Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.Vorrede. zen die Maximen des Handelns hervorgehn; ohnedaß man dabey an irgend ein angenommenes Sy- stem zu denken braucht. Diese Ideen können aber unmöglich ihrer Natur nach unveränderlich seyn, schon deshalb nicht, weil die Köpfe nicht dieselben bleiben. Eben darum ist es thöricht zu verlangen, daß Cabinette nach einem stets glei- chen Systeme handeln sollen, wenn gleich jede vernünftige Regierung nach gewissen Maximen handeln muß. Jene, das jedesmalige Zeitalter leitenden, Ideen richtig aufzufassen, und die dar- aus geschöpften Maximen darzustellen, wird also die erste Aufgabe seyn. Allein auch die einzelnen Glieder eines solchen Vereins haben jedes seinen Character, seine Art zu seyn und zu handeln. Auch diese aber sind der Veränderung unterwor- fen; und wie ließe sich die Geschichte des Ver- eins im Ganzen richtig durchführen, wenn diese Veränderungen nicht auch bey den einzelnen Haupt- gliedern wenigstens angedeutet würden? In diesen Bemerkungen muß die Rechtferti- geben-
Vorrede. zen die Maximen des Handelns hervorgehn; ohnedaß man dabey an irgend ein angenommenes Sy- ſtem zu denken braucht. Dieſe Ideen koͤnnen aber unmoͤglich ihrer Natur nach unveraͤnderlich ſeyn, ſchon deshalb nicht, weil die Koͤpfe nicht dieſelben bleiben. Eben darum iſt es thoͤricht zu verlangen, daß Cabinette nach einem ſtets glei- chen Syſteme handeln ſollen, wenn gleich jede vernuͤnftige Regierung nach gewiſſen Maximen handeln muß. Jene, das jedesmalige Zeitalter leitenden, Ideen richtig aufzufaſſen, und die dar- aus geſchoͤpften Maximen darzuſtellen, wird alſo die erſte Aufgabe ſeyn. Allein auch die einzelnen Glieder eines ſolchen Vereins haben jedes ſeinen Character, ſeine Art zu ſeyn und zu handeln. Auch dieſe aber ſind der Veraͤnderung unterwor- fen; und wie ließe ſich die Geſchichte des Ver- eins im Ganzen richtig durchfuͤhren, wenn dieſe Veraͤnderungen nicht auch bey den einzelnen Haupt- gliedern wenigſtens angedeutet wuͤrden? In dieſen Bemerkungen muß die Rechtferti- geben-
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Vorrede.
zen die Maximen des Handelns hervorgehn; ohne
daß man dabey an irgend ein angenommenes Sy-
ſtem zu denken braucht. Dieſe Ideen koͤnnen
aber unmoͤglich ihrer Natur nach unveraͤnderlich
ſeyn, ſchon deshalb nicht, weil die Koͤpfe nicht
dieſelben bleiben. Eben darum iſt es thoͤricht zu
verlangen, daß Cabinette nach einem ſtets glei-
chen Syſteme handeln ſollen, wenn gleich jede
vernuͤnftige Regierung nach gewiſſen Maximen
handeln muß. Jene, das jedesmalige Zeitalter
leitenden, Ideen richtig aufzufaſſen, und die dar-
aus geſchoͤpften Maximen darzuſtellen, wird alſo
die erſte Aufgabe ſeyn. Allein auch die einzelnen
Glieder eines ſolchen Vereins haben jedes ſeinen
Character, ſeine Art zu ſeyn und zu handeln.
Auch dieſe aber ſind der Veraͤnderung unterwor-
fen; und wie ließe ſich die Geſchichte des Ver-
eins im Ganzen richtig durchfuͤhren, wenn dieſe
Veraͤnderungen nicht auch bey den einzelnen Haupt-
gliedern wenigſtens angedeutet wuͤrden?
In dieſen Bemerkungen muß die Rechtferti-
gung von dem Plan des Verfaſſers liegen. Er
wollte nicht blos einen Abriß des Wechſels der
Verhaͤltniſſe, und der daraus hervorgehenden Be-
geben-
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