Die ſogenannten 9 Nationen dieſer Stadt haben den
Magiſtrat gebeten, kuͤnftig alle Gefangene, die der
Verraͤtherey des Landes beſchuldigt werden, nach der
Citadelle von Antwerpen zu ſchicken, und diejenigen
fuͤr Verraͤther des Vaterlandes zu erklaͤren, welche ſich
an die Spitze eines Corps ſtellen werden, um ſich den
Staͤnden, welche die Belgiſchen Provinzen praͤſentiren,
zu widerſetzen.

Der Kriegsrath, welcher den Proceß des Generals
van der Meerſch unterſuchen ſoll, beſteht aus 1 Praͤſi-
denten, 4 Raͤthen, 2 General-Auditeurs, 2 Oberſten,
als General-Majors, 2 anderen Oberſten, 2 Oberſt.
Lieutenants, 2 Majors, 2 Capitainen, 2 Ober- und
2 Unter-Lieutenants, 2 Faͤhnrichen, 1 Sergeant und
1 Quartiermeiſter, 2 Corporaͤlen und 2 Gemeinen. Alle
dieſe zuſammen haben 16 Stimmen. General van der
Meerſch, dem die Errichtung dieſes Kriegsraths be-
kannt gemacht worden, ſchrieb hierauf an den Congreß,
daß er zuerſt die Natur ſeines Verbrechens wiſſen muͤſſe,
bevor er uͤber dieſen Kriegsrath ſeine Meynung ſagen
koͤnne. Er ward aber hierauf, wie ſchon gemeldet, nach
der Citadelle von Antwerpen gebracht, und ſeine Ge-
mahlinn hat Erlaubniß erhalten, ihn dahin zu begleiten.
Ehe er dahin abgefuͤhrt ward, ſchrieb er noch an die
Staaten von Flandern, und proteſtirte aufs heftigſte

