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Heckert, Adolph (Hrsg.): Handbuch der Schulgesetzgebung Preußens. Berlin, 1847.

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schauungsunterricht von K. Wilke, herausgegeben von Bor-
mann
. Berlin, 1843, bei Hermann Schultze. Preis 71/2 Sgr.

Von diesen drei zusammengehörigen Werken ist das erste in dem
Schulblatt für die Provinz Brandenburg (Jahrg. 1837. S. 177 ff.),
das zweite daselbst (Jahrg. 1839. S. 464 ff.), das letzte endlich eben-
daselbst (Jahrg. 1843. S. 99.) näher beurtheilt worden; die Zweck-
mäßigkeit der unter Nr. 1. und 2. angeführten Bildertafeln hat sich
durch eine mehrjährige Erfahrung beim Unterricht sowohl taubstummer
als vollsinniger Kinder vollkommen bewährt.

II. Sobald das Kind mit einiger Fertigkeit liest, beginnt eine
andere, für Sprachbildung höchst fruchtbare Uebung. Der Lehrer
zerlegt das Gelesene in kurze, der Fassungskraft seiner Schüler an-
gemessene Fragen, die von den Schülern in unvollständigen Sätzen,
und zwar anfangs mit Beibehaltung des in dem Lesebuch gebrauchten
Ausdrucks, zu beantworten sind. Es muß hierbei vorausgesetzt werden,
daß der Lesestoff, an dem die ersten Anfänger geübt werden, nicht aus
geschmacklosen, inhaltsleeren Sätzen, wie ihn die meisten Fibeln und
selbst einige der besseren Lesebücher darbieten, sondern in Sprüchen,
Liedern und Erzählungen bestehe, die, für Kinder verständlich und an-
ziehend, auch dem reifern Alter noch zusagen.

Die Uebungen im Zergliedern der Sätze haben zunächst nur den
Zweck, den Inhalt des Gelesenen deutlich zu machen, etwanige Miß-
verständnisse, wie sie bei Kindern vorkommen, zu entdecken und zu be-
seitigen. Die Antworten aber, zu denen das Kind veranlaßt wird,
sind zugleich eine überaus zweckmäßige Uebung in der Satzbildung und
für den Schüler das leichteste Mittel, die in dem Lesebuch ausge-
sprochenen Gedanken zu seinem geistigen Eigenthum zu machen.

Das Zerlegen der Sätze kann allerdings so weit getrieben werden,
daß es in's Kleinliche oder gar in's Lächerliche fällt. Diesen Abweg
aber wird der verständige Lehrer leicht vermeiden, wenn er immer da-
von ausgeht, daß Frage und Antwort nur dazu dienen sollen, den
gelesenen Gedanken klar zu machen. Dazu gehört wesentlich, daß der
Schüler bei jedem Satze Gegenstand und Aussage bestimmt unter-
scheide und in beiden dasjenige hervorhebe, worauf der Verfasser des
Lesestücks die Aufmerksamkeit der Lesenden hat hinlenken wollen. Es
sind daher diejenigen Beisätze und Bestimmungen des Gegenstandes
sowohl als der Aussage, die einen Gegensatz, eine Beschränkung, eine

ſchauungsunterricht von K. Wilke, herausgegeben von Bor-
mann
. Berlin, 1843, bei Hermann Schultze. Preis 7½ Sgr.

Von dieſen drei zuſammengehörigen Werken iſt das erſte in dem
Schulblatt für die Provinz Brandenburg (Jahrg. 1837. S. 177 ff.),
das zweite daſelbſt (Jahrg. 1839. S. 464 ff.), das letzte endlich eben-
daſelbſt (Jahrg. 1843. S. 99.) näher beurtheilt worden; die Zweck-
mäßigkeit der unter Nr. 1. und 2. angeführten Bildertafeln hat ſich
durch eine mehrjährige Erfahrung beim Unterricht ſowohl taubſtummer
als vollſinniger Kinder vollkommen bewährt.

II. Sobald das Kind mit einiger Fertigkeit lieſt, beginnt eine
andere, für Sprachbildung höchſt fruchtbare Uebung. Der Lehrer
zerlegt das Geleſene in kurze, der Faſſungskraft ſeiner Schüler an-
gemeſſene Fragen, die von den Schülern in unvollſtändigen Sätzen,
und zwar anfangs mit Beibehaltung des in dem Leſebuch gebrauchten
Ausdrucks, zu beantworten ſind. Es muß hierbei vorausgeſetzt werden,
daß der Leſeſtoff, an dem die erſten Anfänger geübt werden, nicht aus
geſchmackloſen, inhaltsleeren Sätzen, wie ihn die meiſten Fibeln und
ſelbſt einige der beſſeren Leſebücher darbieten, ſondern in Sprüchen,
Liedern und Erzählungen beſtehe, die, für Kinder verſtändlich und an-
ziehend, auch dem reifern Alter noch zuſagen.

