Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844. Leonhard. Unerwartet, nicht wahr? Nun, es kommt auch nicht so ganz von ungefähr. Warum ließ ich mich vierzehn Tage lang bei Euch nicht sehen? Klara. Was weiß ich? Ich denke, weil wir uns den letzten Sonntag erzürnten! Leonhard. Den kleinen Zwist führte ich selbst listig herbei, damit ich wegbleiben könnte, ohne daß es zu sehr auffiele. Klara. Ich versteh' Dich nicht! Leonhard. Glaub's. Die Zeit benutzt' ich dazu, der kleinen buckligten Nichte des Bürgermeisters, die so viel bei dem Alten gilt, die seine rechte Hand ist, wie der Gerichtsdiener die linke, den Hof zu machen. Versteh' mich recht! Ich sagte ihr selbst nichts Angenehmes, ausgenommen ein Compliment über ihre Haare, die bekanntlich roth sind, ich sagte ihr nur Einiges, daß ihr wohl gefiel, über Dich! Leonhard. Unerwartet, nicht wahr? Nun, es kommt auch nicht ſo ganz von ungefähr. Warum ließ ich mich vierzehn Tage lang bei Euch nicht ſehen? Klara. Was weiß ich? Ich denke, weil wir uns den letzten Sonntag erzürnten! Leonhard. Den kleinen Zwiſt führte ich ſelbſt liſtig herbei, damit ich wegbleiben könnte, ohne daß es zu ſehr auffiele. Klara. Ich verſteh’ Dich nicht! Leonhard. Glaub’s. Die Zeit benutzt’ ich dazu, der kleinen buckligten Nichte des Bürgermeiſters, die ſo viel bei dem Alten gilt, die ſeine rechte Hand iſt, wie der Gerichtsdiener die linke, den Hof zu machen. Verſteh’ mich recht! Ich ſagte ihr ſelbſt nichts Angenehmes, ausgenommen ein Compliment über ihre Haare, die bekanntlich roth ſind, ich ſagte ihr nur Einiges, daß ihr wohl gefiel, über Dich! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0091" n="23"/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonhard</hi>.</speaker><lb/> <p>Unerwartet, nicht wahr? Nun, es kommt auch<lb/> nicht ſo ganz von ungefähr. Warum ließ ich mich<lb/> vierzehn Tage lang bei Euch nicht ſehen?</p> </sp><lb/> <sp who="#KLARA"> <speaker><hi rendition="#g">Klara</hi>.</speaker><lb/> <p>Was weiß ich? Ich denke, weil wir uns den<lb/> letzten Sonntag erzürnten!</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonhard</hi>.</speaker><lb/> <p>Den kleinen Zwiſt führte ich ſelbſt liſtig herbei,<lb/> damit ich wegbleiben könnte, ohne daß es zu ſehr<lb/> auffiele.</p> </sp><lb/> <sp who="#KLARA"> <speaker><hi rendition="#g">Klara</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich verſteh’ Dich nicht!</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonhard</hi>.</speaker><lb/> <p>Glaub’s. Die Zeit benutzt’ ich dazu, der kleinen<lb/> buckligten Nichte des Bürgermeiſters, die ſo viel bei<lb/> dem Alten gilt, die ſeine rechte Hand iſt, wie der<lb/> Gerichtsdiener die linke, den Hof zu machen. Verſteh’<lb/> mich recht! Ich ſagte ihr ſelbſt nichts Angenehmes,<lb/> ausgenommen ein Compliment über ihre Haare, die<lb/> bekanntlich roth ſind, ich ſagte ihr nur Einiges, daß<lb/> ihr wohl gefiel, über Dich!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0091]
Leonhard.
Unerwartet, nicht wahr? Nun, es kommt auch
nicht ſo ganz von ungefähr. Warum ließ ich mich
vierzehn Tage lang bei Euch nicht ſehen?
Klara.
Was weiß ich? Ich denke, weil wir uns den
letzten Sonntag erzürnten!
Leonhard.
Den kleinen Zwiſt führte ich ſelbſt liſtig herbei,
damit ich wegbleiben könnte, ohne daß es zu ſehr
auffiele.
Klara.
Ich verſteh’ Dich nicht!
Leonhard.
Glaub’s. Die Zeit benutzt’ ich dazu, der kleinen
buckligten Nichte des Bürgermeiſters, die ſo viel bei
dem Alten gilt, die ſeine rechte Hand iſt, wie der
Gerichtsdiener die linke, den Hof zu machen. Verſteh’
mich recht! Ich ſagte ihr ſelbſt nichts Angenehmes,
ausgenommen ein Compliment über ihre Haare, die
bekanntlich roth ſind, ich ſagte ihr nur Einiges, daß
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Zitationshilfe: | Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844/91>, abgerufen am 16.02.2025. |