Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844.
ist schon sündlich genug. Gräber im Voraus machen, hieße vorwitzig die Falle des Todes aufstellen; den Hallunken, der es thäte, sollte man vom Dienst jagen. (zu dem lesenden Leonhard) Was Neues? Sucht ein Menschenfreund eine arme Wittwe, die ein Paar hundert Thaler brauchen kann? Oder umgekehrt die arme Wittwe den Menschenfreund, der sie geben will? Leonhard. Die Polizei macht einen Juwelen-Diebstahl be- kannt. Wunderbar genug. Man sieht daraus, daß trotz der schlechten Zeiten noch immer Leute unter uns leben, die Juwelen besitzen. Meister Anton. Ein Juwelen-Diebstahl? Bei wem? Leonhard. Bei'm Kaufmann Wolfram! Meister Anton. Bei -- Unmöglich! Da hat mein Karl vor ein Paar Tagen einen Secretair polirt! Leonhard. Aus dem Secretair verschwunden, richtig!
iſt ſchon ſündlich genug. Gräber im Voraus machen, hieße vorwitzig die Falle des Todes aufſtellen; den Hallunken, der es thäte, ſollte man vom Dienſt jagen. (zu dem leſenden Leonhard) Was Neues? Sucht ein Menſchenfreund eine arme Wittwe, die ein Paar hundert Thaler brauchen kann? Oder umgekehrt die arme Wittwe den Menſchenfreund, der ſie geben will? Leonhard. Die Polizei macht einen Juwelen-Diebſtahl be- kannt. Wunderbar genug. Man ſieht daraus, daß trotz der ſchlechten Zeiten noch immer Leute unter uns leben, die Juwelen beſitzen. Meiſter Anton. Ein Juwelen-Diebſtahl? Bei wem? Leonhard. Bei’m Kaufmann Wolfram! Meiſter Anton. Bei — Unmöglich! Da hat mein Karl vor ein Paar Tagen einen Secretair polirt! Leonhard. Aus dem Secretair verſchwunden, richtig! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ANTON"> <p><pb facs="#f0115" n="47"/> iſt ſchon ſündlich genug. Gräber im Voraus machen,<lb/> hieße vorwitzig die Falle des Todes aufſtellen; den<lb/> Hallunken, der es thäte, ſollte man vom Dienſt<lb/> jagen.</p> <stage>(zu dem leſenden Leonhard)</stage> <p>Was Neues? Sucht<lb/> ein Menſchenfreund eine arme Wittwe, die ein Paar<lb/> hundert Thaler brauchen kann? Oder umgekehrt die<lb/> arme Wittwe den Menſchenfreund, der ſie geben will?</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonhard</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Polizei macht einen Juwelen-Diebſtahl be-<lb/> kannt. Wunderbar genug. Man ſieht daraus, daß<lb/> trotz der ſchlechten Zeiten noch immer Leute unter uns<lb/> leben, die Juwelen beſitzen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANTON"> <speaker><hi rendition="#g">Meiſter Anton</hi>.</speaker><lb/> <p>Ein Juwelen-Diebſtahl? Bei wem?</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonhard</hi>.</speaker><lb/> <p>Bei’m Kaufmann Wolfram!</p> </sp><lb/> <sp who="#ANTON"> <speaker><hi rendition="#g">Meiſter Anton</hi>.</speaker><lb/> <p>Bei — Unmöglich! Da hat mein Karl vor ein<lb/> Paar Tagen einen Secretair polirt!</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonhard</hi>.</speaker><lb/> <p>Aus dem Secretair verſchwunden, richtig!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0115]
iſt ſchon ſündlich genug. Gräber im Voraus machen,
hieße vorwitzig die Falle des Todes aufſtellen; den
Hallunken, der es thäte, ſollte man vom Dienſt
jagen. (zu dem leſenden Leonhard) Was Neues? Sucht
ein Menſchenfreund eine arme Wittwe, die ein Paar
hundert Thaler brauchen kann? Oder umgekehrt die
arme Wittwe den Menſchenfreund, der ſie geben will?
Leonhard.
Die Polizei macht einen Juwelen-Diebſtahl be-
kannt. Wunderbar genug. Man ſieht daraus, daß
trotz der ſchlechten Zeiten noch immer Leute unter uns
leben, die Juwelen beſitzen.
Meiſter Anton.
Ein Juwelen-Diebſtahl? Bei wem?
Leonhard.
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Zitationshilfe: | Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844/115>, abgerufen am 26.06.2024. |