Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.Nagel von dem anhängenden Grunde reinigen. Plötzlich gerieth sie in Brand, zersprang, tödtete den einen auf der Stelle, nahm dem andern die Beine weg, und zerquetschte der Mutter, die mit einem Säugling an der Brust sorglos zusah, den Arm. Dieß lehrt vorsichtig seyn mit alten Granaden und Bomben-Kugeln. Merkwürdige Schicksale eines jungen Engländers. Eines Tages reiste ein junger Engländer auf dem Postwagen zum erstenmal in die große Stadt London, wo er von den Menschen, die daselbst wohnen, keinen einzigen kannte, als seinen Schwager, den er besuchen wollte, und seine Schwester, so des Schwagers Frau war. Auch auf dem Postwagen war neben ihm Niemand, als der Condukteur, das ist, der Aufseher über den Postwagen, der auf alles Acht haben, und an Ort und Stelle über die Briefe und Pakete Red und Antwort geben muß; und die zwey Reise-Kameraden dachten damals nicht daran, wo sie einander das nächstemal wieder sehen würden. Der Postwagen kam erst in der tiefen Nacht in London an. In dem Posthause konnte der Fremde nicht über Nacht bleiben, weil der Postmeister daselbst ein vornehmer Herr ist, und nicht wirthet, und des Schwagers Haus wußte der arme Jüngling, in der ungeheuer großen Stadt, bey stockfinsterer Nacht, so wenig zu finden, als in einem Wagen voll Heu eine Stecknadel. Da sagte zu ihm der Condukteur: "Junger Herr, kommt ihr mit mir! Ich bin zwar auch nicht hier daheim, aber ich habe, wenn ich nach London Nagel von dem anhängenden Grunde reinigen. Plötzlich gerieth sie in Brand, zersprang, tödtete den einen auf der Stelle, nahm dem andern die Beine weg, und zerquetschte der Mutter, die mit einem Säugling an der Brust sorglos zusah, den Arm. Dieß lehrt vorsichtig seyn mit alten Granaden und Bomben-Kugeln. Merkwürdige Schicksale eines jungen Engländers. Eines Tages reiste ein junger Engländer auf dem Postwagen zum erstenmal in die große Stadt London, wo er von den Menschen, die daselbst wohnen, keinen einzigen kannte, als seinen Schwager, den er besuchen wollte, und seine Schwester, so des Schwagers Frau war. Auch auf dem Postwagen war neben ihm Niemand, als der Condukteur, das ist, der Aufseher über den Postwagen, der auf alles Acht haben, und an Ort und Stelle über die Briefe und Pakete Red und Antwort geben muß; und die zwey Reise-Kameraden dachten damals nicht daran, wo sie einander das nächstemal wieder sehen würden. Der Postwagen kam erst in der tiefen Nacht in London an. In dem Posthause konnte der Fremde nicht über Nacht bleiben, weil der Postmeister daselbst ein vornehmer Herr ist, und nicht wirthet, und des Schwagers Haus wußte der arme Jüngling, in der ungeheuer großen Stadt, bey stockfinsterer Nacht, so wenig zu finden, als in einem Wagen voll Heu eine Stecknadel. Da sagte zu ihm der Condukteur: „Junger Herr, kommt ihr mit mir! Ich bin zwar auch nicht hier daheim, aber ich habe, wenn ich nach London <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0203" n="195"/> Nagel von dem anhängenden Grunde reinigen. Plötzlich gerieth sie in Brand, zersprang, tödtete den einen auf der Stelle, nahm dem andern die Beine weg, und zerquetschte der Mutter, die mit einem Säugling an der Brust sorglos zusah, den Arm. Dieß lehrt vorsichtig seyn mit alten Granaden und Bomben-Kugeln.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="1"> <head>Merkwürdige Schicksale eines jungen Engländers.</head><lb/> <p>Eines Tages reiste ein junger Engländer auf dem Postwagen zum erstenmal in die große Stadt London, wo er von den Menschen, die daselbst wohnen, keinen einzigen kannte, als seinen Schwager, den er besuchen wollte, und seine Schwester, so des Schwagers Frau war. Auch auf dem Postwagen war neben ihm Niemand, als der Condukteur, das ist, der Aufseher über den Postwagen, der auf alles Acht haben, und an Ort und Stelle über die Briefe und Pakete Red und Antwort geben muß; und die zwey Reise-Kameraden dachten damals nicht daran, wo sie einander das nächstemal wieder sehen würden. Der Postwagen kam erst in der tiefen Nacht in London an. In dem Posthause konnte der Fremde nicht über Nacht bleiben, weil der Postmeister daselbst ein vornehmer Herr ist, und nicht wirthet, und des Schwagers Haus wußte der arme Jüngling, in der ungeheuer großen Stadt, bey stockfinsterer Nacht, so wenig zu finden, als in einem Wagen voll Heu eine Stecknadel. Da sagte zu ihm der Condukteur: „Junger Herr, kommt ihr mit mir! Ich bin zwar auch nicht hier daheim, aber ich habe, wenn ich nach London </p> </div> </body> </text> </TEI> [195/0203]
Nagel von dem anhängenden Grunde reinigen. Plötzlich gerieth sie in Brand, zersprang, tödtete den einen auf der Stelle, nahm dem andern die Beine weg, und zerquetschte der Mutter, die mit einem Säugling an der Brust sorglos zusah, den Arm. Dieß lehrt vorsichtig seyn mit alten Granaden und Bomben-Kugeln.
Merkwürdige Schicksale eines jungen Engländers.
Eines Tages reiste ein junger Engländer auf dem Postwagen zum erstenmal in die große Stadt London, wo er von den Menschen, die daselbst wohnen, keinen einzigen kannte, als seinen Schwager, den er besuchen wollte, und seine Schwester, so des Schwagers Frau war. Auch auf dem Postwagen war neben ihm Niemand, als der Condukteur, das ist, der Aufseher über den Postwagen, der auf alles Acht haben, und an Ort und Stelle über die Briefe und Pakete Red und Antwort geben muß; und die zwey Reise-Kameraden dachten damals nicht daran, wo sie einander das nächstemal wieder sehen würden. Der Postwagen kam erst in der tiefen Nacht in London an. In dem Posthause konnte der Fremde nicht über Nacht bleiben, weil der Postmeister daselbst ein vornehmer Herr ist, und nicht wirthet, und des Schwagers Haus wußte der arme Jüngling, in der ungeheuer großen Stadt, bey stockfinsterer Nacht, so wenig zu finden, als in einem Wagen voll Heu eine Stecknadel. Da sagte zu ihm der Condukteur: „Junger Herr, kommt ihr mit mir! Ich bin zwar auch nicht hier daheim, aber ich habe, wenn ich nach London
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