Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 93, 14. Juni 1746.[Spaltenumbruch]
Armee versammlet. Der Herr Graf von Bayern, [Spaltenumbruch] Aus dem Elsaß, den 2 Junius. Die Französischen Truppen sind im Begrif, ein Neckarstrom, den 3 Junius. Bey Sontheim, ungefehr eine Stunde von Heil- Frankfurt, den 6 Junius. Von den Kayserlichen Truppen, welche sich in Cölln, den 9 Junius. Jndem man versichert, daß das Corps Kayserl. Berlin, den 11 Junius. Se. Königl. Hoheit, der Prinz von Prenssen, er- [Spaltenumbruch]
Armee verſammlet. Der Herr Graf von Bayern, [Spaltenumbruch] Aus dem Elſaß, den 2 Junius. Die Franzoͤſiſchen Truppen ſind im Begrif, ein Neckarſtrom, den 3 Junius. Bey Sontheim, ungefehr eine Stunde von Heil- Frankfurt, den 6 Junius. Von den Kayſerlichen Truppen, welche ſich in Coͤlln, den 9 Junius. Jndem man verſichert, daß das Corps Kayſerl. Berlin, den 11 Junius. Se. Koͤnigl. Hoheit, der Prinz von Prenſſen, er- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/> Armee verſammlet. Der Herr Graf von Bayern,<lb/> der unter Sr. Hoheit dienen ſoll, ging gleichfalls<lb/> die verwichene Nacht ab, wie auch die uͤbrigen we-<lb/> nigen Officiers der Armee, ſo noch hier waren.<lb/> Die Koͤniginn hat einen Courier vom Koͤnige em-<lb/> pfangen, wodurch man die Uebergabe der Citadelle<lb/> von Antwerpen, vermittelſt einer Capitulation, ver-<lb/> nommen. Der Herzog von Hueſcar iſt von der<lb/> Armee des Koͤnigs gereiſet, um ſich nach Jtalien<lb/> zu begeben, allwo groſſe Veraͤnderungen bey der<lb/> Spaniſchen Armee vorgehen ſollen. Der Herr von<lb/> Gages iſt zuruͤck berufen, und das Commando ei-<lb/> nem andern General uͤbergeben worden. Man ver-<lb/> ſichert, daß die Flotte von Breſt vom 25ſten bis<lb/> zum 26ſten vorigen Monaths von der Jnſel de Aye<lb/> abgegangen; man weiß aber noch gar nicht, wohin.<lb/> Der Koͤnig hat den Herzog von Broglio zum Jn-<lb/> ſpecteur der Jnfanterie, ſtatt des ohnlaͤngſt zu<lb/> Straßburg verſtorbenen Marquis von Maupeon,<lb/> ernennet. Von Breſt wird geſchrieben, daß der<lb/> Kaper, le Grant Grenot, ein Engliſches Schiff von<lb/> 550 Tonnen, deſſen Ladung auf 600000 Livres ge-<lb/> ſchaͤtzet wird, allda aufgebracht habe. Die bishe-<lb/> rigen freudigen Nachrichten aus Schottland vom<lb/> Praͤtendenten haben ſich einmahl in betruͤbte ver-<lb/> wandelt, ſeitdem eine Relation eingelaufen, die man<lb/> mit keinem groſſen Appetit geleſen. Doch bemuͤhet<lb/> man ſich, und will den jungen Praͤtendenten nicht<lb/> Troſtloß laſſen, ſondern, damit derſelbe den Muth<lb/> nicht ſinken laſſen moͤchte, ihn auf eine andere Art<lb/> wieder erquicken. Dieſes hat ein groſſer Mini-<lb/> ſter des Hofes unternommen, welcher ein eigen-<lb/> haͤndiges Schreiben an den jungen Prinzen Stuart<lb/> abgehen laſſen: „Er ſollte bey ſeinem erlittenen Un-<lb/> &q;fall unverzagt ſeyn, er haͤtte ja zween maͤchtige Ge-<lb/> &q;huͤlfen an Frankreich und Spanien, welche das<lb/> &q;Wohlſeyn und Beſte ſeines Hauſes nicht nur nim-<lb/> &q;mermehr vergeſſen, ſondern auch nicht einmahl<lb/> &q;mit dem Koͤnig von England einen Frieden einge-<lb/> &q;hen wuͤrden, ſo lange von dem alten Hauſe Stuart<lb/> &q;noch ein Sproſſen vorhanden ſeyn wuͤrde. Es<lb/> &q;brauchte nichts als Geduld, deren in Mißfaͤllen<lb/> &q;auch die groͤßten Helden ſich bedienen muͤßten, und<lb/> &q;ſollte er ſeiner eigenen Perſon und Sicherheit ſcho-<lb/> &q;nen, ohne kleinmuͤthig zu werden. Rom ſey auch<lb/> &q;nicht in einem Tag gebauet worden, und eine fran-<lb/> &q;zoͤſiſche Flotte, die nebſt einer Spaniſchen ihm zu<lb/> &q;Huͤlfe kommen wuͤrde, befaͤnde ſich bereits mitten<lb/> &q;in der See, und er ſollte des Allerchriſtlichſten Koͤ-<lb/> &q;nigs Gewogenheit noch ferner verſichert leben.