Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite
Leonhard.
Du bist immer verdrießlich! Man kann vierzehn
Tage weg geblieben seyn, Regen und Sonnenschein
können sich am Himmel zehn Mal abgelös't haben,
in Deinem Gesicht steht, wenn man endlich wieder
kommt, immer noch die alte Wolke!
Klara.
Es gab andere Zeiten!
Leonhard.
Wahrhaftig! Hättest Du immer ausgesehen, wie
jetzt, wir wären niemals gut Freund geworden!
Klara.
Was lag daran!
Leonhard.
So frei fühlst Du Dich von mir? Mir kann's
recht seyn! Dann
(mit Beziehung) hat Dein Zahnweh
von neulich Nichts zu bedeuten gehabt!
Klara.
O Leonhard, es war nicht recht von Dir!
Leonhard.
Nicht recht, daß ich mein höchstes Gut, denn
das bist Du, auch durch das letzte Band an mich
fest zu knüpfen suchte? Und in dem Augenblick, wo
Leonhard.
Du biſt immer verdrießlich! Man kann vierzehn
Tage weg geblieben ſeyn, Regen und Sonnenſchein
können ſich am Himmel zehn Mal abgelöſ’t haben,
in Deinem Geſicht ſteht, wenn man endlich wieder
kommt, immer noch die alte Wolke!
Klara.
Es gab andere Zeiten!
Leonhard.
Wahrhaftig! Hätteſt Du immer ausgeſehen, wie
jetzt, wir wären niemals gut Freund geworden!
Klara.
Was lag daran!
Leonhard.
So frei fühlſt Du Dich von mir? Mir kann’s
recht ſeyn! Dann
(mit Beziehung) hat Dein Zahnweh
von neulich Nichts zu bedeuten gehabt!
Klara.
O Leonhard, es war nicht recht von Dir!
Leonhard.
Nicht recht, daß ich mein höchſtes Gut, denn
das biſt Du, auch durch das letzte Band an mich
feſt zu knüpfen ſuchte? Und in dem Augenblick, wo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0084" n="16"/>
          <sp who="#LEO">
            <speaker><hi rendition="#g">Leonhard</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Du bi&#x017F;t immer verdrießlich! Man kann vierzehn<lb/>
Tage weg geblieben &#x017F;eyn, Regen und Sonnen&#x017F;chein<lb/>
können &#x017F;ich am Himmel zehn Mal abgelö&#x017F;&#x2019;t haben,<lb/>
in Deinem Ge&#x017F;icht &#x017F;teht, wenn man endlich wieder<lb/>
kommt, immer noch die alte Wolke!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KLARA">
            <speaker><hi rendition="#g">Klara</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Es gab andere Zeiten!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LEO">
            <speaker><hi rendition="#g">Leonhard</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Wahrhaftig! Hätte&#x017F;t Du immer ausge&#x017F;ehen, wie<lb/>
jetzt, wir wären niemals gut Freund geworden!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KLARA">
            <speaker><hi rendition="#g">Klara</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Was lag daran!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LEO">
            <speaker><hi rendition="#g">Leonhard</hi>.</speaker><lb/>
            <p>So frei fühl&#x017F;t Du Dich von mir? Mir kann&#x2019;s<lb/>
recht &#x017F;eyn! Dann</p>
            <stage>(mit Beziehung)</stage>
            <p>hat Dein Zahnweh<lb/>
von neulich Nichts zu bedeuten gehabt!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KLARA">
            <speaker><hi rendition="#g">Klara</hi>.</speaker><lb/>
            <p>O Leonhard, es war nicht recht von Dir!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LEO">
            <speaker><hi rendition="#g">Leonhard</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Nicht recht, daß ich mein höch&#x017F;tes Gut, denn<lb/>
das bi&#x017F;t Du, auch durch das letzte Band an mich<lb/>
fe&#x017F;t zu knüpfen &#x017F;uchte? Und in dem Augenblick, wo<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0084] Leonhard. Du biſt immer verdrießlich! Man kann vierzehn Tage weg geblieben ſeyn, Regen und Sonnenſchein können ſich am Himmel zehn Mal abgelöſ’t haben, in Deinem Geſicht ſteht, wenn man endlich wieder kommt, immer noch die alte Wolke! Klara. Es gab andere Zeiten! Leonhard. Wahrhaftig! Hätteſt Du immer ausgeſehen, wie jetzt, wir wären niemals gut Freund geworden! Klara. Was lag daran! Leonhard. So frei fühlſt Du Dich von mir? Mir kann’s recht ſeyn! Dann (mit Beziehung) hat Dein Zahnweh von neulich Nichts zu bedeuten gehabt! Klara. O Leonhard, es war nicht recht von Dir! Leonhard. Nicht recht, daß ich mein höchſtes Gut, denn das biſt Du, auch durch das letzte Band an mich feſt zu knüpfen ſuchte? Und in dem Augenblick, wo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844/84
Zitationshilfe: Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844/84>, abgerufen am 21.11.2024.