Die Uebungen im Zergliedern der Sätze haben zunächſt nur den
Zweck, den Inhalt des Geleſenen deutlich zu machen, etwanige Miß-
verſtändniſſe, wie ſie bei Kindern vorkommen, zu entdecken und zu be-
ſeitigen. Die Antworten aber, zu denen das Kind veranlaßt wird,
ſind zugleich eine überaus zweckmäßige Uebung in der Satzbildung und
für den Schüler das leichteſte Mittel, die in dem Leſebuch ausge-
ſprochenen Gedanken zu ſeinem geiſtigen Eigenthum zu machen.

Das Zerlegen der Sätze kann allerdings ſo weit getrieben werden,
daß es in’s Kleinliche oder gar in’s Lächerliche fällt. Dieſen Abweg
aber wird der verſtändige Lehrer leicht vermeiden, wenn er immer da-
von ausgeht, daß Frage und Antwort nur dazu dienen ſollen, den
geleſenen Gedanken klar zu machen. Dazu gehört weſentlich, daß der
Schüler bei jedem Satze Gegenſtand und Ausſage beſtimmt unter-
ſcheide und in beiden dasjenige hervorhebe, worauf der Verfaſſer des
Leſeſtücks die Aufmerkſamkeit der Leſenden hat hinlenken wollen. Es
ſind daher diejenigen Beiſätze und Beſtimmungen des Gegenſtandes
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[173/0187] ſchauungsunterricht von K. Wilke, herausgegeben von Bor- mann. Berlin, 1843, bei Hermann Schultze. Preis 7½ Sgr. Von dieſen drei zuſammengehörigen Werken iſt das erſte in dem Schulblatt für die Provinz Brandenburg (Jahrg. 1837. S. 177 ff.), das zweite daſelbſt (Jahrg. 1839. S. 464 ff.), das letzte endlich eben- daſelbſt (Jahrg. 1843. S. 99.) näher beurtheilt worden; die Zweck- mäßigkeit der unter Nr. 1. und 2. angeführten Bildertafeln hat ſich durch eine mehrjährige Erfahrung beim Unterricht ſowohl taubſtummer als vollſinniger Kinder vollkommen bewährt. II. Sobald das Kind mit einiger Fertigkeit lieſt, beginnt eine andere, für Sprachbildung höchſt fruchtbare Uebung. Der Lehrer zerlegt das Geleſene in kurze, der Faſſungskraft ſeiner Schüler an- gemeſſene Fragen, die von den Schülern in unvollſtändigen Sätzen, und zwar anfangs mit Beibehaltung des in dem Leſebuch gebrauchten Ausdrucks, zu beantworten ſind. Es muß hierbei vorausgeſetzt werden, daß der Leſeſtoff, an dem die erſten Anfänger geübt werden, nicht aus geſchmackloſen, inhaltsleeren Sätzen, wie ihn die meiſten Fibeln und ſelbſt einige der beſſeren Leſebücher darbieten, ſondern in Sprüchen, Liedern und Erzählungen beſtehe, die, für Kinder verſtändlich und an- ziehend, auch dem reifern Alter noch zuſagen. Die Uebungen im Zergliedern der Sätze haben zunächſt nur den Zweck, den Inhalt des Geleſenen deutlich zu machen, etwanige Miß- verſtändniſſe, wie ſie bei Kindern vorkommen, zu entdecken und zu be- ſeitigen. Die Antworten aber, zu denen das Kind veranlaßt wird, ſind zugleich eine überaus zweckmäßige Uebung in der Satzbildung und für den Schüler das leichteſte Mittel, die in dem Leſebuch ausge- ſprochenen Gedanken zu ſeinem geiſtigen Eigenthum zu machen. Das Zerlegen der Sätze kann allerdings ſo weit getrieben werden, daß es in’s Kleinliche oder gar in’s Lächerliche fällt. Dieſen Abweg aber wird der verſtändige Lehrer leicht vermeiden, wenn er immer da- von ausgeht, daß Frage und Antwort nur dazu dienen ſollen, den geleſenen Gedanken klar zu machen. Dazu gehört weſentlich, daß der Schüler bei jedem Satze Gegenſtand und Ausſage beſtimmt unter- ſcheide und in beiden dasjenige hervorhebe, worauf der Verfaſſer des Leſeſtücks die Aufmerkſamkeit der Leſenden hat hinlenken wollen. Es ſind daher diejenigen Beiſätze und Beſtimmungen des Gegenſtandes ſowohl als der Ausſage, die einen Gegenſatz, eine Beſchränkung, eine

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Zitationshilfe: Heckert, Adolph (Hrsg.): Handbuch der Schulgesetzgebung Preußens. Berlin, 1847, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heckert_schulgesetzgebung_1847/187>, abgerufen am 24.11.2024.