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[[3]/0003] Auguſt abgeſchafften Zehnten aller Art ſollen vom 1ſten Januar 1791 an nicht ferner eingehoben werden. 4) Es ſoll jedes Jahr in den Etat der oͤffentlichen Koſten eine Summe gebracht werden, die hinlaͤnglich iſt, zu den Koſten des Roͤmiſch-Katholiſch-Apoſtoliſchen Got- tesdienſtes, zum Unterhalt der Diener des goͤttlichen Worts, zur Unterſtuͤtzung der Armen und zu den geiſt- lichen Penſionen. — Nachdem dieſes Decret gemacht war, ward ein Brief des Erzbiſchofs von Paris gele- ſen, der die Baͤder in Savoyen gebrauchen will, und ſeinen Buͤrger-Eid in ſelbigem ablegt. — Mehr als 300 Glieder der Nationalverſammlung, die uͤber das eben angefuͤhrte Decret nicht deliberiren wollen, wer- den an ihre Committenten ſchreiben, um ihnen Nach- richt zu geben, wie ſehr es gegen ihre Jnſtructionen ausgefallen iſt. Jn der geſtrigen Sitzung war die Rede wieder von dem Papiergelde, oder Aßignaten, welche ſtatt des baaren Geldes Cours haben ſollen; aber es ward noch nichts daruͤber decretirt. Die Stadt Rouen will fuͤr 40 Millionen geiſtlicher Guͤter in baarem Gelde kaufen. Jn der geſtrigen Abendſitzung erſchien eine Deputa- tion der Gemeine von Paris, welche klagte, daß 120000 Seelen in der Stadt ohne Brodt waͤren, und Handel und Wandel gaͤnzlich danieder laͤge. Zuletzt ward noch ein Decret gemacht, daß die Jmpoſten beſſer als bisher eingehoben werden ſollten. Auf Befehl des Koͤnigs iſt folgendes in die heutige Gazette de France eingeruͤckt worden: “Da der Kanzler von der Seltenheit des baaren Geldes in Paris Nach- richt erhalten, hat er, unter dem Titel eines Anlehns, ohne Jntereſſe die baare Summe von 500000 Livres in den Koͤnigl. Schatz legen laſſen, welche er zum An- kauf eines Landgutes beſtimmt hatte. 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Krieger, die ihre Waffen nur zur Vertheidigung ihres Vaterlandes haͤt- ten brauchen ſollen, fiengen an, zu vergeſſen, daß ſie Bruͤder und Buͤrger waren; ſie ſaͤbelten einander un- menſchlich nieder. Am Nachmittage war in den Gaſſen keine Ausſicht als Mord und Blutbad. Herr von Li- varot mußte ſich mit 2 Regimentern auf die Citadelle zuruͤckziehen, und befahl nichts beſtoweniger den bey- den Regimentern in der Stadt, ſolche auf der Stelle zu verlaſſen. Darauf griffen 10000 Buͤrger zu den Waffen, bemaͤchtigten ſich der Thore, und verwehrten jenen Regimentern den Ausgang. Die Municipalitaͤt ließ die Thore ſchließen, und nahm die Schluͤſſel in Verwahrung. Es ward darauf capitulirt, und die Regimenter der Citadelle erboten ſich, den Herrn von Livarot demjenigen fremden Regimente, das ſie naͤch- ſtens abloͤſen wuͤrde, in gehoͤriger Form auszuliefern. Er iſt alſo von ſeinen eigenen Dragonern ins Geſaͤng- niß geworfen worden, und haͤtte ſchon ſeinen Lohn be- kommen, wenn die Officiere ſich nicht ins Mittel ge- ſtellt haͤtten. Die Haͤupter dieſer Cabale, worunter auch Herr von Noyelle gezaͤhlt wird, haben alle die Flucht ergriffen, und die aufgewiegelten Soldaten, welche einſahen, daß ſie nur zu Werkzeugen der Ariſto- kratie gedient hatten, ſchrieben an die Municipalitaͤt von Lille, und ſelbſt nach Paris, um ihre gaͤnzliche Er- gebung fuͤr die neue Conſtitution zu bezeigen. Der Aufwiegler wird ſeiner wohlverdienten Strafe nicht entgehen.” Namur, den 15 April. Hier koͤmmt alles wieder in Ordnung, und der Ge- neral von Schoͤnfeld trifft alle Anſtalten, unſere Armee auf den beſten Fuß zu ſetzen. Auch die Herren des Congreſſes, welche hier verſammlet ſind, haben die noͤ- thigen Maaßregeln genommen, unſere Grenzen zu ſichern, und die innere Ruhe wieder herzuſtellen. Zur Unterſuchung der Vergehungen, die bey der Armee vor- fallen koͤnnen, iſt eine eigene Kriegs-Commißion errich- tet worden. Dieſer Tage ſind verſchiedene Truppen, 2000 an der Zahl, von hier abgegangen, unſere Vorpoſten gegen Luxemburg zu verſtaͤrken. Bruͤſſel, den 18 April. Die ſogenannten 9 Nationen dieſer Stadt haben den Magiſtrat gebeten, kuͤnftig alle Gefangene, die der Verraͤtherey des Landes beſchuldigt werden, nach der Citadelle von Antwerpen zu ſchicken, und diejenigen fuͤr Verraͤther des Vaterlandes zu erklaͤren, welche ſich an die Spitze eines Corps ſtellen werden, um ſich den Staͤnden, welche die Belgiſchen Provinzen praͤſentiren, zu widerſetzen. Der Kriegsrath, welcher den Proceß des Generals van der Meerſch unterſuchen ſoll, beſteht aus 1 Praͤſi- denten, 4 Raͤthen, 2 General-Auditeurs, 2 Oberſten, als General-Majors, 2 anderen Oberſten, 2 Oberſt. Lieutenants, 2 Majors, 2 Capitainen, 2 Ober- und 2 Unter-Lieutenants, 2 Faͤhnrichen, 1 Sergeant und 1 Quartiermeiſter, 2 Corporaͤlen und 2 Gemeinen. Alle dieſe zuſammen haben 16 Stimmen. General van der Meerſch, dem die Errichtung dieſes Kriegsraths be- kannt gemacht worden, ſchrieb hierauf an den Congreß, daß er zuerſt die Natur ſeines Verbrechens wiſſen muͤſſe, bevor er uͤber dieſen Kriegsrath ſeine Meynung ſagen koͤnne. Er ward aber hierauf, wie ſchon gemeldet, nach der Citadelle von Antwerpen gebracht, und ſeine Ge- mahlinn hat Erlaubniß erhalten, ihn dahin zu begleiten. Ehe er dahin abgefuͤhrt ward, ſchrieb er noch an die Staaten von Flandern, und proteſtirte aufs heftigſte

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 66, Hamburg, 24. April 1790, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_662404_1790/3>, abgerufen am 21.11.2024.