Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 67, Hamburg, 27. April 1790.Mit allergnädigster Kayserlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgischen unpartheyischen CORRESPONDENTEN. Anno 1790. (Am Dienstage, den 27 April.) Num. 67.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 19 April.
Briefe aus Turin melden, daß Jhro Königl. Hoheit, Den 11ten ist zu Grenoble eine Versammlung von Der König ist über den Lärm vom vorigen
Dienstage Der Marquis von Ambert, welcher zu Marseille Die Parthey der Nationalversammlung, welche zur Der Ritter Pio, Secretair des hiesigen Neapolitani- Herr Linguet hat am 16ten in dem District der Der Cincinnatus-Ritter, Herr Deboy, hat dem Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1790. (Am Dienſtage, den 27 April.) Num. 67.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 19 April.
Briefe aus Turin melden, daß Jhro Koͤnigl. Hoheit, Den 11ten iſt zu Grenoble eine Verſammlung von Der Koͤnig iſt uͤber den Laͤrm vom vorigen
Dienſtage Der Marquis von Ambert, welcher zu Marſeille Die Parthey der Nationalverſammlung, welche zur Der Ritter Pio, Secretair des hieſigen Neapolitani- Herr Linguet hat am 16ten in dem Diſtrict der Der Cincinnatus-Ritter, Herr Deboy, hat dem <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage type="main"> <imprimatur> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.</hi> </hi> </imprimatur><lb/> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Staats- und <figure/> Gelehrte</hi><lb/> <hi rendition="#b #g"><hi rendition="#in">Z</hi>ei- tung</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">des Hamburgiſchen unpartheyiſchen</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#in">C</hi>ORRESPONDENTEN.</hi> </hi> </hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <docDate><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1790. <space dim="horizontal"/>(Am Dienſtage, den 27 April.)</docDate> <space dim="horizontal"/> <docTitle> <titlePart type="sub"><hi rendition="#aq">Num.</hi> 67.</titlePart> </docTitle> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </titlePage><lb/> </front> <body> <cb type="start"/> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Schreiben aus Paris,</hi> vom 19 April.</hi> </dateline><lb/> <p>Briefe aus Turin melden, daß Jhro Koͤnigl. Hoheit,<lb/> die Graͤſinn von Artois, mit Jhren beyden jungen<lb/> Prinzen die gedachte Stadt im May verlaſſen, und<lb/> nach Paris zuruͤckkommen werden. Jhr Herr Gemahl<lb/> wird ſelbiger ſogleich folgen, wenn unſere Landes-Con-<lb/> ſtitution voͤllig zu Stande ſeyn wird.</p><lb/> <p>Den 11ten iſt zu Grenoble eine Verſammlung von<lb/> mehr als 10000 Mann der Nationalgarden aus den<lb/> benachbarten Provinzen verſammelt geweſen, welche<lb/> alle geſchworen haben, die neue Conſtitution bis auf<lb/> ihren letzten Blutstropfen zu vertheidigen. Jndeſſen<lb/> hat dieſe Parthey doch eine ſtarke Gegenparthey in den<lb/> dortigen Gegenden, an deren Spitze ſich der Herr<lb/> Mounier befindet, und welche darauf bedacht iſt, der<lb/> ex<choice><corr>e</corr></choice>cutiven Macht, das heißt, dem Koͤnige, die ihr zu-<lb/> kommende Thaͤtigkeit und Autoritaͤt auch die Freyheit<lb/> wieder zu geben, ſich da aufzuhalten, wo der Koͤnig<lb/> es fuͤr gut finden wird. Aber die Parthey wird gegen<lb/> die zahlreichen Nationalgarden nichts ausrichten koͤn-<lb/> nen, die alle den Marquis de la Fayette ergeben, und<lb/> zur