Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844.balg erzeugen, man braucht nur einfach in die Be- Das Drama, als die Spitze aller Kunst, soll balg erzeugen, man braucht nur einfach in die Be- Das Drama, als die Spitze aller Kunſt, ſoll <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0022" n="II"/> balg erzeugen, man braucht nur einfach in die Be-<lb/> jahung der eben hervorgehobenen Seite eine ſtill-<lb/> ſchweigende Verneinung aller übrigen zu legen.</p><lb/> <p>Das Drama, als die Spitze aller Kunſt, ſoll<lb/> den jedesmaligen <hi rendition="#g">Welt-</hi> und <hi rendition="#g">Menſchen-Zuſtand</hi><lb/> in ſeinem <hi rendition="#g">Verhältniß</hi> zur <hi rendition="#g">Idee</hi>, d. h. hier zu<lb/> dem Alles bedingenden ſittlichen Centrum, das wir<lb/> im Welt-Organismus, ſchon ſeiner Selbſt-Erhaltung<lb/> wegen, annehmen müſſen, veranſchaulichen. Das<lb/> Drama, d. h. das höchſte, das Epoche machende,<lb/> denn es giebt auch noch ein <hi rendition="#g">zweites</hi> und <hi rendition="#g">drittes</hi>,<lb/> ein <hi rendition="#g">partiell-nationales</hi> und ein <hi rendition="#g">ſubjectiv-<lb/> individuelles</hi>, die ſich zu jenem verhalten, wie<lb/> einzelne Scenen und Charactere zum ganzen Stück,<lb/> die daſſelbe aber ſo lange, bis ein Alles umfaſſen-<lb/> der Geiſt erſcheint, vertreten, und wenn dieſer ganz<lb/> ausbleibt, als <hi rendition="#aq">disjecti membra poetae</hi> in ſeine<lb/> Stelle rücken, das Drama iſt nur dann <hi rendition="#g">möglich</hi>,<lb/> wenn in dieſem Zuſtand eine entſcheidende <hi rendition="#g">Verän-<lb/> derung</hi> vor ſich geht, es iſt daher durchaus ein Pro-<lb/> duct der Zeit, aber freilich nur in dem Sinne, worin<lb/> eine ſolche Zeit ſelbſt ein Product aller vorhergegange-<lb/> nen Zeiten iſt, das verbindende Mittelglied zwiſchen<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [II/0022]
balg erzeugen, man braucht nur einfach in die Be-
jahung der eben hervorgehobenen Seite eine ſtill-
ſchweigende Verneinung aller übrigen zu legen.
Das Drama, als die Spitze aller Kunſt, ſoll
den jedesmaligen Welt- und Menſchen-Zuſtand
in ſeinem Verhältniß zur Idee, d. h. hier zu
dem Alles bedingenden ſittlichen Centrum, das wir
im Welt-Organismus, ſchon ſeiner Selbſt-Erhaltung
wegen, annehmen müſſen, veranſchaulichen. Das
Drama, d. h. das höchſte, das Epoche machende,
denn es giebt auch noch ein zweites und drittes,
ein partiell-nationales und ein ſubjectiv-
individuelles, die ſich zu jenem verhalten, wie
einzelne Scenen und Charactere zum ganzen Stück,
die daſſelbe aber ſo lange, bis ein Alles umfaſſen-
der Geiſt erſcheint, vertreten, und wenn dieſer ganz
ausbleibt, als disjecti membra poetae in ſeine
Stelle rücken, das Drama iſt nur dann möglich,
wenn in dieſem Zuſtand eine entſcheidende Verän-
derung vor ſich geht, es iſt daher durchaus ein Pro-
duct der Zeit, aber freilich nur in dem Sinne, worin
eine ſolche Zeit ſelbſt ein Product aller vorhergegange-
nen Zeiten iſt, das verbindende Mittelglied zwiſchen
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