[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803."Trink e Schlückli Brentewi, er chüeltder di Jast ab!" Aber d' Frau deheim, mit zsemegschlage- ne Hände sizt sie uffem Bank, und luegt dur Thränen am Himmel: "Siebe Johr und siebe Chrütz!" so schluchzget sie endli, "'s wird mer redli wohr, und Gott im Himmel wells ende!" Seits und nimmt e Buch und betet Todes- gidanke. Drüber schnellt der Michel d'Thür uf, und fürchterli schnauzt er: "Hülsch au wieder, du heschs nöthig, fal- schi Canali! "Sur-Chrut choch mer!" 's Kätterli seit: "'s isch niene ke Füür meh." "Sur-Chrut willi! Lueg i dreih der 's Mes- ser im Lib um." -- "Lieber hüt, as morn! De bringsch mi un- tere Bode „Trink e Schluͤckli Brentewi, er chuͤeltder di Jaſt ab!“ Aber d’ Frau deheim, mit zſemegſchlage- ne Haͤnde ſizt ſie uffem Bank, und luegt dur Thraͤnen am Himmel: „Siebe Johr und ſiebe Chruͤtz!“ ſo ſchluchzget ſie endli, „’s wird mer redli wohr, und Gott im Himmel wells ende!“ Seits und nimmt e Buch und betet Todes- gidanke. Druͤber ſchnellt der Michel d’Thuͤr uf, und fuͤrchterli ſchnauzt er: „Huͤlſch au wieder, du heſchs noͤthig, fal- ſchi Canali! „Sur-Chrut choch mer!“ ’s Kaͤtterli ſeit: „’s iſch niene ke Fuͤuͤr meh.“ „Sur-Chrut willi! Lueg i dreih der ’s Meſ- ſer im Lib um.“ — „Lieber huͤt, as morn! De bringſch mi un- tere Bode <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0080" n="62"/> <l>„Trink e Schluͤckli Brentewi, er chuͤeltder</l><lb/> <l>di Jaſt ab!“</l><lb/> <l>Aber d’ Frau deheim, mit <choice><sic>zſemegfchlage-<lb/> ne</sic><corr>zſemegſchlage-<lb/> ne</corr></choice> Haͤnde</l><lb/> <l>ſizt ſie uffem Bank, und luegt dur Thraͤnen</l><lb/> <l>am Himmel:</l><lb/> <l>„<hi rendition="#g">Siebe Johr und ſiebe Chruͤtz</hi>!“ ſo</l><lb/> <l>ſchluchzget ſie endli,</l><lb/> <l>„’s wird mer redli wohr, und Gott im</l><lb/> <l>Himmel wells ende!“</l><lb/> <l>Seits und nimmt e Buch und betet Todes-</l><lb/> <l>gidanke.</l><lb/> <l>Druͤber ſchnellt der Michel d’Thuͤr uf, und</l><lb/> <l>fuͤrchterli ſchnauzt er:</l><lb/> <l>„Huͤlſch au wieder, du heſchs noͤthig, fal-</l><lb/> <l>ſchi Canali!</l><lb/> <l>„Sur-Chrut choch mer!“ ’s Kaͤtterli ſeit: „’s</l><lb/> <l>iſch niene ke Fuͤuͤr meh.“</l><lb/> <l>„Sur-Chrut willi! Lueg i dreih der ’s Meſ-</l><lb/> <l>ſer im Lib um.“ —</l><lb/> <l>„Lieber huͤt, as morn! De bringſch mi un-</l><lb/> <l>tere Bode</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0080]
„Trink e Schluͤckli Brentewi, er chuͤeltder
di Jaſt ab!“
Aber d’ Frau deheim, mit zſemegſchlage-
ne Haͤnde
ſizt ſie uffem Bank, und luegt dur Thraͤnen
am Himmel:
„Siebe Johr und ſiebe Chruͤtz!“ ſo
ſchluchzget ſie endli,
„’s wird mer redli wohr, und Gott im
Himmel wells ende!“
Seits und nimmt e Buch und betet Todes-
gidanke.
Druͤber ſchnellt der Michel d’Thuͤr uf, und
fuͤrchterli ſchnauzt er:
„Huͤlſch au wieder, du heſchs noͤthig, fal-
ſchi Canali!
„Sur-Chrut choch mer!“ ’s Kaͤtterli ſeit: „’s
iſch niene ke Fuͤuͤr meh.“
„Sur-Chrut willi! Lueg i dreih der ’s Meſ-
ſer im Lib um.“ —
„Lieber huͤt, as morn! De bringſch mi un-
tere Bode
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