Ausfuͤhrung ſeiner Befehle ſich aufzuopfern bereit<lb/> ſind. Man will aber doch verſichern, daß der Marquis<lb/> de la Fayette ſelbſt die Meynung derer nicht billige,<lb/> welche die ganze ausuͤbende Macht des Koͤnigs vernich-<lb/> ten wollen; man ſchließt dieſes daraus, weil es vorzuͤg-<lb/> lich auf ſein Verlangen geſchieht, daß ſich das Chatelet<lb/> noch immer mit Abhoͤrung von Zeugen in Betreff der<lb/> Scenen vom 5ten und 6ten Oetober zu Verſailles be-<lb/> ſchaͤfftigt. Beſonders werden Mitglieder der National-<lb/> verſammlung abgehoͤrt. Sogar hat das Chatelet<lb/> Commiſſarien nach Grenoble und Lauſanne geſchickt,<lb/> um am erſten Orte den Herrn Mounier, und am<lb/> zweyten den Herrn von Lally-Tolendal abzuhoͤren,<lb/> welche beyde die Nationalverſammlung nach dem 6ten<lb/> October verließen. Man glaubt, daß dieſe beyde<lb/><cb/> Herren wichtige Dinge, ſelbſt gegen einige Glieder der<lb/> Nationalverſammlung, entdecken werden. Als der<lb/> Dechant des Unterſuchungsausſchuſſes die Erklaͤrung<lb/> der Koͤniginn uͤber dieſe Scenen abholte, ſagte die<lb/> Monarchinn zu ihm: <hi rendition="#fr">Jch habe alles vergeſſen.</hi></p><lb/> <p>Der Koͤnig iſt uͤber den Laͤrm vom vorigen Dienſtage<lb/> ſehr traurig. Sonſt pflegte der Monarch des Morgens<lb/> im Garten der Thuilleries ſpatzieren zu gehen, nun iſt<lb/> er ſchon ſeit einigen Tagen gar nicht hineingekommen.</p><lb/> <p>Der Marquis von Ambert, welcher zu Marſeille<lb/> wegen einiger Haͤndel mit der Nationalgarde arretirt<lb/> ward, hat ſeine Freyheit wieder erhalten, und Mar-<lb/> ſeille verlaſſen.</p><lb/> <p>Die Parthey der Nationalverſammlung, welche zur<lb/> rechten Seite des Praͤſidenten ſitzt, faͤhrt noch fort,<lb/> im Capucinerkloſter Verſammlungen zu halten, aber<lb/> ihre Entſchluͤſſe und Proteſtationen gegen die Decrete,<lb/> betreffend die katholiſche Religion und die Adminiſtra-<lb/> tion der geiſtlichen Guͤter, haben bisher noch nichts<lb/> ausgerichtet. Geſtern mußte die Verſammlung aus-<lb/> einander gehen, weil das Volk ſo viel Laͤrm machte,<lb/> daß keiner den andern reden hoͤren konnte.</p><lb/> <p>Der Ritter Pio, Secretair des hieſigen Neapolitani-<lb/> ſchen Ambaſſadeurs, welcher beym Anfange der hieſigen<lb/> Revolution in ſehr enthuſiaſtiſchen Ausdruͤcken von<lb/> ſelbiger nach ſeinem Vaterlande geſchrieben hatte, hat<lb/> die Gnade ſeines Hofes verlohren. Er hat ſich nun<lb/> zum Franzoͤſiſchen Buͤrger aufnehmen laſſen, und traͤgt<lb/> die Mondirung der Nationalgarde.</p><lb/> <p>Herr Linguet hat am 16ten in dem Diſtrict der<lb/> Franciſcaner, wo er wohnt, den Buͤrgereid geſchworen.</p><lb/> <p>Der Cincinnatus-Ritter, Herr Deboy, hat dem<lb/> Koͤnige 17 Perlen geſchenkt, die auch außer der Schaale<lb/> wachſen, und ihres gleichen hervorbringen. Er hat<lb/> ſelbige ſeit dem 1ſten November 1788 beſeſſen, ſeit<lb/> welcher Zeit ſie viel groͤßer geworden. Seit dem<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und
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Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.
Anno 1790. (Am Dienſtage, den 27 April.) Num. 67.
Schreiben aus Paris, vom 19 April.
Briefe aus Turin melden, daß Jhro Koͤnigl. Hoheit,
die Graͤſinn von Artois, mit Jhren beyden jungen
Prinzen die gedachte Stadt im May verlaſſen, und
nach Paris zuruͤckkommen werden. Jhr Herr Gemahl
wird ſelbiger ſogleich folgen, wenn unſere Landes-Con-
ſtitution voͤllig zu Stande ſeyn wird.
