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[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

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Siehsch dört vorne 's Röttler Schloß -- ver-
falleni Mure?
In vertäfelte Stube, mit goldene Liiste
verbendlet,
hen sust Fürste gwohnt, und schöni fürstligi
Fraue,
Heren und Here-Gsind, und d'Freud isch
z'Röttle deheim gsi.
Aber iez isch alles still, undenklichi Zite
brenne keini Liechter in sine verrißene
Stube,
flackeret kei Füür uf siner versunkene Füür-
stet,
goht kei Chrug in Cheller, ke Züber aben
an Brunne.
Wildi Tube niste dört uf mosige Bäume.
Lueg dört ehnen isch Mulberg, und do im
Schatte verborge
's Föhris Hüsli, und am Berg dört, d'
Höllstemer Chilche.
Steine lömmer ligen, und fahre duren in
d' Matte,
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Siehſch doͤrt vorne ’s Roͤttler Schloß — ver-
falleni Mure?
In vertaͤfelte Stube, mit goldene Liiſte
verbendlet,
hen ſuſt Fuͤrſte gwohnt, und ſchoͤni fuͤrſtligi
Fraue,
Heren und Here-Gſind, und d’Freud iſch
z’Roͤttle deheim gſi.
Aber iez iſch alles ſtill, undenklichi Zite
brenne keini Liechter in ſine verrißene
Stube,
flackeret kei Fuͤuͤr uf ſiner verſunkene Fuͤuͤr-
ſtet,
goht kei Chrug in Cheller, ke Zuͤber aben
an Brunne.
Wildi Tube niſte doͤrt uf moſige Baͤume.
Lueg doͤrt ehnen iſch Mulberg, und do im
Schatte verborge
’s Foͤhris Huͤsli, und am Berg doͤrt, d’
Hoͤllſtemer Chilche.
Steine loͤmmer ligen, und fahre duren in
d’ Matte,
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[17/0031] Siehſch doͤrt vorne ’s Roͤttler Schloß — ver- falleni Mure? In vertaͤfelte Stube, mit goldene Liiſte verbendlet, hen ſuſt Fuͤrſte gwohnt, und ſchoͤni fuͤrſtligi Fraue, Heren und Here-Gſind, und d’Freud iſch z’Roͤttle deheim gſi. Aber iez iſch alles ſtill, undenklichi Zite brenne keini Liechter in ſine verrißene Stube, flackeret kei Fuͤuͤr uf ſiner verſunkene Fuͤuͤr- ſtet, goht kei Chrug in Cheller, ke Zuͤber aben an Brunne. Wildi Tube niſte doͤrt uf moſige Baͤume. Lueg doͤrt ehnen iſch Mulberg, und do im Schatte verborge ’s Foͤhris Huͤsli, und am Berg doͤrt, d’ Hoͤllſtemer Chilche. Steine loͤmmer ligen, und fahre duren in d’ Matte, 2

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Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/31>, abgerufen am 03.12.2024.