Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.damals 4000 Häuser, 85,965 Einwohner, 22 Kirchen, 4 königliche Schlösser, 22 Krankenspitäler, 30 Armenhäuser, einen reichen Handel und viele Fabriken. Da kann man denken, wie mancher schöne Dachstuhl in dieser angstvollen Nacht zerschmettert wurde, wie manches bange Mutterherz sich nicht zu helfen wußte, wie manche Wunde blutete, und wie die Stimme des Gebets und der Verzweiflung, das Sturmgeläute und der Kanonendonner durch einander gieng. Am 3. September, als der Tag kam, hörte das Schießen auf; und der Engländer fragte, ob sie noch nicht wollten gewonnen geben. Der Commandant von Koppenhagen sagte: Nein. Da fieng das Schießen Nachmittags um 4 Uhr von neuem an, und dauerte bis den 4. September Mittags fort, ohne Unterlaß und ohne Barmherzigkeit. Und als der Commandant noch nicht wollte Ja sagen, fieng Abends das Feuer wieder an, und dauerte die ganze Nacht bis den 5. des Mittags. Da lagen mehr als 300 schöne Häuser in der Asche; ganze Kirchthürme waren eingestürzt, und noch überall wüthete die Flamme. Mehr als 800 Bürger waren schon getödtet und mehrere schwer verwundet. Ganz Koppenhagen sah hier einer Brandstätte, oder einem Steinhaufen, da einem Lazareth, und dort einem Schlachtfeld gleich. Als endlich der Commandant von Koppenhagen nirgends mehr Rettung noch Hülfe und überall nur Untergang und Verderben sah, hat er am 7. September kapitulirt, und der Kron-Prinz hats nicht einmal gelobt. Das erste war, die Engländer nahmen die ganze Seeflotte von Koppenhagen in Besitz und führten sie weg; 18 Linienschiffe, 15 Fregatten und mehrere kleinere damals 4000 Häuser, 85,965 Einwohner, 22 Kirchen, 4 königliche Schlösser, 22 Krankenspitäler, 30 Armenhäuser, einen reichen Handel und viele Fabriken. Da kann man denken, wie mancher schöne Dachstuhl in dieser angstvollen Nacht zerschmettert wurde, wie manches bange Mutterherz sich nicht zu helfen wußte, wie manche Wunde blutete, und wie die Stimme des Gebets und der Verzweiflung, das Sturmgeläute und der Kanonendonner durch einander gieng. Am 3. September, als der Tag kam, hörte das Schießen auf; und der Engländer fragte, ob sie noch nicht wollten gewonnen geben. Der Commandant von Koppenhagen sagte: Nein. Da fieng das Schießen Nachmittags um 4 Uhr von neuem an, und dauerte bis den 4. September Mittags fort, ohne Unterlaß und ohne Barmherzigkeit. Und als der Commandant noch nicht wollte Ja sagen, fieng Abends das Feuer wieder an, und dauerte die ganze Nacht bis den 5. des Mittags. Da lagen mehr als 300 schöne Häuser in der Asche; ganze Kirchthürme waren eingestürzt, und noch überall wüthete die Flamme. Mehr als 800 Bürger waren schon getödtet und mehrere schwer verwundet. Ganz Koppenhagen sah hier einer Brandstätte, oder einem Steinhaufen, da einem Lazareth, und dort einem Schlachtfeld gleich. Als endlich der Commandant von Koppenhagen nirgends mehr Rettung noch Hülfe und überall nur Untergang und Verderben sah, hat er am 7. September kapitulirt, und der Kron-Prinz hats nicht einmal gelobt. Das erste war, die Engländer nahmen die ganze Seeflotte von Koppenhagen in Besitz und führten sie weg; 18 Linienschiffe, 15 Fregatten und mehrere kleinere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0199" n="191"/> damals 4000 Häuser, 85,965 Einwohner, 22 Kirchen, 4 königliche Schlösser, 22 Krankenspitäler, 30 Armenhäuser, einen reichen Handel und viele Fabriken. Da kann man denken, wie mancher schöne Dachstuhl in dieser angstvollen Nacht zerschmettert wurde, wie manches bange Mutterherz sich nicht zu helfen wußte, wie manche Wunde blutete, und wie die Stimme des Gebets und der Verzweiflung, das Sturmgeläute und der Kanonendonner durch einander gieng. Am 3. September, als der Tag kam, hörte das Schießen auf; und der Engländer fragte, ob sie noch nicht wollten gewonnen geben. Der Commandant von Koppenhagen sagte: Nein. Da fieng das Schießen Nachmittags um 4 Uhr von neuem an, und dauerte bis den 4. September Mittags fort, ohne Unterlaß und ohne Barmherzigkeit. Und als der Commandant noch nicht wollte Ja sagen, fieng Abends das Feuer wieder an, und dauerte die ganze Nacht bis den 5. des Mittags. Da lagen mehr als 300 schöne Häuser in der Asche; ganze Kirchthürme waren eingestürzt, und noch überall wüthete die Flamme. Mehr als 800 Bürger waren schon getödtet und mehrere schwer verwundet. Ganz Koppenhagen sah hier einer Brandstätte, oder einem Steinhaufen, da einem Lazareth, und dort einem Schlachtfeld gleich. Als endlich der Commandant von Koppenhagen nirgends mehr Rettung noch Hülfe und überall nur Untergang und Verderben sah, hat er am 7. September kapitulirt, und der Kron-Prinz hats nicht einmal gelobt. Das erste war, die Engländer nahmen die ganze Seeflotte von Koppenhagen in Besitz und führten sie weg; 18 Linienschiffe, 15 Fregatten und mehrere kleinere </p> </div> </body> </text> </TEI> [191/0199]
damals 4000 Häuser, 85,965 Einwohner, 22 Kirchen, 4 königliche Schlösser, 22 Krankenspitäler, 30 Armenhäuser, einen reichen Handel und viele Fabriken. Da kann man denken, wie mancher schöne Dachstuhl in dieser angstvollen Nacht zerschmettert wurde, wie manches bange Mutterherz sich nicht zu helfen wußte, wie manche Wunde blutete, und wie die Stimme des Gebets und der Verzweiflung, das Sturmgeläute und der Kanonendonner durch einander gieng. Am 3. September, als der Tag kam, hörte das Schießen auf; und der Engländer fragte, ob sie noch nicht wollten gewonnen geben. Der Commandant von Koppenhagen sagte: Nein. Da fieng das Schießen Nachmittags um 4 Uhr von neuem an, und dauerte bis den 4. September Mittags fort, ohne Unterlaß und ohne Barmherzigkeit. Und als der Commandant noch nicht wollte Ja sagen, fieng Abends das Feuer wieder an, und dauerte die ganze Nacht bis den 5. des Mittags. Da lagen mehr als 300 schöne Häuser in der Asche; ganze Kirchthürme waren eingestürzt, und noch überall wüthete die Flamme. Mehr als 800 Bürger waren schon getödtet und mehrere schwer verwundet. Ganz Koppenhagen sah hier einer Brandstätte, oder einem Steinhaufen, da einem Lazareth, und dort einem Schlachtfeld gleich. Als endlich der Commandant von Koppenhagen nirgends mehr Rettung noch Hülfe und überall nur Untergang und Verderben sah, hat er am 7. September kapitulirt, und der Kron-Prinz hats nicht einmal gelobt. Das erste war, die Engländer nahmen die ganze Seeflotte von Koppenhagen in Besitz und führten sie weg; 18 Linienschiffe, 15 Fregatten und mehrere kleinere
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