Den 11ten iſt zu Grenoble eine Verſammlung von
mehr als 10000 Mann der Nationalgarden aus den
benachbarten Provinzen verſammelt geweſen, welche
alle geſchworen haben, die neue Conſtitution bis auf
ihren letzten Blutstropfen zu vertheidigen. Jndeſſen
hat dieſe Parthey doch eine ſtarke Gegenparthey in den
dortigen Gegenden, an deren Spitze ſich der Herr
Mounier befindet, und welche darauf bedacht iſt, der
executiven Macht, das heißt, dem Koͤnige, die ihr zu-
kommende Thaͤtigkeit und Autoritaͤt auch die Freyheit
wieder zu geben, ſich da aufzuhalten, wo der Koͤnig
es fuͤr gut finden wird. Aber die Parthey wird gegen
die zahlreichen Nationalgarden nichts ausrichten koͤn-
nen, die alle den Marquis de la Fayette ergeben, und
zur Ausfuͤhrung ſeiner Befehle ſich aufzuopfern bereit
ſind. Man will aber doch verſichern, daß der Marquis
de la Fayette ſelbſt die Meynung derer nicht billige,
welche die ganze ausuͤbende Macht des Koͤnigs vernich-
ten wollen; man ſchließt dieſes daraus, weil es vorzuͤg-
lich auf ſein Verlangen geſchieht, daß ſich das Chatelet
noch immer mit Abhoͤrung von Zeugen in Betreff der
Scenen vom 5ten und 6ten Oetober zu Verſailles be-
ſchaͤfftigt. Beſonders werden Mitglieder der National-
verſammlung abgehoͤrt. Sogar hat das Chatelet
Commiſſarien nach Grenoble und Lauſanne geſchickt,
um am erſten Orte den Herrn Mounier, und am
zweyten den Herrn von Lally-Tolendal abzuhoͤren,
welche beyde die Nationalverſammlung nach dem 6ten
October verließen. Man glaubt, daß dieſe beyde
Herren wichtige Dinge, ſelbſt gegen einige Glieder der
Nationalverſammlung, entdecken werden. Als der
Dechant des Unterſuchungsausſchuſſes die Erklaͤrung
der Koͤniginn uͤber dieſe Scenen abholte, ſagte die
Monarchinn zu ihm: Jch habe alles vergeſſen.
Der Koͤnig iſt uͤber den Laͤrm vom vorigen Dienſtage
ſehr traurig. Sonſt pflegte der Monarch des Morgens
im Garten der Thuilleries ſpatzieren zu gehen, nun iſt
er ſchon ſeit einigen Tagen gar nicht hineingekommen.
Der Marquis von Ambert, welcher zu Marſeille
wegen einiger Haͤndel mit der Nationalgarde arretirt
ward, hat ſeine Freyheit wieder erhalten, und Mar-
ſeille verlaſſen.
Die Parthey der Nationalverſammlung, welche zur
rechten Seite des Praͤſidenten ſitzt, faͤhrt noch fort,
im Capucinerkloſter Verſammlungen zu halten, aber
ihre Entſchluͤſſe und Proteſtationen gegen die Decrete,
betreffend die katholiſche Religion und die Adminiſtra-
tion der geiſtlichen Guͤter, haben bisher noch nichts
ausgerichtet. Geſtern mußte die Verſammlung aus-
einander gehen, weil das Volk ſo viel Laͤrm machte,
daß keiner den andern reden hoͤren konnte.
Der Ritter Pio, Secretair des hieſigen Neapolitani-
ſchen Ambaſſadeurs, welcher beym Anfange der hieſigen
Revolution in ſehr enthuſiaſtiſchen Ausdruͤcken von
ſelbiger nach ſeinem Vaterlande geſchrieben hatte, hat
die Gnade ſeines Hofes verlohren. Er hat ſich nun
zum Franzoͤſiſchen Buͤrger aufnehmen laſſen, und traͤgt
die Mondirung der Nationalgarde.
Herr Linguet hat am 16ten in dem Diſtrict der
Franciſcaner, wo er wohnt, den Buͤrgereid geſchworen.
Der Cincinnatus-Ritter, Herr Deboy, hat dem
Koͤnige 17 Perlen geſchenkt, die auch außer der Schaale
wachſen, und ihres gleichen hervorbringen. Er hat
ſelbige ſeit dem 1ſten November 1788 beſeſſen, ſeit
welcher Zeit ſie viel groͤßer geworden. Seit dem
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