Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844. Leonhard. Wenn's des Mädchens wegen ist, ich kann sie ja heirathen! Dazu war ich schon halb und halb ent- schlossen, als sie selbst hier war! Secretair. Sie war hier, und sie ist wieder gegangen, ohne Dich in Reue und Zerknirschung zu ihren Füßen ge- sehen zu haben? Komm! Komm! Leonhard. Ich bitte Sie -- Sie sehen einen Menschen vor sich, der zu Allem bereit ist, was Sie vorschreiben! Noch heut Abend verlobe ich mich mit ihr! Secretair. Das thu' ich, oder Keiner. Und wenn die Welt daran hinge, nicht den Saum ihres Kleides sollst Du wieder berühren! Komm! In den Wald mit mir! Aber wohl gemerkt, ich faß' Dich unter den Arm, und wenn Du unterwegs nur einen Laut von Dir giebst, so -- (er erhebt eine Pistole) Du wirst mir's glauben! Ohnehin nehmen wir, damit Du nicht in Versuchung kommst, den Weg hinten zum Hause hin- aus durch die Gärten! Leonhard. Wenn’s des Mädchens wegen iſt, ich kann ſie ja heirathen! Dazu war ich ſchon halb und halb ent- ſchloſſen, als ſie ſelbſt hier war! Secretair. Sie war hier, und ſie iſt wieder gegangen, ohne Dich in Reue und Zerknirſchung zu ihren Füßen ge- ſehen zu haben? Komm! Komm! Leonhard. Ich bitte Sie — Sie ſehen einen Menſchen vor ſich, der zu Allem bereit iſt, was Sie vorſchreiben! Noch heut Abend verlobe ich mich mit ihr! Secretair. Das thu’ ich, oder Keiner. Und wenn die Welt daran hinge, nicht den Saum ihres Kleides ſollſt Du wieder berühren! Komm! In den Wald mit mir! Aber wohl gemerkt, ich faß’ Dich unter den Arm, und wenn Du unterwegs nur einen Laut von Dir giebſt, ſo — (er erhebt eine Piſtole) Du wirſt mir’s glauben! Ohnehin nehmen wir, damit Du nicht in Verſuchung kommſt, den Weg hinten zum Hauſe hin- aus durch die Gärten! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0174" n="106"/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonhard</hi>.</speaker><lb/> <p>Wenn’s des Mädchens wegen iſt, ich kann ſie ja<lb/> heirathen! Dazu war ich ſchon halb und halb ent-<lb/> ſchloſſen, als ſie ſelbſt hier war!</p> </sp><lb/> <sp who="#SECRE"> <speaker><hi rendition="#g">Secretair</hi>.</speaker><lb/> <p>Sie war hier, und ſie iſt wieder gegangen, ohne<lb/> Dich in Reue und Zerknirſchung zu ihren Füßen ge-<lb/> ſehen zu haben? Komm! Komm!</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonhard</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich bitte Sie — Sie ſehen einen Menſchen vor<lb/> ſich, der zu Allem bereit iſt, was Sie vorſchreiben!<lb/> Noch heut Abend verlobe ich mich mit ihr!</p> </sp><lb/> <sp who="#SECRE"> <speaker><hi rendition="#g">Secretair</hi>.</speaker><lb/> <p>Das thu’ ich, oder Keiner. Und wenn die Welt<lb/> daran hinge, nicht den Saum ihres Kleides ſollſt Du<lb/> wieder berühren! Komm! In den Wald mit mir!<lb/> Aber wohl gemerkt, ich faß’ Dich unter den Arm,<lb/> und wenn Du unterwegs nur einen Laut von Dir<lb/> giebſt, ſo —</p> <stage>(er erhebt eine Piſtole)</stage> <p>Du wirſt mir’s<lb/> glauben! Ohnehin nehmen wir, damit Du nicht in<lb/> Verſuchung kommſt, den Weg hinten zum Hauſe hin-<lb/> aus durch die Gärten!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0174]
Leonhard.
Wenn’s des Mädchens wegen iſt, ich kann ſie ja
heirathen! Dazu war ich ſchon halb und halb ent-
ſchloſſen, als ſie ſelbſt hier war!
Secretair.
Sie war hier, und ſie iſt wieder gegangen, ohne
Dich in Reue und Zerknirſchung zu ihren Füßen ge-
ſehen zu haben? Komm! Komm!
Leonhard.
Ich bitte Sie — Sie ſehen einen Menſchen vor
ſich, der zu Allem bereit iſt, was Sie vorſchreiben!
Noch heut Abend verlobe ich mich mit ihr!
Secretair.
Das thu’ ich, oder Keiner. Und wenn die Welt
daran hinge, nicht den Saum ihres Kleides ſollſt Du
wieder berühren! Komm! In den Wald mit mir!
Aber wohl gemerkt, ich faß’ Dich unter den Arm,
und wenn Du unterwegs nur einen Laut von Dir
giebſt, ſo — (er erhebt eine Piſtole) Du wirſt mir’s
glauben! Ohnehin nehmen wir, damit Du nicht in
Verſuchung kommſt, den Weg hinten zum Hauſe hin-
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