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Aus dem Elſaß, den 2 Junius.</hi> </dateline><lb/> <p>Die Franzoͤſiſchen Truppen ſind im Begrif, ein<lb/> Lager bey Landau zu formiren; und allem Anſehen<lb/> nach werden ſie daſſelbige in wenig Tagen beziehen.<lb/> Es ruͤckten auch noch mehrere Franzoͤſiſche Truppen<lb/> in die Linie, es werden auch noch 3000 Mann aus<lb/> dem Sundgau daſelbſt erwartet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Neckarſtrom, den 3 Junius.</hi> </dateline><lb/> <p>Bey Sontheim, ungefehr eine Stunde von Heil-<lb/> brunn, ſtehen 6 Kayſerliche Regimenter im Felde,<lb/> und zwar 3 zu Pferde, und 3 zu Fuß. Nicht weit<lb/> davon in einem Garten haben Jhro Durchl. der<lb/> Fuͤrſt von Lobkowitz das Quartier genommen. Und<lb/> da dieſer Tagen wiederum verſchiedene Kayſerliche<lb/> Truppen aus dem Odenwald kommen, ihren Marſch<lb/> durch die Bergſtraſſe genommen, auch durch den<lb/> Herrn von Gaſtheim an verſchiedenen Hoͤfen zum<lb/> Marſch der Kayſerlichen Truppen nach den Nieder-<lb/> landen die Anſtalten gemacht werden, ſo duͤrften be-<lb/> ſagte Kayſerliche bey Heilbrunn verſammlete Voͤl-<lb/> ker daſelbſt nicht lange mehr ſtehen bleiben, ſondern<lb/> den Marſch nach den Niederlanden fortſetzen, zu-<lb/> mal da bereits zum Durchmarſch die gewoͤhnliche<lb/> und Reichs-Conſtitutions-maͤßige Requiſitoria-<lb/> lien an die hohe Crayß-Directeurs bereits ergangen<lb/> ſind. Zu Mannheim langte dieſer Tagen der Herr<lb/> General, Graf von Styrum, an, derſelde wird ſich<lb/> aber daſelbſten nicht lange aufhalten, ſonder wieder<lb/> nach der Armee bey Heilbrunn zuruͤck gehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Frankfurt, den 6 Junius.</hi> </dateline><lb/> <p>Von den Kayſerlichen Truppen, welche ſich in<lb/> hieſiger Nachbarſchaft eingefunden, ſind heute ver-<lb/> ſchiedene Compagnien hier durch marſchirt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Coͤlln, den 9 Junius.</hi> </dateline><lb/> <p>Jndem man verſichert, daß das Corps Kayſerl.<lb/> Truppen, welches zu Heilbrunn verſam̃let worden,<lb/> gerades Weges nach den Niederlanden zumarſchi-<lb/> ret: So vernimmt man von einer andern Seite,<lb/> daß man am Rhein und an der Moſel Fahrzeuge<lb/> zuſammen bringe, um davon eine Bruͤcke zwiſchen<lb/> Coblenz und Neuwied zu machen, und daß dieſes<lb/> Corps allda uͤber den Rhein gehen werde, um ſich<lb/> nach der Maas zu begeben, wo es, wie man ſagt,<lb/> durch einen Theil der Garniſons aus Luxemburg,<lb/> Namur und Charleroy wird verſtaͤrket werden, um<lb/> von dieſer Seite her eine Diverſion zu machen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Berlin, den 11 Junius.</hi> </dateline><lb/> <p>Se. 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Armee verſammlet. Der Herr Graf von Bayern,
der unter Sr. Hoheit dienen ſoll, ging gleichfalls
die verwichene Nacht ab, wie auch die uͤbrigen we-
nigen Officiers der Armee, ſo noch hier waren.
Die Koͤniginn hat einen Courier vom Koͤnige em-
pfangen, wodurch man die Uebergabe der Citadelle
von Antwerpen, vermittelſt einer Capitulation, ver-
nommen. Der Herzog von Hueſcar iſt von der
Armee des Koͤnigs gereiſet, um ſich nach Jtalien
zu begeben, allwo groſſe Veraͤnderungen bey der
Spaniſchen Armee vorgehen ſollen. Der Herr von
Gages iſt zuruͤck berufen, und das Commando ei-
nem andern General uͤbergeben worden. Man ver-
ſichert, daß die Flotte von Breſt vom 25ſten bis
zum 26ſten vorigen Monaths von der Jnſel de Aye
abgegangen; man weiß aber noch gar nicht, wohin.
