Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

der Biß von der nemlichen Schlangen-Art nicht immer gleich furchtbar. Er ist gefährlicher, wenn das Thier alt, als wenn es jung ist, gefährlicher in der heißen und schwühlen Witterung, als in der kühlen, und desto gefährlicher, je mehr der Feind gereitzt und erbost ist. Auf alle Fälle soll man nicht säumen, oder sich auf Segensprechen und Sympathie verlassen, wenn man gebissen worden ist, sondern so geschwind als möglich einen erfahrnen Arzt oder Wundarzt zu Rathe ziehn.

Unterdessen soll man zum wenigsten die Wunde unterbinden, wenn es seyn kann, erweitern, mit Salzwasser auswaschen. Man empfiehlt auch ein Loch in die Erde zu graben, und das verwundete Glied hinein zu stecken. Jäger haben schon Schießpulver auf die Wunde gestreut, und angezündet, und haben die Wirkung gerühmt.

Auch mit den getödteten Schlangen von giftiger Natur muß man gar behutsam seyn. Man hat Beyspiele, daß unvorsichtige Personen durch die Giftzähne noch am abgeschnittenen Kopf einer Schlange gefährlich verwundet worden sind. Aber verschlucken könnte man solches Gift ohne Gefahr, wenn man nur innerlich gesund und unverletzt ist, denn es schadet nur, wenn es unmittelbar ins Blut kommt. Auch das Fleisch dieser Thiere ist unschädlich. Schon manche Schlange ist gegessen worden, ja man bereitet von dem Fleische der giftigen Otter für gewisse Kranke eine sehr nahrhafte und heilsame Brühe.

Aber an allen unsern Schlangen, die nicht Giftzähne haben, ist auch sonst nichts furchtbares und ihre Größe macht sie nicht gefährlich. Ob man gleich nicht genau sagen kann, wie alt sie werden, so hat man doch Ursache zu glauben, daß sie lange wachsen, und

der Biß von der nemlichen Schlangen-Art nicht immer gleich furchtbar. Er ist gefährlicher, wenn das Thier alt, als wenn es jung ist, gefährlicher in der heißen und schwühlen Witterung, als in der kühlen, und desto gefährlicher, je mehr der Feind gereitzt und erbost ist. Auf alle Fälle soll man nicht säumen, oder sich auf Segensprechen und Sympathie verlassen, wenn man gebissen worden ist, sondern so geschwind als möglich einen erfahrnen Arzt oder Wundarzt zu Rathe ziehn.

Unterdessen soll man zum wenigsten die Wunde unterbinden, wenn es seyn kann, erweitern, mit Salzwasser auswaschen. Man empfiehlt auch ein Loch in die Erde zu graben, und das verwundete Glied hinein zu stecken. Jäger haben schon Schießpulver auf die Wunde gestreut, und angezündet, und haben die Wirkung gerühmt.

Auch mit den getödteten Schlangen von giftiger Natur muß man gar behutsam seyn. Man hat Beyspiele, daß unvorsichtige Personen durch die Giftzähne noch am abgeschnittenen Kopf einer Schlange gefährlich verwundet worden sind. Aber verschlucken könnte man solches Gift ohne Gefahr, wenn man nur innerlich gesund und unverletzt ist, denn es schadet nur, wenn es unmittelbar ins Blut kommt. Auch das Fleisch dieser Thiere ist unschädlich. Schon manche Schlange ist gegessen worden, ja man bereitet von dem Fleische der giftigen Otter für gewisse Kranke eine sehr nahrhafte und heilsame Brühe.

