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[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

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Und wenni 's sieh vo witem,
se schießt mer 's Bluet ins Gsicht;
es wird mer übers Herz so chnapp,
und 's Wasser lauft mer d' Backen ab,
wohl d' Backen ab;
i weiß nit, wie mer gschicht.
Am Zistig früeih bym Brunne,
se redt 's mi frey no a:
"Chumm, lüpf mer Hans! Was fehlt der echt?
"Es isch der näume gar nit recht,
nei gar nit recht!"
J denk mi Lebtig dra.
J ha 's em solle sage,
und hätti 's numme gseit!
Und wenni numme richer wär,
und wär mer nit mi Herz so schwer,
mi Herz so schwer,
's gäb wieder Glegeheit.

9 *
Und wenni ’s ſieh vo witem,
ſe ſchießt mer ’s Bluet ins Gſicht;
es wird mer uͤbers Herz ſo chnapp,
und ’s Waſſer lauft mer d’ Backen ab,
wohl d’ Backen ab;
i weiß nit, wie mer gſchicht.
Am Ziſtig fruͤeih bym Brunne,
ſe redt ’s mi frey no a:
„Chumm, luͤpf mer Hans! Was fehlt der echt?
„Es iſch der naͤume gar nit recht,
nei gar nit recht!“
J denk mi Lebtig dra.
J ha ’s em ſolle ſage,
und haͤtti ’s numme gſeit!
Und wenni numme richer waͤr,
und waͤr mer nit mi Herz ſo ſchwer,
mi Herz ſo ſchwer,
’s gaͤb wieder Glegeheit.

9 *
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[131/0151] Und wenni ’s ſieh vo witem, ſe ſchießt mer ’s Bluet ins Gſicht; es wird mer uͤbers Herz ſo chnapp, und ’s Waſſer lauft mer d’ Backen ab, wohl d’ Backen ab; i weiß nit, wie mer gſchicht. Am Ziſtig fruͤeih bym Brunne, ſe redt ’s mi frey no a: „Chumm, luͤpf mer Hans! Was fehlt der echt? „Es iſch der naͤume gar nit recht, nei gar nit recht!“ J denk mi Lebtig dra. J ha ’s em ſolle ſage, und haͤtti ’s numme gſeit! Und wenni numme richer waͤr, und waͤr mer nit mi Herz ſo ſchwer, mi Herz ſo ſchwer, ’s gaͤb wieder Glegeheit. 9 *

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Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/151>, abgerufen am 18.05.2024.