Der Koͤnig hat den Herzog von Broglio zum Jn-
ſpecteur der Jnfanterie, ſtatt des ohnlaͤngſt zu
Straßburg verſtorbenen Marquis von Maupeon,
ernennet. Von Breſt wird geſchrieben, daß der
Kaper, le Grant Grenot, ein Engliſches Schiff von
550 Tonnen, deſſen Ladung auf 600000 Livres ge-
ſchaͤtzet wird, allda aufgebracht habe. Die bishe-
rigen freudigen Nachrichten aus Schottland vom
Praͤtendenten haben ſich einmahl in betruͤbte ver-
wandelt, ſeitdem eine Relation eingelaufen, die man
mit keinem groſſen Appetit geleſen. Doch bemuͤhet
man ſich, und will den jungen Praͤtendenten nicht
Troſtloß laſſen, ſondern, damit derſelbe den Muth
nicht ſinken laſſen moͤchte, ihn auf eine andere Art
wieder erquicken. Dieſes hat ein groſſer Mini-
ſter des Hofes unternommen, welcher ein eigen-
haͤndiges Schreiben an den jungen Prinzen Stuart
abgehen laſſen: „Er ſollte bey ſeinem erlittenen Un-
&q;fall unverzagt ſeyn, er haͤtte ja zween maͤchtige Ge-
&q;huͤlfen an Frankreich und Spanien, welche das
&q;Wohlſeyn und Beſte ſeines Hauſes nicht nur nim-
&q;mermehr vergeſſen, ſondern auch nicht einmahl
&q;mit dem Koͤnig von England einen Frieden einge-
&q;hen wuͤrden, ſo lange von dem alten Hauſe Stuart
&q;noch ein Sproſſen vorhanden ſeyn wuͤrde. Es
&q;brauchte nichts als Geduld, deren in Mißfaͤllen
&q;auch die groͤßten Helden ſich bedienen muͤßten, und
&q;ſollte er ſeiner eigenen Perſon und Sicherheit ſcho-
&q;nen, ohne kleinmuͤthig zu werden. Rom ſey auch
&q;nicht in einem Tag gebauet worden, und eine fran-
&q;zoͤſiſche Flotte, die nebſt einer Spaniſchen ihm zu
&q;Huͤlfe kommen wuͤrde, befaͤnde ſich bereits mitten
&q;in der See, und er ſollte des Allerchriſtlichſten Koͤ-
&q;nigs Gewogenheit noch ferner verſichert leben.
Aus dem Elſaß, den 2 Junius.
Die Franzoͤſiſchen Truppen ſind im Begrif, ein
Lager bey Landau zu formiren; und allem Anſehen
nach werden ſie daſſelbige in wenig Tagen beziehen.
Es ruͤckten auch noch mehrere Franzoͤſiſche Truppen
in die Linie, es werden auch noch 3000 Mann aus
dem Sundgau daſelbſt erwartet.
Neckarſtrom, den 3 Junius.
Bey Sontheim, ungefehr eine Stunde von Heil-
brunn, ſtehen 6 Kayſerliche Regimenter im Felde,
und zwar 3 zu Pferde, und 3 zu Fuß. Nicht weit
davon in einem Garten haben Jhro Durchl. der
Fuͤrſt von Lobkowitz das Quartier genommen. Und
da dieſer Tagen wiederum verſchiedene Kayſerliche
Truppen aus dem Odenwald kommen, ihren Marſch
durch die Bergſtraſſe genommen, auch durch den
Herrn von Gaſtheim an verſchiedenen Hoͤfen zum
Marſch der Kayſerlichen Truppen nach den Nieder-
landen die Anſtalten gemacht werden, ſo duͤrften be-
ſagte Kayſerliche bey Heilbrunn verſammlete Voͤl-
ker daſelbſt nicht lange mehr ſtehen bleiben, ſondern
den Marſch nach den Niederlanden fortſetzen, zu-
mal da bereits zum Durchmarſch die gewoͤhnliche
und Reichs-Conſtitutions-maͤßige Requiſitoria-
lien an die hohe Crayß-Directeurs bereits ergangen
ſind. Zu Mannheim langte dieſer Tagen der Herr
General, Graf von Styrum, an, derſelde wird ſich
aber daſelbſten nicht lange aufhalten, ſonder wieder
nach der Armee bey Heilbrunn zuruͤck gehen.
Frankfurt, den 6 Junius.
Von den Kayſerlichen Truppen, welche ſich in
hieſiger Nachbarſchaft eingefunden, ſind heute ver-
ſchiedene Compagnien hier durch marſchirt.
Coͤlln, den 9 Junius.
Jndem man verſichert, daß das Corps Kayſerl.
Truppen, welches zu Heilbrunn verſam̃let worden,
gerades Weges nach den Niederlanden zumarſchi-
ret: So vernimmt man von einer andern Seite,
daß man am Rhein und an der Moſel Fahrzeuge
zuſammen bringe, um davon eine Bruͤcke zwiſchen
Coblenz und Neuwied zu machen, und daß dieſes
Corps allda uͤber den Rhein gehen werde, um ſich
nach der Maas zu begeben, wo es, wie man ſagt,
durch einen Theil der Garniſons aus Luxemburg,
Namur und Charleroy wird verſtaͤrket werden, um
von dieſer Seite her eine Diverſion zu machen.
Berlin, den 11 Junius.
Se. Koͤnigl. Hoheit, der Prinz von Prenſſen, er-
hoben ſich vorgeſtern, in Begleitung der beyden Koͤ-
nigl. Fluͤgel-Adjutanten, Herrn Barons von Lentu-
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