Aber an allen unsern Schlangen, die nicht Giftzähne haben, ist auch sonst nichts furchtbares und ihre Größe macht sie nicht gefährlich. Ob man gleich nicht genau sagen kann, wie alt sie werden, so hat man doch Ursache zu glauben, daß sie lange wachsen, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0042" n="34"/>
der Biß von der nemlichen Schlangen-Art nicht immer gleich furchtbar. Er ist gefährlicher, wenn das Thier alt, als wenn es jung ist, gefährlicher in der heißen und schwühlen Witterung, als in der kühlen, und desto gefährlicher, je mehr der Feind gereitzt und erbost ist. Auf alle Fälle soll man nicht säumen, oder sich auf Segensprechen und Sympathie verlassen, wenn man gebissen worden ist, sondern so geschwind als möglich einen erfahrnen Arzt oder Wundarzt zu Rathe ziehn.</p>
          <p>Unterdessen soll man zum wenigsten die Wunde unterbinden, wenn es seyn kann, erweitern, mit Salzwasser auswaschen. Man empfiehlt auch ein Loch in die Erde zu graben, und das verwundete Glied hinein zu stecken. Jäger haben schon Schießpulver auf die Wunde gestreut, und angezündet, und haben die Wirkung gerühmt.</p>
          <p>Auch mit den getödteten Schlangen von giftiger Natur muß man gar behutsam seyn. Man hat Beyspiele, daß unvorsichtige Personen durch die Giftzähne noch am abgeschnittenen Kopf einer Schlange gefährlich verwundet worden sind. Aber verschlucken könnte man solches Gift ohne Gefahr, wenn man nur innerlich gesund und unverletzt ist, denn es schadet nur, wenn es unmittelbar ins Blut kommt. Auch das Fleisch dieser Thiere ist unschädlich. Schon manche Schlange ist gegessen worden, ja man bereitet von dem Fleische der giftigen Otter für gewisse Kranke eine sehr nahrhafte und heilsame Brühe.</p>
          <p>Aber an allen unsern Schlangen, die nicht Giftzähne haben, ist auch sonst nichts furchtbares und ihre Größe macht sie nicht gefährlich. Ob man gleich nicht genau sagen kann, wie alt sie werden, so hat man doch Ursache zu glauben, daß sie lange wachsen, und
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0042] der Biß von der nemlichen Schlangen-Art nicht immer gleich furchtbar. Er ist gefährlicher, wenn das Thier alt, als wenn es jung ist, gefährlicher in der heißen und schwühlen Witterung, als in der kühlen, und desto gefährlicher, je mehr der Feind gereitzt und erbost ist. Auf alle Fälle soll man nicht säumen, oder sich auf Segensprechen und Sympathie verlassen, wenn man gebissen worden ist, sondern so geschwind als möglich einen erfahrnen Arzt oder Wundarzt zu Rathe ziehn. Unterdessen soll man zum wenigsten die Wunde unterbinden, wenn es seyn kann, erweitern, mit Salzwasser auswaschen. Man empfiehlt auch ein Loch in die Erde zu graben, und das verwundete Glied hinein zu stecken. Jäger haben schon Schießpulver auf die Wunde gestreut, und angezündet, und haben die Wirkung gerühmt. Auch mit den getödteten Schlangen von giftiger Natur muß man gar behutsam seyn. Man hat Beyspiele, daß unvorsichtige Personen durch die Giftzähne noch am abgeschnittenen Kopf einer Schlange gefährlich verwundet worden sind. Aber verschlucken könnte man solches Gift ohne Gefahr, wenn man nur innerlich gesund und unverletzt ist, denn es schadet nur, wenn es unmittelbar ins Blut kommt. Auch das Fleisch dieser Thiere ist unschädlich. Schon manche Schlange ist gegessen worden, ja man bereitet von dem Fleische der giftigen Otter für gewisse Kranke eine sehr nahrhafte und heilsame Brühe. Aber an allen unsern Schlangen, die nicht Giftzähne haben, ist auch sonst nichts furchtbares und ihre Größe macht sie nicht gefährlich. Ob man gleich nicht genau sagen kann, wie alt sie werden, so hat man doch Ursache zu glauben, daß sie lange wachsen, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-12-03T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-12-03T13:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-12-03T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811/42
Zitationshilfe: Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811/42>, abgerufen am 21.11.2024.