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Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.

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er erst einen guten Fang zu machen. Mit viel Complimenten und spitzbübischer Freundlichkeit fragte er: Wie kann man zwey Forellen in drey Pfannen backen, also daß in jeder Pfanne Eine Forelle liege. Das brachte abermal keiner heraus und einer nach dem andern gab dem Hebräer seinen Zwölfer.

Der Hausfreund hätte das Herz allen seinen Lesern, von Mayland bis nach Koppenhagen die nämliche Frage aufzugeben, und wollte ein hübsches Stück Geld daran verdienen, mehr als am Kalender, der ihm nicht viel einträgt. Denn als die Eilfe verlangten, er sollte ihnen für ihr Geld das Räthsel auch auflösen, wand er sich lange bedenklich hin und her, zuckte die Achsel, drehte die Augen. "Ich bin ein armer Jud", sagte er endlich. Die Andern sagten: Was sollen diese Präambeln? Heraus mit dem Räthsel! - Nichts für ungut! - war die Antwort, - daß ich gar ein armer Jüd bin. - Endlich nach vielem Zureden, daß er die Auflösung nur heraus sagen sollte, sie wollten ihm nichts daran übelnehmen; griff er in die Tasche, nahm einen von seinen gewonnenen Zwölfern heraus, legte ihn auf das Tischlein, so im Schiffe war, und sagte: "Daß ichs auch nicht weiß. Hier ist mein Zwölfer!"

Als das die andern hörten, machten sie zwar große Augen, und meinten, so seys nicht gewettet. Weil sie aber doch das Lachen selber nicht verbeißen konnten, und waren reiche und gute Leute, und der hebräische Reisegefährte hatte ihnen von Kleinen Kems bis nach Schalampi die Zeit verkürzt, so ließen sie es gelten, und der Jud hat aus dem Schiff getragen - das soll mir ein fleißiger Schüler im Kopf ausrechnen:

er erst einen guten Fang zu machen. Mit viel Complimenten und spitzbübischer Freundlichkeit fragte er: Wie kann man zwey Forellen in drey Pfannen backen, also daß in jeder Pfanne Eine Forelle liege. Das brachte abermal keiner heraus und einer nach dem andern gab dem Hebräer seinen Zwölfer.

Der Hausfreund hätte das Herz allen seinen Lesern, von Mayland bis nach Koppenhagen die nämliche Frage aufzugeben, und wollte ein hübsches Stück Geld daran verdienen, mehr als am Kalender, der ihm nicht viel einträgt. Denn als die Eilfe verlangten, er sollte ihnen für ihr Geld das Räthsel auch auflösen, wand er sich lange bedenklich hin und her, zuckte die Achsel, drehte die Augen. „Ich bin ein armer Jud“, sagte er endlich. Die Andern sagten: Was sollen diese Präambeln? Heraus mit dem Räthsel! – Nichts für ungut! – war die Antwort, – daß ich gar ein armer Jüd bin. – Endlich nach vielem Zureden, daß er die Auflösung nur heraus sagen sollte, sie wollten ihm nichts daran übelnehmen; griff er in die Tasche, nahm einen von seinen gewonnenen Zwölfern heraus, legte ihn auf das Tischlein, so im Schiffe war, und sagte: „Daß ichs auch nicht weiß. Hier ist mein Zwölfer!“

Als das die andern hörten, machten sie zwar große Augen, und meinten, so seys nicht gewettet. Weil sie aber doch das Lachen selber nicht verbeißen konnten, und waren reiche und gute Leute, und der hebräische Reisegefährte hatte ihnen von Kleinen Kems bis nach Schalampi die Zeit verkürzt, so ließen sie es gelten, und der Jud hat aus dem Schiff getragen – das soll mir ein fleißiger Schüler im Kopf ausrechnen:

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er erst einen guten Fang zu machen. Mit viel Complimenten und spitzbübischer Freundlichkeit fragte er: Wie kann man zwey Forellen in drey Pfannen backen, also daß in jeder Pfanne Eine Forelle liege. Das brachte abermal keiner heraus und einer nach dem andern gab dem Hebräer seinen Zwölfer.</p>
        <p>Der Hausfreund hätte das Herz allen seinen Lesern, von Mayland bis nach Koppenhagen die nämliche Frage aufzugeben, und wollte ein hübsches Stück Geld daran verdienen, mehr als am Kalender, der ihm nicht viel einträgt. Denn als die Eilfe verlangten, er sollte ihnen für ihr Geld das Räthsel auch auflösen, wand er sich lange bedenklich hin und her, zuckte die Achsel, drehte die Augen. &#x201E;Ich bin ein armer Jud&#x201C;, sagte er endlich. Die Andern sagten: Was sollen diese Präambeln? Heraus mit dem Räthsel! &#x2013; Nichts für ungut! &#x2013; war die Antwort, &#x2013; daß ich gar ein armer Jüd bin. &#x2013; Endlich nach vielem Zureden, daß er die Auflösung nur heraus sagen sollte, sie wollten ihm nichts daran übelnehmen; griff er in die Tasche, nahm einen von seinen gewonnenen Zwölfern heraus, legte ihn auf das Tischlein, so im Schiffe war, und sagte: &#x201E;Daß ichs auch nicht weiß. Hier ist mein Zwölfer!&#x201C;</p>
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[216/0224] er erst einen guten Fang zu machen. Mit viel Complimenten und spitzbübischer Freundlichkeit fragte er: Wie kann man zwey Forellen in drey Pfannen backen, also daß in jeder Pfanne Eine Forelle liege. Das brachte abermal keiner heraus und einer nach dem andern gab dem Hebräer seinen Zwölfer. Der Hausfreund hätte das Herz allen seinen Lesern, von Mayland bis nach Koppenhagen die nämliche Frage aufzugeben, und wollte ein hübsches Stück Geld daran verdienen, mehr als am Kalender, der ihm nicht viel einträgt. Denn als die Eilfe verlangten, er sollte ihnen für ihr Geld das Räthsel auch auflösen, wand er sich lange bedenklich hin und her, zuckte die Achsel, drehte die Augen. „Ich bin ein armer Jud“, sagte er endlich. Die Andern sagten: Was sollen diese Präambeln? Heraus mit dem Räthsel! – Nichts für ungut! – war die Antwort, – daß ich gar ein armer Jüd bin. – Endlich nach vielem Zureden, daß er die Auflösung nur heraus sagen sollte, sie wollten ihm nichts daran übelnehmen; griff er in die Tasche, nahm einen von seinen gewonnenen Zwölfern heraus, legte ihn auf das Tischlein, so im Schiffe war, und sagte: „Daß ichs auch nicht weiß. Hier ist mein Zwölfer!“ Als das die andern hörten, machten sie zwar große Augen, und meinten, so seys nicht gewettet. Weil sie aber doch das Lachen selber nicht verbeißen konnten, und waren reiche und gute Leute, und der hebräische Reisegefährte hatte ihnen von Kleinen Kems bis nach Schalampi die Zeit verkürzt, so ließen sie es gelten, und der Jud hat aus dem Schiff getragen – das soll mir ein fleißiger Schüler im Kopf ausrechnen:

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Zitationshilfe: Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811/224>, abgerufen am 21.11.2024.