Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.er gezogen wurde. So habe er ihm den Imperial als Unterpfand zurückgelassen, bis er den Rubel bringe. Wie er mit dem Rubel wieder kommen sey, hab er den rechten Kaufladen nimmer gefunden, und an allen Ständen gefragt: "wem bin ich einen Rubel schuldig?" so habe dieser da gesagt, er sey derjenige, und sei's auch, und habe ihm auch den Rubel abgenommen, aber von dem Imperial wolle er nichts wissen. Wollt ihr ihn jetzt gutwillig herausgeben oder nicht?" Als aber der Polizeisergeant die Umstehenden fragte, und die Umstehenden sagten: ja der Musketier habe an allen Kaufläden gefragt, wem der Rubel gehöre, und dieser habe bekannt, er gehöre ihm, und habe ihn auch angenommen, und daran geklingelt, ob er probat sey. Als der Polizey-Hauptmann das hörte, so gab er den Bescheid: "habt ihr euern Rubel bekommen, so gebt dem Soldaten auch seinen Imperial zurück, oder man petschiert euch euren Stand mit Lattnägeln zusammen, und ihr werdet zwischen euren eigenen Brettern eingeschachtelt und eingeschindelt, und könnt ihr alsdann lang Hunger leiden, so könnt ihr auch lang leben." Das sagte der Anführer der Polizeywache, und wer dem Musketier für einen Rubel einen Imperial herausgeben mußte, war der Kaufmann. Merke: Fremdes Gut frißt das eigene, wie neuer Schnee den alten. Rettung einer Officiersfrau. Es muß manchmal recht wild und blutig in der Welt hergehen, daß die edle Denkungsart eines Menschen bekannt werde, den man nicht drum ansieht. er gezogen wurde. So habe er ihm den Imperial als Unterpfand zurückgelassen, bis er den Rubel bringe. Wie er mit dem Rubel wieder kommen sey, hab er den rechten Kaufladen nimmer gefunden, und an allen Ständen gefragt: „wem bin ich einen Rubel schuldig?“ so habe dieser da gesagt, er sey derjenige, und sei’s auch, und habe ihm auch den Rubel abgenommen, aber von dem Imperial wolle er nichts wissen. Wollt ihr ihn jetzt gutwillig herausgeben oder nicht?“ Als aber der Polizeisergeant die Umstehenden fragte, und die Umstehenden sagten: ja der Musketier habe an allen Kaufläden gefragt, wem der Rubel gehöre, und dieser habe bekannt, er gehöre ihm, und habe ihn auch angenommen, und daran geklingelt, ob er probat sey. Als der Polizey-Hauptmann das hörte, so gab er den Bescheid: „habt ihr euern Rubel bekommen, so gebt dem Soldaten auch seinen Imperial zurück, oder man petschiert euch euren Stand mit Lattnägeln zusammen, und ihr werdet zwischen euren eigenen Brettern eingeschachtelt und eingeschindelt, und könnt ihr alsdann lang Hunger leiden, so könnt ihr auch lang leben.“ Das sagte der Anführer der Polizeywache, und wer dem Musketier für einen Rubel einen Imperial herausgeben mußte, war der Kaufmann. Merke: Fremdes Gut frißt das eigene, wie neuer Schnee den alten. Rettung einer Officiersfrau. Es muß manchmal recht wild und blutig in der Welt hergehen, daß die edle Denkungsart eines Menschen bekannt werde, den man nicht drum ansieht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0294" n="286"/> er gezogen wurde. So habe er ihm den Imperial als Unterpfand zurückgelassen, bis er den Rubel bringe. Wie er mit dem Rubel wieder kommen sey, hab er den rechten Kaufladen nimmer gefunden, und an allen Ständen gefragt: „wem bin ich einen Rubel schuldig?“ so habe dieser da gesagt, er sey derjenige, und sei’s auch, und habe ihm auch den Rubel abgenommen, aber von dem Imperial wolle er nichts wissen. Wollt ihr ihn jetzt gutwillig herausgeben oder nicht?“ Als aber der Polizeisergeant die Umstehenden fragte, und die Umstehenden sagten: ja der Musketier habe an allen Kaufläden gefragt, wem der Rubel gehöre, und dieser habe bekannt, er gehöre ihm, und habe ihn auch angenommen, und daran geklingelt, ob er probat sey. Als der Polizey-Hauptmann das hörte, so gab er den Bescheid: „habt ihr euern Rubel bekommen, so gebt dem Soldaten auch seinen Imperial zurück, oder man petschiert euch euren Stand mit Lattnägeln zusammen, und ihr werdet zwischen euren eigenen Brettern eingeschachtelt und eingeschindelt, und könnt ihr alsdann lang Hunger leiden, so könnt ihr auch lang leben.“ Das sagte der Anführer der Polizeywache, und wer dem Musketier für einen Rubel einen Imperial herausgeben mußte, war der Kaufmann.</p> <p><hi rendition="#g">Merke</hi>: Fremdes Gut frißt das eigene, wie neuer Schnee den alten.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="1"> <head>Rettung einer Officiersfrau.</head><lb/> <p>Es muß manchmal recht wild und blutig in der Welt hergehen, daß die edle Denkungsart eines Menschen bekannt werde, den man nicht drum ansieht. </p> </div> </body> </text> </TEI> [286/0294]
er gezogen wurde. So habe er ihm den Imperial als Unterpfand zurückgelassen, bis er den Rubel bringe. Wie er mit dem Rubel wieder kommen sey, hab er den rechten Kaufladen nimmer gefunden, und an allen Ständen gefragt: „wem bin ich einen Rubel schuldig?“ so habe dieser da gesagt, er sey derjenige, und sei’s auch, und habe ihm auch den Rubel abgenommen, aber von dem Imperial wolle er nichts wissen. Wollt ihr ihn jetzt gutwillig herausgeben oder nicht?“ Als aber der Polizeisergeant die Umstehenden fragte, und die Umstehenden sagten: ja der Musketier habe an allen Kaufläden gefragt, wem der Rubel gehöre, und dieser habe bekannt, er gehöre ihm, und habe ihn auch angenommen, und daran geklingelt, ob er probat sey. Als der Polizey-Hauptmann das hörte, so gab er den Bescheid: „habt ihr euern Rubel bekommen, so gebt dem Soldaten auch seinen Imperial zurück, oder man petschiert euch euren Stand mit Lattnägeln zusammen, und ihr werdet zwischen euren eigenen Brettern eingeschachtelt und eingeschindelt, und könnt ihr alsdann lang Hunger leiden, so könnt ihr auch lang leben.“ Das sagte der Anführer der Polizeywache, und wer dem Musketier für einen Rubel einen Imperial herausgeben mußte, war der Kaufmann.
Merke: Fremdes Gut frißt das eigene, wie neuer Schnee den alten.
Rettung einer Officiersfrau.
Es muß manchmal recht wild und blutig in der Welt hergehen, daß die edle Denkungsart eines Menschen bekannt werde, den man nicht drum ansieht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-12-03T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-12-03T13:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-12-03T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |